Energiekrise belastet die Aluminiumindustrie.

Die Energiekrise belastet die Aluminiumindustrie, trotzdem steigern die Unternehmen ihre weltweite Produktion erneut. (Bild: Maksym Yemelyanov - stock.adobe.com)

Handwerker, die Solaranlagen auf Dächer montieren, merken es am eigenen Leib: Die weltweite Nachfrage nach Aluminium ist hoch. Zwischenzeitlich war sie sogar zu hoch für kleine und mittlere Unternehmen wie Solateure. Sie hätten gerne mehr Photovoltaikanlagen auf Dächer geschraubt, allerdings fehlten ihnen wichtige Schienen und Befestigungsziegel mit Aluhaken. Sie waren eine zeitlang nur für teures Geld zu haben, wenn sie überhaupt lieferbar waren. Unternehmen berichteten von Lieferfristen von weit über drei Monaten. Nicht selten wurden diese dann erneut verlängert.

Was treibt die Nachfrage nach dem Leichtmetall? Bis 2018 stiegen Produktion und Nachfrage von Aluminiumoxid und Hüttenproduktion kontinuierlich an, vor allem getrieben durch die Branchen Verkehr, Maschinenbau und Bauwesen. Allerdings sanken die Wachstumsraten der Aluminiumnachfrage seit dem Boomjahr 2014 auf untere einstellige Werte.

2019 sank die Produktionsmenge von Aluminium durch die Abkühlung der Weltkonjunktur. Im ersten Corona-Jahr gab es nur wenig Wachstum. Im Jahr 2021 kletterte die Produktionsmenge wieder deutlicher, ebenso wie 2022. Die Menge des produzierten Primäraluminiums lag 2021 bei 67,092 Millionen Tonnen und 2022 bis 69 Millionen Tonnen, laut International Aluminium.

Auch die Menge an Recycling-Aluminium wird mehr. Laut des Gesamtverbands der Aluminiumindustrie stammt mehr als 30 Prozent des eingesetzten Aluminiums aus recycelten Aluminiumprodukten. Vor allem Asien recycelt viel Aluminium. Im Jahr 2018 waren es 11,3 Millionen Tonnen, dahinter folgt Amerika mit 4,9 Millionen Tonnen. In Deutschland ist der Anteil von Primär- und Sekundäraluminum im Jahr 2020 annähernd hälftig (529.100 vs. 548.400 Tonnen).

Doch welche Unternehmen haben weltweit im Jahr 2022 das meiste Primäraluminium produziert? Die Antwort darauf finden Sie in unserem Ranking. (Quelle: Geschäftsbericht Rusal)

Die größten Aluminiumproduzenten weltweit 2022

Ranking: Die größten weltweiten Produzenten von Aluminium 2022

Platz 10: Norsk Hydro

Der norwegische Aluminiumproduzent Norsk Hydro hat 2022 rund 2,1 Millionen Tonnen des Leichtmetalls produziert und belegt damit den zehnten Platz. Das ist ein Rang weniger als noch im Vorjahr. Mit 30.000 Beschäftigen an mehr als 140 Standorten und in 40 Ländern ist das internationale Unternehmen neben Aluminium in weiteren Marktsegmenten wie Metallrecycling, Energie bis hin zu erneuerbaren Energien vertreten.

Ein Gabelstapler transportiert Aluminium Coils
Auf dem zehnten Platz der weltweit größten Aluhersteller befindet sich Norsk Hydro. (Bild: Norsk Hydro via Flickr, CC-SA BY 2.0)

Platz 9: East Hope

Der chinesische Aluminiumhersteller East Hope ist neu in der Top 10 der größten Aluminiumhersteller. Mit etwa 2,2 Millionen Tonnen Aluminium landet East Hope auf dem neunten Platz. East Hope Aluminium Co Ltd stellt Aluminium und verwandte Produkte her. Das Unternehmen wurde im Jahr 2003 gegründet und hat seinen Sitz in Sanmenxia, China.

Ein Kran hebt Aluminiumprodukte in die Höhe
East Hope ist die weltweite Nummer neun der größten Aluminiumhersteller. (Bild: Alcoa)

Platz 8: Vedanta

Mit 2,3 Millionen Tonnen klettert der indische Konzern vom zehnten auf den achten Rang. Vedanta Aluminium beliefert Kunden in fast 50 Ländern mit Aluminiumprodukten und -legierungen für Luft- und Raumfahrt, Verteidigung, Transport, Stromverteilung, Elektrofahrzeuge und erneuerbare Energien. Neben Aluminium baut das Unternehmen in seinen Bergwerken auch Gold und Eisenerz ab.

