Energiekrise belastet die Aluminiumindustrie.

Die Energiekrise belastet die Aluminiumindustrie, trotzdem steigern die Unternehmen ihre weltweite Produktion erneut. (Bild: Maksym Yemelyanov - stock.adobe.com)

Handwerker, die Solaranlagen auf Dächer montieren, merken es am eigenen Leib: Die weltweite Nachfrage nach Aluminium ist hoch. Zwischenzeitlich war sie sogar zu hoch für kleine und mittlere Unternehmen wie Solateure. Sie hätten gerne mehr Photovoltaikanlagen auf Dächer geschraubt, allerdings fehlten ihnen wichtige Schienen und Befestigungsziegel mit Aluhaken. Mittlerweile ist die Versorgungslage besser, was jedoch geblieben ist:  Aluminiumprodukte sind teurer geworden.

Was treibt die Nachfrage nach dem Leichtmetall? Bis 2018 stiegen Produktion und Nachfrage von Aluminiumoxid und Hüttenproduktion kontinuierlich an, vor allem getrieben durch die Branchen Verkehr, Maschinenbau und Bauwesen. Allerdings sanken die Wachstumsraten der Aluminiumnachfrage seit dem Boomjahr 2014 auf untere einstellige Werte.

2019 sank die Produktionsmenge von Aluminium durch die Abkühlung der Weltkonjunktur - und dann kam 2020 die Corona-Pandemie. Im ersten Corona-Jahr gab es nur wenig Wachstum, der Preis für Alu fiel auf das Niveau von 2016, blieb aber noch über dem aus der Finanzkrise 2008.

Im Jahr 2021 kletterte die Produktionsmenge wieder deutlicher, ebenso wie 2022. Die Menge des produzierten Primäraluminiums lag 2021 bei 67,092 Millionen Tonnen und stieg 2022 bis auf 69 Millionen Tonnen, laut International Aluminium. Mit der produzierten Menge stieg auch der Preis - zeitweise auf rekordverdächtige 3.500 US-Dollar pro Tonne. 2023 beruhigte sich die Lage zwar wieder, das durchschnittliche Preisniveau liegt aber trotzdem noch über der Vor-Corona-Zeit.

Auch die Menge an Recycling-Aluminium wird mehr. Laut des Gesamtverbands der Aluminiumindustrie stammt mehr als 30 Prozent des eingesetzten Aluminiums aus recycelten Aluminiumprodukten. Vor allem Asien recycelt viel Aluminium. Im Jahr 2018 waren es 11,3 Millionen Tonnen, dahinter folgt Amerika mit 4,9 Millionen Tonnen. In Deutschland ist der Anteil von Primär- und Sekundäraluminum im Jahr 2020 annähernd hälftig (529.100 vs. 548.400 Tonnen).

Doch welche Unternehmen haben weltweit im Jahr 2022 das meiste Primäraluminium produziert? Die Antwort darauf finden Sie in unserem Ranking. (Quelle: Geschäftsbericht Rusal)

Energie-Einkauf: Beschaffungsstrategien, Photovoltaik, Industriewärmepumpen

Precision Industrial Flow Meter: Advanced Liquid Measurement Technology for Accurate Control and Engineering Efficiency
(Bild: aicandy - stock.adobe.com)

Energiebeschaffung ist zur Herausforderung für Einkäufer geworden. Welche Strategien für den Einkauf von Strom und Gas gibt es und welche ist für welches Unternehmen geeignet? Welche Vor- und Nachteile die Eigenerzeugung von Strom mit Photovoltaik hat, und warum Wärmepumpen auch für die Industrie eine echte Alternative sind, erfahren Sie in unserem Schwerpunkt zur Energiebeschaffung.

 

Außerdem finden Sie Informationen zu Erdgas, dem nach wie vor wichtigsten Energieträger und Rohstoff der Industrie. Mindestens ebenso wichtig bei der Dekarbonisierung ist ein Energiemanagement, das den Verbrauch der beschafften Energie effizient gestaltet.

