Frau mit Mundschutz kontrolliert ein elektronisches Bauteil

Die Corona-Pandemie macht Continental zu schaffen, der Zulieferer muss sparen. (Bild: Continental)

Die schlechten Nachrichten von Continental rissen im vergangenen Jahr nicht ab. Erst wollte der Zulieferer neun Werke seiner Antriebssparte dichtmachen, dann stand das Kühlmittelwerk in Oppenweiler vor dem Aus. Und nun das: Die Corona-Pandemie hat Conti hart getroffen. Die Kosten müssen stärker runter als sowieso schon geplant war.

Bislang blieb Konzernchef Elmar Degenhart eher vage und sprach von "mehreren Hundert Millionen Euro", die zusätzlich eingespart werden müssten. Nun ist die Katze aus dem Sack: Laut Continental sollen Teile der jetzt vorgelegten Strategie „voraussichtlich zur Verlagerung oder Schließung von Anlagen und Betriebsteilen an Standorten mit dauerhaft zu hohen Kosten, auslaufenden Technologien oder absehbar mittel- bis langfristig unwirtschaftlicher Auslastung der Produktionskapazitäten“ führen.

Zu den Plänen gehört auch, Aufgaben in der Produktion und der Forschung und Entwicklung „an den weltweit wettbewerbsfähigsten Standorten“ zusammenzuziehen. Als Sparziel gibt das Management nun rund eine Milliarde Euro aus. Jährlich! Das ursprüngliche Sparprogramm vor der Corona-Pandemie umfasste rund 500 Millionen Euro pro Jahr. „Die gesamte Autoindustrie hat derzeit gewaltige Herausforderungen zu bewältigen. Keine ihrer Krisen der vergangenen 70 Jahre war größer und schärfer. Sie trifft die Zulieferer besonders hart“, so Degenhart in einer Unternehmensmitteilung.

Diese Werke sind besonders betroffen

In Zahlen heißt das: 10.000 weitere Stellen stehen zur Disposition und sollen weltweit gestrichen werden. Damit steigt die Gesamtzahl von den ursprünglichen 20.000 auf 30.000.

Für Deutschland bedeutet das: Es sollen statt 7.000 nun 13.000 Arbeitsplätze wegfallen. Unter anderem wird das Werk im thüringischen Mühlhausen mit 150 Beschäftigten bis 2022 schließen. Das Werk gehört zum Standort Bebra, wo unter anderem Kraftstoffpumpen, Wasserpumpen, Drosselklappen und Luftkompressoren für Komfortsitze produziert werden.

Am Standort Roding in Bayern, wo hydraulische Komponenten für Benzin- und Dieselmotoren gefertigt werden, soll die Produktion bis 2024 auslaufen. Das betrifft 330 Arbeitsplätze.

Auch in Rödelheim (Hessen) sollen bis zu 500 Arbeitsplätze wegfallen - gut zehn Prozent der Belegschaft. Rödelheim ist die Zentrale der Tochter für Sicherheitssysteme. Der geplante Stellenabbau in Schwalbach soll wohl deutlich beschleunigt werden.

Auch das Automotive-Werk im hessischen Karben ist betroffen. Hier soll die Produktion von Klimaanlagen, Fahrerassistenzsystemen und Tachos bis 2024 komplett geschlossen werden. Bislang sind dort knapp 1.100 Mitarbeiter beschäftigt.

Ebenfalls in Hessen sollen die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten aus Babenhausen bereits bis Ende 2021 verlagert werden. Bis 2025 werde die Serienproduktion des Geschäftsbereichs Instrumentation eingestellt. Es fallen 2.200 Arbeitsplätze weg.

Im Werk im sächsischen Limbach-Oberfrohna stellt bislang Dieselinjektoren her. Dort müssen 860 der 1.230 Mitarbeiter gehen  Für die 370 verbliebenen Beschäftigten sucht Continental nach einem Übergang in funktionsnahen Aufgabenfeldern.

Laut der Unternehmensmitteilung sollen 90 Prozent der "Anpassungen" bis 2025 erfolgen.

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Automobil- und Zulieferindustrie unter Druck

Der Spardruck auf die Autohersteller und ihre Zulieferer ist enorm. Zu dem Abflauen der weltweiten Konjunktur kommen nun noch die Auswirkungen der Pandemie: Hersteller bleiben auf ihren Autos sitzen und produzieren weniger, müssen Überkapazitäten abbauen. Die Zulieferer am anderen Ende sind ebenfalls weit entfernt vom Volllastbetrieb und müssen Konsequenzen ziehen.

Continental ist daher nicht der einzige Automobilzulieferer, der derartige Sparprogramme entwickelt. ZF Friedichshafen, aktuell die Nummer Drei unter den weltweit größten Automobilzulieferern, hatte bereits angekündigt, 15.000 Stellen zu streichen. Auch Mitkonkurrent Bosch verkürzt die Arbeitszeit und entlässt Tausende Mitarbeiter. Selbst kleinere Zulieferer wie Scheinwerferhersteller Hella will 1.100 Arbeitsplätze abbauen.

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