Erdgas-Förderturm

Abhängig vom Förderort hat Erdgas unterschiedliche Qualitäten. (Bild: Pixabay/anita_starzycka)

Zusammen mit Erdöl und Kohle (Braun- und Steinkohle) bildet Erdgas immer noch die Basis der weltweiten Energieversorgung. Derzeit leisten die drei Energieträger mit rund 77 Prozent den größten Beitrag zur Deckung des Primärenergieverbrauchs (Quelle: Umweltbundesamt, Stand 2021).

Für die Bundesregierung stellt die Erdgasnutzung lange Zeit eine „flexible Brückentechnologie im Übergang zu erneuerbaren Energieversorgung“ dar. Denn Erdgas hat von allen fossilen Energieträgern die geringsten spezifischen CO2-Emissionen. Bis Wladimir Putin die Ukraine überfallen hat. Schnell wurde klar: Die Fokussierung auf die "Brückentechnologie" in den 2010er-Jahren hat zu einer fatalen Abhängigkeit geführt. Für viele Unternehmen führt jedoch kein Weg drumherum, sie sind auf Erdgas angewiesen. Doch was ist dabei zu beachten? Und könnte LNG eine Alternative sein?

L-Gas und H-Gas

Erdgas wird in zwei Kategorien unterteilt: L- und H-Gas. L-Gas (Low Caloric Gas) besitzt einen Methangehalt von 80,1 bis 87 Volumenprozent, H-Gas (High Caloric Gas) liegt bei über 87 Volumenprozent. In der Regel ist L-Gas günstiger, hat aber dafür auch einen geringeren Brennwert. L-Gas stammt vorwiegend aus deutschen und niederländischen Vorkommen. Allerdings nimmt die Förderung seit Jahren ab. Eine Umstellung von L- auf H-Gas ist nicht ganz so trivial, denn dafür müssen Heizungen und Gasherde umgerüstet werden.

Dabei gilt Erdgas als gesicherter Rohstoff, denn der jährlichen Förderung von rund 3,8 Billionen Kubikmetern stehen Reserven in Höhe von etwa 200 Billionen Kubikmetern gegenüber. Deutschland verbrauchte 2020 rund gut 86,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas (Quelle: BP, 2021). Damit sind wir der Erdgaskonsument der Welt – hauptsächlich zur Wärmegewinnung. 90 Prozent des Bedarfs decken deutsche Unternehmen durch Importe.

  1. USA: 832 Milliarden Kubikmeter
  2. Russland: 411,4 Milliarden Kubikmeter
  3. China: 330,6 Milliarden Kubikmeter
  4. Iran: 233,1 Kubikmeter
  5. Kanada: 112,6 Milliarden Kubikmeter
  6. Saudi Arabien: 112,1 Milliarden Kubikmeter
  7. Japan: 104,4 Milliarden Kubikmeter
  8. Deutschland: 86,5 Milliarden Kubikmeter
  9. Mexiko: 86,3 Milliarden Kubikmeter
  10. Vereinigte Arabische Emirate: 69,6 Milliarden Kubikmeter

Die Liste der Bezugsländer für Erdgas ist kurz: Aus Russland kommt 55 Prozent des Erdgases (H-Gas), Norwegen steuert 30,6 Prozent zu und aus den Niederlanden kaufen deutsche Energieversorger 12,7 Prozent ihres Erdgases. Deutschland ist in Europa der größte Abnehmer russischen Erdgases.

USA vor Russland bei der Förderung von Erdgas

Seit 2009 liegt die USA an der Spitze der Erdgas-Förderländer. Das liegt vor allem daran, dass dort auch Vorkommen wie Schiefergas und Tight Gas ausgebeutet werden – auch dank der umstrittenen Fracking-Technologie. Beim Fracking werden Wasser, Sand und Chemikalien in Gestein gepresst, was Gas und Öl freisetzt. Im Jahr 2020 kamen so 914,6 Milliarden Kubikmeter zusammen.

Auf Platz zwei folgt Russland mit 638,5 Milliarden Kubikmetern, gefolgt von Iran (250,8 Milliarden) und China (194 Milliarden). Aber auch Katar (171,3 Milliarden), Kanada (165,2 Milliarden) und Australien (142,5 Milliarden) gehören zu den größten Erdgasförderländern der Welt.

Unkonventionelles Erdgas

Als „konventionelles“ Erdgas bezeichnet man jenes Erdgas, das sich in grobkörnigen Lagerstätten unterhalb einer gasundurchlässigen Schicht befindet. Meist in sogenannten Erdgasfallen.

Im Gegensatz dazu gibt es die „unkonventionellen“ Erdgasvorkommen: Schiefergas (engl. Shale gas) und Tight Gas. Diese befinden sich in nicht gasdurchlässigem Gestein. Tight Gas ähnelt in mancher Hinsicht dem Schiefergas, der Unterschied ist jedoch, dass Schiefergas sich noch in seinem Muttergestein befindet, während Tight Gas zu früheren Zeiten von unten in das Gestein hineingewandert ist.

