Laut einer Analyse der Commerzbank ist der Palladiummarkt nach fast neun Jahren im Angebotsdefizit weiterhin angespannt.
Der weltweit größte Palladiumproduzent aus Russland hat im Rahmen seiner Gesamtjahresberichterstattung ein angespanntes Bild vom globalen Palladiummarkt gezeichnet. Er ist allerdings nicht ganz so pessimistisch wie der britische Katalysatorenhersteller und Spezialchemiker Johnson Matthey, erklärt Rohstoffexperte Daniel Briesemann von der Commerzbank.
Palladium dagegen schein immun zu sein gegen die Virus-Panik an den weltweiten Märkten. Ende Februar klettere der Preis auf das neue Rekordhoch von rund 2.850 Euro pro Feinunze.
Während 2019 nach Angaben des Experten auf der Angebotsseite 550.000 Unzen gefehlt hätten, soll das Defizit 2020 sogar auf 900.000 Unzen steigen. Hauptsächlicher Treiber für diese Entwicklung ist nach Angaben Biesemanns der erhöhte Palladium-Einsatz in Autokatalysatoren im Zuge strengerer Emissionsrichtlinien. Benzinmotoren sollen demnächst fünf bis sieben Prozent mehr Palladium enthalten. "Da Palladium technisch betrachtet Platin in Autokatalysatoren überlegen ist, gibt es nur eingeschränkte Ersatzmöglichkeiten von Palladium durch Platin", so Briesemann. Auch könnte seiner Ansicht nach eine physische Knappheit an Rhodium die Nachfrage nach Palladium in diesem Jahr antreiben.
Ob die negativen Auswirkungen des Covid-19-Virus auf die Nachfrage in den oben genannten Einschätzungen schon hinreichend enthalten sind, ist laut dem Commerzbank-Experten allerdings fraglich.
Noch im Oktober lag der Preis bei 1.780 US-Dollar pro Feinunze (31 Gramm). Damit war Palladium schon doppelt so teuer wie Platin.
Preis für Palladium hat sich verdoppelt
Seit August 2018 hatte sich der Palladiumpreis innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt. Allein seit Anfang August 2019 verteuerte sich Palladium bis Februar 2020 um fast 90 Prozent.
Die Analysten der Commerzbank erachten den Preisanstieg bei Palladium dennoch als übertrieben und rechnen mit einer Korrektur. Denn die hohe Abhängigkeit von der Automobilindustrie mache Palladium verwundbar, sollte in Folge von US-Autozöllen oder einer von der Politik weiter forcierten Abkehr von Verbrenner-Autos weniger Palladium nachgefragt werden. Doch wie erklären sich die Experten die Stärke des Edelmetalls?
Unterversorgung summiert sich seit acht Jahren
Der rasante Preisanstieg liegt vor allem an den acht Jahren der Unterversorgung. Laut Commerzbank haben sich seitdem 5,5 Millionen Unzen aufsummiert. Allein für das laufende Jahr beziffere der Verarbeiter Johnson Matthey das Angebotsdefizit auf gut 800.000 Unzen.
Weltgrößter Palladiumproduzent ist der russische Konzern Nornickel. Das Unternehmen erwartet für das kommende Jahr ein weiteres Angebotsdefizit.
Schrumpfende Lagerbestände
Entsprechend rückläufig sind die Lagerbestände. Das auf Edelmetalle spezialisierte Beratungsunternehmen Metals Focus erwartet laut der Analyse einen Rückgang der Lagerbestände auf zwölf Millionen Unzen im nächsten Jahr.
Zum Vergleich: Zu Beginn des Jahrzehnts lagen die Bestände noch bei 17,7 Millionen Unzen.
Die Reichweite der Vorräte soll dann nur noch zwölf Monate betragen. Vor Beginn der Defizitjahre reichten die Lagerbestände noch doppelt so lange, um die weiter steigende Nachfrage zu decken.
Dagegen besteht bei Platin aufgrund von Angebotsüberschüssen keinerlei Knappheit.