Stau auf dem Weg zum Gotthard Tunnel

Stau auf dem Weg zum Gotthard Tunnel (Bild: Ines Porada - stock.adobe.com)

Seit 2021 ist der Gotthard Tunnel wieder im Fokus: Es erfolgte der Spatenstich zum Bau der zweiten Tunnelröhre des Straßentunnels. Er wurde in den 1970er-Jahren gebaut und muss jetzt umfassend renoviert werden, dafür ist die zweite Röhre notwendig. Erst 2016 wurde der neue Gotthard Basistunnel eröffnet, der ausschließlich für den Eisenbahnverkehr genutzt wird.

Im Folgenden finden Sie 15 Fragen und Antworten rund um diesen Eisenbahntunnel, der seitdem als längster Eisenbahntunnel der Welt gilt.

1. Wo liegt der Gotthard Tunnel?

Der Gotthard-Basistunnel durchquert die zentralen Schweizer Alpen in Nord-Süd-Richtung, Seinen Namen bekam der Tunnel, da er unter anderem das Gotthardmassiv unterquert. Der Tunnel verbindet in Höhe von 312 bis 549 m ü. M. den deutschsprachigen Kanton Uri mit dem italienischsprachigen Kanton Tessin. Das Nordportal liegt bei Erstfeld, 460 m über dem Meeresspiegel, und das Südportal bei Bodio auf 312 m über dem Meeresspiegel. Der Gotthardbasistunnel ist ein Teilstück der Gotthardbahn und des die gesamte Schweiz umfassenden Verkehrskonzeptes Neue Eisenbahn-Alpentransversale.

Neben dem Eisenbahntunnel gibt es auch noch den Gotthard-Straßentunnel. Er ist 16,9 Kilometer lang und damit der viertlängste Straßentunnel der Welt. Er wurde zwischen 1970 und 1980 erbaut.

2. Gotthard Tunnel oder St Gotthard Tunnel?

Im Deutschen wird der Gotthard Tunnel auch Gotthardbasistunnel genannt. Seltener heißt er St Gotthard Tunnel.  Sein französischer Name ist Tunnel de base du Saint-Gothard und auf italienisch wird er Galleria di base del San Gottardo genannt. Seinen Namen hat der Tunnel, da er das Gotthard-Massiv (oder auch St. Gotthard-Massiv) untertunnelt.

3. Wie lang ist der Gotthard Tunnel?

Der Gotthard-Basistunnel ist 57,1 Kilometer lang. Damit ist er der längste Eisenbahntunnel der Welt vor dem japanischen Seikan-Tunnel (54 Kilometer) und dem Kanaltunnel unter dem Ärmelkanal (50,5 Kilometer). Mit beiden Röhren, allen Quer- und Verbindungsstollen wurden insgesamt 153,5 km Tunnelstrecke gebaut.

Zweite Röhre für den Gotthard Straßentunnel

Der Gotthard-Straßentunnel ist durch den zunehmenden Verkehr in die Jahre gekommen und braucht eine umfassende Instandsetzung. Doch die Verbindung soll auch während der Sanierung offen bleiben, daher baut das Schweizer Bundesamt für Straßen Astra eine zweite Röhre. Diese wird im Abstand von 70 Meter parallel zum bestehenden rund 17 Kilometer langen Tunnel vorgetrieben und ist voraussichtlich ab 2029 in Betrieb. Dann erst kann die ursprüngliche Röhre repariert werden. Der Bau ist aber nicht umsonst: Ab 2032, wenn die Reparaturen abgeschlossen sind, sollen beide Tunnel zur Verfügung stehen.

Von den 7,4 Millionen Tonnen Ausbruchmaterial beim Bau der zweiten Gotthardröhre werden rund 7,2 Millionen Tonnen weiter eingesetzt: für den Tunnelbau (1,5 Millionen), für die Sanierung der ersten Röhre (0,3 Millionen), zur Überdeckung der Autobahn bei Airolo (1,9 Millionen) und für die Renaturierung der Flachwasserzonen im Urnersee (3,5 Millionen). Nur 200.000 Tonnen werden laut Asta definitiv deponiert.

