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(Bild: Kartonagen-AdobeStock-Maksym Yemelynaov)

Die Versand- bzw. Transportkartonage hat in der Logistikkette eine wichtige Rolle. Sie soll das Versandgut vor allem vor Verunreinigung oder Beschädigung schützen, sowie den Verlust der Waren verhindern. Außerdem ist sie zunehmend auch Werbe-/Imageträger eines Unternehmens und repräsentiert die Qualität der versendeten Produkte. Die Anforderungen an die Kartonage sind aufgrund der Versandart, des Verkehrsträgers, sowie des zu versendenden Gutes sehr variabel.

Bei der Auswahl der Kartonage sind viele Aspekte zu beachten. Zum einen muss die Kartonage den Transport des Guts vereinfachen, zum anderen soll die Verpackung so gestaltet sein, dass ein effizientes Verpacken möglich ist. Auch die Ressourcenschonung sowie die Total Cost of Ownership (TCO) – also die Gesamtkosten– gewinnen immer größere Bedeutung. Für den B2C-Bereich spielt auch die Rücksendbarkeit des Versandmittels eine bedeutende Rolle; schließlich sollen die Güter unbeschädigt zurückkommen. Bei Gefahrgutverpackungen ist zudem der Schutz der Umwelt wichtig.

Der Versandkarton kann aus unterschiedlichen Materialien bestehen. Der am häufigsten eingesetzte Stoff ist Wellpappe; Vollpappe, Kunststoff oder Mischformen sind ebenfalls möglich, werden aber seltener eingesetzt. Aufgrund der starken Verbreitung von Wellpappkartonagen konzentriert sich dieser Einkaufsführer ausschließlich darauf.

Grundlegendes zu Wellpappe und Packmittel (Versand-/Transportkartons)

Bei Wellpappe werden verschiedene Wellenarten und Wellenkombinationen unterschieden. Die gebräuchlichsten Wellenarten bei Wellpappkartons sind A-Welle (Grobwelle), C-Welle (Mittelwelle), B-Welle (Feinwelle) und  E-Welle (Mikrowelle). Der Unterschied liegt in der Wellenteilung und der Wellenhöhe. Einwellige Wellpappe gibt es am häufigsten als B- oder C-Welle. Bei mehrwelliger Wellpappe werden zumeist Kombinationen von Wellenarten verwendet. Im doppelwelligen Bereich werden überwiegend solche aus BC-Welle, EB-Welle oder EE-Welle eingesetzt. Für dreiwellige Wellpappe sind ACA, AAC, BAA, EBC oder BBC gebräuchliche Wellenkombinationen.

Wellpappsorten werden in der Regel durch ihre Sortennummer sowie ihre Wellenart klassifiziert, beispielsweise 1.40 B oder 2.30 BC. Sie unterscheiden sich in ihrer Beanspruchbarkeit sowie in dem dafür vorgesehenen Festigkeitsprüfverfahren. Als Transportverpackung sind die Wellpappensorten 1.10 bis 1.50 und 2.20 bis 2.70 vorgesehen; sie werden durch Berstfestigkeit, Durchstoßarbeit und Kantenstauchwiderstand definiert. Die Wellpappensorten 2.90 bis 2.96 bestehen aus Schwerwellpappe und sind durch Durchstoßarbeit und Kantenstauchwiderstand gekennzeichnet. Die Gütebestimmung der Wellpappsorten inklusive Beanspruchbarkeit sowie Prüfverfahren ist in DIN 55468-1 geregelt.

Ausführung der Kartonage

Die Herstellung von Verpackungen aus dem Packstoff Wellpappe erfolgt gemäß des internationalen FEFCO-ESBO-Codes für Versandverpackungen (Schachtelausführungen) sowie des Prüfkatalogs für Wellpappeschachteln des VDW (Teil I und II). Die Produktion von Gefahrgutverpackungen unterliegt den Überwachungsmaßnahmen gemäß der BAM-Gefahrgutregeln (BAM-GGR) in ihrer jeweils gültigen Fassung.

Der FECFCO-ESBO-Code ist ein internationaler Code zur Beschreibung von Packmitteln aus Well- und Vollpappe. Der Code wurde von der FEFCO (Europäische Vereinigung der Wellpapphersteller) und der ESBO (Europäische Organisation für Vollpappe) ausgearbeitet und sollte umständliche Definitionen von Wellkisten- und Verpackungskonstruktionen durch einfache, international gültige Symbole ersetzen, die unabhängig von sprachlichen und anderen Schwierigkeiten allgemein verständlich sind. Der Code setzt sich aus einer vierstelligen Nummer zusammen. Die ersten beiden definieren den Grundtyp. Es gibt acht verschiedene Grundtypen im FEFCO-ESBO-Code. Die Tabelle zeigt die Bauarten mit  beispielhaften Vertretern der Gruppen, sowie die FEFCO-ESBO-Code-Nummern und Abbildungen.

Bild Beispiel Tabelle Kartonagen

Zur Bauart gehört auch die Bezeichnung der Montage. Unterschieden werden manuelle (M), automatische (A) und manuelle/automatische (M/A) Montage, sowie eine Kombination aus beiden Montagearten (M+A).

Verschluss

Zur Kartonage gehört auch der sachgemäße Verschluss. In Frage kommt die Laschenklebung (heiß oder kalt) sowie die Klebestreifenverklebung (nass- oder selbstklebend). Zum Verschließen eignet sich auch eine Klammerheftung (Drahtheftung) oder eine Verriegelung. Eine kombinierte Verschlussart ist ebenfalls möglich.

