
Produktionsanlage von Air Liquide bei Nacht. (Bild: Air Liquide)
Ohne Chemie wären viele Produkte des Alltags nicht denkbar. Entsprechend lang ist auch die Einkaufsliste der Einkäufer weltweit bei den Chemiekonzernen. Kein Wunder, ist die chemische Industrie in Deutschland ein wichtiges Standbein. Nach dem Kfz- und Maschinenbau ist die chemisch-pharmazeutische Industrie die drittstärkste Industriebranche Deutschlands (von 2019 bis 2021). Mit 227,14 Milliarden Euro kommt sie bald an den Maschinenbau heran (245,51 Milliarden Euro).
Kein Wunder also, dass deutsche Konzerne unter den weltweiten Chemieriesen ganz oben stehen. Aber wo genau sind BASF & Co zu verorten? Wir haben das aktuelle Ranking aus dem Jahr 2021 (Quelle: VCI) und stellen die Unternehmen vor - zum Durchklicken als Bilderstrecke und für Liebhaber der langen Strecke in ausführlicher Version. Eins sei vorab verraten: Dies ist eine der wenigen Unternehmens-Rankings, das kein chinesisches Unternehmen enthält. Noch.
Platz 16: Air Products and Cemicals
Air Products gibt es bereits seit 1940, seinen Sitz hat das US-Unternehmen in Allentown in Pennsylvania. Sein Geschäft baute Air Products mit mobilen Sauerstoffgeneratoren auf, belieferte nach dem Zweiten Weltkrieg das US-Militär und die NASA. Seit den 1970er-Jahren gehören auch Kunststoffe zum Portfolio. Durch Zukäufe gehört mittlerweile auch die Halbleiterindustrie zu den belieferten Branchen. Das Unternehmen war das erste, das eine Produktionsstätte für die Extraktion von Helium aus heliumreichem Kohlendioxid aufgebaut hat (Doe Canyon). Das Geschäft mit Spezialadditiven gehört jedoch mittlerweile zu Evonik.
Platz 15: AkzoNobel
Der Chemiekonzern hat seinen Schwerpunkt auf Farben. Seinen Sitz hat Akzo Nobel in Amsterdam (Niederlande). Das Unternehmen firmiert seit 1994 unter Akzo Nobel als sich die niederländische Akzo und die schwedische Nobel Industries zusammenschlossen. 2017 wollte das US-Unternehmen PPG den Konzern übernehmen. Dieser wehrte sich durch eine Aufspaltung in die Bereiche Farben und Beschichtungen sowie Spezialchemie. Letzterer wurde an Carlyle verkauft. Heute ist Akzo Bobel spezialisiert auf Dekorationsfarben für das B2C-Geschäft - mit Lasuren und Farben wie den Marken Sikkens, Xyladecor oder Moltofill. Der andere Bereich deckt industrielle Farben und Beschichtungen ab - zum Beispiel für Schiffe, Flugzeuge und Fahrzeuge. In Deutschland hat Akzo Nobel unter anderem Standorte in Stuttgart, Reutlingen, Hilden, Hamburg und Köln.
Platz 14: Ecolab
Ecolab hat seinen Schwerpunkt auf Produkten und Dienstleistungen der industriellen Reinigung und Hygiene. Darunter fallen beispielsweise Krankenhäuser, Hotels, Brauereien, Agrarbetriebe, Lebensmittelhersteller oder Wäschereien. Seit der Übernahme von Nalco ist auch der Bereich Industriewasserbehandlung hinzugekommen. Gegründet wurde das US-Unternehmen 1923 als Evaporato Company, wurde aber nur kurz darauf in Economics Laboratory umbenannt. Es hat seinen Sitz in St. Paul in den Vereinigten Staaten. In Europa wird das Geschäft von Wallisellen im Schweizer Kanton Zürich geleitet. Ecolab ist tätig in 160 Ländern weltweit.
