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Beschaffung in Australien: Länderanalyse für Einkäufer

Down Under ist Wachstumsweltmeister. Die australische Wirtschaft ist 2017 im 27. Jahr in Folge gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte um 2,8 Prozent zu. Ein Ende des Höhenflugs ist nicht in Sicht. Im laufenden Jahr soll das BIP um bis zu 3,5 Prozent wachsen, erwartet die australische Zentralbank. Andere Volkswirte sind zurückhaltender. Sie gehen von einem Plus von 2,9 Prozent aus.

Allerdings macht die starke Konjunktur die Einwohner des „Lucky Country“  nicht glücklich. Mit einer Arbeitlosenquote von 5,6 Prozent herrscht zwar annähernd Vollbeschäftigung. Jedoch arbeiten immer mehr Australier in Teilzeitjobs. Vollzeitstellen gerade für männliche Arbeiter sind in den vergangenen drei Jahrzehnten der Deindustrialisierung des Landes zum Opfer gefallen.

Beschaffung in Australien: Länderanalyse für den Einkauf

Beschaffung in Australien. (Foto: rudi1976/Fotolia.de)

Seit 2007 ist die Wertschöpfung in der australischen Industrie entgegen dem Landestrend jedes Jahr um 0,7 Prozent zurückgegangen. Im vergangenen Jahr trug das verarbeitende Gewerbe nur noch 6,2 Prozent zur Wirtschaftsleistung Australiens bei. Krasseste Entwicklung: Im Herbst 2017 schlossen mit Toyota und der General-Motors-Tochter Holden die letzten Pkw-Hersteller ihre Werke auf dem Fünften Kontinent. Seitdem gibt es in der dreizehntgrößten Volkswirtschaft der Welt keine Automobilproduktion mehr.

Volvo und Mack bauen dort jedoch weiterhin Trucks. Die Entscheidung von Toyota und GM wird indes jedem zweiten australischen Automobilzulieferer das Genick brechen. Es sei denn er baut in Indien oder Thailand neue Werke auf und erschließt sich alternative Märkte.

Auch der australische Maschinenbau profitiert nicht mehr vom Boom im Lucky Country. Im vergangenen Jahr gingen die Umsätze der Branche um 1,5 Prozent zurück. Acht von zehn Maschinen werden inzwischen nach Australien importiert. In den vergangenen Jahren sorgten zwar umfangreiche Investitionen der australischen Bergwerksbetreiber für Nachfrage nach Maschinenbauprodukten. Diese Sonderkonjunktur ist jedoch vorüber.

Dabei laufen der Abbau und Export von Rohstoffen nach wie vor auf Hochtouren. Der Bergbau trägt 6,8 Prozent zum australischen BIP bei. Damit ist die Branche zwar einer der Wachstumsträger Australiens steht jedoch im Schatten der Bauwirtschaft sowie der alles beherrschenden Dienstleistungen. Banken, Versicherungen, Unternehmensberater, Planungs- und Ingenieurbüros, Immobilienentwickler und –makler sowie der Tourismus erwirtschaften ganze 72 Prozent des BIP auf dem Fünften Kontinent.

Wirtschaftliche Fakten zur Beschaffung in Australien

Offizieller Name Commonwealth of Australia
Hauptstadt Canberra
Amtssprache de jure: keine, de facto: Englisch
Bevölkerung 24,3 Millionen
Bruttoinlandsprodukt 2017 1.390 Mrd. US-Dollar
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf pro Monat
4.677 US-Dollar
Wirtschaftswachstum 2017/2018/2019* 2,5% /2,8% / 2,9%
Inflationsrate 2017 / 2018* 2,0% / 2,2%
Importe 2016 189,4 Mrd. US-Dollar
Exporte 2016 189,6 Mrd. US-Dollar
Freihandelsabkommen ASEAN (Brunei-Darussalam, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thailand, Vietnam), Chile, China, Japan, Republik Korea, Neuseeland, USA

* geschätzt

Beschaffung in Australien: Die wichtigsten Ausfuhrgüter

Australiens Exporte legten allein in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres um 31,2 Prozent auf 112,7 Milliarden US-Dollar zu. So lange sich die Weltwirtschaft nicht abkühlt und ihr Rohstoffhunger nachlässt, werden auch die australischen Ausfuhren weiter kräftig zulegen. Denn mineralische Rohstoffe und landwirtschaftliche Erzeugnisse sind die wichtigsten Exportgüter des Fünften Kontinents. Auch weit über die Hälfte der deutschen Einfuhren aus Down Under sind mineralische und fossile Rohstoffe, Fleisch, und Getreide.