 

Im Gesamtjahr 2022 produzierte die deutsche Aluminiumindustrie ohne Remelter 814.000 Tonnen Rohaluminium, das waren 24 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Das lag vor allem an zwei Gründen: Drastisch gestiegene Strom- und Erdgaskosten brachten insbesondere die energieintensiven Primäraluminiumhütten an die Grenze ihrer Wirtschaftlichkeit, so dass diese 2022 ihre Produktion deutlich um 33 Prozent heruntergefahren haben.

Auch die Refiner hatten mit 16 Prozent einen großen Rückgang zu verkraften. Die Produktion der Remelter, deren Produkte im Wesentlichen im Halbzeugbereich weiterverarbeitet werden, sank mit sechs Prozent weniger stark auf 2,5 Millionen Tonnen.

Preis für Aluminium seit 2018

Preis für Aluminium seit 2018
Preis für eine Tonne Aluminium in US-Dollar seit 2018. (Bild: TECHNIK+EINKAUF mit Daten von Finanzen.net)

Hoher Aluminiumpreis

Der Aluminiumpreis bewegte sich seit seiner Delle im März 2020 mit Beginn der Coronakrise stetig aufwärts. Seinen vorläufigen Höhepunkt hatte er Anfang März 2022 mit knapp 3.850 US-Dollar pro Tonne - kurz nach Beginn des russischen Einmarschs in die Ukraine. Seitdem geht es wieder abwärts, der Preis bleibt aber in einem Korridor zwischen 2.000 und 2.600 US-Dollar pro Tonne.

Die hohe Nachfrage lebt von der wieder anziehenden Konjunktur, aber auch von Sorgen vor einem knapper werdenden Angebot. Denn die EU plant CO2-Importsteuern, der zweitgrößte Aluminiumproduzent Russland hat Exportsteuern auf Rohstoffe wie Aluminium erlassen. Hinzu kommt der Krieg in der Ukraine mitsamt den Sanktionen auf russische Produkte - auch, wenn Rusal selbst nicht von den Sanktionen betroffen ist. Bislang gibt es nämlich kein Importverbot von russischen Metallen in die EU.

Die Londoner Metallbörse LME hat allerdings schon angekündigt, prüfen zu wollen, ob neue Lieferungen russischer Metalle verboten werden sollen und Metalle zu den bereits sanktionierten Rohstoffen Öl und Kohle hinzugefügt werden sollen. Die Folgen solcher Spekulationen sind regelmäßig drastische Preissprünge.

Rohstoffexperten erwarten, dass sich die Preise auf einem mittleren Niveau halten werden. Aktuell (Stand 22. März 2023) liegt er bei knapp unter 2.300 Dollar pro Tonne. Grund dafür sind weltweite Konjunktursorgen, vor allem in China. Dort schwächelt die Baubranche, Nachwirkungen der strengen Null-Covid-Politik. Auch wichtige Zusatzstoffe wie Magnesium wurden auf dem Höhepunkt der Nachfrage knapp.

Weltweit wuchs die gesamte Produktion von Primäraluminium 2022 laut International Aluminium Institute, London, um zwei Prozent im Vorjahresvergleich auf 68,5 Millionen Tonnen. China allein stellte annähernd 60 Prozent davon her.

Während die Fertigung in Europa (einschließlich Russland) um 6,3 Prozent auf sieben Millionen Tonnen und Nordamerika um 3,5 Prozent auf 3,7 Millionen Tonnen zurückging, wurde die Produktion in China um 4,1 Prozent auf schätzungsweise 40,4 Millionen Tonnen und im restlichen Asien um zwei Prozent auf 4,6 Millionen Tonnen ausgeweitet.

Aluminiumherstellung weltweit: Hüttenproduktion von Primäraluminium von 2000 bis 2023
Aluminiumherstellung weltweit: Hüttenproduktion von Primäraluminium von 2000 bis 2023 (Bild: TECHNIK+EINKAUF mit Daten von Finanzen.net)

Arten der Aluminiumproduktion

Es gibt unterschiedliche Arten der Aluminiumproduktion. Diese haben für die deutsche Industrie jeweils eine unterschiedliche Bedeutung.

