Windkraftanlage von unten fotografiert

Seltene Erden werden unter anderem für Erzeugungsanlagen für erneuerbare Energie benötigt - beispielsweise Windkraftanlagen. (Bild: Massimo Cavallo - stock.adobe.com)

Der Begriff Seltene Erden ist eigentlich irreführend. Denn selten sind die Seltenen Erden nicht, denn sie befinden sich fast überall in der Erdkruste. Sie sind auch keine „Erden“, also Oxide, wie die alte Bezeichnung vermuten lässt. Dennoch hat sich die Bezeichnung gehalten, alternativ heißen sie Seltenerdmetalle oder Metalle der seltenen Erden. Gebräuchlich sind zudem die Abkürzungen SEE (Seltene Erdelemente) und REE (Rare Earth Elements) sowie REM (Rare Earth Metals)

Erze, die Seltene Erden enthalten, kommen insgesamt häufiger vor als Kupfer oder Blei. Selbst das seltenste Element der Seltenerdmetalle ist häufiger vorhanden als Gold. Die Elemente kommen zudem nie alleine vor, sondern immer gemeinsam. Das macht sie eigentlich zu „Häufigen Erden“. Selten heißen die Metalle deshalb, weil sie nur selten in so hohen Konzentrationen vorkommen, dass die Ausbeutung der jeweiligen Vorkommen wirtschaftlich ist. Im neu entdeckten Vorkommen im schwedischen Kiruna schätzen Experten die Konzentration auf etwas unter 0,2 Prozent pro Tonne Erz.

Wie sehen Seltene Erden aus?

Seltene Erden sind meist steinfarben bis silbern. Im Kontakt mit Sauerstoff laufen sie schnell an. Ihre Konsistenz ist recht weich, wobei sie mit steigendem Atomgewicht härter werden. Viele SE-Metalle fluoreszieren stark unter UV-Licht. Sie reagieren zudem mit Wasser und setzen dabei Wasserstoff frei.  Ytterbium und Terbium können sich als Pulver an der Luft sogar selbst entzünden. Von Scandium zu Lutetium nimmt der Schmelzpunkt stark zu.

Insgesamt gibt es 17 Seltene Erden mit teilweise sehr ähnlichen und teilweise sehr unterschiedlichen Eigenschaften und damit auch Verwendungsmöglichkeiten. In der Folge basiert etwa ein Viertel ihrer Anwendungen auf dieser engen Ähnlichkeit während die anderen drei Viertel der Nutzung auf den sehr spezifischen Eigenschaften der einzelnen Elemente beruhen. So ist beispielsweise Gadolinium das einzige ferromagnetische SEE, es klebt an Magneten wie Eisen.

Voneinander abgrenzbar sind die einzelnen Elemente zudem über ihre leicht unterschiedlichen Gewichte.

Welche Elemente zählen zu den Seltenen Erden?

Die Gruppe der Seltenen Erden besteht aus 17 chemischen Elementen der dritten Gruppe des Periodensystems. Eine große Gruppe sind die Lanthanoide.

Die Seltenen Erden teilen sich in die zwei Kategorien, die leichten und die schweren Seltenen Erden. Eine andere Unterteilung ist in Cerit-Erden (Ordnungszahlen 58 bis 64) und Ytter-Erden (Ordnungszahlen 65 bis 71).

Welche leichten Seltenen Erden gibt es?

Leichte Seltene Erden kommen in Lagerstätten deutlich häufiger vor als die anderen. Rund 95 Prozent der Vorkommen an Seltenen Erden entfallen auf die sechs leichten Varianten der sogenannten Cer-Gruppe:

  • Lanthan (La)
  • Cer (Ce)
  • Praseodym (Pr)
  • Neodym (Nd)

Die Elemente der Cer-Gruppe (La, Ce, Pr und Nd) sind unstrittig leichte Seltenerdmetalle. Einige Quellen zählen darüber hinaus zwei weitere Elemente hinzu.

  • Europium (Eu)
  • Samarium (Sm)

Welche schweren Seltenen Erden gibt es?

Schwere Seltene Erden machen im Schnitt nur etwa fünf Prozent an den Vorkommen aus. Sie sind also deutlich seltener vorhanden als ihre leichten Verwandten.

