Der BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) ist im September auf 56,4 Punkte angestiegen. Im Vormonat waren es hnoch 52,2, damit erreichte der Index ein 26-Monatshoch. Wie IHS Markit mitteilte, wurde die Produktion erneut ausgeweitet.
Die Neuaufträge wuchsen abermals und der Stellenabbau schwächte sich weiter ab. Allerdings zeigt der starke – zur Erhöhung der Liquidität betriebene – Abbau der Vormateriallager, dass die Coronavirus-Krise noch längst nicht überwunden und allgegenwärtig ist.
„Die deutsche Industrie hat ihre Produktion bereits den dritten Monat in Folge ausweiten können. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag zur weiteren Konjunkturerholung“, betonte Silvius Grobosch, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME). Für den Verlauf des vierten Quartals werde entscheidend sein, ob und wenn ja wie stark sich die Corona-Krise wieder verschärft. Dennoch sei seiner Einschätzung nach „gedämpfter Optimismus durchaus angebracht“, so Grobosch abschließend.
Mögliche Einschränkungen sind entscheidend
„Die Stimmung in der deutschen Industrie hellte sich zuletzt stark auf. Nicht nur, dass das Vor-Corona-Krisenniveau überschritten wurde, auch große Teile des Ausdrucks aus der Industrierezession 2018/2019 wurden schon wieder überwunden“, kommentierte Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen die aktuellen EMI-Daten.
Das dritte Quartal werde vermutlich deutlich besser ausfallen als von vielen erwartet. Dies scheine unlogisch – sei es aber nicht. Die Infektionszahlen stiegen zwar wieder, allerdings seien diese nicht entscheidend für die wirtschaftliche Aktivität, sondern die Einschränkungen durch die Politik.
„Da insbesondere Urlaubsrückkehrer aus Risikogebieten und große Feiern für die Ausbreitung relevant sind, bleiben die anderen Wirtschaftsbereiche weitgehend verschont und können wieder ihrer Arbeit nachgehen“, fügte die Helaba-Bankdirektorin hinzu.
Schwächelnde Dienstleister, Rohstoffpreise unter Druck
„Das dritte Quartal ergibt für Deutschland ein höheres Wachstum als erwartet. Der Industrie geht es insgesamt wieder leidlich gut. Aber der einfache Teil der Erholung ist vorbei, die letzten Meter werden schwerer“, sagte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank. Vor allem die Schwäche der Dienstleister sei bedenklich und könne in den kommenden Monaten auch auf die Gesamtwirtschaft zurückschlagen, so Kater abschließend.
Zur jüngsten Entwicklung des EMI-Teilindex Einkaufspreise sagte Heinz-Jürgen Büchner, Managing Director Industrials, Automotive & Services der IKB Deutsche Industriebank AG: „In der zweiten Septemberhälfte belastete zunehmend die Furcht vor einer starken zweiten Pandemiewelle die globalen Märkte.
Etliche Rohstoffe gaben gegenüber Ihren zwischenzeitlichen Preisniveaus deutlich nach. Der Rohölpreis kam zusätzlich leicht unter Druck, als Gerüchte über ein Ausscheren des Irak aus der OPEC-Disziplin aufkamen. Für das Gesamtjahr 2020 wird durchschnittlich ein Rückgang der Rohölnachfrage um knapp zehn Prozent erwartet. Zuletzt lag die OPEC-Produktion noch deutlich über dem Bedarf. Dies könnte weiter auf die Kunststoffpreise drücken. Dagegen erhält Stahl Unterstützung von den festeren Vormaterialpreisen, die zuletzt auch teilweise weitergegeben werden konnten.“
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Die Entwicklung der EMI-Teilindizes
Produktion: Die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe Deutschlands wurde im September weiter hochgefahren. So verbesserte sich der saisonbereinigte Teilindex im Vergleich zum Vormonat abermals deutlich und signalisierte die größten Zuwächse seit Dezember 2017.
Auftragseingang insgesamt: Grund für die Produktionsausweitung war nicht zuletzt ein erneutes starkes Wachstum im Auftragseingang. Die Steigerungsrate kletterte auf den geteilten Höchstwert der letzten zehneinhalb Jahre.
Laut Umfrageteilnehmern ging das Plus in erster Linie auf die anziehende Nachfrage im In- und Ausland zurück. Sogar der Bedarf an Investitionsgütern stieg wieder, so einige der Befragten.
Auftragseingang Export: Die Exportneuaufträge der Hersteller wuchsen im September so kräftig wie seit über zweieinhalb Jahren nicht mehr. Damit hat sich das Auslandsgeschäft über das dritte Quartal hinweg sukzessive erholt, nachdem es in den drei Monaten davor massiv eingebrochen war.
Mehr als ein Drittel der Umfrageteilnehmer meldeten im Berichtsmonat ein Auftragsplus und schreiben dies hauptsächlich der höheren Nachfrage aus Europa sowie der Türkei und China zu.
Beschäftigung: Trotz der Zuwächse bei Produktion und Neuaufträgen setzten die Hersteller ihren Personalabbau fort und begründeten dies meist mit der schwachen Auslastung und den niedrigen Umsatzzahlen.
Immerhin verlangsamte sich der Beschäftigungsrückgang gegenüber August merklich und fiel so gering aus wie seit März nicht mehr, als der Lockdown begann.
Einkaufspreise: Die Einkaufspreise im Industriesektor stehen nach wie vor stark unter Druck, wie die Umfrageergebnisse vom September zeigen. Demnach notierte der saisonbereinigte Teilindex den 17. Monat in Folge unter der Wachstumsschwelle von 50,0 Punkten.
Obwohl die aktuelle Rückgangsrate eine der schwächsten in der zuvor erwähnten Kontraktionsphase ist, beschleunigte sie sich erstmals seit Mai wieder. Ein Grund für den Preisverfall war der starke Euro, was zu günstigeren Importen führte.
Verkaufspreise: Die durchschnittlichen Verkaufspreise sanken im September – wie schon in den beiden Vormonaten – nur geringfügig. Einige der befragten Manager berichteten von Kunden, die vehement Nachlässe forderten.
Während im Konsum- sowie Investitionsgüterbereich Rückgänge verzeichnet wurden, hoben die Hersteller von Vorleistungsgütern zum dritten Mal in Folge ihre Preise leicht an.
Geschäftserwartungen: Die Einschätzungen hinsichtlich der zukünftigen Produktionsniveaus verbessern sich weiter. So stieg der Teilindex Geschäftsaussichten bereits zum sechsten Mal hintereinander an und signalisierte die größte Zuversicht seit Januar 2018.
In den Führungsetagen der Industrieunternehmen ist man zunehmend optimistisch, dass sich die Nachfrage über die kommenden zwölf Monate erholen dürfte - wenngleich viele Manager erwarten, dass das Wachstum deutlich unter den Werten vor Ausbruch der Pandemie bleiben wird.