
Bild: Pixabay - DijanaVu
Die Menschheit verbraucht Kupfer nicht – sie gebraucht es. Denn da sich das Metall ohne Qualitätsverlust wiederverwerten lässt, bleibt theoretisch das gesamte jemals abgebaute Kupfer für immer nutzbar. In der Praxis liegt die weltweite Recyclingquote des Buntmetalls nach Angaben des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, UNEP, heute allerdings erst bei gut 50 Prozent.
Kupfer-Recycling in Deutschland gering
Deutschland recycelt sogar nur 41 Prozent des in Altprodukten enthaltenen Buntmetalls. Allerdings betreibt die Hamburger Aurubis AG in Lünen eine der größten Kupferrecyclinganlagen der Welt. Sie steuert mit 210.000 Tonnen wiedergewonnenen Kupfers über sechs Prozent zum weltweiten Recycling des Metalls bei. Insgesamt stammen knapp 18 Prozent der 19 Millionen Tonnen Kupfer, die Bergwerke und Veredler jedes Jahr produzieren, aus der Wiederverwertung.
Die Wiederverwertbarkeit des Elements hat in den vergangenen zehn Jahren dafür gesorgt, dass der Kupferpreis zwar stark schwankte, mit knapp 6.000 US-Dollar heute aber immer noch ungefähr so hoch ist wie 2007. Ob das so bleibt, ist allerdings ungewiss.
Lachsrotes Allroundgenie
Denn kaum einen Rohstoff nutzt die Menschheit häufiger als das schon seit der Steinzeit bekannte lachsrote Metall. Da Kupfer Wärme fast genauso gut leitet wie Elektrizität, auch bei tiefen Temperaturen nicht versprödet, formbar, säurebeständig, zäh und widerstandsfähig gegen Schwingungen ist und kaum korrodiert, weil es sich davor durch eine stabile Patina schützt, ist das Metall aus einer Vielzahl von Anwendungsbereichen nicht wegzudenken. Nicht zuletzt bildet Kupfer leicht Legierungen – etwa gemeinsam mit Zinn, Bronze oder Messing in Verbindung mit Zink.
Vor allem aufgrund seiner Leitfähigkeit verarbeitet die Elektroindustrie 57 Prozent der knapp 1,2 Milliarden Tonnen Kupfer, die Deutschland jedes Jahr importiert, zu Leitungen und Kabeln. Die Baubranche stellt mit weiteren 15 Prozent Rohre für den Sanitär- und Heizungsbereich sowie die Trinkwasser-, Öl- und Gasversorgung, Dachrinnen, Fassadenverkleidungen und Dacheindeckungen her. Weitere neun Prozent verarbeiten Automobilkonzerne unter anderem zu Bremsleitungen in Fahrzeugen. In einem Mittelklasse-Pkw sind heute bis zu 25 Kilogramm Kupfer verbaut.
Kupfernachfrage wird sich mehr als verdreifachen
Für Elektrofahrzeuge werden Autobauer künftig sogar bis zu 80 Kilogramm des Buntmetalls pro Fahrzeug benötigen, erwartet der Bergbaukonzern BHP Billiton. Experten rechnen deshalb damit, dass die Nachfrage nach Kupfer künftig rasant steigt. Manche Fachleute erwarten einen Zuwachs von bis zu 340 Prozent bis zum Jahr 2050.
Ohne Recycling werden weder die heute vorhandenen Reserven noch die bekannten Ressourcen des roten Elements diese Nachfrage lange befriedigen können. Nach Informationen des US-Geological Survey verfügt die Menschheit derzeit über 720 Millionen Tonnen Kupferreserven und 2100 Millionen Tonnen Ressourcen, die den aktuellen Bedarf noch etwa 38 beziehungsweise 110 Jahre decken können. Vorausgesetzt, dieser steigt nicht.
Chile und Peru bauen 41 Prozent des weltweiten Kupfers ab
Gut 24 Prozent dieser Vorkommen liegen in Chile, weitere 14 Prozent im Nachbarland Peru, etwas über zwölf Prozent in Australien. Auch bei der Förderung des Erzes führen Chile und Peru das internationale Feld an. Aus den beiden Andenstaaten stammen über 41 Prozent des weltweit geschürften Kupfers. Weit abgeschlagen folgen China mit einem Anteil von 7,4 Prozent, die USA mit 6,7 Prozent und die Demokratische Republik Kongo mit 5,3 Prozent.
