Die Republik Korea hat sich seit den sechziger Jahren von einem der ärmsten Länder zur elftgrößten Volkswirtschaft der Welt mit einem Bruttoinlandsprodukt von 1530 Milliarden US-Dollar vorgearbeitet. Mit umgerechnet 2.824 Euro verdienen südkoreanische Angestellte heute im Schnitt im Monat mehr als ihre Kollegen in Deutschland. Allerdings wächst die koreanische Wirtschaft seit einigen Jahren nicht mehr so schnell wie in den ersten Jahrzehnten ihres Aufstiegs.
Prognosen der OECD sowie der südkoreanischen Zentralbank zufolge wird das Wachstum in diesem sowie im kommenden Jahr bei etwa drei Prozent verharren. Südkorea ist stark von seinen Ausfuhren abhängig. Gut 40 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet die Republik im Export. Ein Viertel der Auslandsumsätze tätigt das Land dabei in der Volksrepublik China.
Diese jedoch hat südkoreanische Waren zuletzt boykottiert. Auslöser war ein Streit um einige Inseln im chinesischen Meer. Die Volksrepublik bietet auf Drittmärkten zudem zunehmend die gleichen Güter an wie Südkorea. Da die großen Industriekonglomerate des Landes wie Samsung, Hyundai oder LG jedoch die Wirtschaft des Landes dominieren, könnten Umsatzeinrückgänge bei den Konzernen auch zu Dellen im Wachstum der koreanischen Volkswirtschaft führen. Allein Samsung erwirtschaftet ein Fünftel der Wirtschaftsleistung Südkoreas.
Der Binnenkonsum der gut 50 Millionen Koreaner kann Schwächen im Außenhandel nicht ausgleichen. Zum einen sind südkoreanische Haushalte mit durchschnittlich 160 Prozent ihres verfügbaren Einkommens hoch verschuldet. Zum anderen schränken hohe Ausgaben für die Bildung der Kinder sowie durch die alternde Bevölkerung verursachte Pflegekosten die Freiräume der privaten Haushalte ein. Außerdem ist mehr als jeder zehnte junge Koreaner arbeitslos.
Um sich aus der Abhängigkeit von Exporten in die Volksrepublik China, die USA und nach Japan zu befreien, hat Südkorea jedoch in den vergangenen Jahren Freihandelsabkommen mit insgesamt 53 Staaten geschlossen – darunter auch mit der EU. Mehr Handelsvereinbarungen hat bislang keine andere Nation unterzeichnet.
Wirtschaftliche Fakten zur Beschaffung in Südkorea
Offizieller Name | Daehan Minguk, Republik Korea |
Hauptstadt | Seoul |
Amtssprache | Koreanisch |
Bevölkerung | 50,5 Millionen |
Bruttoinlandsprodukt 2017 | 1530 Milliarden US-Dollar |
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf | 29.730 US-Dollar |
Wirtschaftswachstum 2016/2017/2018* | 2,8% /3,0% / 3,0% |
Inflationsrate 2017 / 2018* | 1,9% / 1,9% |
Importe 2016 | 406,2 Mrd. US-Dollar |
Exporte 2016 | 495,4 Mrd. US-Dollar |
Freihandelsabkommen | ASEAN, Chile, China, EFTA, EU, Indien, Kanada, Kolumbien, Neuseeland, Peru, Singapur, USA, Türkei, Vietnam
Ein Freihandelsabkommen mit Mittelamerika (Panama, Costa Rica, Guatemala, Honduras, El Salvador, Nicaragua) wurde am 10.03.2017 paraphiert. |
* geschätzt
Beschaffung in Südkorea: Die wichtigsten Ausfuhrgüter
Nirgendwo auf der Welt bauen Arbeiter mehr Frachter und Containerschiffe als in Südkorea. In Ulsan betreibt Hyundai Heavy Industries die größte Werft der Welt. Bis zu 100 Schiffe laufen dort jedes Jahr vom Stapel. Die Republik Korea ist jedoch auch der drittgrößte Hersteller von Halbleitern sowie der fünftgrößte Produzent von Kraftfahrzeugen, Haushaltselektronik und Stahl. Die Pohang Iron and Steel Company (POSCO) produziert jedes Jahr 42 Millionen Tonnen Stahl und ist damit der viertgrößte Stahlkocher der Welt.
Südkoreanische Anbieter von Telekommunikationsausrüstung schließlich belegen im globalen Branchenvergleich den sechsten Rang. Dementsprechend geben auch deutsche Einkäufer im Land der Morgenstille jeden zweiten Euro für elektrotechnische oder elektronische Produkte, Kraftfahrzeuge und Kfz-Teile aus.
Deutsche Importe aus Südkorea 2016 | 7,7 Milliarden Euro |
Deutsche Exporte nach Südkorea 2016 | 17,3 Milliarden Euro |
Deutsche Einfuhren aus Südkorea nach Warengruppen (in Prozent der gesamten Importe aus Mexiko) |
· Elektronik (26,1%) · Elektrotechnik (12,2%) · Kfz- und Teile (12,0%) · Maschinen (10,6%) · Kunststoffe (5,8%) · Sonstige (33,3%) |
Einkauf in Südkorea: Die wichtigsten Rohstoffe
Die Republik Korea verfügt abgesehen von Wolfram und Steinkohle kaum über nennenswerte Rohstoffvorkommen.