Aluminiumstangen und Rohre in einer Lagerhalle
Der indische Konzern Vedanta schafft es auf den achten Platz unter den größten Aluminiumherstellern 2022. (Bild: sveta - stock.adobe.com)

Platz 7: SPIC

Die State Power Investment Corporation (SPIC) ist eine der fünf größten Stromerzeuger in China. Der Versorger ist auch in den Bereichen Wasserkraft, Wärmekraft, Kernkraft und neue Energie unterwegs. Als Aluminiumhersteller ist das Unternehmen weltweit die Nummer 7 mit einer Produktionsmenge von 2,5 Millionen Tonnen in 2022.  Damit kann das Unternehmen seinen Rang halten, obwohl es seine Produktion steigern konnte. SPIC ist in 36 Ländern (Regionen) wie Japan, Australien, Malta, Indien, Türkei, Pakistan, Brasilien und Myanmar vertreten, mit Unternehmen, die Energieprojektinvestitionen, technische Zusammenarbeit, EPC- und O&M-Projekte abdecken.

Gestapelte Aluminiumteile
Die SPIC ist der viertgrößte chinesische Aluhersteller und schafft es weltweit auf den siebten Platz. (Bild: Norsk Hydro)

Platz 6: Emirates Global Aluminium (EGA)

Emirates Global Aluminium (EGA) hat im Jahr 2022 rund 2,7 Millionen Tonnen Aluminium hergestellt. Damit schafft es das Unternehmen aus den Emiraten auf den sechsten Platz der weltgrößten Aluminium-Hersteller. Die EGA gehört zu gleichen Teilen der Mubadala Investment Company aus Abu Dhabi und der Investment Corporation aus Dubai und ist ein Aluminiumkonglomerat mit Beteiligungen an Bauxit/Aluminiumoxid und der Verhüttung von Primäraluminium.

Gestapelte Aluminium-Coils
EGA schafft es vom neunten auf den sechsten Platz unter den größten Aluminiumherstellern. (Bild: phonlamaiphoto - stock.adobe.com)

Platz 5: Rio Tinto

Auf dem fünften Platz landet Rio Tinto 2021 mit einer Aluminiumproduktion von 3 Millionen Tonnen. Damit bleibt das Unternehmen im Vergleich zu 2021 stabil im Ranking, obwohl die Produktion um 200.000 Tonnen gesunken ist. Rio Tinto Aluminium mit Sitz in Montreal (Kanada) gehört zu den drei größten Aluminiumherstellern der Welt und ist eine Tochtergesellschaft der Rio Tinto Group. Das Unternehmen ist in die drei Sparten Bauxit und Tonerde, Primäraluminium und technische Produkte gegliedert. Hüttenwerke betreibt Rio Tinto in Australien, Peru, Kanada, China, Frankreich, Holland, Großbritannien sowie Island und den USA.

Mann markiert Aluminium in einer Lagerhalle
Rio Tinto aus Kanada ist die weltweite Nummer fünf unter den Aluminiumproduzenten. (Bild: Rio Tinto)

Platz 4: Shandong Xinfa Group

Die Shandong Xinfa Group ist ein diversifiziertes privates Unternehmen in China mit Beteiligungen an Energie-, Aluminium- und Kohlenstoffprodukten. Mit 3,6 Millionen Tonnen des Leichtmetalls landet sie im Ranking der größten Aluminium-Produzenten des Jahres 2022 auf dem vierten Rang. Sowohl in Produktion als auch im Ranking bleibt damit für Xinfa alles beim alten. Allerdings ist Xinfa auch in der Kritik, als Low-Cost-Produzent wenig Rücksicht auf Umweltstandards zu nehmen – insbesondere im Hinblick auf die giftigen Nebenprodukte, die bei der Verarbeitung des Rohstoffs Bauxit entstehen (roter Schlamm).

Schlämmbecken mit rotem Klärschlamm von der Aluminium-Produktion
Xinfa aus China erreicht den vierten Platz im Ranking der größten Aluminiumproduzenten. (Bild: Norsk Hydro)

Platz 3: Rusal

Mit konstanten 3,8 Millionen Tonnen verteidigt der russische Konzern Rusal den dritten Rang unter den größten Herstellern von Aluminium weltweit. Die United Company Rusal PLCR ist der größte russische Aluminium-Produzent und nach eigenen Angaben für 6,5 Prozent der weltweiten Aluminiumproduktion verantwortlich. Rusal besitzt eine Nepheline-Mine in Russland, vier Folienwalzwerke (davon drei in Russland und eins in Armenien), sieben Bauxitminen in Russland (2), Jamaica (1), Guinea (3) und Guyana (1). Neun Hüttenwerke für Aluminium betreibt der Konzern in Russland (4), Irland (1), Ukraine (1), Jamaica (1), Italien (1) und Guinea (1).