So stehen hinter mehr als 60 Prozent des globalen Kupferabbaus zwar nur fünf Staaten. Auch auf die drei größten Förderunternehmen – die chilenische Corporacion Nacional del Cobre, die US-amerikanische Freeport McMoRan Copper & Gold Inc. und die australische BHP Billiton Group entfällt fast ein Drittel der globalen Kufpergewinnung.
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Kaum Risiken für die Lieferkette beim Nachschub mit Kupfer
Da Kupfer jedoch in vielen Staaten vorkommt, halten Rohstoffökonomen die Risiken nicht für bedenklich, die sich aus dieser Konzentration ergeben. Weitere nennenswerte Kupfervorkommen gibt es auch in Indonesien, Mexiko, den USA, Russland und Polen. In Europa bauen Bergwerksbetreiber das rote Metall zudem in Portugal, Spanien und Schweden ab. Selbst in Deutschland finden sich bescheidene Vorkommen im Kupferschiefer von Spremberg in der Lausitz. Als Beiprodukt fallen außerdem geringe Mengen Kupfer-Silber-Konzentrat beim Schwer- und Flussspatabbau in der Grube Clara in Oberwolfach in Baden-Württemberg an.
Kommt es in den größten Kupferminen der Welt wie dem Escondida-Tagebau in Chile oder der Grube Grasberg im indonesischen Papua-Neuguinea zu Streiks oder Betriebsstilllegungen wie zuletzt zu Jahresbeginn 2017, können andere Abbaustaaten diese Ausfälle dennoch nicht kompensieren, da ihre Fördermengen dafür zu klein sind. Schürfen doch allein die Kumpels in Escondida fünf Prozent des weltweit abgebauten Kupfers. Ihre Kollegen in Grasberg steuern weitere vier Prozent bei. Zwischenfälle in diesen Minen lassen den Kupferpreis somit zwangsläufig durch die Decke gehen.
Einkauf Rohstoff Kupfer
Zusammenfassung Rohstoff Kupfer | |
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Beschreibung | · Chemisches Element ‚Cu‘ mit der Ordnungszahl 29 · Kupfer leitet Wärme und Elektrizität besser als die meisten anderen Metalle · Es ist extrem säure- und korrosionsbeständig, formbar und schwingungsresistent · Auch bei tiefen Temperaturen versprödet Kupfer nicht · Kupfer bildet leicht Legierungen mit anderen Metallen. In Verbindung mit Zinn wird daraus Bronze hergestellt zusammen mit Zink Messing. |
Verwendung | · Elektrische Infrastruktur (41%) · Baubranche (13%) · Maschinenbau (13%) · Automobilindustrie (10%) |
Größte Förderländer | · Chile (33,9%) · Peru (7,8%) · China (7,4%) |
Größte kupferfördernde Unternehmen (mit Anteil an der weltweiten Kupferförderung) | · Corporacion Nacional del Cobre (11%) · Freeport McMoRan Copper & Gold Inc (10%) · BHP Billiton Group (7%) · Xstrata Plc (6%) · Rio Tinto plc (5%)Die 10 größten Kupferproduzenten der Welt (2016) |
Vorhandene Reserven* | 720 Mio. Tonnen |
Vorhandene Ressourcen** | 2.100 Mio. Tonnen |
Statistische Reichweite der Reserven | 38 Jahre |
Statistische Reichweite der Ressourcen | 110 Jahre |
Recyclingquote | · Kupfer kann theoretisch zu 100 Prozent ohne Qualitätsverlust wiedergewonnen werden. · Derzeit liegt die weltweite Recyclingquote allerdings nur bei 50 Prozent. · In Deutschland beträgt sie sogar nur 41 Prozent. |
Substituierbarkeit | Kupfer kann in einzelnen Anwendungen durch andere Rohstoffe wie Aluminium, Titan, Glasfaser oder Plastik ersetzt werden. |
Jahresproduktion von Kupfer 2016 | 19 Mio. Tonnen |
Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe
*Reserven = aktuell bekannte, mit der vorhandenen Technologie rentabel ausbeutbare Vorkommen
**Ressourcen = aktuell bekannte, aber noch nicht rentabel ausbeutbare Vorkommen
Das sind die größten Rohstoffzulieferer

