
Die Corona-Pandemie hat den europäischen Frachtverkehr ins Wanken gebracht. (Bild: Daimler)
Die Unsicherheit über den Verlauf der Corona-Krise hat im März zu einem sprunghaften Anstieg von Frachtangeboten auf dem europäischen Transportmarkt geführt. „Viele Unternehmen haben mit Aussicht auf Grenzschließungen und anderen Beschränkungen im Zeichen von Corona Bestellungen vorgezogen“, kommentiert Tilman Fecke, Business Analyst bei Timocom, den ungewöhnlich hohen Anstieg von Frachtangeboten, die bis Mitte März auf der Frachtenbörse eingestellt wurden.
So konnte das Unternehmen im ersten Quartal 2020 bei den Frachtangeboten ein Plus von 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verbuchen. Transporte aus EU-Ländern in Richtung Italien stiegen um 26 Prozent, nach Polen sogar um 53 Prozent. Besonders begehrt waren Kühlfahrzeuge. In der Spitze lag die Nachfrage nach temperaturgeführten Transporten um 50 Prozent über den Werten des Vorjahres, meldet der Betreiber der Frachtenbörse.
Der Lockdown als Wendepunkt
Den Wendepunkt der Aufwärtsbewegung markiert ab Mitte März der europaweite Lockdown, der weitgehend zum Stillstand von Produktionsbetrieben und – mit Ausnahme des Lebensmitteleinzelhandels – zu einem Einbruch der Liefermengen geführt hat. „Trotz steigender Transporte im Lebensmittelbereich sind die Frachtmengen von Mitte bis Ende März europaweit um mehr als zwei Drittel zurückgegangen“, berichtet Fecke. „Eine vergleichbare Entwicklung hat es so vor Ostern noch nicht gegeben.“ Bis zu 750.000 Fracht- und Laderaumangebote werden sonst täglich bei Timocom eingestellt.
Obwohl Transportunternehmen in Zeiten des Lockdown händeringend nach Aufträgen suchen, um ihre LKW auszulasten, sind die über die Frachtbörse am Markt platzierten Frachtkapazitäten im ersten Quartal dieses Jahres gesunken. So ging die Zahl der frei verfügbaren LKW zwischen Januar und März im Vergleich zum Vorjahresquartal europaweit um drei Prozent zurück. In Deutschland sank die Zahl der Fahrzeugangebote sogar um 15 Prozent.
Wie passt das zusammen?
„Wir beobachten, dass Transportunternehmen Teile ihrer Fahrzeugflotte mangels Auslastung vorübergehend vom Markt nehmen“, kommentiert Gunnar Gburek von Timocom. So komme es durch den Ausnahmezustand, in dem sich die Welt in diesen Wochen befindet, zu Marktverzerrungen. Gburek zeigt sich dennoch zuversichtlich: „Zurzeit zeichnen sich beim Frachtangebot leichte Aufwärtstendenzen ab. Wie sich die Transportwirtschaft im Zeichen der Corona-Pandemie weiterentwickelt, wird sich allerdings erst im zweiten Quartal zeigen.“
Mit dem Transportbarometer analysiert das FreightTech-Unternehmen Timocom seit 2009 die Entwicklung von Transportangebot und -nachfrage der im Smart Logistics System integrierten Frachtenbörse. Mehr als 130.000 Nutzer generieren auf diese Weise täglich bis zu 750.000 internationale Laderaum- und Frachtangebote.
Alleskönner: 15 Fakten über Container

1.Durch das Coronavirus und dessen Auswirkungen, werden aktuell knapp 9 Prozent weniger Container weltweit bewegt. Zum Vergleich – während der Finanzkrise lag der Wert bei 11,7 Prozent. Im März und April wird mit einem Rückgang des Umschlags von 20 bis 30 Prozent an den deutschen Seehäfen gerechnet. - (Bild: Chuttersnap / Unsplash)