Platz 13: Shin-Etsu
Shin-Etsu Chemical ist das größte japanische Chemieunternehmen und eines der größten Zulieferer von Polyvinylchlorid (PVC) und Siliziumwafern für die Chiphersteller. Seine Wurzeln hat der Konzern in der Stickstoffherstellung. Heute hat sich Shin-Etsu auf die Produktion von PVC und Wafersilizium, Silikonen sowie Quarz und seltenen Erden. Auch Spezialchemikalien sind mit im Portfolio. In Deutschland ist Shin-Etsu durch SE Tylose Deutschland vertreten: In Wiesbaden produziert das Unternehmen Celluloseether.
Platz 12: Dupont (de Nemours)
Nach dem Zusammenschluss von Dupont und Dow 2017 spaltete sich das Unternehmen Dow Dupont 2019 aber wieder auf. Eines der entstandenen Unternehmen ist Dupont de Nemours. Auch, wenn der Name anderes vermuten lässt, handelt es sich dabei um eine US-Firma mit Sitz in Wilmington. Schlagzeilen machte Dupont in den USA, wo es - ausgelöst durch einige Umweltskandale - 2019 den Toxic 100 Water Polluters Index anführte. Seinen Schwerpunkt hat Dupont auf Spezialchemikalien. Neben der Deutschland-Zentrale in Neu-Isenburg gibt es Produktionsstandorte in Bomlitz, Hamm-Uentrop, Niebüll, Schkopau, Stade und Wiesbaden.
Platz 11: Ineos
Der britische Konzern ist eine Holding, unter deren Dach er zahlreiche Chemiesparten versammelt. Zwar gibt es auch einen Öl-/Gasbereich, jedoch zählt das Unternehmen insgesamt zur Chemiebranche. Seinen Sitz hat Ineos in London, ist aber weltweit mit Produktionsstätten vertreten. Das Geschäft gliedert sich in drei Säulen: Chemikalien, zum Beispiel Chlonine, Aromate, Basischemikalien), Polymere (unter anderem PVC, Polypropylen, Polyethylen) sowie Öl und Gas. Ineos ist auf zahlreichen Märkten aktiv, es beliefert beispielsweise die Automobilindustrie, die Landwirtschaft, die Pharmaindustrie, aber auch die Elektronik-, Textil-, Verpackungs- und Beschichtungsunternehmen. Gegründet wurde der Konzern 1998 als Management-Buyout der petrochemischen Beteiligung von BP. Der Name leitet sich ab von Inspec Ethylene Oxide and Specialities. Einen Ausflug als Automobilhersteller unternimmt Ineos mit seiner Tochtergesellschaft Ineos Automotive, mit der die Briten den legendären Land Rover Defender unter der Marke Ineos Grenadier wiederzubeleben.
Platz 10: PPG Industries
PPG wurde als Pittsburgh Plate Glass Company im Jahr 1883 gegründet. Das Produktportfolio beinhaltete früher Gläser (Flachglas, Glasfasern, Glas für Automobil und Raumfahrt), Farben und Lacke sowie Beschichtungen. Die Glassparte wurde 2016 an den mexikanischen Konkurrenten Vitro verkauft. In Deutschland kaufte PPG den Autolackhersteller Hemmelrath (2019).
Platz 9: Covestro
Covestro ist eigentlich ein Bayer-Gewächs. Es ging 2015 aus der Kunststoffsparte der Leverkusener hervor. Der Schwerpunkt des deutschen Unternehmens ist die Produktion von Polymer Werkstoffen. Es gibt die drei Geschäftsbereiche Polyurethane, Polycarbonate und Beschichtungen/Klebstoffe/Spezialprodukte. Covestro produziert an rund 30 Standorten weltweit, darunter in Deutschland, Belgien, China, Thailand und in den USA. Die Produkte gehen zu einem Großteil in die Automobilindustrie, aber auch die Baustoff- und Holzverarbeitungsbranche ist ein großer Abnehmer.
Platz 8: Henkel
Mit Henkel gibt es ein weiteres Chemieunternehmen unter den Top 10 der größten Chemiekonzerne der Welt. Seinen Hauptsitz hat Henkel in Düsseldorf. Aktiv ist das Unternehmen in drei Sparten: Wasch- und Reinigungsmittel, Körperpflege und Klebstoffe. Bekannt ist Henkel für seine Marken wie Pril, Persil, Schwarzkopf, Schauma und Taft. Während sich die ersten beiden Geschäftsbereiche an Konsumenten wenden, finden die Klebstoffe vor allem in der Industrie Verwendung. Aber auch Marken wie Prill, Pattex oder Ponal kennen Schüler und Handwerker gleichermaßen.
