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Beschaffung in den USA: Länderanalyse für Einkäufer

US-Präsident Donald Trump schadet der Wirtschaft seines Landes. Davon ist der Internationale Währungsfonds überzeugt. Im Juni nahm er deshalb seine Prognose für das US-amerikanische Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr von 2,5 auf 2,1 Prozent zurück.

Auch der mittelfristige Ausblick für die Konjunktur in den Vereinigten Staaten ist düster, wie der Bundesverband der Deutschen Industrie feststellt. „Mittelfristig ist davon auszugehen, dass die US-Wirtschaft aufgrund einer alternden und langsamer wachsenden Bevölkerung und einem wieder ansteigenden Zinsniveau, eher moderat wachsen wird. Auch das Produktivitätswachstum in den USA bleibt schwächer als im langjährigen Durchschnitt“, stellt die Leiterin der Außenwirtschaftsabteilung beim Bundesverband der Deutschen Industrie, Stormy-Annika Mildner, fest.

Beschaffung in den USA

Bild: kovgabor79/Fotolia.de

Für die Weltwirtschaft sind dies verheerende Nachrichten. Erwirtschaftet die größte Volkswirtschaft der Welt doch rund ein Fünftel des globalen Einkommens. Ganze achtzig Prozent dieses Beitrags leisten US-amerikanische Dienstleistungsunternehmen. Die Industrie trägt nur knapp 20 Prozent zur Wertschöpfung in den USA bei. Kein Wunder: In den vergangenen 20 stellte dort jede vierte Fabrik den Betrieb ein.

Wirtschaftliche Fakten zur Beschaffung in USA

Offizieller Name: United States of America / Vereinigte Staaten von Amerika
Hauptstadt: Washington, D.C.
Amtssprache: keine – de facto Englisch
Bevölkerung: 322,75 Millionen
Bruttoinlandsprodukt 2017: 19.362 Milliarden US-Dollar
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf: 59.495 Euro
Wirtschaftswachstum 2016/2017/2018*: 1,5% / 2,2% / 2,3%
Inflationsrate 2017 / 2018*: 2,1% / 2,1%
Importe 2016: 2248,2 Mrd. US-Dollar
Exporte 2016: 452,8 Mrd. US-Dollar
Deutsche Importe aus USA 2016: 57,8 Mrd. US-Dollar
Deutsche Exporte in die USA 2016: 106,9 Mrd. US-Dollar
Freihandelsabkommen Mitglied der NAFTA, Abkommen mit Australien, Bahrein, Chile, Costa Rica, Dominikanische Republik, El Salvador, Guatemala, Honduras, Israel, Jordanien, Kanada, Kolumbien, Marokko, Mexiko, Nicaragua, Oman, Panama, Peru, Singapur, Südkorea

* geschätzt

Einkauf in den USA: Die wichtigsten Rohstoffe

In den USA lagern Rohstoffe im Wert von 39,2 Billionen Euro. Damit muss sich das Land in der Rangliste der rohstoffreichsten Staaten nur Russland geschlagen geben. Neben umfangreichen Vorkommen von Erdöl und Erdgas verfügen die Vereinigten Staaten vor allem über seltene Rohstoffe wie Wolfram, Molybdän oder Seltene Erden.

Rohstoffe in den USA im Überblick:

Beschaffung in den USA: Deutsche Einfuhren aus USA in Prozent der Importe

Die Vereinigten Staaten sind für deutsche Einkäufer weltweit der viertwichtigste Beschaffungsmarkt nach China, den Niederlanden und Frankreich. Im vergangenen Jahr importierten deutsche Unternehmen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes Waren im Wert von 57,8 Milliarden Euro aus den USA. Das waren 6,1 Prozent aller Einfuhren. Für US-amerikanische Unternehmen war die Bundesrepublik damit der sechstwichtigste Absatzmarkt im Ausland nach China, Kanada, Mexiko, Japan und Großbritannien.