Rohstoffe in Südkorea im Überblick:
Produktivität, Qualität und Kosten im Beschaffungsland Südkorea
Südkorea ist schon lange kein günstiger Produktionsstandort mehr. In Asien liegen die Arbeitskosten nur noch in Japan über dem koreanischen Niveau. In der Kfz-, Elektronik- und chemischen Industrie verdienen südkoreanische Arbeiter heute so viel wie ihre Kollegen in Deutschland oder den USA.
Die im Mai 2017 angetretene sozialdemokratische Regierung von Präsident Moon Jae-in hat außerdem versprochen, den Mindestlohn bis 2020 um 55 Prozent zu erhöhen. Derzeit beträgt er umgerechnet 5,56 Euro. Gleichzeitig will der neue Präsident die Unternehmenssteuern erhöhen. Für viele kleinere Betriebe hat dies fatale Folgen: Denn da ihre Produktivität bislang nur bei der Hälfte des Durchschnitts der 17 besten OECD-Staaten liegt, könnten sie im internationalen Vergleich erheblich an Wettbewerbsfähigkeit einbüßen.
Außerhalb des Niedriglohnsektors sind Arbeitskräfte in Korea zwar erstklassig ausgebildet. In PISA-Studien belegen koreanische Schüler regelmäßig Spitzenplätze. Jeder vierte Koreaner im Alter zwischen 25 und 64 Jahren hat einen Hochschulabschluss. In der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen sind sogar zwei von drei Arbeitnehmern Akademiker. Allerdings sind vor allem Fachkräfte mit Berufserfahrung, die auch Englisch sprechen, kaum mehr zu finden. Jeder zweite Arbeitgeber hat deshalb erhebliche Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen.
Durchschnittlicher Monatslohn im verarbeitenden Gewerbe | 2.824 Euro |
Analphabetenquote | kA |
Durchschnittliche Dauer des Schulbesuchs | 12,2 Jahre |
Anteil der Bevölkerung mit sekundärer Schulbildung | 91,4% |
Anteil der Bevölkerung mit Universitätsabschluss |
68% |
Human Development Index | Platz 18 von 188 |
Global Competitiveness Index |
Platz 26 von 138 |
Offizielle Arbeitslosenquote 2017 | 3,6% |
Produktivität – Wachstum des Produktionsindex in der Industrie (2016) |
1% |
Beschaffung in Südkorea: Infrastruktur und Logistik
Südkoreas Strom-, Wasser- sowie Telekommunikationsinfrastruktur zählt zu den besten der Welt. Der Flughafen der Hauptstadt Seoul ist der achtgrößte Airport Asiens. Auch die Verkehrsinfrastruktur des Landes ist leistungsfähig. Im Logistics Perfomance Index der Weltbank belegte Südkorea 2016 den 24. von 160 Plätzen – gleich nach Spanien und noch vor der Tschechischen Republik, Polen und Ungarn.
Bis 2020 will die koreanische Regierung das heute knapp 3.000 Kilometer lange Autobahnnetz um mehr als 70 Prozent auf 5075 Kilometer ausbauen. Die wichtigsten Häfen des Landes in Busan und Incheon könnten zudem künftig eine bedeutende Rolle als Logistikdrehscheiben im Containerverkehr zwischen Europa, China und Japan spielen.
Sollte der Schiffsverkehr zwischen Europa und Asien durch das Nordpolarmeer im Zuge der Erderwärmung ganzjährig möglich werden, gewänne die Route zwischen Rotterdam und Busan erheblich an Bedeutung. Sie ist 7.000 Kilometer kürzer als die Strecke durch den Suezkanal und um 15 Prozent günstiger.
Wichtigste Seehäfen | Busan, Incheon, Gunsan |
Wichtigste Flughäfen | Seoul, Busan, Jeju |
Autobahnnetz | 2.968 Kilometer |
Eisenbahnnetz | 3.389 Kilometer |
Risiken bei der Beschaffung in Südkorea
Die Republik Korea ist anders als Japan nicht sehr stark von Erdbeben betroffen. Auch Taifune oder ausgeprägte Regenzeiten gibt es in Südkorea nicht. Das Klima in dem Land ist gemäßigt. Allerdings könnte von dem Konflikt der Republik mit ihrem nördlichen Nachbarn, der Demokratischen Volksrepublik Korea, eine Gefahr für die Lieferketten deutscher Unternehmen ausgehen.
Derzeit (Anfang 2018) sind die Beziehungen zwischen den beiden Länder zwar entspannter. Wie sie sich künftig entwickeln werden, ist jedoch schwer abzuschätzen. Zumal auch der Konflikt zwischen Nordkorea und den USA Einfluss auf die Beziehungen der beiden koreanischen Staaten hat.
Quellen: gtai, Auswärtiges Amt, UNESCO, UNDP, WEF, ADB