Platz 7: Air Liquide
Aus Frankreich kommt der zweite Gasehersteller im Ranking der größten Chemieunternehmen. Air Liquide mit Sitz in Paris produziert technische Gase und bietet Dienstleistungen für die Medizin und Industrie an. Gase für Gewerbe und Industrie machen den Löwenanteil aus, gefolgt von medizinischen Gasen. Elektronikgase machen genau wie Gase für den Anlagenbau nur einen kleineren Teil aus. 2015 übernahm Air Liquide den amerikanischen Marktführer Airgas und stieg damit in die Liga der größten Gasehersteller weltweit auf. Allerdings liegen die Franzosen hinter Linde.
Platz 6: Linde
Der heutige Gasekonzern Linde ist hervorgegangen aus dem Zusammenschluss aus der deutschen Linde AG mit Sitz in München und dem US-Konkurrenten Praxair im Jahr 2018. Der Hauptsitz wurde nach Dublin, ins steuersparende Irland, verlegt. Der deutsche Sitz befindet sich nach wie vor in Bayern, allerdings mittlerweile im Münchner Vorort Pullach. 2022 gab das Unternehmen seinen Rückzug von der Frankfurter Börse bekannt, damit wird es auch aus dem DAX fallen. Linde produziert Industriegase weltweit für fast alle Industriezweige - von der Gesundheit bis zur Halbleiterproduktion. Darüber hinaus entwickelt Linde Prozessanlagen für die Separation und Verflüssigung. Bis 2006 produzierte Linde unter der Bezeichnung Linde Material Handling auch Flurförderzeuge und Gabelstapler. Auch die Marke Still gehörte bis dato zum Linde-Konzern.
Platz 5: Lyondell Basell
Das Chemieunternehmen ist erst 14 Jahre alt, zählt aber bereits zu den größten Konzernen der Chemiebranche. Lyondell Basell Industries ist der größte Produzent von Polyolefinen und Katalysatoren sowie eines der weltweit führenden Unternehmen bei der Entwicklung und der Lizenzierung von Polypropylen- und Polyethylenprozessen. Darüber hinaus raffiniert es Erdöl und produziert Treibstoffzuätze. Seinen Sitz hat das Unternehmen in Rotterdam, es operiert aber mit Verwaltungszentralen, etwa in London, Hongkong und Houston. Seinen Namen bekam das Unternehmen 2008 mit dem Zusammenschluss von Lyonde und Basell. Seine Urspünge hat der Basell-Zweig des Unternehmens - mit zahlreichen Umwegen durch Verkäufe - bei BASF, als Gemeinschaftsunternehmen mit Shell zur Herstellung von Polyethylen. Damals noch unter dem Namen Rheinische Olefinwerke.
Platz 4: Saudi Basic Industries
SABIC ist ein saudi-arabischer Chemiekonzern, der aber auch ein großes Metallgeschäft betreibt. Nach eigenen Angaben ist SABIC das führende Metallunternehmen im Nahen Osten. Größter Anteilseigner heute ist Saudi Aramco, der Ölmulti. Daher stammen auch die Wurzeln, denn SABIC wurde ursprünglich für die Weiterverarbeitung von Erdöl und Erdgas gegründet. Seinen Hauptsitz hat der Konzern in Riad und auch die meisten Produktionsstätten befinden sich am Persischen Golf sowie am Roten Meer. Durch den Zukauf von DSM, einem niederländischen Chemieunternehmen, kamen Werke in Europa dazu (Niederlande und Deutschland). Mit dem Zukauf von GE Plastics kam die Polymer-Produktion hinzu. Heute produziert und liefert SABIC Grundchemikalien (zum Beispiel Methano, Propen oder Benzol), Zwischenprodukte (zum Beispiel Vinylchlorid oder Natriumhydroxid), Polyoleofine, Polyvinylchlorid (PVC) und Polyester, Düngemittel sowie Metalle. Aber auch Tapeten, Kunstleder und Buchbinderleim sind neuerdings Teil des Produktekatalogs der Saudis.