Übereinander gestapelte Profile aus Stahl und Aluminium
Die russische Rusal ist der drittgrößte Aluhersteller der Welt. (Bild: Bildwerk - stock.adobe.com)

Platz 2: Hongqiao

Auf dem zweiten Platz landet mit gut 6 Millionen Tonnen Aluminium-Produktion im Jahr 2022 das chinesische Unternehmen Hongqiao. Es ist derzeit das weltweit zweitgrößte aluminiumproduzierende Unternehmen der Welt, obwohl die Produktion um 300.000 Tonnen sank. 2015 hatte es seinen Konkurrenten Rusal überholt. Es wurde 1994 gegründet und ist eine privatwirtschaftlich geführte Aktiengesellschaft mit Sitz in Shandong, China. Seit dem Börsengang 2011 erlebt Hongqiao ein Rekordwachstum, was lange Zeit zum weltweiten Problem der Aluminium-Überkapazitäten beitrug.

Lange Aluminiumstangen übereinander gestapelt
Hongqiao (China) belegt den zweiten Rang unter den größten Aluminiumproduzenten. (Bild: nattakit-jeerapatmaitree/Shutterstock)

1. Platz: Chinalco

Auf den ersten Platz kommt der chinesische Aluminium-Produzent Chinalco mit 7,1 Millionen Tonnen, das sind 400.000 Tonnen mehr als noch 2021. Die Aluminium Corporation of China Ltd. (Chalco) ist ein chinesischer Aluminiumhersteller. Das Mutterunternehmen ist der chinesische Staatskonzern Chinalco. Erst im Jahr 2019 schwang es sich mit einer Rekordproduktion zur neuen Nummer Eins auf und löste Hongqiao an der Spitze ab.

Aluminiumstangen
Chinalco produziert mit seiner Tochter Chalco das meiste Aluminium der Welt. (Bild: Norsk Hydro)

Hoher Aluminiumpreis

Der Aluminiumpreis bewegte sich seit seiner Delle im März 2020 mit Beginn der Coronakrise stetig aufwärts. Seinen vorläufigen Höhepunkt hatte er Anfang März 2022 mit knapp 3.850 US-Dollar pro Tonne - kurz nach Beginn des russischen Einmarschs in die Ukraine. Seitdem geht es wieder abwärts, der Preis bleibt aber in einem Korridor zwischen 2.000 und 2.600 US-Dollar pro Tonne.

Die hohe Nachfrage lebt von der wieder anziehenden Konjunktur, aber auch von Sorgen vor einem knapper werdenden Angebot. Denn die EU plant CO2-Importsteuern, der zweitgrößte Aluminiumproduzent Russland hat Exportsteuern auf Rohstoffe wie Aluminium erlassen. Hinzu kommt der Krieg in der Ukraine mitsamt den Sanktionen auf russische Produkte - auch, wenn Rusal selbst nicht von den Sanktionen betroffen ist. Bislang gibt es nämlich kein Importverbot von russischen Metallen in die EU.

Die Londoner Metallbörse LME hat allerdings schon angekündigt, prüfen zu wollen, ob neue Lieferungen russischer Metalle verboten werden sollen und Metalle zu den bereits sanktionierten Rohstoffen Öl und Kohle hinzugefügt werden sollen. Die Folgen solcher Spekulationen sind regelmäßig drastische Preissprünge.

Rohstoffexperten erwarten, dass sich die Preise auf einem mittleren Niveau halten werden. Aktuell (Stand 22. März 2023) liegt er bei knapp unter 2.300 Dollar pro Tonne. Grund dafür sind weltweite Konjunktursorgen, vor allem in China. Dort schwächelt die Baubranche, Nachwirkungen der strengen Null-Covid-Politik. Auch wichtige Zusatzstoffe wie Magnesium wurden auf dem Höhepunkt der Nachfrage knapp.

Wie teuer ist Aluminium?

Arten der Aluminiumproduktion

Es gibt unterschiedliche Arten der Aluminiumproduktion. Diese haben für die deutsche Industrie jeweils eine unterschiedliche Bedeutung.

Mit Aluminiumformguss werden Fertigbauteile hergestellt. Ja nach Produkt kommen unterschiedliche Verfahren zum Einsatz: Sandguss, Druckguss oder Kokillenguss. Formenguss ist vor allem für den Großabnehmer Automobilindustrie von Bedeutung. Im Formguss produzierten Unternehmen im Jahr 2019 rund 996.100 Tonnen. Das ist ein leichter Anstieg von zwei Prozent im Vergleich zu 2018.

