
Wolfram ist für die Produktion von Stählen unverzichtbar. (Bild: Adobe Stock/Ekaterina)
Hart, härter, Wolfram – nur wenige Metalle sind robuster als dieses stahlgraue Schwermetall. Vor allem bei hohen Temperaturen. Denn mit 3.422 Grad Celsius hat Wolfram den höchsten Schmelzpunkt aller Metalle sowie den zweithöchsten aller Elemente. Nur Kohlenstoff hält Hitze noch länger Stand.
Mit einer Dichte von 19,25 Gramm pro Kubikzentimeter muss sich Wolfram zudem nur Gold, Osmium und Iridium geschlagen geben. Damit ist das Element bruchfester als Diamanten, härter als jeder Stahl, hat eine extrem hohe Abriebfestigkeit und dehnt sich bei Hitze so gut wie nicht aus. Bei niedrigen Temperaturen hat das Material hingegen supraleitende Eigenschaften. Einziger Nachteil: Wolfram lässt sich sehr schlecht bearbeiten und nur mittels Laser- oder Elektronenstrahl schweißen.
Wolfram härtet Stähle für extreme Belastungen
Bei der Stahlproduktion bindet Wolfram den im Eisenerz enthaltenen Kohlenstoff an sich und bildet extrem harte Wolframkarbide aus. Die Metall- und Stahlindustrie verarbeitet deshalb über 80 Prozent des weltweit verfügbaren Angebots an dem Rohstoff zu Hartmetallen und Superlegierungen. Diese kommen überall dort zum Einsatz, wo Material bei hohen Temperaturen besonders hart und fest sein muss.
So stellen Werkzeugbauer mit Wolframstählen hochpräzise Schneidwerkzeuge, Fräsen, Bohrkronen, Bohrer und Meißel her, die besonders hohen Belastungen standhalten. Autohersteller brauchen den Rohstoff zur Produktion von Katalysatoren und Glühkerzen für Dieselmotoren. Die Waffenindustrie verarbeitet wolframhaltige Hartmetalle zu Projektilen, Gewehrkugeln und panzerbrechender Munition. In Legierungen härtet das Element die Schaufeln von Turbinen oder Düsentriebwerken in der Luftfahrt.
Elektroindustrie setzt auf den Rohstoff Wolfram
Auch die Beleuchtungs- und Elektronikindustrie schätzt die einzigartigen Eigenschaften von Wolfram. Zwar verarbeitet in Europa heute niemand mehr das Metall zu Glühdrähten für Glühbirnen. Als Material für die Elektroden von Energiesparlampen, sowie bei der Produktion von fluoreszierender Leuchtmittel hat Wolfram in Verbindung mit Kalzium und Magnesium jedoch nach wie vor eine glänzende Perspektive. Auch in elektrischen Kontakten, Kathoden und Dünnfilmtransistoren findet das Element Verwendung.
Insgesamt elf Prozent des jedes Jahr auf dem Weltmarkt gehandelten Wolfram kaufen deshalb Einkäufer von Elektronikunternehmen und Beleuchtungsspezialisten auf. Sieben Prozent der globalen Jahresförderung verarbeitet schließlich die chemische Industrie zu Pigmenten und nutzt sie als Schmiermittel oder Katalysatoren für chemische Prozesse.
Selbst in Kugelschreibern sowie in der Formel1 kommt das Material zum Einsatz. Im Rennsport nutzen Ingenieure Platten aus Wolfram, um ihre Boliden auf das vorgeschriebene Mindestgewicht von 620 Kilogramm zu bringen.
Acht von zehn Tonnen Wolfram stammen aus China
Über 80 Prozent des zu diesen Zwecken abgebauten Wolframs stammen Zahlen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) zufolge aus China. Mit weitem Abstand folgen Vietnam mit einem Anteil von 4,8, Russland mit 3,3 sowie Kanada mit 2,6 Prozent. Kleinere Beiträge leisten auch Bolivien, Ruanda, Usbekistan, Myanmar, Thailand, Brasilien, Kirgistan, die Mongolei, Uganda, Burundi, die Demokratische Republik Kongo, Australien sowie Nordkorea.
Selbst in Europa rentiert sich der Abbau von Wolfram bei den derzeit hohen Preisen für den Rohstoff. Für die häufigste Legierung Ferrowolfram etwa zahlen Einkäufer derzeit fast 70 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Deshalb bauen auch Minen in Portugal, Spanien, Großbritannien sowie im österreichischen Felbertal den Rohstoff ab. Aus der Alpenrepublik stammt immerhin ein Prozent des auf dem Weltmarkt angebotenen Wolfram.