Platz 3: Bayer
Der Leverkusener Chemiekonzern ist in drei Sparten aktiv: Pharmazeutika, Consumer Health und bei landwirtschaftlichen Produkten. 2005 wurden die Sparten Kunststoffe, Und Chemie, Pflanzenschutz und Pharma ausgegliedert. Daraus hervorgegangen ist zum Beispiel Lanxess als Polymer-Spin-Off. Die Pharma-Sparte mit den rezeptfreien Medikamenten ging in einem Joint Venture mit der Schweizer Roche auf. 2016 kaufte Bayer in einem spektakulären Coup den US-Agrochemiekonzern Monsanto - inklusive dessen Leichen im Keller in Form von anhängigen Prozessen in den USA aufgrud des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat. Das machte Bayer aber gleichzeitig zum größten Agrarchemiekonzern der Welt. Im Gegenzug musste Bayer sein Saatgutgeschäft einschließlich der zugehörigen Forschung an den Konkurrenzen BASF abtreten. Standorte hat Bayer in Deutschland (Leverkusen, Brunsbüttel, Monheim, Bitterfeld, Höchst, Knapsack), Europa (Antwerpen, Turku, Lyon, Tarragona, Norwich und Widnes) sowie in Nordamerika (Berkeley, Stilwell, Baytown) und Mittel- und Südamerika (Kolumbien, Peru, Venezuela, Ecuador, Argentinien, Brasilien und Mexiko sowie Costa Rica). In Asien ist Bayer unter anderem in Australien, Shanghai, Japan, Indien, Bangladesch, Singapur und Thailand vertreten.
Platz 2: Dow
Dow war einst ein international tätiges Chemieunternehmen mit Sitz in Midland in den Vereinigten Staaten. 2017 fusionierte Dow Chemical mit dem Konkurrenten DuPont zur DowDuPont und brachte damit den größten Chemiekonzern er Welt hervor. Die beiden lösten sich aber bereits 2019 wieder voneinander und spalteten sich auf in Dow, Dupont und Corteva. Es war von Beginn an geplant, die Unternehmen nach Branchen und Anwendungsbereichen aufzuspalten. Diese sind: Pflanzenschutz und Saatgut (Corteva), Material Sciences/Werkstoffe (Dow) sowie Spezialchemie (Dupont). Dow betreibt 104 Produktionsstandorte in 31 Ländern und beschäftigt rund 35.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit. Dow produziert unter anderem Kunststoffe, industriellen Zwischenprodukte, Beschichtungen und Silikone.
Platz 1: BASF
Der deutsche Konzern führt das weltweite Ranking nach der Aufspaltung von Dow Dupont wieder an. BASF wurde 1865 in Mannheim als die Badische Anilin- und Sodafabrik gegründet, daher auch die Anfangsbuchstaben, die heute zum Unternehmensnamen geworden sind. Der Marktführer hat seinen Sitz in Ludwigshafen am Rhein. Seinen Umsatz macht BASF mit Chemikalien (17 Prozent), Materials (19 Prozent), Industriechemie (11 Prozent) Oberflächentechnologie (29 Prozent), Ernährung und Pflegemitteln (8 Prozent) und 11 Prozent mit landwirtschaftlichen Chemieprodukten. Darunter sind Produkte wie Hochleistungskunststoffe, Polyamide, Monomere wie zum Beispiel Ad Blue, technische Gase, Weichmacher, Materialien für Lithium-Ionen-Akkus, Lacke, Pflanzenschutzmittel und Pflegeprodukte wie Dexpanthenol oder das Schmerzmittel Ibuprofen.
Die größten Chemiekonzerne der Welt 2021
- BASF
- Dow Chemical
- Bayer
- Saudi Basic Industries
- Lyondell Basell
- Linde
- Air Liquide
- Henkel
- Covestro
- PPG Industries
- Ineos
- Du Pont
- Sin-Etsu Chemical
- Ecolab
- Akzo Nobel
- Air Products and Chemicals
Die Umsatzzahlen finden Sie in unserer jeweils aktuell gehaltenen Bildergalerie.
Quelle: Statista, eigene Recherche
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