Nach aktueller Prognose rechnet das zuständige Bundesamt mit Kosten von rund 2,8 Milliarden Schweizer Franken (rund 2,91 Milliarden Euro) gerechnet.

4. Wann wurde der Gotthard Tunnel eröffnet?

Die offizielle Eröffnung war am 1. Juni 2016, die Bauzeit betrug 16 Jahr. Der fahrplanmäßige Betrieb des Personenverkehrs wurde am 11. Dezember 2016 nach mehrmonatigem Probebetrieb aufgenommen. Im Gegensatz dazu startete der Güterverkehr bereits am 5. September 2016.

5. Wie tief liegt der Gotthard Tunnel?

Auf einem Teil der Strecke verläuft der Gotthard-Basistunnel mehr als 2300 Meter unter der Erdoberfläche, das macht ihn zum tiefsten Eisenbahntunnel der Welt.

6. Wie lange dauerte der Bau des Gotthard Tunnels?

Von der ersten Sprengung bis zur Eröffnung sind 17 Jahre vergangen. Insgesamt wurden 28,2 Millonen Tonnen Gestein aus dem Berg geholt. Während der Bohrarbeiten erreichte die Temperatur im Tunnel bis zu 50 Grad Celsius.

7. Wie lange dauert die Fahrt durch den Gotthard Tunnel?

Durch den Tunnel benötigt die Schweizer Bahn SBB genau 17 Minuten. Die Züge fahren mit einer Geschwindigkeit von 200 km/h hindurch. Ein durchschnittlicher Wanderer würde rund 13,5 Stunden benötigen, um durch den Tunnel zu wandern. Mit dem neuen Tunnel verringert sich die Eisenbahnfahrtzeit zwischen Zürich und Mailand um etwa eine Stunde.

8. Wie viele Menschen waren am Bau beteiligt?

7. 2400 Bauarbeiter waren an der Herstellung der Tunnelröhren beteiligt. Neun Menschen verloren bei den Bauarbeiten ihr Leben.

9. Wie hießen die Tunnelbohrmaschinen für den Gotthard Tunnel?

Beim Bau des Gotthard-Basistunnels waren vier Tunnelbohrmaschinen im Einsatz, um die je 57 Kilometer lange Ost- und Weströhre des Gotthard-Basistunnels zu erstellen. Zwei kamen von Süden, zwei von Norden. Die Maschinen trugen die Namen Gabi 1, Gabi 2, Sissi und Heidi. Um den Tunnel zu graben, waren die Tunnelbohrmaschinen 43.800 Stunden im Einsatz.

10. Wieviel Energie musste für den Bau des Gotthard Tunnels aufgebracht werden?

Der Energieeinsatz betrug täglich bis zu 63 MWh. Das ist elektrischer Strom im Wert von 8. (damals) 300 Euro täglich je Tunnelbohrmaschine.

11. Wer lieferte die Strominfrastruktur für den Gotthard Tunnel?

Um die Infrastruktur des Gotthard Tunnels wie Beleuchtung, Signaltechnik oder Sicherheitstüren mit Energie zu versorgen, lieferte ABB 899 Mittelspannungsschaltfelder, über 500 Schutz- und Steuereinheiten und über 300 Transformatoren. Im Tunnel sind 3.200 Kilometer Kupferkabel und 2.631 Kilometer Lichtwellenleiter verlegt. Rund 10.000 Leuchten sorgen für Licht tief unter der Erde.

12. Wer lieferte das Tunnelleitsystem für den Gotthard-Basistunnel?

Das Tunnelleitsystem wurde von Atos und Siemens Schweiz geliefert. Es wertet die Informationen von rund 50.000 Datenpunkten entlang der Strecke aus: Erfasst wird von Sensoren unter anderem, ob Brände schwelen, Gase austreten oder sich die Ladung verschoben hat.

13. Wie viele Züge fahren durch den Gotthard-Basistunnel?

Am 5. März 2019 fuhr der 100.000 Zug durch den Gotthard Tunnel, ein internationaler Güterzug von SBB Cargo International für den Kunden Hupac. An einem Werktag verkehren zwischen 130 und 160 Züge im Gotthard-Basistunnel, davon rund zwei Drittel Güter- und ein Drittel Reisezüge des nationalen und internationalen Personenverkehrs.