  • Scandium (Sc)
  • Promehtium (Pm)
  • Yttrium (Y)
  • Gadolinium (Gd)
  • Terbium (Tb)
  • Dysprosium (Dy)
  • Holmium (Ho)
  • Erbium (Er)
  • Thulium (Tm)
  • Ytterbium (Yb)
  • Lutetium (Lu)

Kritische Rohstoffe: Der große Überblick

Salzsee Salar de Uyuni -
Salar de Uyuni (Bild: Gerd Mischler)

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Was ist die seltenste Seltene Erde?

Thulium ist das seltenste Seltenerdmetall der Lanthanoide - selten allerdings nur im Vergleich zu den anderen Seltenen Erden. Denn Experten sind sich einig, dass die Thulium-Vorkommen die Gold-Vorkommen übersteigen.

Die – in absoluten Zahlen – seltenste Seltene Erde ist Promethium. Das gesamte natürliche irdische Vorkommen schätzen Experten auf insgesamt 572 Gramm. Entdeckt wurde es als Spaltprodukt von Uran. Für den Namen stand der griechische Titan Prometheus Pate.

Das radioaktive Element mit der Ordnungszahl zählt zu den Lanthanoiden. Erste Berichte gab es bereits in den 1920er-Jahren, wo es zunächst als „Element 61“ bzw. „Illium“ bezeichnet wurde (nach der Universität von Illinois). Aber erst im Jahr 1945 konnten entsprechende Veröffentlichungen auch überprüft werden.

Heute weiß man: Promethium entsteht beim radioaktiven Zerfall sowohl von Uran als auch von Europium-151. Die Vorkommen in der Erdkruste teilen sich auf in etwa 560 Gramm, die durch Uranspaltung entstehen und zwölf Gramm, die durch den Alphazerfall von Europium-151 entstehen. In seiner stabilsten Form als Isotop Pm-145 hat die Seltene Erde eine Halbwertszeit von 17,7 Jahren.

Gibt es Seltene Erden in Deutschland?

In Deutschland werden aktuell keine Seltenen Erden abgebaut. Zwar gibt es ein großes Vorkommen in Sachsen, nordwestlich von Leipzig in Storkwitz. Entdeckt wurde es noch zu DDR-Zeiten in den 1970er-Jahren. Hier liegen unter anderem Cer, Lanthan, Praseodym, Neodym, Europium und Yttrium. Experten schätzten das Vorkommen zunächst auf etwa 136.000 Tonnen.

2021 erfolgten Probebohrungen, nach denen die Schätzungen auf etwa 20.000 Tonnen seltenerdhaltige Erze korrigiert wurde. Der Gehalt an Seltenen Erden beträgt allerdings nur etwa ein halbes Prozent, was die Förderung bislang nicht wirtschaftlich macht.

Aus welchem Land kommen die meisten Seltenen Erden?

Bei der Minenproduktion von Seltenen Erden liegt China klar vorn. 2021 schürften chinesische Minen 168.000 Tonnen Seltenerdoxide (SEO) aus dem Boden. Die chinesischen Produzenten erhalten staatlich festgelegte Mengenziele: Für das erste Halbjahr 2021 legte die Regierung die Höhe der Minenförderung auf 84.000 Tonnen fest, eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 27,2 Prozent. Die Mengen für Schmelzen und Separierung lagen bei 81.000 Tonnen (plus 27,6 Prozent). In China produzieren aktuell vier staatliche Minenfirmen Seltene Erden.

An zweiter Stelle liegen die USA mit einer Produktion von 43.000 Tonnen in 2021. Die einzige Mine, in der Seltene Erden gefördert werden, liegt im kalifornischen Mountain Pass. Sie wurde ursprünglich 2015 vom insolventen Betreiber geschlossen, drei Jahre später aber wiedereröffnet. Die Vereinigten Staaten sind nicht nur zweitgrößter Produzent von Seltenen Erden, sie sind zeitgleich größter Importeur der Metalle. 2021 führten sie 7.700 Tonnen SEO ein.

An dritter und vierter Stelle liegen Myanmar (26.000 Tonnen) und Australien (22.000 Tonnen).

