
Kobalt wird unter anderem in artisanalen Bergwerken abgebaut - also von Hand. (Bild: Erberto Zani)
Die Demokratische Republik Kongo ist der weltgrößte Förderer von Kobalt. Nun hat das Land einen Exportstopp für den wichtigen Rohstoff verhängt. Der Grund: Die Regierung will „den Kobaltmarkt stabilisieren“, sprich: den Preisverfall aufhalten. Daher darf für die kommenden vier Monate keine Kobalt ausgeführt werden. Das betrifft sowohl die artisanale Förderung als auch die industrielle Förderung. Das gab die zuständige Behörde Arecoms (Autorität zur Regulierung und Kontrolle der Märkte strategischer mineralischer Substanzen) bekannt. Die Maßnahme ist seit 22. Februar 2025 in Kraft, das heißt, das Ausfuhrverbot läuft bis 22. Juni. Nach drei Monaten soll überprüft werden, ob sie verlängert werde.
Rund 75 Prozent der weltweiten Kobaltproduktion kommen aus der DR Kongo, gefördert wird vor allem im Kupfergürtel in der Region Katanga im äußersten Süden des Landes. Dort gibt es zahlreiche industrielle Tagebauminen, zudem viele sogenannte artisanale Abbaugebiete, in denen Bergleute mit bloßen Händen Rohstoffe abbauen.
Starker Preisverfall in 2024
Im Februar 2025 erreichte der Kobaltpreis ein Rekordtief mit rund 21.565 US-Dollar pro Tonne. Das sind rund 10,78 US-Dollar pro Pfund. Zum Vergleich: Der Preis lag im April 2022 noch bei mehr als 25 US-Dollar pro Pfund.
Zwischen 2021 und 2023 stieg die Kobaltförderung von rund 90.000 auf 140.000 Tonnen. Die Exporte 2023 beliefen sich auf rund 153.000 Tonnen, was auf den Abbau von Halden zurückzuführen war. Auch 2024 wurde viel exportiert, da Regierungschef Felix Tshisekedi mitten im Wahlkampf steckte und mit den Erlösen aus dem Kobaltexport zahlreiche Projekte finanzieren wollte. Durch den Preisverfall wird das nun schwerer.
Ungebremste Kobaltproduktion
Die Förderkonzerne, allen voran die chinesische CMOC (China Molybdenum), sorgten mit der Rekordproduktion für eine Angebotsflut an Kobalt, bei gleichzeitiger Nachfrageflaute weltweit. Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr seine Produktion im Vergleich zum Schweizer Rohstoffriesen Glencore verdreifacht und deckt nun mehr als 40 Prozent des weltweiten Gesamtangebots ab. Mit der Folge eines sinkenden Kobaltpreises. Wegen der sinkenden Staatseinnahmen der DR Kongo, zog die Regierung im Februar dann die Reißleine und verhängte das komplette Exportverbot. Mit Erfolg: Seitdem kletterte der Kobaltpreis wieder auf 36.100 US-Dollar pro Tonne.
Und die Produktion von Kobalt bleibt weiterhin hoch. CMOC, der die großen Minen Tenke Fungurume und KFM betreibt, will nach eigenen Angaben die Förderung nicht einschränken. Daher bliebt Kongos Regierung nur der Exportstopp, denn die Förderung selbst liegt nicht in staatlicher Hand. Die Folge: Die Lagerbestände steigen, sodass der Preis nach Ende des Ausfuhrverbots schnell wieder steigen dürfte.
Weitere Maßnahmen der DR Kongo
Der Exportstopp soll vorläufig bis Juni gelten. Daneben bereitet Arecoms auch zusätzliche Maßnahmen vor. Die Behörde will die Verarbeitung strategischer Mineralien im Land und die Einrichtung eines "transparenten und fairen Preismechanismus" fördern. Auch Exportquoten werden in Betracht gezogen, obwohl laut Patrick Luabeya, Präsident von Arecom, noch keine endgültige Entscheidung getroffen wurde.
Die DR Kongo liefert etwa drei Viertel des in Batterien für Elektrofahrzeuge verwendeten Kobalts. Daher könnte ein längeres Exportverbot Folgen für die globale Batterieindustrie sowie die Automobil- und Elektronikindustrie haben. Bislang sind die Lager noch voll und der Aufschrei gering. Zudem geht der Trend bei der Batterietechnologie in Richtung kobaltfreie Batteriesysteme, vor allem bei sogenannten BESS (Batterie-Energiespeichersysteme), die grünen Strom in großem Stil zwischenspeichern sollen. Sie setzen vermehrt beispielsweise auf Lithium-Eisen-Phosphat-Batterien (LFP).
Mittel und langfristig könnte sich das Exportverbot der DR Kongo daher als Bumerang erweisen.

Die Autorin: Dörte Neitzel
Dörte Neitzel ist Wissens- und Infografik-Junkie vom Dienst. Dinge und Zusammenhänge zu erklären ist ihr Ding, daher beschreibt sie sich selbst auch gern als Erklärbärin mit Hang zur Wirtschaft – was einem lange zurückliegenden VWL-Studium geschuldet ist. Nach einigen Stationen im Fachjournalismus lebt sie dieses Faible bevorzugt auf der Webseite der TECHNIK+EINKAUF aus und taucht besonders gern ab in die Themen Rohstoffe und erneuerbare Energien.
Privat ist Südfrankreich für sie zur zweiten Heimat geworden, alternativ ist sie in der heimischen Werkstatt beim Schleifen, Ölen und Malern alter Möbel zu finden oder in südbayerischen Berg-und-See-Gefilden mit Hund im Gepäck unterwegs.
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