Mit Aluminiumformguss werden Fertigbauteile hergestellt. Ja nach Produkt kommen unterschiedliche Verfahren zum Einsatz: Sandguss, Druckguss oder Kokillenguss. Formenguss ist vor allem für den Großabnehmer Automobilindustrie von Bedeutung. Im Formguss produzierten Unternehmen im Jahr 2019 rund 996.100 Tonnen. Das ist ein leichter Anstieg von zwei Prozent im Vergleich zu 2018.

Quantitativ ist das Aluminiumhalbzeug der wichtigste Teil der deutschen Aluminiumindustrie. Darunter fallen Produkte wie Walzfabrikate, Stangen, Profile, Rohre und Drähte sowie Freiform- und Gesenkschmiedestücke und Leitmaterial. Die Produktion von Aluminiumhalbzeug belief sich in 2019 auf 2,576 Millionen Tonnen. Die wichtigste Unterkategorie ist die der Walzfabrikate. Von ihnen stellten deutsche Unternehmen 2,029 Millionen Tonnen her. Dahinter kommen Profile (461.300 Tonnen) und Stangen (50.700 Tonnen).

Als dritten Bereich gibt es noch die Aluminiumweiterverarbeitung. Das sind Verpackungen von Medikamenten oder anderen Produkten in Folien, Tuben oder Dosen sowie Aluminiumpulver. Ihre Produktion schrumpfte 2019 ein wenig von 378.000 Tonnen auf 353.900 Tonnen.

Primär- und Sekundäraluminium

Deutschland produziert etwa 1,077 Millionen Tonnen Aluminium pro Jahr (Stand 2021). Davon sind rund 529.100 Tonnen Primäraluminium und 548.400 Tonnen Sekundäraluminium. Die Produktion ging bis 2017 fast stetig aufwärts, seitdem sinkt die deutsche Aluminiumproduktion.

Primäraluminium bezeichnet unmittelbar aus Aluminiumoxid gewonnenes Aluminium. Sekundäraluminium ist durch Recycling gewonnenes Aluminium. Deutschland setzt also beim Alu zunehmend auf Recycling.

Aluminiumrecycling schließt Rohstoffkreisläufe und leistet damit einen wertvollen Beitrag zur Rohstoffversorgung und zur nachhaltigen Entwicklung in der Aluminiumindustrie. Deutschland blieb 2022 wie in den Vorjahren Nettoexporteur von Aluminiumschrotten. 2022 lagen die Exporte zum neunten Mal in Folge über der Marke von einer Million Tonnen.

Diese Menge blieb überwiegend in Europa, insbesondere in Italien, Österreich und den Niederlanden. Die Lieferungen nach China nahmen 2022 weiter um 43 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 12.000 Tonnen ab. Somit lag China nur noch auf Platz 18 unter allen Ausfuhrzielen für Aluminiumschrotte.

Aluminiumindustrie in Deutschland: Absturz in 2023

Nach dem ersten Corona-Jahr erreichte die deutsche Aluminiumindustrie wieder positive Werte und blickte optimistisch in die Zukunft. In 2021 stieg der Branchen-Umsatz um 23 Prozent auf 21,7 Milliarden Euro. Und damit, so der damalige Präsident von Aluminium Deutschland, Hinrich Mählmann, wurde das Niveau von 2018 wieder fast erreicht. Die Produktionsmenge bei den Halbzeugen stieg um 11,7 Prozent auf knapp 2,7 Millionen Tonnen. Die Produktion von Rohaluminium blieb mit mehr als einer Million Tonnen stabil. Für 2022 war der Ausblick positiv - doch dann überfiel Putin Ende Februar die Ukraine und die Strom- und Gaspreise stiegen (vor allem in Deutschland mit seiner Abhängigkeit von russischem Gas) ins Unermessliche.

