Sicherheitsmitarbeiter in einer Produktionshalle

Sicherheitsspezialisten bieten wichtige Dienstleistungen. Auf was Unternehmen achten müssen. (Bild: Pilz)

Ob in der Konstruktionsphase, im laufenden Betrieb oder beim Retrofit: Hersteller und Betreiber sollten potenzielle Sicherheitsrisiken für Mensch und Maschine frühzeitig erkennen, um diese vermeiden zu können. Grundlage sind gesetzliche Vorgaben wie die der Maschinenrichtlinie, der Betriebssicherheitsverordnung oder des Arbeitsschutzgesetzes.

Da die Anforderungen je Gesetzestext unterschiedlich sind, kann die Umsetzung jedoch knifflig sein. Zu wissen, welche externe Dienstleistung für Maschinensicherheit dabei bestenfalls unterstützt, aber auch. Maßgeschneiderte Dienstleistungen von Sicherheitsexperten – von der Sicherheitsanalyse bis hin zur Validierung – erleichtern es, die passende Wahl für die normkonforme Umsetzung je Anforderung zu treffen.

Wird eine CE-Kennzeichnung für eine im Bau befindliche Maschine benötigt? Wurde eine Maschine verändert, ist sie noch sicher? Wurde dabei sogar eine wesentliche Veränderung vorgenommen und ein erneuter CE-Zertifizierungsprozess ist notwendig? So komplex das Thema Maschinensicherheit ist, so vielfältig sind die unterschiedlichen Dienstleistungen, die in diesem Bereich unterstützen. Welche ist die passende?

Die Sicherheitsanalyse als Grundlage

Einen ersten Überblick über den Sicherheitsstatus einer bestehenden oder im Bau befindlichen Maschinen gibt die Sicherheitsanalyse. Sie deckt erste Sicherheitsrisiken auf. Diese können nach der jeweiligen Schwere des Risikos priorisiert werden. Was folgt, ist eine Kostenschätzung für eine Umsetzung von risikomindernden Maßnahmen.

Grundsätzlich sollten bei dieser ersten Analyse die Überprüfung vor Ort mit einer nachfolgenden Bewertung und die Präsentation der Ergebnisse mit Risikopotenzial enthalten sein. Auch sollten gemeinsam mit dem Bedienungs- und Wartungspersonal die Arbeitsabläufe an der Maschine analysiert und wesentliche Gefahren ermittelt werden. In dieser Phase lässt sich besser einschätzen, welches unternehmensinterne Know-how genutzt werden kann und für welche komplexeren Maßnahmen und Schritte es externer Fachexpertise bedarf.

Das Unternehmen: Pilz GmbH & Co KG

Als Experte für sichere Automation bietet Pilz Dienstleistungen für Maschinensicherheit über den kompletten Lebenszyklus oder auch zu einzelnen Phasen der Maschine an. Diese reichen für Betreiber beispielsweise von der Sicherheitsanalyse des Maschinenparks über die Gefährdungsbeurteilungen nach Betriebssicherheitsverordnung bis hin zu Inspektionen von Schutzeinrichtungen. Pilz bietet für die Bewertung der Maschinensicherheit als auch der sicherheitstechnischen Validierung von Maschinen und Anlagen je nach Kundenanforderung Dienstleistungen mit unterschiedlich umfangreichen Leveln – vom Basischeck bis zum Full-Service-Paket.

Akkreditierte Sicherheit

Die Pilz GmbH & Co. KG unterhält eine, durch die deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) anerkannte, unabhängige akkreditierte Inspektionsstelle, gemäß den Anforderungen der DIN EN ISO/IEC 17020. Ähnlich wie TÜV oder Berufsgenossenschaft ist Pilz bevollmächtigt, Inspektionen, d.h. Überprüfungen, hinsichtlich Normen und Standards durchzuführen. Somit können Hersteller und Anwender sich darauf verlassen, dass alle offiziellen Anforderungen mit Blick auf die Prüfungen erfüllt sind.

Zwei Männer führen eine Sicherheitsinspektion an einer Maschine durch
Auf was müssen Maschinenbauunternehmen achten, wenn sie Sicherheitsdienstleistungen einkaufen? (Bild: Pilz)

Passgenaue Dienstleistung für mehr Produktivität

Nach der Sicherheitsanalyse ist der nächste Schritt, sich im Rahmen eines darauffolgenden Sicherheitskonzeptes durch den Dienstleister grundlegende Vorschläge zum Erreichen der mechanischen wie auch sicherheitstechnisch erforderlichen Schutzziele geben zu lassen. Das Sicherheitskonzept beschreibt die technischen Maßnahmen zur Risikominderung – gleich ob Neuinstallation, Umbau oder Nach- und Aufrüstung von Maschinen – und gewährleistet die Sicherheit der Maschinen in Übereinstimmung mit national und international harmonisierten Normen. Ein Sicherheitskonzept sollte dabei effizient das immer wieder auftretende Spannungsfeld zwischen Schutzeinrichtungen und Produktivität lösen.

Das darauffolgende Sicherheitsdesign definiert, welche Maßnahmen – je nach Schwere des Risikos und Umfang des Budgets – umgesetzt werden sollen. Es sollte sowohl Hard- als auch Softwarekomponenten sowie neben der Safety auch Aspekte der Industrial Security für einen verbesserten Manipulationsschutz umfassen. Danach folgt das operative Engineering – Schaltpläne werden gezeichnet, Steuerungen programmiert und die definierten Komponenten integriert. Zum Schluss wird im Rahmen einer Validierung überprüft, ob die umgesetzten Sicherheitsmaßnahmen sämtliche Anforderungen erfüllen.