Insgesamt stieg die Produktion von Seltenen Erden 2021 auf 280.000 Tonnen SEO an – von 240.000 Tonnen in 2020. Zum Vergleich: 2019 waren es 220.000 Tonnen und 2018 kamen 190.000 Tonnen zusammen.

Länder mit der größten Minenproduktion an Seltenen Erden 2021

Wo liegen die größten Reserven von Seltenen Erden?

Die meisten, noch unerschlossenen Vorkommen liegen laut US Geological Survey (USGS) in China. 44 Millionen Tonnen an Seltenerdoxiden sollen den Experten zufolge dort im Boden schlummern. Etwa die Hälfte der Menge befindet sich jeweils in Vietnam, Brasilien und Russland mit 21 bis 22 Millionen Tonnen. Auch in Indien (6,9 Millionen) und Australien (4 Millionen) liegen noch weitere Reserven unter der Erde. Das ist allerdings nur ein Bruchteil der weltweiten Reserven, die die USGS auf 120 Millionen Tonnen schätzt.

Die größte bekannte Lagerstätte an Seltenen Erden liegt in China in der Bayan-Obo-Mine, in der inneren Mongolei. Hier wurden Seltene Erden bereits 1936 entdeckt. Etwa die Hälfte der heute geförderten Mengen an SEE kommt aus Bayan-Obo. Der SEE-Gehalt liegt hier zwischen drei und 5,4 Prozent.

Länder mit den größten Seltenerd-Reserven

Erst im Januar 2023 wurde bekannt, dass im schwedischen Kiruna, im Abbaugebiet Per Geijer in Lappland, das größte Vorkommen an Seltenen Erden in Europa gefunden wurde. Der schwedische Bergbaukonzern LKAB schätzt, dass es sich um mehr als eine Million Tonnen Seltenerdoxide handeln könnte.

12.1.2023: Schweden entdeckt größtes Vorkommen an Seltenen Erden in Europa

Das schwedische Bergbauunternehmen LKAB hat nach eigenen Angaben ein Vorkommen von mehr als einer Million Tonnen an Seltenerdoxiden entdeckt. Der Fund befinde sich im Gebiet von Kiruna, der nördlichsten Stadt Schwedens in der Provinz Lappland. Es soll die größte bekannte Lagerstätte dieser Art in Europa sein, teilte das Staatsunternehmen mit. In Kiruna wird bereits Eisenerz abgebaut.

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Warum sind Seltene Erden kritische Rohstoffe?

Sowohl die EU als auch die USA haben die Seltenerdmetalle als kritische Rohstoffe kategorisiert. Warum, wenn sie doch eigentlich in großen Mengen vorhanden sind?

Kritikalität kann sich auf unterschiedliche Aspekte beziehen, wie zum Beispiel auf wirklich seltene Vorkommen, das heißt, ein Rohstoff ist tatsächlich nur in geringen Mengen vorhanden. So ist es etwa bei dem radioaktiven Californium der Fall. Es ist das absolut seltenste Element auf der Erde. Bei Seltenen Erden ist dies jedoch nicht der Fall. Sowohl Reserven als auch Ressourcen gibt es in ausreichendem Maß.

Verfügbarkeit: Sein Vorhandensein sagt allerdings noch nichts aus zur potenziellen Verfügbarkeit eines Rohstoffs. Da kann es zwar sein, dass er reichlich vorhanden ist, diese Vorkommen jedoch in Ländern liegen, die politische Risiken bergen. Die Deutsche Rohstoffagentur DERA spricht in diesem Fall von Länderrisiken.

Überschaubares Angebot: Auch die Tatsache, dass die meisten Vorkommen nicht wirtschaftlich ausgebeutet werden können, trägt zur Kritikalität bei. Entsprechend gering wird nämlich das Angebot. Wird dieses geringe Angebot zudem von wenigen Anbietern auf den Markt gebracht – wie es mit China der Fall ist – steigt die Kritikalität.

Politische Stabilität: Ein Übrigens tut die Tatsache hinzu, dass sich China mittlerweile zu einem autoritären Staat entwickelt hat, dessen Politik zu einem Risiko für die Lieferketten wird.

