Air Liquide Fabrik bei Nacht -

Produktionsanlage von Air Liquide bei Nacht. (Bild: Air Liquide)

Die 50 größten Chemieunternehmen erzielten 2022 einen Umsatz von 1,2 Billionen US-Dollar - ein Anstieg um 17 Prozent gegenüber dem Jahr 2021. Es war also ein gutes Jahr für die Chemieriesen weltweit, zumindest, was die Verkaufspreise betrifft. Produziert wurde nämlich nicht mehr.

Größter Stolperstein für die Konzerne war der Einmarsch Russlands in die Ukraine. Er trieb die Energiepreise in der ersten Jahreshälfte in die Höhe und unterbrach die Erdgaslieferungen nach Europa. Deutschland, das von russischem Gas abhängig ist, wurde besonders hart getroffen. Unternehmen wie die BASF mussten ihre Chemiekapazitäten stilllegen. Zudem erhöhten die Zentralbanken weltweit ihre Zinssätze, um die Inflation zu bekämpfen, was das Wirtschaftswachstum verlangsamte. Und China, lange Zeit der Motor der Chemieindustrie, erlebte ein schwieriges Jahr, da strenge Abriegelungen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie die Wirtschaftstätigkeit einschränkten.

Bestimmte Sektoren der Branche entwickelten sich sehr gut. Düngemittelhersteller wie Yara, Nutrien und Mosaic verzeichneten aufgrund höherer Preise große Umsatzsteigerungen. Drei Unternehmen - CF Industries, ICL Group und OCI - schafften es aufgrund des starken Düngemittelmarktes zum ersten Mal in die weltweiten Top 50. Auch das Geschäft mit Lithiumchemikalien boomt aufgrund der Nachfrage nach Batterien für Elektrofahrzeuge. Diese Nachfrage hat das chilenische anorganische Unternehmen SQM zum ersten Mal in die Rangliste gebracht.

Alpek schaffte es dank seines Kerngeschäfts mit Polyestern unter die größten 50 Chemieunternehmen. Das mexikanische Chemieunternehmen verbuchte einen Umsatzanstieg von 36 Prozent. Die thailändische Indorama Ventures, ein weiterer Polyester-Spezialist, verzeichnete mit 41 Prozent ebenfalls einen starken Umsatzsprung. Ein Neueinsteiger ist die japanische Resonac Holdings, die aus der Fusion von Showa Denko und Showa Denko Materials, ehemals Hitachi Chemical, hervorgegangen ist. Der US-amerikanische Petrochemiehersteller Westlake kehrt in das Ranking zurück.

Viele Unternehmen, die im letzten Jahr in der Rangliste auftauchten, haben es 2022 nicht mehr geschafft. Dazu zählen Lanxess und DSM, zwei europäische Chemieunternehmen. Der Grund liegt allerdings auf der Hand: Lanxess übernahm gemeinsam mit dem Finanzinvestor Advent die Kunststoffsparte der niederländischen DSM. Die chinesischen Chemieunternehmen Hengyi Petrochemical und Tongkun sind 2022 ebenfalls nicht mehr unter den 50 größten Chemiekonzernen zu finden.

Wir zeigen das aktuelle Ranking aus dem Jahr 2022 der Zeitschrift Chemical & Engineering News und stellen die Unternehmen vor. C&EN zählt dabei nur die chemischen Umsätze der Konzerne.

Platz 10: Petrochina

Petrochina ist Chinas größter Ölkonzern, er beliefert 18.000 Tankstellen im Land. Seinen Sitz hat Petrochina in Peking. Mit seinem Chemiegeschäft machte das Unternehmen 2022 einen Umsatz von 38,314 Milliarden US-Dollar - das sind knapp 7,9 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Trotzdem verliert der Chemiekonzern einen Platz im Ranking.