Die Beratung sollte sich im besten Fall individuell an die Bedürfnisse des Kunden anpassen, wie beispielsweise in unterschiedlich umfangreichen Leveln – vom Basischeck bis hin zur CE-Kennzeichnung. Das schafft ein optimales Kosten-Nutzen-Verhältnis. Denn häufig liegt ein „Rundum-Sorglos-Paket“ weit über den individuellen Bedürfnissen. Hilfreich ist zudem eine zunächst produktneutrale Beratung. So können auch – im Sinne der Nachhaltigkeit – bereits vorrätige Komponenten berücksichtigt werden.

Checkliste für den Einkauf von Dienstleistungen

  • Welche Sicherheitsanforderungen bzw. gesetzliche Nachweispflichten müssen erfüllt werden?
  • Gibt es firmenspezifische Standards für Maschinensicherheit, die über die Gesetzesanforderungen hinaus im Unternehmen beachtet werden müssen?
  • Welches unternehmensinterne Know-how lässt sich nutzen? Wo benötige ich externe Consulting- und/oder Engineering-Unterstützung?
  • Welche Leistungen lassen sich individuell anpassen?
  • Welche Anforderungen müssen an die technische Dokumentation gestellt werden?
  • Wird der CE-Kennzeichnungsprozess nur vom Anbieter begleitet oder ist er Bevollmächtigter?
  • Wichtig zu berücksichtigen: Die Veröffentlichung der neuen Maschinenverordnung steht kurz bevor. Sie wird Änderungen mit sich bringen, die es zukünftig neu zu beachten gilt.

Wichtig: Die technische Dokumentation

Wichtig ist, dass während des Gesamtprozesses die jeweils geltenden Gesetzesgrundlagen für Betreiber und Hersteller berücksichtigt werden und so auch vorab die richtigen Anforderungen an die technische Dokumentation gestellt werden, die zum Schluss verfasst wird. Sie umfasst alle Dokumente, die ein technisches Erzeugnis beschreiben, bietet Informationen über das Produkt, den Umgang mit ihm und über das Verhalten der Nutzer. Außerdem dient sie der haftungsrechtlichen Absicherung des Herstellers sowie der dauerhaften bzw. gesetzlich geforderten Archivierung der relevanten Informationsinhalte. Mit der technischen Dokumentation steht und fällt im Zweifelsfall die Nachweispflicht bei einem Unfall, ganz gleich ob Hersteller oder Betreiber.

Unterschieden wird beispielsweise nach alleinstehenden Maschinen, nach verketteten, unvollständigen oder Altmaschinen – je nach Verwendung und Einsatz benötigen Betreiber und Hersteller, bezogen auf ihre relevante Gesetzgebung, unterschiedliche Dokumente. Handelt es sich beispielsweise um eine verkettete Maschine im Sinne der Maschinenrichtlinie, so muss eine Betrachtung der Gesamtheit dieser Maschinen erfolgen und das komplette CE-Konformitätsbewertungsverfahren nach MRL 2006/42/EG durchgeführt werden. Aus dem Dienstleistungsangebot sollte demnach klar hervorgehen, ob der CE-Kennzeichnungsprozess nur vom Anbieter begleitet wird oder, ob die Konformitätserklärung als Bevollmächtigter unterschrieben und damit die Verantwortung „geteilt“ wird.

Ob eine neue Maschine in Betrieb genommen oder eine bestehende Anlage aufgerüstet oder Maschinen zu Anlagen verkettet werden, die gesetzlichen Anforderungen der Maschinenrichtlinie, der Betriebssicherheitsverordnung oder des Arbeitsschutzgesetzes müssen stets erfüllt werden. Individuell auf die Anforderungen zugeschnittene Dienstleistungen für Maschinensicherheit – von der Sicherheitsanalyse über Validierung bis hin zur CE-Kennzeichnung unterstützen dabei, den jeweiligen Anforderungen auf effiziente Art und Weise gerecht zu werden. So kann schlussendlich über den Schutz der Maschine ein konsequenter Schutz des Bedieners umgesetzt werden.

Drei Fragen an ... Sandro Schönenberger, Bühler Group

Herr Schönenberger, obwohl die Bühler Group über eine eigene Schulungsabteilung verfügt, haben Sie das Training Ihrer Mitarbeiter zu „Grundlagen der Maschinensicherheit“ nach extern vergeben?

Die Maschinensicherheit ist so umfassend, vielschichtig und mitunter kompliziert, dass hier ein ausgeprägtes Experten-Know-how und branchenübergreifendes Wissen unabdingbar sind. Da wir seit vielen Jahren eng mit Pilz kooperieren und Pilz ein umfangreiches Dienstleistungsportfolio hat, haben wir uns dafür entschieden in enger Zusammenarbeit ein individuelles Lern- und Schulungskonzept für unsere Bedürfnisse zu entwickeln.

Von welchen Bedürfnissen sprechen wir hier?

Mit einem einheitlichen, webbasierten Training sollte an sämtlichen Bühler-Standorten weltweit – also in den Sprachen Deutsch, Englisch und vor allen Dingen von Pilz eigens für uns entwickelt auch in Chinesisch – ein identisches Wissen und Bewusstsein zum Thema Safety generiert werden. Ich bin überzeugt, auch Einkäuferinnen, Marketingfachleute, Ausbilder und Lernende sollten über ein Grundwissen in Maschinensicherheit verfügen.

Wie sind Ihre Erfahrungen?

Dank der hervorragenden und engen Zusammenarbeit mit Pilz haben wir ein hohes, weltweit einheitlich verankertes Bewusstsein schaffen können. Der logische und benutzerfreundliche Aufbau hat ganz wesentlich zum Erfolg des Trainingsprogramms beigetragen. Teilnehmende können die einzelnen Module nach Belieben bearbeiten, ohne sich in der Struktur zu verzetteln.

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