Hohe Nachfrage: Die EU hat Seltene Erden außerdem als kritisch eingestuft, da ihr Bedarf in der hiesigen Industrie, vor allem in Zukunfts- und Schlüsseltechnologien, stetig steigt. Eine wachsende Nachfrage trifft also auf ein risikobehaftetes Angebot.

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In welchen Gesteinen sind Seltene Erden zu finden?

Seltene Erden finden sich immer im Verbund. Das heißt, sie treten nicht einzeln auf, sondern es befinden sich immer mehrere von ihnen in einer Lagerstätte. Ihre jeweiligen Anteile unterscheiden sich aber je nach Lagerstätte, die unterschiedliche Erze und Mineralien und damit unterschiedliche Konzentrationen an Seltenen Erden enthalten.

Die wichtigsten sind

  • Bastnasit (55 bis 60 Prozent),
  • Monazit (30 bis 35 Prozent),
  • (55 bis 60 Prozent) und
  • Ionenabsorbierende Tone (10 bis 20 Prozent).

Die bedeutendste Bastnäsit-Lagerstätte ist das innermongolische Bayan Obo (China). Doch nicht nur die Konzentration selbst variiert regional, auch die Zusammensetzung der einzelnen Seltenen Erden. Beispielsweise enthält das Erz aus Sichuan mehr Lanthan und weniger Praseodym und Neodym, dafür aber die gleiche Menge Cer wie die Lagerstätte in Bayan-Obo. Für einen wirtschaftlich rentablen Abbau sollte die Konzentration bei mehr als fünf Prozent liegen. Werden die Erze gemeinsam mit einem anderen Rohstoff abgebaut, etwa Eisen oder Uran, dann wird auch eine 0,5-prozentige Konzentration wirtschaftlich.

Etwa 94 Prozent der in China abgebauten Seltenen Erden stammen aus Bastnasitvorkommen. Das größte davon liegt in Bayan-Obo (83 Prozent), kleinere finden sich in Shandong (acht Prozent) und Sichuan (drei Prozent). Drei Prozent der chinesischen Seltenen Erden entstammen Laterittonen. Diese befinden sich vor allem in den Provinzen Guangdong und Jiangxi.

Am häufigsten ist Cer zu finden, Thulium ist das seltenste Seltenerdmetall. Generell kommen die Element mit geraden Ordnungszahlen (Cer, Neodym, Samarium, Gadolinium, Dysprosium, Erbium und Ytterbium) häufiger vor als ihre Verwandten mit ungeraden Ordnungszahlen – Lanthan, Praseodym, Promethium, Europium, Terbium, Holmium, Thulium und Lutetium.

Da die Lagerstätten häufig auch das radioaktive Thorium beinhalten, gelten beim Abbau und Trennen der einzelnen Seltenerdelemente besondere Umweltauflagen.

Preise für Seltene Erden

Wieviel kosten Seltene Erden?

Die Preise für Seltene Erden stiegen ab 2010 für etwa zwei Jahre rasant an. Einer der Auslöser für den Run war das hohe weltweite Wirtschaftswachstum nach den Jahren der Finanzkrise 2008 und 2009. Die Rohstoffe wurden vor allem in der Automatisierungstechnik und den erneuerbaren Energien Elemente stark nachgefragt. Darüber hinaus fing China ab 2010 an, die Produktion von Seltenen Erden stärker als zuvor staatlich zu regulieren. Das veranlasste viele Produzenten, hohe und zum Teil spekulative Lagerbestände aufzubauen. Beispielsweise stieg der Preis von Cer zwischen 2009 und 2001 von 3,88 auf 102 US-Dollar pro Kilo (99 Prozent Reinheit, FOB China). Des entspricht einem prozentualen Wachstum von 2.529 Prozent! Ähnlich sah es bei Lanthan, Neodym und Dysprosium aus - ihre Preise schossen ebenfalls um vierstellige Prozente in die Höhe.

