In keinem anderen ostasiatischen Land wächst die Wirtschaft derzeit schneller als auf den Philippinen. Nach Angaben der nationalen Statistikbehörde des Landes wuchs das Bruttoinlandsprodukt auf den gut 7.000 Eilanden des Inselstaates 2016 um 7,1 Prozent. Volkswirte internationaler Banken sind zwar etwas vorsichtiger. Selbst sie gehen jedoch von einem Plus von 6,7 Prozent aus.
Anders als in vielen anderen Mitgliedsstaaten der Vereinigung Südostasiatischer Staaten, ASEAN, trägt auf den Philippinen jedoch nicht der Export das Wirtschaftswachstum. Hinter 70 Prozent der Wirtschaftsleistung steckt vielmehr der starke Konsum der 104 Millionen Filipinos.
Das produzierende Gewerbe des Landes ist zwar noch sehr klein, trägt aber ebenfalls maßgeblich zu dem Wirtschaftswunder bei. Industrieunternehmen setzten im vergangenen Jahr gut 7,6 Prozent mehr um als noch 2015 und investierten gut sieben Prozent mehr in den Ausbau ihrer Produktionsstätten als im Vorjahr. Besonders erfolgreich entwickeln sich dabei Kfz-Zulieferer und die Unternehmen der Elektronikindustrie. Auf ihr Konto geht mehr als jeder zweite Peso, den die Philippinen im Ausland verdienen.
Auch deutsche Einkäufer beschaffen in dem Inselstaat kräftig elektrotechnische und elektronische Bauelemente sowie Mess- und Regeltechnik. Der Anteil dieser Warengruppen an den stark wachsenden deutschen Einfuhren aus dem Inselstaat beträgt immerhin 81 Prozent. Insgesamt haben sich die deutschen Einfuhren aus den Philippinen seit 2009 glatt verdoppelt.
Wirtschaftliche Fakten zur Beschaffung in den Philippinen
Offizieller Name: | Republik der Philippinen |
Hauptstadt: | Manila |
Amtssprache: | Filipino, Englisch |
Bevölkerung: | 104,2 Millionen |
Bruttoinlandsprodukt 2017: | 329,7 Milliarden US-Dollar |
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf: | 3.102,4 US-Dollar |
Wirtschaftswachstum 2016/2017/2018*: | 6,8% / 6,8% / 6,9% |
Inflationsrate 2017 / 2018*: | 3,6% / 3,3% |
Importe 2016: | 85,9 Milliarden US-Dollar |
Exporte 2016: | 56,3 Milliarden US-Dollar |
Deutsche Importe aus den Philippinen 2016: | 8,02 Milliarden US-Dollar |
Deutsche Exporte in die Philippinen 2016: | 2,1 Milliarden US-Dollar |
Freihandelsabkommen | Mitglied in ASEAN, AFTA, APEC und WTO |
Rohstoffe | Kupfer, Gold, Silber, Kobalt, Nickel, Erdöl |
* geschätzt
Beschaffung in den Philippinen: Deutsche Einfuhren aus den Philippinen in Prozent der Importe
Ausfuhrgüter | Prozentualer Anteil |
---|---|
Elektronik | 39,4% |
Schuhe | 17,3% |
Textilien/Bekleidung | 13,4% |
Nahrungsmittel | 11,1% |
Handtaschen und Reiseartikel | 2,5% |
Sonstige | 16,3% |
Produktivität, Qualität und Kosten im Beschaffungsland Philippinen
Philippinische Lieferanten überzeugen ihre Abnehmer zumeist mit dem hohen Ausbildungsniveau und den sehr günstigen Lohnkosten ihrer Belegschaften. Zugleich sprechen die meisten Filipinos auch noch Englisch und sind als Folge der langjährigen US-amerikanischen Präsenz in dem Archipel nach dem zweiten Weltkrieg sehr weltoffen. Im Vergleich mit der Produktivität anderer Staaten belegt die Inselrepublik im Global Competitiveness Index des World Economic dennoch nur Platz 57 hinter Südafrika, Ruanda, Kasachstan und der Türkei.
