CERN

Der Globe of Science and Innovation ist ein Kugelhausbau der im CERN zu Veranstaltungen und Ausstellungen dient.
(Bild: g0d4ather/Shutterstock.com)

Gesamtsumme: 150 Millionen Euro. Auch der größte Teilchenbeschleuniger der Welt, CERN, bei Genf investiert in den kommenden Jahren Hunderte Millionen Euro in die nächste Entwicklungsstufe. Das berichteten Einkäufer der beiden Großprojekte auf der Präzisionsmesse im niederländischen Veldhoven.

Die European Synchrotron Radiation Facility (ESRF) ist eine Serviceeinrichtung für die Forschung und wird von 21 Ländern finanziert. Hauptgeldgeber sind Deutschland und Frankreich. Die wichtigste Aufgabe des ESRF besteht darin, Strukturanalysen auf atomarem Niveau durchzuführen. Dafür betreibt die ESRF das größte für die Forschung mit Synchrotronstrahlung errichtete Synchrotron in Europa. Herzstück ist ein über 800 Meter langer Ring, in dem die Strahlen zu Forschungszwecken ihre Wirkung entfalten.

Derzeit befindet sich die 1994 eröffnete Einrichtung in der Startphase der zweiten Ausbaustufe. Dafür werden bis Ende 2017 nach derzeitigem Stand 116 Ausschreibungen durchgeführt – Ingenieurleistungen, Magneten, Kontroll- und Messsysteme, Bau und Infrastruktur.

Wie funktioniert eine Ausschreibung? „Alle Projekte ab 50.000 Euro werden ausgeschrieben“, berichtet Michael Krisch, seit Mai 2015 „Head of the Instrumentation Services and Development Division“. Dabei, so erläutert Krisch, gelten nicht die üblichen Ausschreibungsregeln für öffentliche Einrichtungen, sondern hausinterne Vorschriften.

Ausschreibungsregeln

Diesen Regeln zufolge müssen Einkäufe zwischen 500.000 und 5 Millionen Euro vom sogenannten Purchasing Commitee freigegeben werden. Projekte ab 5 Millionen Euro bedürfen darüber hinaus der Genehmigung vom Council der ESRF. Das Verfahren folgt festgelegten Regeln: Nach Formulierung der Erfordernisse schlägt der Purchasing Advisor entsprechende Lieferanten vor. Spätestens nach sechs Wochen werden die Lieferanten zur Angebotsabgabe eingeladen. Nach weiteren sechs Wochen sind die Angebote ausgewertet. Nach dem folgenden Directors Meeting werden die Genehmigungen vom Purchasing Commitee und gegebenenfalls vom Council eingeholt. Danach wird der Vertrag abgeschlossen. Insgesamt dauert das Verfahren von der Bedarfsfeststellung bis zur Vertragsunterzeichnung zwischen 20 und 24 Wochen.

Leistung steigern

Die neuen Entwicklungen bei CERN präsentierte Frédéric Savary vom HiLumi LHC Project Team. Der Teilchenbeschleuniger, der einen Umkreis von 27 Kilometern rund 100 Meter unter der Erde hat, ist in den vergangenen beiden Jahren gründlich überholt worden. Im nächsten Schritt geht es darum, die Leistung der Riesenanlage zu steigern, insbesondere die Lichtstärke („Luminosity“). Die Designphase dafür ist angeschlossen, jetzt geht es an die Umsetzung. Vor allem rund um die Konstruktion der Magneten sieht Savary interessante Chancen für die Industrie. „Wir benötigen mehr Lieferanten, in einigen Bereichen sogar dringend“, berichtet Savary.

Die Anforderungen an die Komponenten und damit an die verwendeten Werkstoffe sind hoch: Die Teile müssen Temperaturschwankungen zwischen -271 und +640 Grad Celsius aushalten. Zudem müssen bei der Fertigung engste Toleranzen eingehalten werden. Geringe Stückzahlen, höchste Qualität und jede Menge Innovation – ein ganzes Paket an Herausforderungen. Bei der Konstruktion geht es vor allem darum, im Speicherring des Teilchenbeschleunigers mehr Platz zu schaffen, damit unter anderem mehr Blenden eingebaut werden können.

Was wird konkret benötigt? Auf der langen Bestellliste stehen nach Angaben von Savary beispielsweise Rohre für Wärmetauscher und Hohlprofile aus Kupfer (Werkstoff UNS C 10200), Distanzstücke, Sattelstücke, warmgewalzte Edelstahlbleche (Werkstoff 1.4429) sowie abnehmbare Pole aus Titanlegierungen. Dringend benötigt werden sogenannte Quench Heaters, die aus Präzisionsband aus Edelstahl bestehen, eine besondere Herausforderung bildet die Kabelmontage.

Der Bedarf an industrieller Unterstützung ist groß. Bei einer Liste mit 14 benötigten Komponenten gab Savary an, dass bisher nur für zwei Bestandteile entsprechende Lieferanten zur Verfügung stünden. Die Ausschreibungen für die Erweiterung starten derzeit, Interesse aus der Industrie sei hochwillkommen.

 

Sie möchten gerne weiterlesen?