Erst ab 2012 beruhigte sich die Rallye wieder, wobei die Preise erst ab etwa 2013/2014 auf ihr Niveau vor 2011 zurückgingen. Auslöser der Preisrückgänge bei seltenen Erden war - unter anderem - die schiere Not der Unternehmen, die die Metalle für ihre Produktion benötigen, ebenso wie die Innovationsstärke dieser Betriebe. Denn der Höhenflug der Notierungen für Cer, Lanthan, Scandium und Co. zwang die Unternehmen nach 2010 dazu, Technologien zu entwickeln, mit denen sie die teuren Metalle ersetzen konnten. Zudem wurden ab 2015 die Exportquoten aufgehoben und die Exportsteuer entfiel.

Produktions- und Aufbereitungsquoten chinesischer Seltenerd-Produzenten

Welche Unternehmen fördern Seltene Erden?

Seit Mitte der 2000er Jahre versucht die chinesische Regierung die Produktionskapazitäten von Seltenen Erden einzuschränken. 2006 wurde zunächst ein Quotensystem eingeführt. Seit 2014 liegt die gesamte offizielle Förderquote für SE laut Deutscher Rohstoffagentur bei 105.000 Tonnen Seltenerdoxide.

Die Quote für die SE-Aufbereitung lag 2017 bei 100.000 Tonnen SEO. Anders als in der Vergangenheit wurden die Quoten komplett auf sechs SE-Konzerne aufgeteilt. Das bedeutet, dass nur diese sechs Unternehmen im Rahmen der vorgegebenen Quoten produzieren durften. Tatsächlich aber liegen die Produktionsmengen sowohl in der Bergwerksförderung als auch bei der Aufbereitung und Weiterverarbeitung deutlich höher.

Quoten für den Minenabbau chinesischer Produzenten von Seltenen Erden von 2006 bis 2017

Die Quoten wurden jedoch nicht eingehalten. Überkapazitäten - insbesondere bei der Aufbereitung und Weiterverarbeitung von Seltenen Erden - waren an der Tagesordnung. Im Jahr 2015 erreichte die Gesamtkapazität der Raffinadeproduktion 300.000 Tonnen SEO, während die Quote nur 100.000 Tonnen festschrieb. Die Unternehmen müssen sich zum einen an die Quotenvorgaben halten, wollen aber zum anderen ihre überschüssigen Produktionskapazitäten nutzen, um ihre Rentabilität zu erhöhen. Die Folge ist, dass Rohmaterial außerhalb der Quote illegal verarbeitet wird.

Also stieg die Quote für die Seltenerd-Förderung ab 2016 stetig an. Sie bezog sich jedoch ausschließlich auf leichte Seltene Erden. Die Quote für schwere Seltene Erden blieb bis 2022 gleich. Einer der Gründe dafür: China importiert viele der schweren Elemente aus Myanmar, um sie dann im eigenen Land weiterzuverarbeiten.

2021 regulierte die chinesische Regierung den Seltenerd-Markt erneut - und stärker: Ein neues Genehmigungssystem für den Abbau und Aufbereitung der Metalle sowie eine neue Quotenregelung für den Außenhandel wurden eingeführt. Um die massiven Überkapazitäten und die Umweltprobleme einzuschränken, trieb die Regierung zudem die Konsolidierung der Branche voran.

2022 formte China daher aus drei der bisher sechs staatlichen Abbau-Unternehmen einen neuen Rohstoffgiganten: die Aluminium Corp. of China, die China Minmetals Corp. und die Guangzhou Rare Earth Group verschmolzen zur neu geschaffenen China Rare Earth Group. Das Unternehmen bildet nach der Southern China Rare Earth Group die Nummer zwei auf dem weltweiten Markt für Seltenerdmetalle.

Wofür werden Seltene Erden verwendet, wo kommen sie zum Einsatz?

Da sich ohne die 17 Elemente weder Handys noch Plasmabildschirme, weder Katalysatoren, Batterien, iPods, Festplatten noch Energiesparlampen, Windkraftturbinen oder Elektromotoren, weder künstliche Gelenke, noch Lambda-Sonden oder Kameralinsen herstellen lassen, heißen die Metalle der Seltenen Erden in Japan auch „Vitamine der Industrie“. Insgesamt kommen 47 Prozent der weltweit abgebauten Seltenerdmetalle in Katalysatoren für Autos und die Erdölraffinerien zum Einsatz.