Platz 9: Lyondell Basell

Das Chemieunternehmen ist erst 15 Jahre alt, zählt aber bereits zu den größten Konzernen der Chemiebranche. Lyondell Basell Industries ist der größte Produzent von Polyolefinen und Katalysatoren sowie eines der weltweit führenden Unternehmen bei der Entwicklung und der Lizenzierung von Polypropylen- und Polyethylenprozessen. Darüber hinaus raffiniert es Erdöl und produziert Treibstoffzuätze. Seinen Sitz hat das Unternehmen in Rotterdam, es operiert aber mit Verwaltungszentralen, etwa in London, Hongkong und Houston. Seinen Namen bekam das Unternehmen 2008 mit dem Zusammenschluss von Lyondell und Basell. Seine Urspünge hat der Basell-Zweig des Unternehmens - mit zahlreichen Umwegen durch Verkäufe - bei BASF, als Gemeinschaftsunternehmen mit Shell zur Herstellung von Polyethylen. Damals noch unter dem Namen Rheinische Olefinwerke.

Die Chemiesparte machte 2022 einen Umsatz von 39,476 Milliarden US-Dollar, das sind nur 1,23 Prozent mehr als im Jahr 2021. Entsprechend verliert Lyondell Basell zwei Plätze und rutscht von Platz sieben auf den neunten Rang der größten Chemieunternehmen.

Platz 8: LG Chem

Das südkoreanische Unternehmen LG Chem gehört zur LG-Gruppe und hat seinen Sitz in Seoul. Gegründet wurde es 1947, zwei Jahre nachdem die japanische Kolonialzeit beendet wurde. als Kosmetikunternehmen. Aber bereits wenig später erweiterte sich das Geschäft auf Kunstharze und Vinyl. 2020 wurde die Batteriesparte LG Energy Solutions ausgegründet.

LG Chem produziert Crackerprodukte wie Ethylen und Propylen, Polyoleofine, PVC, Acrylsäure, Weichmacher, Polycarbonate und Superabsorberpolymer (SAP) sowie Spezialpolymere. Nach eigenen Angaben ist das Unternehmen fünftgrößter Produzent von Acrylsäure und viertgrößter Produzent von SAP.

Mit seiner Chemiesparte erzielte LG Chem 2022 einen Umsatz von 40,15 Milliarden US-Dollar, 21,6 Prozent mehr als 2021 und macht zwei Plätze gut.

Petrochemisches Werk von LG Chem in Yesou, Südkorea
Petrochemischer Komplex von LG Chem in Yesou, Südkorea. Der Konzern schafft es im Ranking auf die vordersten Plätze. (Bild: LG Chem)

Platz 7: Formosa Plastics

Der taiwanische Mischkonzern hat seinen Schwerpunkt in der Produktion von Chemikalien. Er ist einer der größten Kunststoffproduzenten der Welt (PVC, PP, PE). Gegründet wurde das Unternehmen 1954 als kleiner PVC-Produzent, heute gehören mehr als 100 Unternehmen zur Gruppe mit Werken in Taiwan, den USA, China, Vietnam, auf den Philippinen und in Indonesien.

Mit seiner Chemiesparte erzielte Formosa Plastics 2022 einen Umsatz von 40,231 Milliarden US-Dollar Umsatz (-0,61 Prozent) - damit verliert das Unternehmen einen Platz im Ranking der größten Chemieunternehmen der Welt.

Platz 6: Ineos

Der britische Anzeige Konzern ist eine Holding, unter deren Dach er zahlreiche Chemiesparten versammelt. Zwar gibt es auch einen Öl-/Gasbereich, jedoch zählt das Unternehmen insgesamt zur Chemiebranche. Seinen Sitz hat Ineos in London, ist aber weltweit mit Produktionsstätten vertreten. Das Geschäft gliedert sich in drei Säulen: Chemikalien, zum Beispiel Chlonine, Aromate, Basischemikalien), Polymere (unter anderem PVC, Polypropylen, Polyethylen) sowie Öl und Gas. Ineos ist auf zahlreichen Märkten aktiv, es beliefert beispielsweise die Automobilindustrie, die Landwirtschaft, die Pharmaindustrie, aber auch die Elektronik-, Textil-, Verpackungs- und Beschichtungsunternehmen. Gegründet wurde der Konzern 1998 als Management-Buyout der petrochemischen Beteiligung von BP. Der Name leitet sich ab von Inspec Ethylene Oxide and Specialities. Einen Ausflug als Automobilhersteller unternimmt Ineos mit seiner Tochtergesellschaft Ineos Automotive, mit der die Briten den legendären Land Rover Defender unter der Marke Ineos Grenadier wiederzubeleben.

