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Beschaffung: Stolperfalle Kran-Kauf

Die ersten beiden Stolperfallen beim Kran-Kauf finden sich schon in der Planungsphase von Halle und Kran. Viele Unternehmen, die ein neues Produktions- oder Lagergebäude benötigen, beauftragen einen Generalunternehmer für den Bau und damit auch für den Kran.

„Dieser Architekt oder Planer sieht aber als Hauptaufgabe das Gebäude. Der Kran selbst wird meistens untergeordnet angesehen – zumindest bei den Unerfahrenen. Da steht das Genehmigungsverfahren des Hallenbaus oft im Vordergrund“, beschreibt Andreas Klatt, Sales Manager Prozesskrane bei Konecranes.

Häufiger Fehler: Erst die Halle, dann der Kran

Ein weiterer häufiger Fehler: Die Unternehmen bauen erst die Halle und suchen dann nach einem Kran. Doch mitunter passt die benötigte Kranausführung gar nicht in das fertige Gebäude.

„Im Idealfall sollte der Bauträger den Kranlieferanten mit ins Boot holen, sobald der Architekt den ersten Bauplan für die Halle erstellt hat“, sagt Thomas Hacke, Produktmanager Universalkrane bei Terex Material Handling. „Dann lassen sich Halle und Kran exakt aufeinander abstimmen.“

Doch manchmal reduziert der Bauherr seine Anforderungen jedoch auf wenige Parameter wie Tragfähigkeit, Spannweite und Hubhöhe. „Damit ist er nicht gut beraten, denn dann bekommt er oftmals ein sehr günstiges Angebot unterbreitet, da er den Einsatz des Kranes ja nicht genannt hat“, warnt Ulrich Kaiser, Verkaufsleiter Laufkranbereich, Abus Kransysteme. Denn schließlich gibt es gravierende Unterschiede, ob es sich um einen reinen Wartungskran (selten im Einsatz), einen Werkstattkran oder einen Lagerkran (mehrschichtig im Einsatz) handelt.

Diese Thematik kennt auch Klatt: „Es macht ja einen gravierenden Unterschied, ob ein Kran einmal am Tag genutzt wird oder 24 Stunden – bei identischer Last. Der wird dann größer, schwerer und benötigt mehr Platz und die Statik der Halle müsste demnach auch eine andere sein. Somit schränkt der Planer die Voraussetzungen für einen späteren Kauf dann natürlich nach unten ein.“

Irgendwann gebe es dann die Baugenehmigung und erst dann gehe der Planer in die Tiefe und fragt genauer an. Dann könnten sich die ersten oberflächlichen Angaben rächen, weil sich herausstellte, dass der Sachverhalt ein ganz anderer sei.

Dazu erklärt Klatt: „Somit haben wir als potenzieller Lieferant das Problem, dass wir uns in diesem engen Rahmen bewegen und irgendwie versuchen müssen, das Bestmögliche daraus zu machen. Das passiert ziemlich oft und ist sehr schade, da man ja durchaus von Anfang an die Möglichkeit hat zu sagen, was man in der Halle machen will und das mit dem Kranbauer letztendlich bespricht.“

Wenn die Statik nicht mehr passt

Zu einer Fehlplanung kann es ebenfalls kommen, wenn ein Statiker oder Generalunternehmer anhand eines Datenblattes mit Belastungsangaben auch die Halle baut. „Der Kunde bestellt aber nachher bei einem Lieferanten zwei Krane, die er gemeinsam in einem Hallenfeld Puffer an Puffer betreiben will, doch die Statik der Halle ist dafür überhaupt nicht ausgelegt“, bestätigt Kaiser. Denn beide Krane dürften in diesem Fall nicht mit Volllast Puffer an Puffer betrieben werden, sondern müssten auf Abstand gehalten werden.

Dazu ergänzt Kaiser: „Im schlechtesten Fall braucht der Kunde aber diesen Puffer-an-Puffer-Betrieb. Da müsste dann gegebenenfalls die Halle verstärkt werden oder die Kranbahn. Oder der Betrieb Puffer an Puffer kann nur mit reduzierter Last betrieben werden. Weiß man das alles aufgrund eines vernünftigen Lastenheftes, dann lassen sich solche Probleme bereits im Vorfeld vermeiden.“

Defizite in der Kommunikation

Eine anders gelagerte Panne sieht wie folgt aus: Eine Halle ist fertig gebaut, der Brückenkran montiert und abgenommen. So weit so gut.

„Doch dann baut der Kunde seine Maschinen ein, hat aber dem Generalunternehmer oder Kranbauer nicht mitgeteilt, welche Höhe diese Maschine haben wird. Dann kann es eng werden, denn zwischen Kran und festen Einbauten wie Maschinen müssen Sicherheitsabstände eingehalten werden. Anhand dieser Angaben wird nämlich die Höhenplanung der Halle angefertigt“, gibt Kaiser zu bedenken.

Das klingt auch nach Kommunikationsdefiziten. Dazu erläutert Klatt: „Normalerweise ist es weder für den Kranbauer noch für den Endkunden gut, wenn der Einkauf über einen Generalunternehmer läuft. Denn dann bekommt der Kunde nie die für ihn wirklich beste Kranlösung.“

Manche Endkunden sähen aber diesen Konflikt nicht, da sie sich auch mit den Details nicht unbedingt beschäftigen wollten. Kaiser ist der Meinung, dass es bei den Generalunternehmern große Unterschiede gebe. „Bei einigen gehört auch die Planung eines Brückenkranes zum Tagesgeschäft, die kennen sich gut aus. Andere Generalunternehmer kennen sich weniger gut aus und sollten auf die Kompetenz des Kranherstellers zurückgreifen.“

Kranbauer so früh wie möglich einbeziehen

Stolperfallen beim Kran-Kauf gibt es demnach zur Genüge. Doch was lässt sich dagegen tun? Dazu rät Klatt den Kunden, sich bei einem Bauvorhaben „so früh wie möglich an den Kranbauer seines Vertrauens zu wenden und mit diesem zu besprechen, was genau er mit der Anlage machen will.“ Denn sonst könne man am Ende von der Kostenseite her leicht das Doppelte oder Dreifache bezahlen.

Dazu ergänzt Kaiser: „Außerdem sollte der Kunde sich im Vorfeld klar äußern, wie viele Kräne auf einer Kranbahn fahren sollen, was wiederum für die Statik wichtig ist. Oder ob die Halle eventuell in Zukunft verlängert werden soll.“

Um den richtigen Kran und Kranhersteller zu finden, soll der Betreiber ein grobes Lastenheft erstellen. Die Ausführung des Krans hängt von zwei Faktoren ab: den räumlichen Gegebenheiten und seinen zukünftigen Aufgaben (s. a. Kasten). „Im Idealfall sollte der Bauträger den Kranlieferanten mit ins Boot holen, sobald der Architekt den ersten Bauplan für die Halle erstellt hat“, sagt Hacke.

Autor: Dietmar Poll

Bild: Demag

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