Aus Sicht von Einkäufern ist dies verständlich, müssen sie doch kleinere Lieferanten auf den Philippinen intensiv betreuen, damit sie die gewünschte Qualität liefern. Auch die angespannte Sicherheits- und Rechtslage sowie die Topografie der Inselrepublik setzen der Produktivität der philippinischen Wirtschaft Grenzen.
Durchschnittlicher Monatslohn im verarbeitenden Gewerbe | 270 Euro |
Analphabetenquote | 3,4% |
Durchschnittliche Dauer des Schulbesuchs | 9,3 Jahre |
Anteil der Bevölkerung mit sekundärer Schulbildung | 71,6% |
Anteil der an Hochschulen eingeschriebenen Bevölkerung im Ausbildungsalter |
36% |
Human Development Index | Platz 116 von 188 |
Global Competitiveness Index |
Platz 57 von 138 |
Offizielle Arbeitslosenquote 2017 | 6,0% |
Produktivität – Wachstum des Produktionsindex in der Industrie (2016) | 14,3% |
Beschaffung in den Philippinen: Infrastruktur und Logistik
Für Touristen erfüllt sich auf den Philippinen der Traum vom Inselparadies. Supply Chain Manager bringt die Topografie der mehr als 7.000 Inseln dagegen heftig ins Schwitzen. Die Wirtschaft der Inselrepublik konzentriert sich deshalb um die Hauptstadt Manila auf der Insel Luzon, die Drei-Millionen-Metropole Cebu City auf der gleichnamigen Insel sowie um die zwei Millionen Einwohner zählende Inselhauptstadt von Mindanao, Davao. In Manila und Cebu City finden sich dementsprechend auch die größten Flughäfen des Landes.
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Manila verfügt zudem über den größten Seehafen des Landes. Lediglich die größte Insel, Luzon, verfügt über ein Eisenbahnnetz von 797 Kilometern. Insgesamt ist die Transportinfrastruktur der Inselrepublik in einem so schlechten Zustand, dass sie deren wirtschaftliche Entwicklung gefährdet. Die Regierung der Philippinen hat dies erkannt und hat allein 2017 über 6,5 Milliarden US-Dollar in den Ausbau des Straßen- und Schienennetzes investiert.
Wichtigste Seehäfen: | Manila |
Wichtigste Flughäfen: | Manila, Cebu City |
Autobahnnetz: | keine Angaben |
Eisenbahnnetz: | 797 Kilometer |
Risiken bei der Beschaffung in den Philippinen
Die Sicherheitslage auf den Philippinen ist angespannt, die Gefahr einer Unterbrechung der Lieferkette groß. Landesweit ist mit terroristischen Anschlägen der islamistischen Terrorgruppe Abu Sayyaf sowie Kampfhandlungen zwischen Terroristen, Rebellen und der philippinischen Armee zu rechnen. Auf Mindanao und Palawan besteht außerdem die Gefahr, dass Abu-Sayyaf-Rebellen Europäer entführen und ermorden.
Auch politisch und rechtlich sind die Philippinen ein schwieriger Beschaffungsmarkt. So sorgen sich seit dem Amtsantritt von Präsident Rodrigo Duterte 2016 viele Unternehmer um die Rechtssicherheit in dem Land. Ein Ende der weitverbreiteten Korruption ist nicht in Sicht.
Darüber hinaus suchen Naturkatastrophen regelmäßig die Inselrepublik heim. Die Philippinen liegen in einer seismisch sehr aktiven Zone, so dass es immer wieder zu Vulkanausbrüchen, Erd- und Seebeben sowie Tsunamis kommt. Jedes Jahr ziehen außerdem etwa 20 Taifune über den Inselstaat. Vor allem in der Regenzeit von Juni bis November kommt es immer wieder zu heftigen Regenfällen, die Überschwemmungen und Erdrutsche verursachen, die öffentliche Versorgung unterbrechen und zu Flugausfällen führen.
Mögliche Risiken im Überblick:
- Terroristische Anschläge
- Rechtssicherheit
- Erd- und Seebeben
- Vulkanausbrüche
- Tsunamis
- Taifune
- Überschwemmungen
- Erdrutsche
Quellen: gtai, IMF, Auswärtiges Amt, Weltbank, UNDP, WEF
Bild: De Visu/Shutterstock.com (Teaser)
Autor: Gerd Meyring
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