2022 kommt Ineos auf einen reinen Chemie-Umsatz von 41,188 Milliarden US-Dollar (+15,8 Prozent) und schafft es damit von Platz acht auf den sechsten Rang unter den größten Chemieherstellern.

Platz 5: Exxon Mobil

Das Unternehmen aus Irving, Texas kommt mit seiner Chemiesparte auf den zehnten Rang und kann zwei Plätze gut machen. Der Mineralölkonzern entstand 1999 durch die Fusion von Exxon und Mobil Oil. Der Konzern produzierte im Jahr 2022 rund 10,677 Millionen Tonnen Ethylen, 9,193 Millionen Tonnen Polyethylen und 2,298 Millionen Tonnen Polypropylen.

Der Umsatz aus der Chemiesparte summierte sich 2022 auf 47,498 Milliarden US-Dollar, was für einen guten fünften Platz unter den zehn führenden Chemieunternehmen reicht.

Mitarbeiter von Sabic auf dem Turm der Produktionsanlage Arrazi in Jubail, Saudi-Arabien
Der saudi-arabische Konzern schafft es mit seinen Chemie-Umsätzen auf den vierten Rang unter den größten Chemieunternehmen der Welt. (Bild: Sabic)

Platz 4: SABIC

SABIC ist ein saudi-arabischer Chemiekonzern, der aber auch ein großes Metallgeschäft betreibt. Nach eigenen Angaben ist SABIC das führende Metallunternehmen im Nahen Osten. Größter Anteilseigner heute ist Saudi Aramco, der Ölmulti. Daher stammen auch die Wurzeln, denn SABIC wurde ursprünglich für die Weiterverarbeitung von Erdöl und Erdgas gegründet. Seinen Hauptsitz hat der Konzern in Riad und auch die meisten Produktionsstätten befinden sich am Persischen Golf sowie am Roten Meer. Durch den Zukauf von DSM, einem niederländischen Chemieunternehmen, kamen Werke in Europa dazu (Niederlande und Deutschland). In Deutschland produziert Sabic in Gelsenkirchen.

Mit dem Zukauf von GE Plastics kam die Polymer-Produktion hinzu. Heute produziert und liefert SABIC Grundchemikalien (zum Beispiel Methano, Propen oder Benzol), Zwischenprodukte (zum Beispiel Vinylchlorid oder Natriumhydroxid), Polyoleofine, Polyvinylchlorid (PVC) und Polyester.

Mit einem Chemie-Umsatz von 48,821 Milliarden US-Dollar (+12,9 Prozent) im Jahr 2022 bleibt Sabic auf dem vierten Platz im Ranking.

Platz 3: Dow

Dow war einst ein international tätiges Chemieunternehmen mit Sitz in Midland in den Vereinigten Staaten. 2017 fusionierte Dow Chemical mit dem Konkurrenten DuPont zur DowDuPont und brachte damit den größten Chemiekonzern er Welt hervor. Die beiden lösten sich aber bereits 2019 wieder voneinander und spalteten sich auf in Dow, Dupont und Corteva. Es war von Beginn an geplant, die Unternehmen nach Branchen und Anwendungsbereichen aufzuspalten. Diese sind: Pflanzenschutz und Saatgut (Corteva), Material Sciences/Werkstoffe (Dow) sowie Spezialchemie (Dupont). Dow betreibt 104 Produktionsstandorte in 31 Ländern und beschäftigt rund 35.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit. Dow produziert unter anderem Kunststoffe, industriellen Zwischenprodukte, Beschichtungen und Silikone.

2022 erzielte Dow mit Chemieprodukten 56,902 Milliarden US-Dollar (+3,5 Prozent) was für den dritten Platz unter den größten Chemiekonzernen reicht.

Platz 2: Sinopec

Sinopec gehört zu den drei größten Mineralölunternehmen in China. Daneben besitzt es Raffinerien und vermarktet seine petrochemischen Produkte. Mit BASF zusammen betreibt Sinopec ein Joint Venture, um Neopentylglykol herzustellen. Shanghai Petrochemical ist ein Tochterunternehmen von Sinopec. Seinen Sitz hat das Unternehmen in Peking.

Allein mit Chemieprodukten kam Sinopec 2022 auf einen Umsatz von 66,861 Milliarden US-Dollar - ein Plus von 5,92 Prozent im Vergleich zu 2021 - und bleibt damit die Nummer zwei unter den größten Chemieunternehmen der Welt.