Und das hatte Folgen: 2022 brach die Produktion von Hüttenaluminium hierzulande um 33 Prozent auf 341.000 Tonnen ein, beim Recyclingaluminium schlug nur ein Minus von acht Prozent zu Buche. Insgesamt fiel der Rückgang mit elf Prozent aber hoch aus. Der Rückgang beim Aluminiumhalbzeug lag bei vier Prozent auf rund 2.560.000 Tonnen. Allein im vierten Quartal 2022 lag das Minus bei 14 Prozent.

Die Krise setzt sich auch 2023 fort: Während die weltweite Aluminiumproduktion steigt, sinkt sie in Deutschland drastisch. Auch im ersten Quartal 2023 legte die Wertschöpfung der Aluminiumindustrie weiter den Rückwärtsgang ein. Die Hüttenproduktion brach um mehr als die Hälfte ein (-53 Prozent), aber auch die Weiterverarbeitung ist deutlich niedriger als im Jahr zuvor ausgefallen (-10 Prozent). Strangpressprodukte verzeichneten ein Minus von 13 Prozent. Das zweite Quartal schloss sich nahtlos an: Bei den Primäraluminiumhütten ging das Produktionsvolumen weiterhin um knapp die Hälfte zurück, im weiterverarbeitenden Halbzeug-Bereich lag der Rückgang insgesamt bei minus 10 Prozent, wobei auch hier die Strangpressprodukte mit -15 Prozent herausstachen.

Das dritte Quartal sah nicht anders aus: Die Hüttenproduktion lag nur noch bei knappen 50.000 Tonnen, das sind 48 Prozent weniger als im Vorjahr. Beim Recycling-Aluminium fiel das Minus mit sieben Prozent und einer Produktion von 724.000 Tonnen nicht ganz so drastisch aus. Der Rückgang beim Halbzeug lag weiterhin bei insgesamt zehn Prozent (knapp 607.000 Tonnen).

Aluminiumproduktion in Deutschland

Balkendiagramm der Aluminiumproduktion in Deutschland seit 2011 getrennt ausgewiesen nach Primär- und Sekundäraluminium
Aluminiumproduktion in Deutschland seit 2011 getrennt ausgewiesen nach Primär- und Recyclingaluminium (enthält Refiner und Resmelter). (Bild: TECHNIK+EINKAUF mit Daten von Aluminium Deutschland)

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Die größten Aluminiumhersteller 2020

  1. Chalco: 6,6 Millionen Tonnen
  2. Hongqiao: 5,7 Millionen Tonnen
  3. Rusal 3,8 Millionen Tonnen
  4. Xinfa: 3,3 Millionen Tonnen
  5. Rio Tinto: 3,2 Millionen Tonnen
  6. EGA: 2,5 Millionen Tonnen
  7. SPIC: 2,5 Millionen Tonnen
  8. Alcoa: 2,3 Millionen Tonnen
  9. East Hope: 2,2 Millionen Tonnen
  10. Norsk Hydro: 2,1 Millionen Tonnen

Quelle: Rusal, Geschäftsbericht 2020

Die größten Aluminiumhersteller 2021

  1. Chalco: 6,7 Millionen Tonnen
  2. Hongqiao: 5,7 Millionen Tonnen
  3. Rusal 3,8 Millionen Tonnen
  4. Xinfa: 3,6 Millionen Tonnen
  5. Rio Tinto: 3,2 Millionen Tonnen
  6. Alcoa: 2,2 Millionen Tonnen
  7. SPIC: 2,4 Millionen Tonnen
  8. EGA: 2,5 Millionen Tonnen
  9. Norsk Hydro: 2,2 Millionen Tonnen
  10. Vedanta: 2,2 Millionen Tonnen

Quelle: Geschäftsbericht Rusal 2021

Die größten Aluminiumhersteller 2022

  1. Chinalco
  2. Hongqiao
  3. Rusal
  4. Xinfa
  5. Rio Tinto Alcan
  6. EGA
  7. SPIC
  8. Vedanta
  9. East Hope
  10. Norsk Hydro

Die Produktionszahlen finden Sie in unserer Bildergalerie.

Quelle: Rusal Geschäftsbericht 2022

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