Die meisten Verpackungen werden immer noch unbedruckt auf den Versandweg gebracht, doch nimmt die Bedeutung der Bedruckung zu. Je nach Einsatzzweck stehen am Markt im Wesentlichen vier Druckverfahren zur Verfügung: Flexodruck, Offsetdruck, Digitaldruck und Siebdruck. Flexodruck ist das kostengünstigste Druckverfahren, das während des Inlineproduktionsprozesses zum Einsatz kommt. Allerdings müssen die Auflagen höher sein, und das Druckbild ist nicht so hochwertig wie beispielsweise beim Offset-Verfahren. Typisch beim Offsetdruck sind ein randscharfer Ausdruck ohne Quetschränder oder Schattierungen und ein hoher Glanz. Kann auch inline verarbeitet werden. Bei kleineren Auflagen hat sich das Offsetkaschieren etabliert. Dabei wird erst auf weißes Papier gedruckt, das anschließend auf die Wellpappe kaschiert wird.

Der Digitaldruck eignet sich bei sehr kleinen Auflagen und/oder personalisierten Druckaufträgen. Das Verfahren hat im Verpackungsbereich bislang eine relativ geringe Marktdurchdringung. Beim Siebdruck handelt es sich um ein sehr flexibles und vielseitiges Druckverfahren. Durch die niedrige Verarbeitungsgeschwindigkeit jedoch kostenintensiv. Es findet aber nur noch selten Anwendung.

 

Checkliste für den Einkauf von Transportkartonagen

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Welche Güter sollen versandt werden?

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Ist das Packmittel eine universale Verpackung, z.B. für den Ersatzteilversand?

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Welche Maximalgewichte werden in die Kartonage eingebracht?

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Welche Jahresvolumina des Versandkartons sind geplant?

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Sind bereits Packmittel im Einsatz? Können diese vereinheitlicht werden?

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Ist die Anbringung von Logos oder Sicherheitshinweisen notwendig?

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Sind technische Ausstattungen zum Aufrichten bzw. Verschließen der Verpackung vorhanden?

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Wird vom Dienstleister zusätzlicher Service, wie Verpackungsentwicklung, angeboten?


Fragen an Christian Aigner, Hans Becker GmbH

Bild Christian Aigner

Christian Aigner, strategischer Einkäufer, verantwortet den Bereich C-Teile, Verpackungen und technische Produkte
bei der Hans Becker GmbH

Wieviel kann beim Einkauf von Versandverpackungen überhaupt gespart werden?
Eine pauschale Aussage zu Einsparpotenzialen ohne Analyse und Benchmarks halte ich für unseriös. Wichtige Einflussfaktoren auf den Preis sind das Volumen und die Art der Verpackungslösung. Außerdem spielen die Logistikkosten die beim Versand der Einzelabrufe anfallen, eine erhebliche Rolle bei der Preisbildung.

Wie sieht es mit der Qualität aus? Muss man bei einer Preissenkung Einbußen hinnehmen?
Mögliche Einsparungen sollten auf keinen Fall auf Kosten der Qualität umgesetzt werden. Schließlich dient die Transportverpackung dem Schutz der Ware und soll die Güter unversehrt zum Verwender bringen.

Was sind die ersten Schritte in einem Optimierungsprojekt?
Zunächst sollte der konkrete Bedarf an den bereits eingesetzten Packmitteln analysiert werden. Im Anschluss sollte geprüft werden, ob Kartonagen aus dem gesamten Portfolio zusammengelegt werden können. Durch Konzentration der Mengen lässt sich in der Regel auch eine Einsparung realisieren.

Stellt der Wechsel zu alternativen Verpackungstypen eine Lösung dar?
Die Stellschrauben sollten nicht nur beim Produkteinkauf ansetzen, das greift zu kurz. Wie auch im Bereich der C-Teile spielt die Betrachtung der Gesamtkosten bei Transportverpackungen eine wichtige Rolle. Daher kann eine teurere Verpackung mit hoher Effizienz oder je nach Volumen auch eine Investition in Verpackungsautomatisierung erhebliche Kostenvorteile mit sich bringen.

Gibt es noch weitere clevere Ansatzpunkte?
Mittlerweile sind einige Anbieter mit Verpackungslösungen auf dem Markt, die auf zusätzlichen Füllstoff verzichten können und trotzdem einen sicheren Warenversand gewährleisten.

Gibt es Gründe im Unternehmen oder bei den Produkten, die gegen ein Optimierungsprojekt sprechen?
Nein, im Grunde sollte bei genauer Planung und Analyse jedes Unternehmen eine Optimierung im Verpackungsbereich erreichen können. Es gibt immer mehrere Lösungswege.

Sollte das Ganze ein gemeinsames Projekt mehrerer Abteilungen sein? Oder kann der Einkauf das im Alleingang umsetzen?
Es ist wichtig, alle Prozessbeteiligten einzubinden. Daraus lassen sich Verbesserungen ermitteln, die sowohl die Verpackung selbst betreffen, als auch den Verpackungsprozess. Auch die Qualitätsabteilung sollte in ein solches Optimierungsprojekt integriert sein, da sich aus der Reklamationsstatistik möglicherweise Beanstandungen aufgrund der Verpackungen ableiten lassen.

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