Daher spricht man bei Tight Gas von Sekundärlagerstätten, bei Schiefergas dagegen von Primärlagerstätten. Zudem ist die Gasdurchlässigkeit des Gesteins bei Tight Gas etwas höher. Es handelt sich häufig um dichte Sandsteine und Karbonate, während Schiefergas in Tongesteinen vorkommt.

LNG – verflüssigtes Erdgas

Deutschland importiert sein Erdgas ausschließlich in Gasform über Pipelines. Eine andere Möglichkeit ist es jedoch, Erdgas zu verflüssigen (LNG – liquefied natural gas) und per Schiff zu transportieren. Dabei wird der Rohstoff auf minus 160 Grad gekühlt, was LNG teurer macht.

Weltweit legte der Handel mit LNG im Jahr 2017 um knapp 10 Prozent zu und macht nun rund ein Drittel des weltweiten Erdgashandels aus. Größte Einkäuferländer für LNG sind Japan, (116 Mrd. m3), China (54 Mrd. m3) und Südkorea (52 Mrd. m3).

Anlanden können Frachter mit verflüssigtem Erdgas allerdings nur an speziellen Terminals. Von diesen hat Deutschland bislang noch keinen. Sie sind aber in Planung.

Welche Strategien für die Energiebeschaffung gibt es?

Unterschied LNG, LPG und CNG

LNG (Liquefied Natural Gas) ist Flüssigerdgas, also auf minus 160 Grad gekühltes Erdgas.

LPG (Liquefied Petroleum Gas) bezeichnet ein verflüssigtes Gemisch aus Propan und Butan und ist ein Raffinerieprodukt, dass bei der Rohöldestillation entsteht.

CNG (Compressed Natural Gas) ist verdichtetes und getrocknetes Erdgas. Es dient als Kraftstoff für erdgasbetriebene Fahrzeuge. Der Energiegehalt von 1 Kg CNG entspricht rund 1,3 Litern Diesel bzw. 1,5 Litern Benzin.

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Strommast von unten
(Bild: Pixabay)

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Länder mit den größten konventionellen Erdgasreserven 2020
(Bild: Statista)

Wer verwendet Erdgas für welchen Zweck?

Erdgas wird in Deutschland vor allem für die Produktion von Wärme und Warmwasser verwendet. Gas ist hierzulande der meistgenutzte Energieträger, wenn es ums Heizen geht. Wärme- und Kälteerzeugung knapp die Hälfte der in Deutschland verbrauchten Energie aus. Nach Angaben des Branchenverbands BDEW heizen noch rund die Hälfte aller Bewohner von Wohnungen in Deutschland mit Gas. Erdgas kommt aber auch für die Stromerzeugung und als Kraftstoff für den Verkehr zum Einsatz. Im ersten Quartal 2023 wurden in Deutschland 14,6 Prozent des verbrauchten Stroms aus Erdgas gewonnen.

31 Prozent der von der Industrie verwendeten Energie ist Erdgas. Es ist damit der wichtigste Rohstoff für die Industrie, etwa um Kunststoff, Düngemittel oder Klebstoffe zu produzieren. Fast 70 Prozent der Industrie-Energie wird für Prozesswärme in spezialisierten Prozessen eingesetzt, etwa zum Schmelzen, Glühen, Härten, Verformen, Trocknen und Einbrennen. Das betrifft vor allem die Metall-, Zement-, Glas-, Keramik-, Lebensmittel- und Textilindustrie.

Zusammenfassung Rohstoff Erdgas
Beschreibung · fossiler Energieträger
· natürlich entstandenes Gasgemisch
· tritt häufig zusammen mit Erdöl auf
· besteht aus hochentzündlichem Methan (Zusammensetzung abhängig von der Lagerstätte)
Verwendung · Wärmeerzeugung (Wohnen, aber auch Industrie)
· Stromerzeugung· Treibstoff (Schiffe, Kraftfahrzeuge)
· Grundstoff für chemische Prozesse
Größte Förderländer von Erdgas 2020 · USA (914,6 Milliarden Kubikmeter)
· Russland (638,5 Milliarden Kubikmeter)
· Iran (250,8 Milliarden Kubikmeter)
· China (194 Milliarden Kubikmeter)
· Katar (171,3 Milliarden Kubikmeter)
Vorhandene Reserven (2016)* ca. 200.000 Milliarden Kubikmeter
Vorhandene Ressourcen (2016)** 640.000 Milliarden Kubikmeter
Statistische Reichweite der Reserven 85 Jahre
Statistische Reichweite der Ressourcen 600 Jahre
Recyclingquote
Substituierbarkeit Als Energieträger kann Erdgas durch Erdöl (Heizöl), Strom oder Biomasse ersetzt werden. Als Grundstoff der chemischen Industrie ist ein Ersatz in vielen Anwendungen nicht möglich.
Jahresproduktion Erdgas 2020 3,853 Billionen Kubikmeter

Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Statista

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