Bei rund 77 Prozent der Einkaufsleiter dominieren bei den meisten Beschaffungsprojekten nach wie vor Kosten die Entscheidungen zur Auswahl von Lieferanten. 80 Prozent sind der Ansicht, dass sie die Digitalisierung der Beschaffung innerhalb ihrer Organisation beschleunigen beziehungsweise die Zusammenarbeit verbessern müssen (77 Prozent). Allerdings verfügen in Deutschland nur 50 Prozent der befragten Unternehmen bisher über Prozesse zur Zusammenarbeit mit strategischen Lieferanten.
Das sind einige der Ergebnisse einer Studie von Ivalua und Forrester Consulting über die Zusammenarbeit von Beschaffungsorganisationen und Lieferanten. Für die Untersuchung „Collaborate to Win“ befragten die Forscher 425 Entscheider aus den Bereichen Supply Chain und Beschaffung sowie Vertrieb und Finanzen in Europa und Nordamerika.
Starke geografische Unterschiede
Dabei gibt es bemerkenswerte geografische Unterschiede: So arbeiten in Großbritannien zwei Drittel (67 Prozent) mit strategischen Lieferanten zusammen.
Nur 38 Prozent der befragten deutschen Wirtschaftslenker glauben, dass das Beschaffungswesen als ein wichtiger Geschäftsbereich angesehen wird, der einen erheblichen Wertbeitrag für das Unternehmen leistet. In den USA waren es hingegen 86 Prozent, in Großbritannien 82 Prozent.
44 Prozent der deutschen Unternehmen und 48 Prozent der US-Unternehmen hatten keine Prozesse, um mit der breiteren Lieferantenbasis zusammenzuarbeiten. In UK ist es nur ein Drittel (33 Prozent) der britischen Unternehmen.
Für 77 Prozent der Befragten hat eine Verbesserung der bisherigen Zusammenarbeit hohe Priorität. Die Befragten nannten außerdem die Verbesserung der sozialen Verantwortung (CSR) der Unternehmen (41 Prozent), die Erhöhung der Gewinnspannen (38 Prozent) und die Beschleunigung des Innovationstempos (36 Prozent) als die wichtigsten Möglichkeiten, bei der Zusammenarbeit mit Lieferanten größere Mehrwerte zu erzielen. Eine reine Fokussierung auf Kostenaspekte und schleppende Digitalisierung sind dabei jedoch eher hinderlich. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass Unternehmen dies zunehmend erkennen und dieses Manko beheben wollen.
Verbesserung der Zusammenarbeit genießt hohe Priorität
Die Mehrheit der Befragten gab an, die Zusammenarbeit mit den meisten strategischen Lieferanten (90 Prozent) und deren breitere Lieferantenbasis (91 Prozent) in den letzten zwei Jahren verbessert zu haben. Doch es gibt noch Optimierungspotenzial: Dazu gehört unter anderem die Verbesserung der Prozesse zur Zusammenarbeit.
Für viele Organisationen gab es zum Zeitpunkt der Befragung keinen Mechanismus, um effektiv mit der breiteren Zuliefererbasis (42 Prozent), dem Finanzwesen (41 Prozent), der IT (40 Prozent) oder ihren strategisch wichtigsten Lieferanten (39 Prozent) zusammenzuarbeiten.
„Die meisten Beschaffungsabteilungen sind bereits dabei, die Zusammenarbeit mit ihren Lieferanten zu verbessern. Deren Auswahl wird jedoch nach wie vor stark von Kosten dominiert. Zudem haben viele Unternehmen noch immer Mühe, die Zusammenarbeit mit ihren Lieferanten strategisch auszurichten“, erklärte Alex Saric, Experte für intelligente Beschaffung bei Ivalua. „Unternehmen müssen in der Lage sein, mit dem stetig wachsenden Innovationstempo Schritt zu halten und besser auf Veränderungen und Krisen wie Covid-19 zu reagieren. Sie sollten deshalb stärkere Beziehungen zu ihren Partnern aufbauen und sich als Kunde der Wahl etablieren. Gelingt dies nicht, riskieren sie erhebliche Wettbewerbsnachteile, da sich Lieferanten immer öfter aussuchen können, mit wem sie bevorzugt zusammenarbeiten wollen.“
Der Studie zufolge glauben die Befragten, dass die effektivsten Wege zur Verbesserung der Zusammenarbeit mit den Zulieferern darin bestehen,
- Leistungsziele und Key Performance Indikatoren (KPIs) aufzustellen, die der Zusammenarbeit mehr Gewicht verleihen (76 Prozent),
- in Technologien zu investieren, die einen besseren Informationsaustausch mit den Zulieferern ermöglichen (63 Prozent).
Im Rahmen der Studie wurden auch Lieferanten befragt, von denen 88 Prozent angaben, dass die Hauptfaktoren, die ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit und zum Austausch von Innovationen mit einem bestimmten Kunden erhöhen, die Transparenz von Zahlungen sowie deren Pünktlichkeit sei. Die Digitalisierung ist entscheidend, um die dafür notwendige Zahlungseffizienz, Transparenz und Kontrolle sicherzustellen.
„Es liegt auf der Hand, dass Unternehmen ihre Beschaffungsprozesse digitalisieren müssen, um eine tiefere Zusammenarbeit über einen größeren Teil ihrer Lieferantenbasis hinweg zu sicherzustellen. Wenn dies gelingt, können sie Lieferkontinuität sicherstellen, Innovationen von Lieferanten besser nutzen und ihre strategischen Aktivitäten besser voranbringen“, sagt Alex Saric.