
Platz 11: Wadan-Werften
Im Zuge der Finanzkrise sinkt ab 2008 die globale Nachfrage nach neuen Schiffen. Die Wadan-Werften in Rostock und Warnemünde geraten dadurch in die Verlustzone. Am 5. Juni 2009 müssen sie Insolvenz anmelden.
Igor Jussufow, Sohn eines russischen Ministers, erwirbt die Werften für 40,5 Millionen Euro durch die zu diesem Zweck gegründete Nordic Yards in Oslo. Für 1.200 der 2.700 Mitarbeiter gibt Jussufow eine Beschäftigungsgarantie ab. (Bild: Pixabay)

Platz 10: Hertie
Finanzielle Probleme ihres britischen Hauptinvestors Dawney, Day and Hilco Ltd. brechen im Juli 2008 der 1882 gegründeten Kaufhauskette Hertie das Genick. Die 3.200 Beschäftigten der 55 Warenhäuser stehen auf der Straße. Eine Rettung der Kaufhäuser gilt als aussichtslos. (Bild: Pixabay)

Platz 9: Karmann
Als Karmann 2007 seine wichtigsten Kunden, Daimler und Audi, verliert, hat der Auftragsfertiger Probleme, Anschlussaufträge zu gewinnen. Im April 2009 meldet das Osnabrücker Traditionsunternehmen Insolvenz an.
Bis dahin hatte Karmann Cabrio für Mercedes und Audi gefertigt. Volkswagen und Automobilzulieferer wie Magna International und Webasto übernehmen nach der Insolvenz große Teile von Karmann. Viele der betroffenen 3.500 Mitarbeiter können weiterbeschäftigt werden. (Bild: Pixabay)

Platz 8: Qimonda
Im Januar 2009 ordnet das Amtsgericht München die Insolvenz der Qimonda AG an, nachdem ein Rettungsversuch mit staatlicher Unterstützung gescheitert war. Fabriken in München, den USA und Portugal mussten schließen. Betroffen von der ersten Welle waren rund 3.000 von den 13.500 Arbeitsplätzen weltweit.
Lediglich am Standort Dresden setzte Infineon die Fertigung ab Mai 2011 fort. Der Münchner Konzern hatte 2004 seine Speicherchipsparte in die spätere Qimonda AG ausgegliedert. Diese verschläft den Umstieg auf neue sparsame Produktionsverfahren in der Branche und gerät in die Verlustzone. (Bild: Pixabay)

Platz 7: Wirecard
Im Juni 2020 muss der DAX-Konzern Wirecard Insolvenz anmelden, weil knappe zwei Milliarden Euro, die in der Bilanz vorkommen, real nicht aufzufinden sind. Wirtschaftsprüfer gehen von "kriminellen Machenschaften" des Münchner Bezahldienstleisters aus. Betroffen sind welweit mehr als 5.100 Mitarbeiter (lt. Geschäftsbericht 2018).

Platz 6: Walter Bau
Die Krise der deutschen Bauwirtschaft in den neunziger Jahren bricht der Walter Bau AG im Februar 2005 das Genick. Das Unternehmen hatte zu lange an verlustreichen Projekten festgehalten, sein profitables Auslandsgeschäft vernachlässigt und fehlerhaft bilanziert.
Die Deutsche Bank weigert sich schließlich, weiter für die Geschäfte des Unternehmens zu bürgen. Weitere Banken kündigen ihre Kredite. Walter kann keine Aufträge mehr annehmen. 6.900 Mitarbeiter verlieren ihren Job. (Bild: Pixabay)

