Containerschiff im Hafen und Deutschlandflagge im Vordergrund

Die Industrie zieht im März 2021 weiter an. Vor allem die Exporte treiben das Hoch. (Bild: Hafen und Deutschlandflagge - stock.adobe.com)

Wie der englische Finanzdienstleister IHS Markit weiter mitteilte, seien sowohl beim Auftragseingang als auch bei der Produktion die stärksten Zuwächse seit Umfragebeginn im Jahr 1996 verzeichnet worden. Der jetzt ermittelte Wert sei nicht nur eine deutliche Verbesserung zum Vormonat, sondern auch zum bisherigen Umfragehoch (63,3) vom Dezember 2017.

„Es ist bemerkenswert, wie erfolgreich sich die deutsche Industrie gegen die negativen Auswirkungen der Corona-Krise stemmt“, betonte Dr. Silvius Grobosch, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME).

Sorge bereiten ihm allerdings die deutlich gestiegenen Einkaufspreise – eine Folge der Engpässe bei Rohstoffen und anderen Vormaterialien, fügte Grobosch hinzu.

Außerordentlich gutes Jahr für die Industrie?

„Die deutsche Industrie brummt wie kaum zuvor und 2021 könnte ein außerordentlich gutes Jahr werden. Diese Prognose steht aber unter dem Vorbehalt, dass es keinen Komplett-Lockdown mehr geben wird“, kommentiert Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, die aktuellen EMI-Daten. Corona spiele somit weiterhin eine wesentliche Rolle für die deutsche Wirtschaft.

Schwung komme insbesondere vom Export: Sowohl China als auch die USA als wichtige Abnehmerländer liefen extrem gut und hätten Corona entweder schon ganz hinter sich oder seien mit den Impfungen weit fortgeschritten. „Die deutsche Politik hat es jetzt in der Hand, was mit der deutschen Industrie in diesem Jahr noch passiert. Boom or Bust und damit Aufschwung oder Pleite“, fügt die Helaba-Bankdirektorin hinzu.

„Die Stimmungswerte sprechen eine klare Sprache: Der Weg aus der Corona-Krise ist vorgezeichnet“, sagt Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank. Unklar bleibe lediglich, wie schnell er beschritten werden könne – und das unabhängig von den in naher Zukunft anhaltenden Belastungen, entweder von stark ausufernden Infektionen oder von Maßnahmen zu deren Bekämpfung.

Stahlpreise explodieren förmlich

Zur jüngsten Entwicklung des EMI-Teilindex Einkaufspreise teilt Dr. Heinz-Jürgen Büchner, Managing Director Industrials, Automotive & Services der IKB Deutsche Industriebank AG, mit: „Während sich die meisten börsennotierten Rohstoffpreise im März eher seitwärts bewegten, sprangen die Preise für Warmbreitband und verzinkte Bleche nochmals kräftig nach oben.

Eine hohe Nachfrage und ein nicht ausreichendes Angebot katapultierten den Preis für Warmbreitband erstmals wieder über die Marke von 1.000 Euro je Tonne. Wir erwarten jedoch den Höhepunkt der Spotmarktpreise im zweiten Quartal. Die Halbjahreskontraktpreise für das zweite Halbjahr 2021 haben jedoch noch Potenzial nach oben.“

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Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick

Produktion: Zum Ende des ersten Quartals wurden die Produktionsniveaus in der Industrie nochmals deutlich erhöht. Der saisonbereinigte Teilindex legte im Vormonatsvergleich kräftig zu und kletterte sogar auf den höchsten Stand seit Beginn der Datenaufzeichnung im April 1996. Alle drei erfassten Teilbereiche verzeichneten starke Zuwachsraten, wobei der Investitionsgüterbereich am besten abschnitt.

Auftragseingang: Das Hochfahren der Produktion im März war nötig, um mit der anhaltenden Flut an Neuaufträgen zumindest halbwegs Schritt halten zu können. Denn auch der Teilindex Auftragseingang stieg auf ein neues Allzeithoch und übertraf sogar noch den Wert für die Produktion. Umfrageteilnehmer schrieben das jüngste Plus der zunehmenden Investitionsbereitschaft und der generell positiveren Stimmung an den Märkten zu. Außerdem legen mehr und mehr Hersteller aus Angst vor Engpässen Sicherheitsbestände an.

Auftragseingang Export: Schlüsselfaktor für das starke Wachstum war auch im März das florierende Exportgeschäft. Nach dem Motto „aller guten Dinge sind drei“ erreichte auch dieser saisonbereinigte Teilindex einen neuen Umfragerekord. Die bisherigen Höchststände vom März 2010 und Dezember 2017 wurden damit übertroffen. Laut Befragten zog die Nachfrage in Asien (insbesondere China), den USA und Europa merklich an.

Beschäftigung: Erstmals seit mehr als zwei Jahren gab es bei der Beschäftigung unterm Strich wieder ein Plus. Fast ein Viertel der Befragten (23 Prozent) meldete ein Stellenzuwachs im Unternehmen, was sich an der soliden Steigerungsrate ablesen lässt. Hauptgrund war vielerorts die Erhöhung der Kapazitäten, um der wachsenden Nachfrage begegnen zu können. Während im Investitions- und im Vorleistungsgüterbereich Personal eingestellt wurde, schlug im Konsumgüterbereich erneut ein Minus zu Buche; wenngleich es kleiner ausfiel als zuletzt.

Einkaufspreise: Der Kostendruck in der Industrie nimmt weiter zu. So zog die Inflationsrate der Einkaufspreise den fünften Monat in Folge an und stieg auf den zweithöchsten Wert (nach Februar 2011) in der Umfragegeschichte. Mehr als zwei Drittel (77 Prozent) der befragten Einkaufsmanager meldeten eine Verteuerung und meist handelte es sich dabei um Metalle (insbesondere Stahl), Kunststoffe und elektronische Teile. Zudem gaben Zulieferer oftmals auch die höheren Frachtkosten weiter.

Verkaufspreise: Die starke Nachfrage ermöglichte es den Herstellern, ihre Verkaufspreise im März deutlich anzuheben und somit zumindest einen Teil der höheren Kosten aufzufangen. Der saisonbereinigte Teilindex schnellte auf den höchsten Wert seit Beginn dieser Datenreihe im September 2002. Zuwächse wurden in allen drei Teilbereichen verbucht, angeführt vom Vorleistungsgüterbereich.

Geschäftserwartungen: Der Geschäftsausblick fiel auch im März äußerst positiv aus. Fast die Hälfte (47 Prozent) der Umfrageteilnehmer rechnen mit einem höheren Produktionsniveau in den kommenden zwölf Monaten. Darin spiegelt sich vor allem die Hoffnung auf eine anhaltende Erholung der Nachfrage und ein Abklingen der Pandemie wider. Gegenüber dem Rekordhoch vom Februar schwächte sich die Zuversicht allerdings leicht ab, denn einige Unternehmen wiesen darauf hin, dass das aktuelle Nachfrageniveau nicht von Dauer sein kann.

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