So erhöht Ceroxid die Aktivität von Rhodium, das in Katalysatoren für die Senkung des Stickoxidwerts sorgt. Mit Yttrium lässt sich Keramik so widerstandsfähig machen, dass sie in Lambdasonden eingesetzt werden kann.

Yttrium: Hoffnungsträger für die Brennstoffzelle

Außerdem steigert Yttrium die Effizienz des Elektrolyts in Brennstoffzellen um das drei- bis fünffache. Dadurch sinkt die Betriebstemperatur der Zellen von rund 1000 auf 750 bis 800 Grad, was wiederum die Betriebssicherheit erhöht und den Einsatz günstigerer Materialien für das Gehäuse ermöglicht.

Weitere 20 Prozent der weltweit geschürften seltenen Erden nutzt die Stahl- und Aluminiumindustrie in Legierungen. Vor allem Scandium kommt bei der Herstellung von Legierungen für den Aluminiumleichtbau in der Luftfahrt und bei der Produktion von Sportgeräten zum Einsatz. Für rund elf Prozent der globalen Nachfrage nach den 17 Metallen sorgt die Glasindustrie. Sie poliert mit Ceroxid hochwertige Gläser, mit denen sie Kameralinsen, Spiegel oder Präzisionslinsen für Mikroskope herstellt.

Rund zehn Prozent der weltweit abgebauten seltenen Erden nutzen schließlich die Hersteller von Beleuchtungsmitteln als Leuchtstoffe in Kathodenstrahlröhren, Fluoreszenzlampen, Energiesparlampen und Radarschirmen. Für die Lichtindustrie ist Terbium gemeinsam mit Cer heute der wichtigste grüne Leuchtstoff. Europium ist wichtiger Bestandteil blauer und in Verbindung mit Yttrium roter Leuchtstoffe. Gadolinium schließlich ist der Leuchtstoff, der Radarschirme grün leuchten lässt.

Neodym: Rohstoff für Off-Shore-Windparks

In Permanentmagneten kommen zwar nur drei Prozent der weltweit geschürften seltenen Erden zum Einsatz. Hier dürfte ihr Einsatz heute jedoch insgesamt die größte ökologische Bedeutung haben. Denn mit einem Neodym-Eisen-Bor-Gemisch produzieren Ingenieure die stärksten Magnete, die sie herstellen können. Diese Supermagneten sind das Herzstück von Hybridfahrzeugen und sorgen in Windrädern für eine bessere Energieausbeute. Für jedes Megawatt Strom, das die Betreiber von Windparks gewinnen, brauchen sie in ihren Turbinen rund 200 Kilogramm Neodym.

In Handys, CD-Playern und Festplattenlaufwerken verbauen Elektronikkonzerne die gleichen Magneten im Kleinstformat. Nur weil Magneten auf Neodym-Basis so eine hohe Energiedichte aufbringen, konnten Hersteller ihre elektronischen Geräte so klein machen, wie sie es heute sind.

Weitere Einsatzfelder von seltenen Erden sind die Laser- und Glasfasertechnologie sowie Supraleiter. Lanthan und Neodym haben Automobilkonzerne außerdem lange Zeit in Nickel-Metallhydrid-Akkus für Elektro- und Hybridautos verbaut.

Nachfrage nach seltenen Erden sinkt dank LEDs

Weil sie günstiger sind, haben Lithium-Ionen-Batterien diese Speicher inzwischen jedoch weitgehend ersetzt. Auch Hochleistungsmagneten könnten sich künftig ohne seltene Erden herstellen lassen. So arbeitet Siemens derzeit an Magneten für Windräder auf Basis einer Eisen-Kobalt-Verbindung. Der Münchner Konzern hat es damit bereits geschafft, den Dysprosium-Gehalt in seinen Magneten für Offshore-Windkraftanlagen auf nur noch ein Prozent zu senken. Das Metall schien lange Zeit für die Herstellung getriebeloser und damit wartungsarmer Windräder unverzichtbar zu sein.