Platz 5: Air Berlin
Als sich Großaktionär Etihad Airways weigert, Air Berlin weiter finanziell zu unterstützen, meldet die Airline am 15. August 2017 Insolvenz an. Nach jahrelanger Misswirtschaft ist das Unternehmen mit über 1,14 Milliarden Euro verschuldet.
Ob die 8.400 Beschäftigten ihren Job verlieren, oder künftig bei Lufthansa, easyjet, Condor oder Niki Lauda arbeiten, entscheidet sich nach der Bundestagswahl am 24. September. Dann verhandeln die Gläubiger über die Übernahmeangebote der vier Airlines. (Bild: Pixabay)

Platz 4: Woolworth
Im April 2009 macht die Warenhauskette Woolworth mit einem Insolvenzantrag beim Amtsgericht Frankfurt am Main Schlagzeilen. Gut 9.300 Arbeitsplätze stehen zur Disposition.
Das Unternehmen kann aber umstrukturiert werden. Die neugegründete Woolworth Deutschland GmbH führt 160 der 310 Filialen fort.
Im Mai 2010 übernimmt die Holding von KiK-Gründer, Stefan Heinig, die Gesellschaft. Die Modekette NKD übernimmt weitere 71 Woolworth-Filialen. (Bild: Woolworth)

Platz 3: Praktiker
Am 10. Juli 2013 erklärt sich die Baumarktkette Praktiker für überschuldet und zahlungsunfähig. Tags drauf stellt sie Insolvenzantrag. Eine Umstrukturierung sowie die Übernahme der profitablen Baumarkttochter Max Bahr durch Konkurrent Globus scheitern.
In Deutschland gehen rund 20.000 Arbeitsplätze verloren. Die Praktiker-Filialen in Polen, Ungarn, der Ukraine und Griechenland übernehmen verschiedene Investoren.
(Bild: A.Savin (Wikimedia Commons · WikiPhotoSpace) – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0)

Platz 2: Schlecker
Im Februar 2012 kann Schlecker Forderungen in Höhe von 655 Millionen Euro nicht mehr bedienen. Im Juni beschließen die Gläubiger, die Drogeriekette zu zerschlagen. Sie sehen keine Möglichkeit, das Familienunternehmen an einen Investor zu verkaufen. Knapp 35.000 Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz. Seit März 2017 müssen sich Firmengründer Anton Schlecker und seine Familie wegen Untreue, Bankrott und Insolvenzverschleppung vor Gericht verantworten. (Bild: Wikimedia – Echtner,Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0)

