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(Bild: AdobeStock - magele picture)

Aller guten Dinge sind drei – oder doch eher vier? Bisher haben wir uns mit den Grundlagen von Industrie 4.0 und ihren engen Verbindungen zur Ergonomie beschäftigt. Im dritten Teil unserer Serie über den wohl entscheidendsten Wandel der industriellen Arbeitswelt steht das Thema Ausbildung im Fokus. Aufgrund der Komplexität der Thematik kommt es zu Veränderungen in vielerlei Hinsicht: Nicht nur der Inhalt der Ausbildung wandelt sich. Damit einher gehen auch grundlegenden Veränderungen bei der Ausstattung der Ausbildungsstätten und der Wissensvermittlung. Zudem stellen sich weitere Fragen: Wie lassen sich diese komplexen Veränderungen in der Berufsausbildung am besten abbilden? Verändern sich etwa ganze Berufsbilder? Und was können Arbeitnehmer tun, die bereits lange in ihrem Beruf tätig sind?

Industrie 4.0 in Ausbildung und Studium

„Die Digitalisierung verändert die Ausbildung und Qualifizierung in der Berufswelt grundlegend. Wir wollen diesen Prozess gemeinsam aktiv gestalten“, sagt Bildungsstaatssekretärin Cornelia Quennet-Thielen. Auch das Strategiepapier „Bildung in der digitalen Welt“ der Kultusministerkonferenz aus dem Dezember 2016 geht explizit auf Themen wie das Internet der Dinge oder smartes Handwerk ein. Was die Umsetzung angeht, so ist allerdings noch einiges zu tun, wie der „Monitor Digitale Bildung“ verrät. So sind laut der darin vorgestellten Befragungen viele Ausbilder von Formen des digitalen Lernens mit Apps und interaktiven Whiteboards noch nicht überzeugt.

Dem steht allerdings die Begeisterung von weniger qualifizierten Jugendlichen für digitales Lernen entgegen. Die Studie zieht daraus den Schluss, dass man mit digitalen Lernmöglichkeiten diese Gruppe wesentlich motivieren und ihr zu mehr Aufstiegschancen verhelfen könnte. Auch dieser Aspekt spricht für das Potenzial von Industrie 4.0, die Zukunft aktiv zu gestalten. Dies ist ebenso im Bereich der höheren Bildung zu spüren. Aufgrund der ausdrücklichen Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen gibt es freilich keinen eigenen Studiengang für Industrie 4.0. Dies würde auch der Komplexität der einzelnen Studiengänge nicht gerecht. Daher obliegt es den Studiengängen, sich entsprechend anzupassen. In den Fachbereichen Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik ist die vierte industrielle Revolution am stärksten präsent. Dort gibt es im Hauptstudium vielfältige Möglichkeiten, sich näher mit den neuen Möglichkeiten der Technik zu beschäftigen.

Berufsbildung 4.0: Ein wichtiges Thema für die Politik

Um dieser rasanten Entwicklung Rechnung zu tragen, hat auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung reagiert. Das Ergebnis ist die 2016 veröffentlichte Richtlinie zur „Förderung von Digitalisierung in überbetrieblichen Berufsbildungsstätten (ÜBS) und Kompetenzzentren (Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung)“. In überbetrieblichen Berufsbildungsstätten finden bekanntlich die Teile der Ausbildung statt, die nicht im jeweiligen Betrieb erfolgen können. Diese sollen bis 2019 mit bis zu 74 Millionen Euro gefördert werden. Dabei geht es um zwei Ziele: Zum einen können die Ausbildungsstätten ausgewählte Ausstattung (wie 3D-Drucker oder Assistenzroboter) beantragen. Andererseits kommt es zu Pilotprojekten, die den Erfolg neuer digitaler Lernmethoden erproben.

Digitalisierung in der Arbeitswelt

Experten für den Arbeitsmarkt empfehlen angesichts der Digitalisierung generell, sich möglichst breit aufzustellen. Wer als Maschinenbauer zusätzlich fundierte Kenntnisse in Themen wie Datensicherheit oder künstliche Intelligenz vorweisen kann, hat auf dem Arbeitsmarkt gute Chancen: Nicht nur aufgrund erworbener Kompetenzen, sondern auch bezüglich einfacherer Abstimmung mit Kollegen aus anderen Abteilungen. Hier lautet das Schlüsselwort ebenfalls Interdisziplinarität. Konzepte wie die Smart Factory mit ihren „cyber-physischen Systemen“ (CPS) oder der Einsatz von kollaborierenden Robotern erfordern grundlegendes Umdenken. Dies bedeutet aber eben nicht, dass der Mensch degradiert würde, wie des Öfteren vermutet wird. Ganz im Gegenteil: Stattdessen kommen neue, kreative Arbeitstechniken hinzu und das Spektrum der Tätigkeiten erweitert sich stetig.

Ingenieure müssen, wie gesagt, ihre Kenntnisse in Sachen Informationstechnik erweitern – und umgekehrt ITler in der Industrie konkrete Anwendungskontexte noch stärker berücksichtigen. Davon können die einzelnen Disziplinen nur profitieren. Während sich Aufgaben weiterentwickeln, wird der Mensch jedoch keineswegs verdrängt. Die Weichen sind gestellt, um die Jugend auf die Folgen der Digitalisierung vorzubereiten. Doch was ist mit denjenigen, die in der analogen Welt ihre Berufslaufbahn begonnen haben? Hier gilt, verkürzt gesagt, die Devise des lebenslangen Lernens. An Weiterbildungsmaßnahmen und diesbezüglichen Empfehlungen herrscht kein Mangel, etwa durch das Wissensforum des Vereins Deutscher Ingenieure oder das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. An den Grundprinzipien für ein langes Erwerbsleben – Proaktivität und Wissbegierde – hat sich also nichts geändert.

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