Deutsche Importe aus Australien 2016 2,2 Milliarden Euro
Deutsche Exporte nach Australien 2016 9,0 Milliarden Euro
Deutsche Einfuhren aus Australien nach Warengruppen
(in Prozent der gesamten Importe aus Australien)
· Kohle (27,4%)
· Rohstoffe (25,7%)
· Arzneimittel (4,4%)
· Nahrungsmittel (4,2%)
· Mess-/Regeltechnik (3,7%)
· Sonstige (34,6%)

Einkauf in Australien: Die wichtigsten Rohstoffe

Gemessen am Wert seiner Bodenschätze rangiert Australien in der Liste der rohstoffreichsten Länder auf Platz acht. Gut 17 Billionen Euro sollen die Vorkommen wert sein. Es gibt so gut wie keinen Rohstoff, der sich Down Under nicht finden ließe. Den Großteil ihres Geschäfts machen die Minenbetreiber des Fünften Kontinents aber mit Eisenerz, Kohle, Erdgas, Gold und Uran.

Mit einem Anteil von knapp 29 Prozent am weltweiten Abbau von Steinkohle ist Australien das zweitgrößte Förderland des Brennstoffs nach Indonesien. Allerdings bauen Bergwerke den Rohstoff kaum irgendwo günstiger ab wie im Lucky Country. Das gilt auch für Australiens Eisenerzminen. Sie belegen im weltweiten Vergleich den zweiten Platz nach der Volksrepublik China.

Unter den Uran abbauenden Staaten belegt das Land der Kängurus und Koalas den dritten Platz nach Kasachstan und Kanada. Außerdem ist Australien der viertgrößte Produzent von Aluminium und der sechstgrößte Anbieter von Kupfer auf dem Weltmarkt. Bis 2020 will das Land zudem der zweigrößte Exporteur von Flüssiggas nach Quatar werden.

Rohstoffe in Australien im Überblick:

Produktivität, Qualität und Kosten im Beschaffungsland Australien

Trotz des seit 1991 anhaltenden Wachstums der australischen Wirtschaft steigen die Löhne der Arbeitnehmer im Lucky Country seit Jahren nur im Gleichtakt mit der Inflation oder entwickeln sich sogar schwächer. Im vergangenen Jahr legten sie um 2,2 Prozent zu. Im verarbeitenden Gewerbe sanken die Einkommen sogar um 1,5 Prozent.

Günstig wird die Beschaffung Down Under dadurch aber nicht. Der Mindestlohn liegt bei umgerechnet 12,40 Euro pro Stunde. Das Bildungsniveau der Australier ist zwar hoch. Jeder vierte hat mindestens einen Bachelor gemacht.

Allerdings klagen viele junge sowie sehr technologielastige Unternehmen darüber, dass sie nicht mehr genug Fachkräfte finden. Der Mangel wird sich künftig noch verschärfen, da Australien im Frühjahr 2018 auch die Zuwanderung auch von hochqualifizierten Arbeitnehmern stärker einschränken will.

Durchschnittlicher Monatslohn im verarbeitenden Gewerbe 4.306 Euro
Analphabetenquote k.A.
Durchschnittliche Dauer des Schulbesuchs 13,2 Jahre
Anteil der Bevölkerung mit sekundärer Schulbildung 91,5%
Anteil der Bevölkerung mit Universitätsabschluss
41,3%
Human Development Index Platz 2 von 188
Global Competitiveness Index
Platz 22 von 138
Offizielle Arbeitslosenquote 2017 5,6%
Produktivitätswachstum (2017)
1,6%

