Ein Mann in voller Schutzmontur sitzt vor einem PC mit zwei Monitoren in einem Reinraum.

Um Halbleiter zu fertigen, benötigen die Hersteller spezialisiertes Equipment. Genau das soll jetzt nicht mehr nach China fließen, wenn es nach den USA geht. (Bild: Gorodenkoff - stock.adobe.com)

Nach Angaben der Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg will die US-Regierung ausländische Firmen dazu verpflichten, die verschärften Exportkontrollen der USA nach China mitzutragen. Danach soll kein Know-how, das zur Herstellung von Halbleitern dient, nach China exportiert werden. Darunter fallen beispielsweise

  • die niederländische ASML
  • die japanische Konzern Tokyo Electron Limited (TEL),
  • Nikon,
  • Canon.

Bloomberg beruft sich dabei auf Anwesende eines Treffens von US-Halbleiter-Ausrüstern mit der US-Handelssekretärin Gina Raimondo. In einem CNBC-Interview hatte Raimondo gesagt, dass die USA ihre Verbündeten auffordere, ähnliche Beschränkungen zu erlassen. Sie beruft sich auf die nationale Sicherheit und rechnet mit bis zu neun Monaten, die es brauche, um entsprechende Abkommen mit alliierten Ländern zu schließen. US-Unternehmen wie Applied Materials, KLA und Lam Reserach müssen bereits Lizenzen erwerben, um Halbleiter-Equipment nach China zu verkaufen.

Was sehen die US-Sanktionen gegen die chinesische Halbleiterindustrie vor?

Anfang Oktober 2022 hat US-Präsident Joe Biden nicht neue, aber verschärfte Bedingungen für US-Unternehmen erlassen. Sie dürfen keine Halbleiter und für die Halbleiterproduktion notwendigen Geräte aus US-Herstellung mehr in die Volksrepublik China verkaufen. Hinzu kommt, dass US-Bürger bei der Produktion und Entwicklung chinesischer Halbleiter nicht mehr mitwirken dürfen. Im schlimmsten Fall droht sogar der Entzug der US-Staatsangehörigkeit, berichtet Bloomberg.Damit verschärft die Biden-Administration die Vorschriften des Vorgängers Donald Trump.

Der Exportstopp kommt zwei Monate, nachdem US-Präsident Joe Biden den sogenannten CHIPS-Act unterzeichnet hat. Ein 280 Milliarden US-Dollar schweres Investitionspaket, mit dem die heimische Halbleiter-Produktion in den USA angekurbelt werden soll, um laut dem US-Präsidenten neue Arbeitsplätze zu schaffen und das Land unabhängiger vom internationalen Chip-Markt zu machen.

Die offizielle Begründung für die verschärften Exportvorschriften ist laut US-Regierung die Gefahr, dass fortschrittliche Chips in Ausrüstung des chinesischen Militärs oder Überwachungssysteme zum Einsatz kommen könnten. Die chinesische Regierung hat das Vorgehen der USA erwartungsgemäß scharf kritisiert. „China lehnt es entschieden ab, dass die USA nationale Sicherheitskonzepte und Exportkontrollen missbrauchen, um chinesische Unternehmen zu blockieren“, sagte Außenamtssprecherin Mao Ning. Sie nannte die Gründe willkürlich und politisch. Das untergrabe industrielle Lieferketten und schwäche die anfällige Weltwirtschaft nur weiter.

Die US-Ausrüster haben sich beklagt, dass die Sanktionen, so sie denn einseitig die USA treffen, zu einem massiven Umsatzverlust führen werden. Sie befürchten, dass Unternehmen aus anderen Ländern, die den Sanktionen nicht folgen, ihren Marktanteil übernehmen könnten. Diese sitzen beispielsweise in den Niederlanden, Japan, aber auch Deutschland und Südkorea.

Deutsche Zulieferer für die Halbleiterfertiger

Diese Unternehmen sind hierzulande in der Halbleiterindustrie aktiv - als Chip- oder Wafer-Fertiger oder als Ausrüster.