Laut SBB betrug der Anteil des Güterverkehrs durch den Gotthard-Basistunnel auf der Schiene 2018 59 Prozent und bis zu 120 Güterzüge an Spitzentagen. Davon entfielen knapp 83 Prozent auf SBB Cargo und SBB Cargo International. Ab 2020 sollen jährlich rund 50 Millionen Tonnen Güter durch den Tunnel transportiert werden können.

14. Wie teuer war der Gotthard Tunnel?

Der Kostenrahmen für den Tunnelbau betrug bei der Planung im Jahr 2008 rund 19,1 Milliarden Franken. Dieser wurde eingehalten! Die Party zur Eröffnung des Tunnels soll rund 9 Millionen Franken gekostet haben.

15. Gotthard Tunnel Aktuell: Wann ist der Gotthard Tunnel nachts gesperrt?

Jedes Jahr im Frühjahr und Herbst wird er auf Hochglanz gebracht und Wartungsarbeiten unterzogen. Während dieser Arbeiten ist der Gotthardtunnel wochentags in mehreren Nächten für den Verkehr gesperrt. Im Jahr 2023 gelten folgende Sperrzeiten - jeweils von 20 Uhr abends bis 5 Uhr morgens:

  • 19. bis 23. Juni
  • 6. bis 30. Juni
  • 11. bis 15. September
  • 18. bis 22. September
  • 25. bis 29. September
  • 2. bis 4. Oktober

Wer in den betroffenen Nächten auf der Route unterwegs ist, kann über die San-Bernardino-Route A13 Chur - Bellinzona oder in den Sommermonaten über den Gotthardpass ausweichen. Im San-Bernardino-Tunnel auf der A13 finden zwar ebenfalls Wartungsarbeiten statt, allerdings nicht in den gleichen Nächten wie im Gotthardtunnel.

Zusammenfassung

Der Gotthard-Basistunnel ist ein Eisenbahntunnel, der das Gotthardmassiv unterquert und den deutschsprachigen Kanton Uri mit dem italienischsprachigen Kanton Tessin in der Schweiz verbindet. Er ist 57,1 Kilometer lang und damit der längste Eisenbahntunnel der Welt. Der Bau dauerte 17 Jahre und es waren 7.240 Bauarbeiter beteiligt. Die offizielle Eröffnung fand am 1. Juni 2016 statt. Der Tunnel liegt teilweise mehr als 2.300 Meter unter der Erdoberfläche und wird von Zügen mit einer Geschwindigkeit von 200 km/h befahren. Für den Bau wurden Tunnelbohrmaschinen namens Gabi 1, Gabi 2, Sissi und Heidi eingesetzt. Die Fahrt durch den Tunnel dauert etwa 17 Minuten. Täglich fahren zwischen 130 und 160 Züge durch den Tunnel, hauptsächlich Güterzüge. Die Baukosten betrugen rund 19,1 Milliarden Franken, und die Wartungsarbeiten finden jährlich im Frühjahr und Herbst statt, während derer der Tunnel nachts gesperrt ist.

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Portrait Dörte Neitzel Redakteurin Technik+Einkauf
(Bild: mi connect)

Die Autorin: Dörte Neitzel

Dörte Neitzel ist Wissens- und Infografik-Junkie vom Dienst. Dinge und Zusammenhänge zu erklären ist ihr Ding, daher beschreibt sie sich selbst auch gern als Erklärbärin mit Hang zur Wirtschaft – was einem lange zurückliegenden VWL-Studium geschuldet ist. Nach einigen Stationen im Fachjournalismus lebt sie dieses Faible bevorzugt auf der Webseite der TECHNIK+EINKAUF aus und taucht besonders gern ab in die Themen Rohstoffe und erneuerbare Energien.

Privat ist Südfrankreich für sie zur zweiten Heimat geworden, alternativ ist sie in der heimischen Werkstatt beim Schleifen, Ölen und Malern alter Möbel zu finden oder in südbayerischen Berg-und-See-Gefilden mit Hund im Gepäck unterwegs.

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