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Deutschland kauft in den USA vor allem Maschinen, Flugzeuge, Autos und Kfz-Teile, Pharmazeutika sowie Elektronik, Mess- und Regeltechnik. Im Elektronikbereich müssen sich die Vereinigten Staaten mit einem Anteil von 6,3 Prozent an den deutschen Importen als Lieferant nur der Volksrepublik China geschlagen geben. Dennoch erstaunt der hohe Anteil klassischer Industriebranchen an den deutschen Einfuhren. Gibt es doch nach Jahrzehnten der Deindustrialisierung in den Vereinigten Staaten für viele Spezialmaschinen gar keine Anbieter mehr. Das US-amerikanische Angebot an Werkzeugmaschinen etwa reicht nicht aus, um den inländischen Bedarf zu decken.

Insgesamt ähnelt die US-amerikanische Außenhandelsstatistik auch eher der eines Schwellen-, wenn nicht gar Entwicklungslandes. So zählen landwirtschaftliche Produkte wie Ölsaaten, Getreide, Fleisch und Futtermittel sowie Rohstoffe wie metallurgische Erze zu den zehn Warenkategorien, mit denen die USA die größten Überschüsse erwirtschaften. Insgesamt tragen Exporte laut der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) zufolge nur zwölf Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. In Deutschland liegt der Anteil der Ausfuhren an der Wertschöpfung bei 46 Prozent.

Ausfuhrgüter Prozentualer Anteil
Maschinen 17,9%
Kfz und -Teile 12,4%
Arzneimittel 12,2%
Mess- und Regeltechnik 7,7%
Elektronik 6,3%
Sonstige 42,6%

Produktivität, Qualität und Kosten im Beschaffungsland USA

Noch müssen sich die USA in Sachen Wettbewerbsfähigkeit nur der Schweiz und Singapur geschlagen geben. Doch die mageren 1,5 Prozent Produktivitätswachstum, die die USA in diesem Jahr erreichen, könnten dies bald ändern. Vor allem das hohe Alter der Maschinen in kleinen und mittelgroßen Unternehmen bereitet zunehmend Probleme.

Das wird wohl auch so bleiben. Denn US-amerikanischen Mittelständlern fehlt auf absehbare Zeit das Kapital für Investitionen. Schuld daran sind die rund zehn Prozent Wertverlust, die der Dollar seit 2014 hinnehmen musste und Andeutungen der US-Notenbank, den Leitzins im kommenden Jahr auf zwei Prozent zu erhöhen.

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Auch ihre immer älter werdende Bevölkerung bereiten den Vereinigten Staaten zunehmend Schwierigkeiten. Weil dadurch der Anteil der Bevölkerung sinkt, die erwerbstätig ist, suchen US-amerikanische Unternehmen immer häufiger erfolglos nach Fachkräften. Da die USA mit einer Arbeitslosenquote von rund vier Prozent fast Vollbeschäftigung erreicht haben, können Arbeitgeber in den Vereinigten Staaten derzeit rund fünf Millionen Stellen nicht mit ausreichend qualifizierten Mitarbeitern besetzen. Allem voran suchen US-Unternehmer Fachkräfte, die sie bei der Digitalisierung ihrer Produktion und damit der Steigerung ihrer Produktivität unterstützen könnten.

Durchschnittlicher Monatslohn im verarbeitenden Gewerbe 3.625 Euro
Analphabetenquote keine offiziellen Angaben; inoffiziell: 14%
Durchschnittliche Dauer des Schulbesuchs 13,2 Jahre
Anteil der Bevölkerung mit sekundärer Schulbildung 95,3%
Anteil der Bevölkerung mit Universitätsabschluss
43,1%
Human Development Index Platz 10 von 188
Global Competitiveness Index
Platz 3 von 138
Offizielle Arbeitslosenquote 2017 4,4%
Produktivitätswachstum 2017
1,5%

Beschaffung in den USA: Infrastruktur und Logistik

Schlaglöcher, Staus auf Highways und chaotisch an Leitungsmasten hängende Strom- und Telekommunikationskabel: Große Teile der Infrastruktur sind in den USA in einem erbärmlichen Zustand. Auch die Flughäfen des Landes sind chronisch überlastet. Um das Problem zu lösen müssten allein die Betreiber der Airports New York, La Guardia sowie der Flughäfen in Philadelphia und Atlanta in den kommenden Jahren Milliarden US-Dollar investieren.