Beschaffung in Australien: Infrastruktur und Logistik

Australiens VerkehrsInfrastruktur muss keine internationalen Vergleiche scheuen. Im Logistics Performance Index der Weltbank landet das Land auf Rang 19 nach Dänemark und Irland. Aufgrund der großen Entfernung sind die Transportzeiten und –kosten nach Europa allerdings beträchtlich. Die größten Exporthäfen des Landes sind Port Hedland, Dampier und Cape Lambert. Sie liegen alle in der Region Pilbara im rohstoffreichen Bundesstaat West Australia. Aufgrund des überragenden Anteils von Bodenschätzen an den Exporten Australiens ist das Frachtaufkommen in der Region in den vergangenen zehn Jahren um mehr als die Hälfte gestiegen. Heute verschiffen Redereien über 70 Prozent aller aus Australien exportierten Güter über die Häfen in Pilbara. Die wichtigsten Häfen für die Einfuhr von Gütern befinden sich in Melbourne, Sidney und Brisbane. Dort befinden sich auch Australiens größte Flughäfen. Sie spielen unter den größten Airports der Welt zwar keine Rolle. Sind aber für den inneraustralischen Warentransport wichtig. Aufgrund der gewaltigen Dimensionen des Fünften Kontinents gilt das auch für das über 33000 Kilometer umfassende Schwerlastschienennetz.

Ein besonderes Problem bereitet Einkäufern und Zulieferern in Australien die Stromversorgung. Die einzelnen Bundesstaaten haben ihre Elektrizitätsversorgung regional aufgebaut. Übergabepunkte in der Netzinfrastruktur zwischen einzelnen Staaten gibt es jedoch nur wenige. Gleichzeitig setzt Australien aber immer mehr auf Photovoltaik und Windkraft. Da die aus diesen Energiequellen eingespeisten Strommengen schwanken und privatwirtschaftliche Energieversorger immer mehr alte und unrentable Kohlekraftwerke stilllegen, stehen nicht genug Reserven zur Verfügung, um Schwankungen im Netz auszugleichen. Deshalb fällt Down Under immer öfter der Strom aus. In besonders betroffenen Regionen wie dem Großraum Adelaide in South Australia kommt es seit 2016 immer wieder zu teils mehrtägigen Black Outs. Der längste dauerte im September 2016 über drei Tage.

Wichtigste Seehäfen Melbourne, Sidney, Brisbane
Wichtigste Flughäfen Sidney, Melbourne, Brisbane
Autobahnnetz 913.000 Kilometer
Eisenbahnnetz 39.500 Kilometer

Risiken bei der Beschaffung in Australien

Im Sommer kommt es vor allem im Süden und Osten Australiens regelmäßig zu Busch- und Waldbränden. Angefacht durch starke Winde können die Feuer bedrohliche Ausmaße annehmen. Auf dem Fünften Kontinent gibt es außerdem regelmäßig heftige Gewitter und Platzregen. Sie lassen Flüsse und Regenwasserabflusskanäle überlaufen und verursachen so Überschwemmungen.

In Queensland und im Northern Territory im Norden des Landes sowie im Bundesstaat Western Australia kommt es zwischen November und April außerdem zu Zyklonen. Risiken für die Lieferkette gehen auf dem Fünften Kontinent jedoch auch von der unzuverlässigen Elektrizitätsversorgung aus. Außerdem ist die australische Wirtschaft ernstzunehmenden politischen und weltwirtschaftlichen Risiken ausgesetzt.

Mit dem Austritt Großbritanniens aus der EU könnte das Land im März 2019 seinen bevorzugten Zugang zu den wichtigen europäischen Absatzmärkten verlieren. Außerdem könnte die stark vom Rohstoffexport abhängige Wirtschaft Australiens künftig stärker als bislang leiden, wenn die Nachfrage nach Bodenschätzen im Zuge einer nachlassenden Weltkonjunktur sinkt oder China weniger im Lucky Country einkauft. Die Volksrepublik ist mit einem Anteil von 35 Prozent an den australischen Ausfuhren dessen wichtigster Exportpartner.

Quellen:gtai, Auswärtiges Amt, UNESCO, UNDP, WEF, Eurostat

Bild: nito/Fotolia.de

Autor: Gerd Meyring

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