Seit zehn Jahren legte die Wirtschaft zwischen Bregenz und dem Burgenland nicht mehr so dynamisch zu wie derzeit. Die OECD erwartet für das laufende Jahr ein Wachstum des österreichischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,2 Prozent – nach 2,9 Prozent im vergangenen Jahr. Wiener Wirtschaftsforschungsinstitute sind sogar noch optimistischer. Das Institut für Höhere Studien, IHS, etwa erwartet für 2018 einen Zuwachs von 2,7 Prozent. Im folgenden Jahr soll das Plus dann 1,9 Prozent betragen.
Befeuert wird das Wachstum der extrem exportorientierten österreichischen Wirtschaft vor allem durch eine kräftige Zunahme der Ausfuhren. Die Maschinenbauindustrie der Alpenrepublik verzeichnet derzeit Zuwächse ihres Auslandsumsatzes von bis zu 15 Prozent. Insgesamt verkaufen österreichische Maschinenbauer acht von zehn Maschinen ins Ausland. Derzeit steigen die Exporte der Alpenrepublik insgesamt so stark, dass österreichische Unternehmen an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen und zunehmend in neue Maschinen und Anlagen investieren.
Die Hersteller von Vor- und Zwischenerzeugnissen sowie Investitionsgütern gaben 2017 ganze Prozent mehr für ihre Ausrüstung aus als im Jahr zuvor. Maschinenbauer, metallverarbeitende Betriebe, Kfz-Zulieferer und Lohnfertiger sowie die chemische Industrie beherrschen im verarbeitenden Gewerbe Österreichs das Bild. Dabei sind die Maschinen- und Anlagenbauer der Alpenrepublik bei Anlagen für spezielle Anforderungen wie Seilbahnen, Skiservice-, Spritzguss- oder Holzdünnschnittmaschinen oft Weltmarktführer.
Bei knapp der Hälfte der Ausfuhren österreichischer Maschinenbauer handelt es sich um Holzbearbeitungs- und Werkzeugmaschinen sowie Maschinen für die Kunststoffindustrie. Insgesamt trägt die Industrie 28 Prozent zur Wertschöpfung bei, der Dienstleistungssektor 70,7 Prozent. Der Anteil der Land- und Forstwirtschaft ist mit nur 1,2 Prozent zu vernachlässigen. Das Herz der österreichischen Wirtschaft schlägt daher auch in den Industriezentren Nieder- und Oberösterreichs sowie der Industrie- und Dienstleistungsmetropole Wien.
Wirtschaftliche Fakten zur Beschaffung in Österreich
Offizieller Name | Republik Österreich |
Hauptstadt | Wien |
Amtssprache | Deutsch, regional auch Kroatisch, Slowenisch, Ungarisch |
Bevölkerung | 8,77 Millionen |
Bruttoinlandsprodukt 2017 | 360,3 Mrd. US-Dollar |
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf |
40.905 US-Dollar |
Wirtschaftswachstum 2017/2018/2019 | 2,6% /2,4%/2,3% |
Inflationsrate 2017 / 2018 | 2,0% / 1,6% |
Importe 2016 | 142,5 Mrd. Euro |
Exporte 2016 | 137,4 Mrd. Euro |
Freihandelsabkommen | EU-Mitglied |
Beschaffung in Österreich: Die wichtigsten Ausfuhrgüter
Deutschland ist der wichtigste Auslandsmarkt österreichischer Unternehmen. Insgesamt tauschten die Unternehmen der beiden Länder im vergangenen Jahr Waren und Dienstleistungen im Wert von über 104 Milliarden Euro aus. Für 41,24 Milliarden Euro beschafften deutsche Einkaufsabteilungen dabei Kfz-Teile, Maschinen, elektrische Ausrüstungen, Metalle sowie Farben und Lacke in dem Alpenland. Insgesamt ging fast jede dritte von österreichischen Betrieben ins Ausland verkaufte Maschine nach Deutschland. Gut 5,3 Milliarden Euro gaben deutsche Einkäufer dafür aus.
