Umriss des Landes China, Hand hält den Ausschnitt

China führt derzeit die größte Steuerreform der vergangenen Jahrzehnte durch (Bild: AdobeStock/ vegefox)

Durch die globalen Verflechtungen der Volkswirtschaften sind von der Steuerreform nicht nur chinesische Unternehmen betroffen – auch international agierende Player sollten sich dringend mit den Änderungen auseinandersetzen. Betroffen sind vor allem die Bereiche Finanzleistungen, Immobilien, Bauleistungen und personalisierte Dienste.

Verschiedene Steuersätze für Branchen

Die Reform sieht vor, das duale System der BT der Provinzen durch ein von der Zentralregierung verwaltetes Mehrwertsteuersystem zu ersetzen. Sie wird auch nach wie vor für zahlreiche Branchen verschiedene Steuersätze beinhalten und es gibt Dienstleistungen, die vollständig davon befreit sind – zum Beispiel internationale Transporte und Technologietransfer. Der Übergang von Geschäftssteuer zu Mehrwertsteuer wird also unzählige Geschäftsprozesse beeinflussen – anfängliche Verwirrungen bei internationalen Geschäften sind vorprogrammiert.

Zwei Unternehmen für Rechnungsstellung

Ein wesentliches Element des chinesischen Steuersystems ist die Rechnungsstellung. Rechnungen können nur über staatlich anerkannte Lösungen ausgestellt werden. Diese dürfen wiederum nur lizenzierte Reseller verkaufen, da der Prozess der Rechnungsstellung der Aufzeichnung aller Transaktionen dient.

Der Grund: Rechnungen gelten als Nachweis für die Steuerzahlungen und die Regierung überwacht darüber gleichzeitig die auf alle Transaktionen bezahlte Mehrwertsteuer. Für ausländische Unternehmen ist eine nicht zu unterschätzende Hürde, denn lediglich zwei chinesische Firmen verfügen über die Lizenz, Lösungen für die Rechnungsstellung zu erstellen und zu verkaufen. Es handelt sich hier um Aisino und Baiwang.

Keine Steuer für Exporte

Dennoch ergeben sich für multinationale Unternehmen auch durchaus Vorteile: Exportierte Dienstleistungen werden steuerbefreit, während die Mehrwertsteuer auf importierte Dienstleistungen zurückgefordert werden kann. Werden Waren oder Dienstleistungen in China verkauft, kann die eingehende Mehrwertsteuer sogar auf alle Dienstleistungen zurückgefordert werden.

Das chinesische Steuersystem nähert sich damit an die bewährten internationalen Verfahren an. Dies dürfte den grenzüberschreitenden Handel mittelfristig deutlich erleichtern.

Schub für elektronische Rechnungen

Mit der Steuerreform wird außerdem die Umstellung auf elektronische Rechnungen vorangetrieben. Sie reduziert die Kosten für die Erstellung und Druck sowie die Übertragung, Speicherung und erleichtert deren Auswertungen erheblich.

Noch wichtiger ist allerdings, dass sie die Grundlage für die Optimierung der Geschäftsprozesse im Bereich der Mehrwertsteuer-Compliance und -Meldung, der Rechnungsprüfung und der Rechnungslegung bildet. Unternehmen, die elektronische Rechnungen mit China austauschen wollen, kommen jedoch an einer Kooperation mit Aisino beziehungsweise Baiwang nicht vorbei – oder müssen sich einen akkreditierten Dienstleister suchen, der diese Leistungen als internationalen Service anbietet.

Autor: Andreas Thonig, Country Manager DACH bei bei Tradeshift

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