2. Mehr als 18 Millionen Bierkästen – oder 568.841.000 Klopapierrollen – finden auf den größten Containerschiffen der Welt (MSC Megamax-24) mit 23.500 Standardcontainern (20 Fuß lang) Platz. - (Bild: MSC - Mediterranean Shipping Agency AG)

3. Vor Krankenhäusern dienen Container als Anlaufstelle für Menschen mit Corona-Verdacht oder werden als mobiles Testzentrum genutzt. In Berlin plant die Charité im Rahmen des Pandemie-Plans mit 500 zusätzlichen Betten in Containern. - (Bild: Falco / Pixabay)

4. Container sind beladen bis zu 9-fach stapelbar. Das entspricht der Höhe von mehr als 16 Tesla Model S übereinander. - (Bild: Guillaume Bolduc / Unsplash)

5. Ein 20-Fuß-Standardcontainer hat ein Innenvolumen von ca. 33 Kubikmetern und kann damit bis zu 54.745 originalverpackte iPhone X fassen. - (Bild: Tom Fisk / Pexels)

6. 2017 wurden in allen Häfen weltweit mehr als 750 Millionen Seecontainer bewegt. Aneinandergereiht entspricht das mehr als 11-mal der Entfernung zwischen Mond und Erde. - (Bild: Tom Fisk / Pexels)

7. Jeder Seecontainer hat eine eigene, einzigartige Nummer, die genutzt werden kann, um ihn zu identifizieren und zu verfolgen. Die “Box Number” ist somit wie die DNA des Containers und macht in weltweit unverwechselbar. - (Bild: Daniel von Appen / Unsplash)

8. Auf hoher See verloren gegangene Container werden für die Wissenschaft zur Berechnung von Meeresströmungen genutzt. - (Bild: Kinsey / Unsplash)

9. Ein Großteil der auf See verloren gegangenen Container geht aufgrund von Katastrophen wie Havarien über Bord. Nur 568 Container gehen jedes Jahr durchschnittlich außerhalb von Katastrophen verloren. - (Bild: Chanaka / Pexels)

10. Von Bord gegangene Container sinken nicht immer, was man aufgrund des Materials annehmen könnte. Einige Container treiben wegen ihres Inhaltes knapp unter der Meeresoberfläche und werden so zur Gefahr für Schiffe. - (Bild: Julius Silver / Pexels)

11. Obwohl die Container aus massivem Stahl gebaut werden, ist das richtige Beladen der Container essenziell für die Stabilität. Wird ein Container nicht voll genug oder ungleichmäßig gepackt, kann die Bewegung während des Transports sogar zum Totalschaden führen. - (Bild: Mak / Unsplash)

12. Gebrauchte Container halten gut und gern mehr als 20 Jahre im Einsatz durch, wenn sie entsprechend gepflegt werden (u.a. regelmäßige Lackierung) und damit oftmals deutlich länger als ihr Inhalt. Ausrangierte Container können optimal recycelt werden. Aus den alten Containern werden somit im Nu wieder neue. - (Bild: Erwan Hesry / Unsplash)

13. Der Seecontainer wurde 1956 erfunden und damit z.B. erst nach der Erfindung von Industrierobotern oder Kernkraftwerken. - (Bild: Chuttersnap / Unsplash)

14. Seecontainer sind extrem wandelbar und werden für die unterschiedlichsten Zwecke wiederverwertet. Ob als Bürocontainer, Ferienhaus, mobile Sanitäranlage, mobiler Spielplatz oder Swimmingpool. Nichts scheint unmöglich beim Umbau bzw. der Wiederverwertung von Containern. - (Bild: Deutsche Industriebau Lippstadt + Geseke / Maschinensucher.de)
Sie möchten gerne weiterlesen?
Registrieren Sie sich jetzt kostenlos:
Mit der Registrierung akzeptiere ich die Nutzungsbedingungen der Portale im Industrie-Medien-Netzwerks. Die Datenschutzerklärung habe ich zur Kenntnis genommen.
Sie sind bereits registriert?
Hier anmelden
Diskutieren Sie mit