Deutsche Importe aus Österreich 2016 | 38,5 Milliarden Euro |
Deutsche Exporte nach Österreich 2016 | 59,8 Milliarden Euro |
Deutsche Einfuhren aus Österreich nach Warengruppen (in Prozent der gesamten Importe aus Österreich) |
· Maschinen (18,1%) · Kfz und -Teile (10,6%) · Nahrungsmittel (6,1%) · Elektrotechnik (5,6%) · Eisen und Stahl (5,3%) · Sonstige (54,3%) |
Einkauf in Österreich: Die wichtigsten Rohstoffe
Klein aber fein – Österreich ist zwar nicht mal ein Viertel so groß wie Deutschland, dennoch lagern in der Alpenrepublik wertvolle Rohstoffe wie Graphit, Zink und Antimon. Das Land ist zudem der fünftgrößte Förderer von Wolfram. Mit dem im Wiener Becken und Oberösterreich geförderten Erdöl deckt Österreich immerhin acht Prozent seines Bedarfs.
Rohstoffe: Graphit, Wolfram, Magnesit, Antimon, Zink, Kupfer, Eisenerz, Kohle, Öl, Salz
Produktivität, Qualität und Kosten im Beschaffungsland Österreich
Die Lohnkosten österreichischer Betriebe sind im europäischen Vergleich hoch. Im Maschinenbau und der metallverarbeitenden Industrie verdienen Arbeitnehmer durchschnittlich 3986 Euro brutto im Monat, in der Fahrzeugindustrie sogar knapp 4300 Euro – Tendenz steigend. Im vergangenen Jahr legten die Einkommen österreichischer Arbeitnehmer im Schnitt um 1,6 Prozent zu. Dieses Jahr soll der Zuwachs 1,8 Prozent betragen.
Einen gesetzlichen Mindestlohn gibt es zwar nicht, allerdings verhandeln Arbeitgeber und Vertreter der Arbeitnehmer jedes Jahr mehr als 450 Kollektivverträge. Diese schreiben auch Lohnuntergrenzen fest. Aufgrund der hohen Lohnkosten sowie der oft umfangreichen Bürokratie landet die Alpenrepublik im Global Competitiveness Report des Weltwirtschaftsforums nur auf Rang 19, hinter den Vereinigten Arabischen Emiraten, Israel und Taiwan. Allerdings geben Maschinenbaubetriebe in Europa nirgendwo anders einen so großen Teil ihres Umsatz für Forschung und Entwicklung (F&E) aus wie in Österreich. Ihre F&E-Quote beträgt stolze 4,7 Prozent. Das ist mehr als doppelt so viel wie der EU-Durschnitt.
Durchschnittlicher Bruttomonatslohn in Industrie- und Dienstleistungsbranchen |
3.626 Euro |
Analphabetenquote | 0,9% |
Verpflichtende Dauer des Schulbesuchs | 11,3 Jahre |
Anteil der Bevölkerung mit sekundärer Schulbildung | 96,9% |
Anteil der Bevölkerung mit Universitätsabschluss |
38,7% |
Human Development Index | 24 von 188 |
Global Competitiveness Index |
Platz 19 von 138 |
Offizielle Arbeitslosenquote 2017 | 5,6% |
Arbeitsproduktivität im europäischen Vergleich (Durchschnitt der EU-28 = 100; Deutschland = 105,1): | 116,4 |
Beschaffung in Österreich: Infrastruktur und Logistik
Mit einem Autobahnnetz von 1719 Kilometern Länge wartet Österreich pro Einwohner mit fast ebenso vielen Schnellstraßenkilometern auf wie die Bundesrepublik. Über die wichtigsten Schienenkorridore des 4826 Kilometer langen Eisenbahnnetzes fließen die Transitverkehre zwischen Ost- und Westeuropa sowie zwischen dem Norden der EU und Italien sowie dem Balkan. Der Brenner ist nicht nur der wichtigste österreichische, sondern auch der verkehrsreichste Pass der Ostalpen. Ihn überqueren jedes Jahr 2,3 Millionen Lkw. Der bedeutendste Flughafen des Landes in Wien, Schwechat reiht sich in der Rangfolge der größten europäischen Airports auf Platz 25 ein.
Wichtigste Seehäfen | keine |
Wichtigste Flughäfen | Wien, Salzburg, Innsbruck |
Autobahnnetz | 1.719 Kilometer |
Eisenbahnnetz | 4.826 Kilometer |
Risiken bei der Beschaffung in Österreich
Österreichs Wirtschaft ist extrem exportorientiert. Lässt die Konjunktur der Weltwirtschaft sowie beim wichtigsten Handelspartner der Alpenrepublik, Deutschland, nach, brechen die Wachstumsraten der Unternehmen zwischen Wien und Bregenz meist deutlich ein.
Quellen:gtai, Eurostat, UNDP, WEF, ÖBB, ORF
Bild: Pixabay
Autor: Gerd Meyring