Auch die Lichtindustrie könnte künftig erheblich weniger seltene Erden benötigen als bislang. Denn der Markt für LEDs wächst schneller als erwartet. Sie brauchen pro Lumen 15- bis 20-mal weniger seltene Erden als herkömmliche Energiesparlampen. Die Energiebehörde der USA geht deshalb inzwischen sogar davon aus, dass der Bedarf an Seltenerdmetallen nicht wie bislang erwartet bis zum Jahr 2035 steigen, sondern vielmehr um 65 Prozent sinken wird.

Können Seltene Erden recycelt werden?

Sollte es darüber hinaus künftig wirtschaftlich rentabel werden, seltene Erden zu recyceln, können jene Staaten ihren Fehler ausbügeln, die es China in den vergangenen zehn Jahren ermöglichten, den Markt für seltene Erden fast vollständig zu übernehmen. Noch ist das jedoch Zukunftsmusik.

Zwar hat die Novis GmbH in Tübingen gemeinsam mit der dortigen Universität ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Seltenerdmetalle aus der Schlacke gewinnen lassen, die bei der Verfeuerung von Handys und anderen elektronischen Geräten in Müllverbrennungsanlagen anfällt. Allerdings ist das Verfahren noch nicht wirtschaftlich einsetzbar, weil es dafür an den erforderlichen Mengen Elektroschrott fehlt. Kein Wunder, horten die Deutschen doch rund 100 Millionen Handys statt diese dem Recycling zur Verfügung zu stellen.

Zusammenfassung Rohstoff Seltene Erden
Beschreibung · Zu den Metallen der seltenen Erden zählen die 14 im Periodensystem auf das Lanthan folgenden Elemente Cer, Praseodym, Neodym, Promethium, Samarium, Europium, Gadolinium, Terbium, Dysprosium, Holmium, Erbium, Thulium, Ytterbium und Lutetium – die sogenannten Lanthanoide – sowie Scandium, Yttrium und Lanthan
· Dabei wird zwischen den wertvolleren und selteneren schweren Seltenerdmetallen (Yttrium, Gadolinium, Terbium, Dysprosium, Holmium, Erbium, Thulium, Ytterbium, Lutetium) und den häufiger vorkommenden leichten Seltenerdmetallen (Scandium, Lanthan, Cer, Praseodym, Neodym, Promethium, Samarium, Europium) unterschieden
· Die Metalle kommen nur gemeinsam vor und lassen sich nur zusammen abbauen
· In elementarer Form sind die Seltenerdmetalle weich und sehr reaktionsfreudig. Ihr Farbspektrum reicht von grau über gelb, bis zu grün und rot
· Einige Metalle der seltenen Erden sind radioaktiv
Verwendung · Katalysatoren für Automobile (25%)
· Katalysatoren für Erdölraffinierien (22%)
· Legierungen und Additive für die Stahlindustrie (20%)
· Poliermittel für Glas und Keramik (11%)
· Leuchtstoffe (10%)
· Permanentmagnete (3%)
· Laser (3%)
Größte Förderländer (Minenproduktion)

· China (60%)
· USA (15,35%)
· Myanmar (9,28%)
· Australien (7,85%)
· Thailand (2,85%)

Größte Förderunternehmen

· Northern China Rare Earth Group
· China Rare Earth Group

Vorhandene Reserven* 120 Mio. Tonnen
Vorhandene Ressourcen** 308 Mio. Tonnen
Statistische Reichweite der Reserven 428 Jahre (basierend auf der Förderung 2021)
Statistische Reichweite der Ressourcen 1.100 Jahre
Recyclingquote Eine Wiederverwertung der in seltenen Erden enthaltenen Metalle ist technisch möglich, derzeit allerdings noch nicht wirtschaftlich.
Substituierbarkeit · Unternehmen haben eine Vielzahl von Technologien entwickelt, um Seltenerdmetalle zu ersetzen – beispielsweise in Katalysatoren oder Magneten.
· In Lampen und als Leuchtstoffe lassen sich die Metalle allerdings nicht substituieren.
Jahresproduktion von Seltenen Erden 2021 280.000 Tonnen

Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, US Geological Survey

*Reserven = aktuell bekannte, mit der vorhandenen Technologie rentabel ausbeutbare Vorkommen

**Ressourcen = aktuell bekannte, aber noch nicht rentabel ausbeutbare Vorkommen

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