Quantitativ ist das Aluminiumhalbzeug der wichtigste Teil der deutschen Aluminiumindustrie. Darunter fallen Produkte wie Walzfabrikate, Stangen, Profile, Rohre und Drähte sowie Freiform- und Gesenkschmiedestücke und Leitmaterial. Die Produktion von Aluminiumhalbzeug belief sich in 2019 auf 2,576 Millionen Tonnen. Die wichtigste Unterkategorie ist die der Walzfabrikate. Von ihnen stellten deutsche Unternehmen 2,029 Millionen Tonnen her. Dahinter kommen Profile (461.300 Tonnen) und Stangen (50.700 Tonnen).

Als dritten Bereich gibt es noch die Aluminiumweiterverarbeitung. Das sind Verpackungen von Medikamenten oder anderen Produkten in Folien, Tuben oder Dosen sowie Aluminiumpulver. Ihre Produktion schrumpfte 2019 ein wenig von 378.000 Tonnen auf 353.900 Tonnen.

Primär- und Sekundäraluminium

Deutschland produziert etwa 1,077 Millionen Tonnen Aluminium pro Jahr (Stand 2021). Davon sind rund 529.100 Tonnen Primäraluminium und 548.400 Tonnen Sekundäraluminium. Die Produktion ging bis 2017 fast stetig aufwärts, seitdem sinkt die deutsche Aluminiumproduktion.

Primäraluminium bezeichnet unmittelbar aus Aluminiumoxid gewonnenes Aluminium. Sekundäraluminium ist durch Recycling gewonnenes Aluminium. Deutschland setzt also beim Alu zunehmend auf Recycling.

Wer braucht wie viel Aluminium?

Der Umsatz der deutschen Aluminiumindustrie sank im Jahr 2019 um 5,4 Prozent auf 20,6 Milliarden Euro im Vergleich zu 2018. Sowohl das Auslandsgeschäft (9,3 Milliarden Euro) als auch das Inlandsgeschäft (11,3 Milliarden) gingen 2019 zurück. Im Jahr 2020 beschleunigte sich der Abwärtstrend noch einmal und die Produktion hierzulande sank etwa auf das Niveau von 2011.

Grund für den Umsatzrückgang war in erster Linie der gesunkene Metallpreis an der London Metal Exchange. Er sank 2019 um 10 Prozent von durchschnittlich 1.785 Euro auf 1.600 Euro je Tonne Aluminium. Das war vor allem der weltweiten Konjunkturabkühlung zu verdanken. Die wichtigsten Kundenindustrien fragten schlicht weniger Aluminium nach.

2020 kam im Frühjahr die Corona-Delle hinzu. Danach stiegen Nachfrage und Preis nach Aluminium wieder, eine drohende Weltwirtschaftskrise könnte die Nachfrage aber wieder abschwächen.

Absatzmärkte der deutschen Aluminiumindustrie

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Die größten Aluminiumhersteller 2020

  1. Chalco: 6,6 Millionen Tonnen
  2. Hongqiao: 5,7 Millionen Tonnen
  3. Rusal 3,8 Millionen Tonnen
  4. Xinfa: 3,3 Millionen Tonnen
  5. Rio Tinto: 3,2 Millionen Tonnen
  6. EGA: 2,5 Millionen Tonnen
  7. SPIC: 2,5 Millionen Tonnen
  8. Alcoa: 2,3 Millionen Tonnen
  9. East Hope: 2,2 Millionen Tonnen
  10. Norsk Hydro: 2,1 Millionen Tonnen

Quelle: Rusal, Geschäftsbericht 2020

Die größten Aluminiumhersteller 2021

  1. Chalco: 6,7 Millionen Tonnen
  2. Hongqiao: 5,7 Millionen Tonnen
  3. Rusal 3,8 Millionen Tonnen
  4. Xinfa: 3,6 Millionen Tonnen
  5. Rio Tinto: 3,2 Millionen Tonnen
  6. Alcoa: 2,2 Millionen Tonnen
  7. SPIC: 2,4 Millionen Tonnen
  8. EGA: 2,5 Millionen Tonnen
  9. Norsk Hydro: 2,2 Millionen Tonnen
  10. Vedanta: 2,2 Millionen Tonnen

Quelle: Geschäftsbericht Rusal 2021

Die größten Aluminiumhersteller 2022

  1. Chinalco
  2. Hongqiao
  3. Rusal
  4. Xinfa
  5. Rio Tinto Alcan
  6. EGA
  7. SPIC
  8. Vedanta
  9. East Hope
  10. Norsk Hydro

Quelle: Rusal Geschäftsbericht 2022

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