Bei den Branchen- und Länderbewertungen von Coface gab es einen Erdrutsch. 71 von 162 Volkswirtschaften und 134 Branchen in 28 Ländern hat der Kreditversicherer herabgestuft. Auch Deutschland hat es getroffen, es rankt nunmehr noch mit A3. Das ist die niedrigste Ländernote, die Deutschland in über 20 Jahren bei Coface je hatte. Erst im Juli 2019 hatte die Bundesrepublik die Bestnote A1 verloren.
„Die Note A3 steht bei Coface dafür, dass das Risiko für Forderungsverluste und Insolvenzen in dem Land zwar noch befriedigend ist, jedoch nicht mehr niedrig“, erklärt Coface-Volkswirtin Christiane von Berg. Ganz überraschend kam die Herabstufung nicht. So prognostiziert Coface für 2020 einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 7,2 Prozent zum Vorjahr. „Dies ist der stärkste Konjunktureinbruch in der Geschichte der Bundesrepublik, 2009 ging die Wirtschaftsleistung um 5,7 Prozent zum Vorjahr zurück.
Allerdings erwartet Coface für Deutschland auch eine deutliche Erholung im kommenden Jahr. So sollte das BIP 2021 um 5,8 Prozent zum Vorjahr zulegen. „Dies rechtfertigt auch die noch immer passable Note von A3“, sagt Christiane von Berg.
Wirtschaftliche Folgen von Corona
Neben Deutschland hat Coface viele westliche Länder herabgestuft. Eine A3-Bewertung haben nun ebenfalls
- Frankreich,
- Belgien,
- Kanada,
- die USA,
- Portugal und
- Spanien.
Daneben wurde Italiens Note von A4 auf B heruntergenommen. Großbritannien trägt jetzt die Note A4 statt A3. Zusätzlich verloren die bisher weltweit noch verbliebenen vier Länder mit der Note A1 (Niederlande, Norwegen, Schweiz und Luxemburg) ihre Bestnote.
Christiane von Berg sagt dazu: „Es gibt praktisch kaum eine Volkswirtschaft der Erde, die nicht in irgendeiner Form von Covid-19 negativ beeinflusst ist. Vielleicht beherrscht der Virus selbst nicht das Land, aber im Regelfall hat mindestens ein großer Handelspartner mit den wirtschaftlichen Folgen zu kämpfen.“ So sei es nicht verwunderlich, dass von Mittel- und Osteuropa über Asien-Pazifik bis hin zu Afrika, dem Nahen- und Mittleren Osten sowie Lateinamerika in jeder Region Länder mit Herabstufungen zu finden seien. Dafür macht die Coface-Volkswirtin aber nicht ausschließlich das Coronavirus verantwortlich.
Umweltrisiken reißen Bewertungen runter
„Natürlich ist Covid-19 ein beherrschender Faktor. Seit diesem Sommer haben wir aber auch den Faktor Umweltrisiken und damit auch den Klimawandel in unsere Risikomodelle aufgenommen. Dies hat die Risikobewertung in vielen europäischen und afrikanischen Staaten ebenfalls gedrückt“, erläutert Berg.
Insgesamt erwartet Coface, dass die Wirtschaftsleistung der Welt um 4,4 Prozent zum Vorjahr abnimmt, um im kommenden Jahr eine Aufholtour zu starten. 2021 dürfte das globale Wachstum wieder 5,1 Prozent betragen, ist sich die Risikoexpertin sicher.