Nach Angaben des US-amerikanischen Ingenieursverbands American Society of Civil Engineers leidet die Infrastruktur der Vereinigten Staaten insgesamt unter einem Investitionsstau in Höhe von 4,5 Billionen US-Dollar. Das entspricht 3,8 Billionen Euro. In seinem Wahlkampf hatte US-Präsident Donald Trump versprochen, wenigstens die größten Infrastrukturprobleme mit einem Ausgabenpaket in Höhe von immerhin einer Billion US-Dollar zu beheben. Doch die politischen Mehrheiten für derartige Investitionen sind schwer zu bekommen. Zumal Trump gleichzeitige massive Steuersenkungen versprochen hat und die Regierung regelmäßig die vom Kongress gesetzte Schuldenobergrenze überzieht. Seitdem muss die Regierung von Donald Trump ihre Ausgaben aus der vorhandenen Liquidität finanzieren.

Die einzelnen Bundesstaaten freuen sich im Gegensatz zur Regierung in Washington dank der zuletzt guten wirtschaftlichen Entwicklung über höhere Steuereinnahmen und damit größere Ausgabenspielräume. Ihre Investitionsbereitschaft sorgte dafür, dass die USA trotz der Haushaltssperre auf Bundesebene seit 2015 insgesamt sieben Prozent mehr für den Ausbau des Schienenverkehrs und den Straßenbau ausgaben.

Mit über 77.000 Kilometer Autobahnen und insgesamt mehr als 6,5 Millionen Kilometer Straßen haben die Vereinigten Staaten das längste Straßennetz der Welt. Mit gut 293.000 Kilometer Gleisen haben sie im internationalen Vergleich auch das längste Schienennetz vor China und Russland. Der internationale Flughafen in Atlanta ist mit gut 100 Millionen Passagieren im Jahr der größte Flughafen der Welt.

Wichtigste Seehäfen Los Angeles, Long Beach, New Jersey, Savannah, Seattle
Wichtigste Flughäfen Atlanta, Chicago O’Hare, Los Angeles, Dallas, New York John F. Kennedy
Autobahnnetz 77.017 Kilometer
Eisenbahnnetz 29.3564 Kilometer

Risiken bei der Beschaffung in den USA

Aufgrund ihrer Außenpolitik müssen die Vereinigten Staaten eher damit rechnen, Ziel terroristischer Anschläge zu werden als andere Staaten. Zuletzt verübten Sympathisanten der Terrormiliz Islamischer Staat am 31. Oktober und am 11. Dezember 2017 Anschläge in New York. Dabei kamen im Oktober acht Menschen ums Leben.

Darüberhinaus stören in den USA vor allem Naturkatastrophen regelmäßig die Lieferketten. In den südlichen Bundesstaaten kommt es von Mai bis November zu Hurrikanen. Über den Mittleren Westen ziehen zwischen März und Juli Tornados. An der Ostküste müssen Flughäfen im Winter regelmäßig aufgrund schwerer Schneestürme den Verkehr einstellen. In den Sommermonaten von Juni bis November kommt es dagegen in Kalifornien immer wieder zu Busch- und Waldbränden, die sich oft nur schwer löschen lassen.

Die derzeit größte Gefahr für den Handel mit den Vereinigten Staaten bleibt jedoch die unberrechenbare und zu populistischem Protektionismus neigende Handelspolitik der Regierung unter Präsident Donald Trump.

Mögliche Risiken im Überblick:

  • Donald Trump
  • terroristische Anschläge
  • Hurrikane mit Überflutungen
  • Tornados
  • Busch- und Waldbrände

Quellen:gtai, IMF, Auswärtiges Amt, UNESCO, Trading Economics, Statista

Bild: md3d/Fotolia.de (Teaser)

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