Platz 1: Arcandor
Mitte 2009 kann der Handelskonzern Arcandor 650 Millionen Euro Schulden nicht mehr bedienen. Die AG und die Töchter Karstadt, Primondo und Quelle waren insolvent, nicht aber die Reisesparte, Thomas Cook.
Besonders belastend waren die Monatsmieten der Kaufhäuser in Höhe von 23 Millionen Euro. Sie flossen zum Teil an einen Fonds, an dem Ex-CEO Thomas Middelhoff beteiligt ist. Er wurde später wegen Untreue verurteilt. Die Sanierung des Konzerns scheitert, Karstadt wird jedoch weitergeführt. Nur die Thomas Cook Group lässt sich veräußern. Betroffen von der Insolvenz waren insgesamt mehr als 86.000 Mitarbeiter. (Bild: dpa Picture Alliance)
Insolvenzen sind – leider – normal und gehören zum täglichen wirtschaftlichen Geschäft. Doch nicht immer heißt "Insolvenz" gleich Pleite. Beantragt ein Unternehmen Insolvenz, bezeichnet das zunächst erstmal eine Situation, in der der Schuldner seinen Zahlungsverpflichtungen gegenüber seinen Gläubigern nicht mehr nachkommen kann. Das heißt aber eben nicht automatisch, dass es das Unternehmen kurze Zeit später nicht mehr gibt. Oft findet der Insolvenzverwalter neue Investoren oder Eigner oder ein Sanierungsplan wird erstellt, der den Geschäftsbetrieb am Laufen halten soll.
Große Namen, große Pleiten
Doch auch das klappt nicht immer. Und wenn es dann noch ein besonders großes oder prominentes Unternehmen ist, sind die Folgen verheerend. Solche Pleiten wirbeln dann mehr Staub auf als andere, etwa die der Fluggesellschaften Germania und Air Berlin oder des Drogeriediscounters Schlecker. Findet sich dann kein Investor, der der Überschuldung mit einer neuen Strategie zu Leibe rückt, sind oft sind Tausende Mitarbeiter betroffen.
Im Jahr 2019 waren erneut große Namen betroffen: Gerry Weber, Thomas Cook, Germania oder das Windanlagenunternehmen Senvion mussten Insolvenz anmelden. Auch der Automobilzulieferer Eisenmann, Loewe und Kettler waren überschuldet. "Das wirklich Dramatische an diesen großen Insolvenzen ist der Dominoeffekt auf viele Unternehmen in der gesamten Lieferkette", sagte Ron van het Hof, Chef von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Andere Unternehmen würden mitgerissen und könnten selbst in einer Pleite enden. Der durchschnittliche Umsatz der insolventen Großunternehmen liege 2019 bei 339 Millionen Euro, das sind 81 Prozent mehr als der durchschnittliche Umsatz der im Vorjahr pleitegegangenen Konzerne.
Wirecard - Größte Pleite Deutschlands 2020
Nun hat es im Jahr 2020 das DAX-Unternehmen Wirecard erwischt: Der Bezahldienstleister wickelte bargeldlose Zahlungen an Ladenkassen und im Internet ab - ist also eine Schnittstelle zwischen Händlern und Banken bzw. Kreditkartenfirmen. Was führte zur Insolvenz von Wirecard? Einen Teil seines Geschäft hatte das Unternehmen in Asien und im Mittleren Osten an Drittfirmen ausgelagert, die Zahlungen - angeblich - im Auftrag von Wirecard abwickeln sollten. Ein großer Teil dieses Drittgeschäfts bestand allerdings wohl aus Luftbuchungen. Nach aktuellem Stand (Juni 2020) soll es sich um rund 1,9 Milliarden Euro handeln.
Den Skandal aufgedeckt hatte die britische Zeitung Financial Times (FT). Erste Verdachtsmomente gab es bereits 2019. Erst danach fand die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG heraus, dass ein Milliardenbetrag nicht nachgewiesen werden konnte und es sich wahrscheinlich um kriminelle Manipulation handelt.
Die FT-Journalisten hatten es mit ihren Recherchen jedoch nicht leicht: Die deutsche Finanzaufsicht BaFin stellte sich zunächst schützend vor Wirecard und bezichtigte die Rechercheure der möglichen Marktmanipulation. Man hätte einen Kursrutsch auslösen wollen und sich anschließend durch Wetten auf einen fallenden Kurs bereichern wollen. BaFin-Chef Felix Hufeld hat mittlerweile eingestanden, dass es sich dabei um ein "komplettes Desaster" gehandelt habe.
Mehr Pleiten für 2020 erwartet
Nach jahrelangem Rückgang bzw. Stagnation bei den Pleiten erwarten sowohl Creditreform als auch Euler Hermes für 2020 wieder einen Anstieg der Unternehmenspleiten. Das Magazin Wirtschaftswoche hat einige der Krisenkandidaten ermittelt: Nicht weiter überraschend gehören die Automobilzulieferer dazu - Absatzprobleme der OEMs, der Strukturwandel oder auch zu schnelles Wachstum machen Unternehmen wie Weber Automotive, Avir Guss und der Schlemmer Group zu schaffen. Aber auch Umzugstransportunternehmen und Sicherheitsdienste seien "risikobehaftet", heißt es von Creditreform.
Wir haben die zehn größten und für die Mitarbeiter bittersten Firmenpleiten der vergangenen Jahr zusammengestellt - gerankt nach Anzahl der betroffenen Arbeitsplätze. Hier konnte auch der Insolvenzverwalter nichts mehr machen.
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