Infineon

Infineon wurde 1999 aus dem Siemenskonzern ausgegliedert und ist ein börsennotiertes Unternehmen. Kerngeschäfte sind vor allem die Halbleiter-Produktion sowie Systemlösungen mit dem Schwerpunkt Energieeffizienz und Mobilität.

Robert Bosch

Automobilzulieferer Bosch produziert Halbleiter an den Standorten Reutlingen und Dresden. Das Unternehmen entwickelt und fertigt nach eigenen Angaben seit mehr als 60 Jahren Halbleiter - vor allem für die Automobilbranche, aber auch für Consumer-Produkte. In der neuen Chipfabrik in Dresden produziert Bosch Siliziumkarbid-Leistungshalbleiter

Siltronic

Das Unternehmen produziert in den USA (Portland), in Singapur und in Deutschland. Fokus sind Siliziumwafer.

Semikron

Die Nürnberger stellen Leistungsmodule, Chips, Stacks und intelligente Leistungsmodule her. Das sind vor allem solche Halbleiter, die den Energieverbrauch steuern und ihn effizienter machen. Die Komponenten decken das mittlere Leistungssegment zwischen zirka 2 kW bis 10 MW ab.

Carl Zeiss SMT

Die Tochter der Carl Zeiss AG ist als Ausrüster für Chiphersteller aktiv. Das Kürzel SMT steht für Semiconductor Manufacturing Technology. Seit 2016 ist der niederländische ASML mit 25 Prozent beteiligt, ebenfalls ein Halbleiterausrüster. Schwerpunkt der Fertigung sind Produkte für die Fotolithographie, eine Methode zur Produktion von integrierten Schaltkreisen.

Aixtron

Aixtron stellt unterschiedliche CVD-Anlagen (Chemical Vapour Deposition, chemische Gasphasenabscheidung) her. Diese sind für Beschichtungsverfahren gedacht, die unter anderem bei der Herstellung von mikroelektronischen Bauelementen benötigt werden.

Trumpf

CO₂-Laser von Trumpf spielen bei der Chip-Herstellung weltweit eine große Rolle. Der große Technologiesprung jedoch ist das sogenannte EUV-Verfahren. EUV steht für extrem ultraviolettes Licht. Dadurch werden Halbleiter belichtet, was Strukturgrößen von unter sieben Nanometern ermöglicht. Trumpf arbeitet eng mit dem niederländischen Ausrüster ASML zusammen.

Süss Microtec

Das Unternehmen aus Bayern fertigt hochpräzise Anlagen für die Herstellung von Halbleitern. Darunter sind die Bereiche Backend-Lithographie, Wafer Bonding und Fotomasken-Reinigung.

Gasehersteller wie Linde, BASF oder Merck beliefern die Halbleiterindustrie mit Gasen wie Stickstoff, Sauerstoff, Argon oder Wasserstoff.

Portrait Dörte Neitzel Redakteurin Technik+Einkauf
(Bild: mi connect)

Die Autorin: Dörte Neitzel

Dörte Neitzel ist Wissens- und Infografik-Junkie vom Dienst. Dinge und Zusammenhänge zu erklären ist ihr Ding, daher beschreibt sie sich selbst auch gern als Erklärbärin mit Hang zur Wirtschaft – was einem lange zurückliegenden VWL-Studium geschuldet ist. Nach einigen Stationen im Fachjournalismus lebt sie dieses Faible bevorzugt auf der Webseite der TECHNIK+EINKAUF aus und taucht besonders gern ab in die Themen Rohstoffe und erneuerbare Energien.

Privat ist Südfrankreich für sie zur zweiten Heimat geworden, alternativ ist sie in der heimischen Werkstatt beim Schleifen, Ölen und Malern alter Möbel zu finden oder in südbayerischen Berg-und-See-Gefilden mit Hund im Gepäck unterwegs.

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