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Im vergangenen Jahr wuchs das thailändische Bruttoinlandsprodukt Angaben von Germany Trade & Invest (GTAI) zufolge um 3,2 Prozent. Für 2017 erwartet die Asian Development Bank ein Plus von 3,5 Prozent. Das ist erheblich weniger als in anderen Staaten Asiens.

Doch gerade für die wachstumsstarken Konkurrenten wird Thailand als Zulieferer immer wichtiger. So geht Angaben der GTAI zufolge immerhin ein Zehntel der thailändischen Ausfuhren in die Volksrepublik China. Diese beschafft in Thailand vor allem Komponenten für den Maschinenbau und Erzeugnisse der verarbeitenden Industrie wie Autos und Kfz-Teile.

Beschaffung in Thailand - Asiens Drehkreuz für die Automobilindustrie

Japaner machen Thailand zum fünftwichtigsten Automobilstandort der Welt

„Für Autobauer hat sich Thailand zum führenden Produktionsstandort in der ASEAN entwickelt“, weiß Lisa Flatten, stellvertretende Leiterin des Bereichs Asien/Pazifik bei der GTAI. Vor allem japanische Autobauer wie Toyota, Mitsubishi, Mazda, Honda, Nissan und Isuzu haben Thailand zum weltweit fünft bedeutendsten Standort für die Automobilproduktion gemacht – noch vor Mexiko und Brasilien.

Deutsche Autobauer haben das südostasiatische Land dagegen bislang weitgehend vernachlässigt. BMW, Daimler und Volkswagen betreiben dort lediglich kleinere Produktionsstätten. Ihre japanischen Wettbewerber hingegen beherrschen 85 Prozent des thailändischen Automobilmarktes.

Ein anderes Bild bietet sich Einkäufern bei der Suche nach Automobilzulieferern in Thailand. Im Schatten der japanischen Konzerne hat sich dort inzwischen eine überwältigende Zahl deutscher Lieferanten niedergelassen – darunter Continental, Bosch, Dürr Lackiersysteme, ZF Lemforder, Henkel oder Schaeffler. Insgesamt gibt es in dem Land am Chao Praya heute eine ahnsehnliche Automobilzulieferkette mit 2400 Unternehmen, die 25 Prozent ihrer Produktion exportieren.

Beschaffungsmarkt für eine Vielzahl industrieller Vorprodukte

Da sich im Kielwasser der Automobilindustrie in Thailand auch andere produzierende Gewerbe erfolgreich entwickeln, finden Einkäufer dort anders als in anderen Staaten der Region ein breites Angebot an industriellen Vorprodukten. Zudem können sie thailändische Lohnfertiger auch mit anspruchsvolleren Prozessen beautragen. Denn das Land hat bereits eine hohe Technologiekompetenz und ausgeprägte Erfahrung im Export erworben, so dass viele thailändische Unternehmen wissen, welche Qualität und Liefertreue westliche Unternehmen erwarten.

Allerdings ist Thailand mit einem durchschnittlichen Monatslohn von 335 Euro für Industriearbeiter schon heute kein Billiglohnland mehr. Und da es thailändische Zulieferer zunehmend schwerer haben, Fachkräfte zu finden, werden die Löhne für qualifizierte Arbeiter und damit die Einstandspreise künftig weiter zulegen.

Thailändische Regierung fördert Industrie 4.0

Die thailändische Regierung hat dieses Problem erkannt und arbeitet intensiv daran, die Produktivität thailändischer Unternehmen zu steigern. Deshalb fördert sie im Rahmen des „National Digital Economy Masterplan“ bis 2020 die Automatisierung und Vernetzung der Produktionsprozesse in der thailändischen Industrie. Außerdem investiert sie in den kommenden fünf Jahren 60 Milliarden US-Dollar in den Ausbau des größten Containerhafen des Landes, Laem Chabang, sowie des Flughafens Bangkok und den Bau von neun neuen Eisenbahnlinien.

Wie das Weltwirtschaftsforum in seinem aktuellen World Competitiveness Index darlegt, tragen die Anstrengungen der thailändischen Regierung Früchte. So rangiert das Land in dem weltweiten Vergleich der Wettbewerbsfähigkeit von 138 Staaten auf Rang 34 noch vor Polen auf Platz 36 und knapp hinter der Tschechischen Republik auf Rang 31.

Politische und soziale Spannungen schaden der Wettbewerbsfähigkeit

Thailand könnte sogar noch wettbewerbsfähiger sein, wenn das Land politisch stabiler wäre. Doch in der Vergangenheit haben häufige Regierungswechsel die thailändische Wirtschaft durch neue Gesetze und Vorschriften oft belastet.

Derzeit weiß zudem niemand, ob die für das kommende Jahr angekündigte Übergabe der Regierungsverantwortung durch die seit 2014 amtierenden Militärregierung an eine zivile Verwaltung, nicht erneut die Konflikte zwischen der ärmeren ländlichen Bevölkerung und der städtischen Mittelschicht aufflammen lässt. Diese Spannungen hatten 2014 dazu geführt, dass das Militär die Regierungsgewalt an sich gezogen hat.

Königreich Thailand
Hauptstadt: Bangkok
   
Bevölkerung: 68,8 Mio.
   
BIP-Wachstum 2016: 3,2%
   
Anteil Industrie am BIP: 27,7%
   
Attraktivste Branchen: Kfz-Teile, Elektronik
   
Jahresdurchschnittslohn: 4.020 Euro

 

Quelle: GTAI, ADB
Bild: 69Studio/Shutterstock.com, Amnartk/Shutterstock.com

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