Platz 10: Norilsk Nickel - Josef Stalin beschloss 1935, ein Kombinat zu gründen, um auf der Taimyrhalbinsel in Sibirien Kupfer und Nickel abzubauen. Zwei Jahrzehnte schürften Gulag-Häftlinge die Rohstoffe. Heute setzt das ehemalige Kombinat über acht Milliarden US-Dollar um und ist der größte Rohstoffkonzern Russlands. Norilsk Nickel fördert zudem Metalle wie Palladium, Rhodium, Iridium und Kobalt sowie Gold, Silber und Platin. Minen in: Russland, Finnland, Südafrika. (Bild: Евгений Мирошниченко/AdobeStock)

Platz 8: Alcoa Corporation - Die US-amerikanische Alcoa Corporation betreibt sieben Bauxitminen sowie 14 Hütten und Raffinerien, in denen sie das Erz jedes Jahr zu rund 2,4 Millionen Tonnen Aluminium verarbeitet. Damit ist der Konzern der zweitgrößte Anbieter von Aluminium auf dem Weltmarkt nach der russischen RUSAL. Das fast 130 Jahre alte Unternehmen setzt jährlich gut neun Milliarden US-Dollar um. Minen in: Australien, Brasilien, Guinea, Surinam, Saudi Arabien. (Bild: Alcoa)

Platz 7: Anglo American - In den 100 Jahren seit seiner Gründung als Goldbergwerk hat sich Anglo American zu einem weltweit führenden Anbieter von Edel- und Sondermetallen wie Platin, Kupfer, Mangan oder Niobium entwickelt. Durch seine Mehrheitsbeteiligung an DeBeers ist der Konzern auch weltgrößter Anbieter von Diamanten. Mit diesen Rohstoffen sowie Eisenerz und Kohle erlöst das Unternehmen gut 23 Milliarden US-Dollar im Jahr. Minen in: Kanada, Kolumbien, Brasilien, Peru, Chile, Australien, Namibia, Südafrika, Botswana, Südafrika, Finland. (Bild: Pixabay)

Platz 6: China Shenhua Energy - Die China Shenhua Energy Company ist der größte Kohlekonzern Chinas. Neben Kohleminen und Eisenbahnlinien betreibt der Konzern zwei Häfen und elf Kohlekraftwerke mit einer Leistung von fast zwölf Gigawatt. Die Volksrepublik kann auf diesen Beitrag zu ihrer Energieversorgung nicht verzichten. Sie gewinnt fast zwei Drittel ihres Stroms mit klimaschädlichen Kohlekraftwerken. (Bild: Pixabay)

Platz 5: Vale - Vor zehn Jahren privatisierte der brasilianische Staat die 1942 gegründet Companhia Vale do Rio Doce. Die daraus entstandene Vale SA ist der größte Bergbaukonzern sowie eines der führenden Logistikunternehmen im rohstoffreichen Land am Zuckerhut. Mit Bergwerken, in denen Kohle, Kobalt, Kupfer, Mangan, Eisenerz, Nickel, Platin gefördert wird, einer Eisenbahnlinie, einer Reederei und diversen Hafenterminals setzt Vale rund 27,5 Milliarden US-Dollar im Jahr um. (Bild: Pixabay)

Platz 4: Rio Tinto - Im Jahr 1873 kauften britische Investoren die Kupferbergwerke Minas de Riotinto in Südspanien und gründeten die Rio Tinto plc. Heute setzt der Konzern mit Kupfer, Kohle, Eisenerz, Titan, Diamanten und Uran über 33 Milliarden US-Dollar im Jahr um. Seit der Übernahme des kanadischen Aluminiumproduzent, Alcan, 2007, ist Rio Tinto auch der weltweit drittgrößte Hersteller des Leichtmetalls. (Bild: Rio Tinto)

Platz 3: BHP Billiton - Im Jahr 2001 schlossen sich die britische Billiton und die bereits 1885 gegründete australische Broken Hill Proprietary Company, BHP, zum heute drittgrößten Rohstoffkonzern der Welt zusammen. Mit Eisenerz, Kohle, Kupfer, Zink, Nickel und Öl setzt das Unternehmen gut 38 Milliarden US-Dollar um. Der Name Billiton leitet sich von der zinnreichen indonesischen Insel Belitung ab. (Bild: BHP Billiton)

Platz 2: Coal India - Kein Unternehmen baut weltweit mehr Kohle ab als Coal India Ltd. Der Konzern entstand 1975, als die indische Regierung die Kohlebergwerke des Subkontinents verstaatlichte. Heute fördert Coal India den klimaschädlichen Rohstoff in Indien und Mosambik und setzte damit 2016 rund 114 Milliarden Euro um. (Bild: Pixabay)

Platz 1: Glencore - Die Global Energy Commodity and Resources, Glencore plc, mit Sitz im Schweizer Baar und St. Hellier im Steuerparadies Jersey ist mit einem Umsatz von knapp 153 Milliarden US-Dollar das größte Unternehmen der Schweiz und der größte Rohstoffkonzern der Welt. Glencore fördert, verhüttet und handelt unter anderem mit Kupfer, Zink, Nickel, Eisenerz, Kohle und Erdöl. (Bild: Anton/AdobeStock)
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