Platz 1: BASF

Der deutsche Konzern führt das weltweite Ranking nach der Aufspaltung von Dow Dupont wieder an. BASF wurde 1865 in Mannheim als die Badische Anilin- und Sodafabrik gegründet, daher auch die Anfangsbuchstaben, die heute zum Unternehmensnamen geworden sind. Der Marktführer hat seinen Sitz in Ludwigshafen am Rhein. Seinen Umsatz macht BASF mit Chemikalien (17 Prozent), Materials (19 Prozent), Industriechemie (11 Prozent) Oberflächentechnologie (29 Prozent), Ernährung und Pflegemitteln (8 Prozent) und 11 Prozent mit landwirtschaftlichen Chemieprodukten. Darunter sind Produkte wie Hochleistungskunststoffe, Polyamide, Monomere wie zum Beispiel Ad Blue, technische Gase, Weichmacher, Materialien für Lithium-Ionen-Akkus, Lacke, Pflanzenschutzmittel und Pflegeprodukte wie Dexpanthenol oder das Schmerzmittel Ibuprofen.

Mit seiner Chemiesparte machte BASF einen 2022er-Umsatz von 91,991 Milliarden US-Dollar, rund elf Prozent mehr als 2021, das reicht weiterhin für die unangefochtene Spitze.

BASF-Mitarbeiter im PolyTHF-Werk in Ludwigshafen
BASF PolyTFH-Werk in Ludwigshafen: Der deutsche Chemieriese bleibt die weltweite Nummer eins in 2022. (Bild: BASF)

Die 50 größten Chemieunternehmen 2022 weltweit

Portrait Dörte Neitzel Redakteurin Technik+Einkauf
(Bild: mi connect)

Die Autorin: Dörte Neitzel

Dörte Neitzel ist Wissens- und Infografik-Junkie vom Dienst. Dinge und Zusammenhänge zu erklären ist ihr Ding, daher beschreibt sie sich selbst auch gern als Erklärbärin mit Hang zur Wirtschaft – was einem lange zurückliegenden VWL-Studium geschuldet ist. Nach einigen Stationen im Fachjournalismus lebt sie dieses Faible bevorzugt auf der Webseite der TECHNIK+EINKAUF aus und taucht besonders gern ab in die Themen Rohstoffe und erneuerbare Energien.

Privat ist Südfrankreich für sie zur zweiten Heimat geworden, alternativ ist sie in der heimischen Werkstatt beim Schleifen, Ölen und Malern alter Möbel zu finden oder in südbayerischen Berg-und-See-Gefilden mit Hund im Gepäck unterwegs.

Die größten Chemiekonzerne der Welt 2021

  1. BASF: 82,8 Milliarden US-Dollar
  2. Sinopec: 63,126 Milliarden US-Dollar
  3. Dow: 54,97 Milliarden US-Dollar
  4. Saudi Basic Industries: 43,23 Milliarden US-Dollar
  5. Exxon Mobile: 42,16 Milliarden US-Dollar
  6. Formosa Plastic: 40,48 Milliarden US-Dollar
  7. Lyondell Basell: 38,995 Milliarden US-Dollar
  8. Ineos: 35,562 Milliarden US-Dollar
  9. Petrochina: 35,513 Milliarden US-Dollar
  10. LG Chem: 33,02 Milliarden US-Dollar

Quelle: Chemical & Engineering News

Größte Chemieunternehmen 2022 weltweit

  1. BASF: 91,99 Milliarden US-Dollar
  2. Sinopec: 66,86 Milliarden US-Dollar
  3. Dow: 56,9 Milliarden US-Dollar
  4. Saudi Basic Industries: 48,82 Milliarden US-Dollar
  5. Exxon Mobile: 47,5 Milliarden US-Dollar
  6. Ineos: 41,19 Milliarden US-Dollar
  7. Formosa Plastic: 40,23 Milliarden US-Dollar
  8. LG Chem: 40,15 Milliarden US-Dollar
  9. Lyondell Basell: 39,48 Milliarden US-Dollar
  10. Petrochina: 38,31 Milliarden US-Dollar

Quelle: Chemical & Engineering News

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