Volksrepublik schränkt Export von Wolfram seit 2002 ein
Trotz dieser großen Zahl Wolfram fördernder Staaten beurteilt die BGR die Versorgung der deutschen Wirtschaft mit dem Rohstoff aufgrund der marktbeherrschenden Stellung Chinas als kritisch. Da somit zudem zwangsläufig staatlich kontrollierte chinesische Bergbaufirmen den Weltmarkt beherrschen, hält die BGR neben dem Länderrisiko auch die Anbieterkonzentration für sehr bedenklich. Dazu hat sie auch allen Grund.
Denn China hat die Ausfuhr von Wolfram bereits 2002 eingeschränkt. Derzeit steuert die Volksrepublik den b Markt für das Schwermetall mit Abbau- und Exportquoten, Zöllen und fördert einzelne Bergwerksunternehmen, indem sie andere schließt oder mit den entstehenden Champions verschmilzt.
Substitutionsmöglichkeiten für Wolfram
Sobald die heute bekannten Reserven an dem Schwermetall zu Ende gehen, könnte China diese wettbewerbsverzerrende Politik so weit verschärfen, dass Unternehmen in anderen Staaten sich nicht mehr mit ausreichend Wolfram eindecken können, befürchten die Geologen Maren Liedtke und Michael Schmidt in einer aktuellen Risikoanalyse der BGR. Das könnte schon bald der Fall sein. Denn bei der aktuellen Jahresförderung von gut 86.000 Tonnen Wolfram haben die Reserven in Höhe von 3,1 Millionen Tonnen nur eine Reichweite von etwas über 35 Jahren, so der Geological Survey der Vereinigten Staaten.
Fast zwei Drittel dieser Vorkommen lagern dabei in der Volksrepublik China, 9,3 Prozent in Kanada, jeweils etwa drei Prozent in Vietnam und Russland, sowie 1,6 beziehungsweise ein Prozent in Großbritannien und Spanien. Weitere nennenswerte Vorkommen gibt es auch in Australien, den USA, der Türkei, Bolivien, Südkorea, Myanmar Uganda und Kasachstan. Allerdings reichen diese Lagerstätten nicht aus, um die protektionistische Rohstoffpolitik Chinas auszugleichen.
Keine Ressourcen bekannt, aber Recycling recht hoch
Da Wolfram in der Natur nur in Verbindung mit anderen Elementen, nicht aber in Reinform vorkommt, liegen zu den Ressourcen des Rohstoffs keine Zahlen vor.
Anders ist dies bei der Wiederverwertung des Materials. Die International Tungsten Industry Association schätzt, dass 30 bis 40 Prozent des weltweit angebotenen Materials aus dem Recycling stammen. Dies sowie die Tatsache, dass sich Wolfram in einzelnen Bereichen durch Molybdän oder abgereichertes Uran und Blei ersetzen lässt, könnten den Zeitpunkt noch eine Zeitlang aufschieben, an dem Unternehmen außerhalb Chinas der Wolframnachschub ausgeht.
Einkauf Rohstoff Wolfram
Beschreibung | · Chemisches Element „W“ mit der Ordnungszahl 74 · Das im Englischen „tungsten“ genannte stahlgraue Schwermetall hat mit 3.422 Grad Celsius den höchsten Schmelzpunkt aller Metalle und den zweithöchsten aller Elemente nach Kohlenstoff · Mit einer Dichte von 19,25 Gramm pro Kubizentimeter ist Wolfram das viertdichteste Metall nach Gold, Osmium und Iridium. Es ist sehr abriebfest, bruchfester als Diamanten und bei niedrigen Temperaturen ein Supraleiter · Weder Königswasser noch Fluorwasserstoffsäure können Wolfram angreifen · Wolfram ist sehr schwer zu verarbeiten und lässt sich nur mit Laser- oder Elektronenstrahl schweißen |
Verwendung | · Herstellung von Hartmetallen (61%) · Herstellung von Superlegierungen und Stählen (21%) · Halbzeuge für die elektronische und Beleuchtungsindustrie (11%) · Chemische Industrie (7%) |
Größte Förderländer von Wolfram | · China (80,5%) · Vietnam (4,8%) · Russland (3,3%) |
Größte wolframfördernde Unternehmen | · chinesische Staatsunternehmen (83,2%) · North American Tungsten Corporation Ltd (2,6%) · Primorski GOK. (2,5%) · Vietnam Youngsun Tungsten Industry Co. (2,2%) · Sojitz Corporation of Japan (1,1%) · KGUP Primteploenergo (1,1%) |
Vorhandene Reserven* | 3,1 Mio. Tonnen |
Vorhandene Ressourcen** | k.A. |
Statistische Reichweite der Reserven | 35,8 Jahre |
Statistische Reichweite der Ressourcen | k.A. |
Recyclingquote | Weltweit im Durchschnitt 35 Prozent. |
Substituierbarkeit: | · Ein Ersatz von Wolfram durch andere Rohstoffe ist aufgrund der einzigartigen Eigenschaften des Elements schwer, wenn auch in einzelnen Bereichen möglich. · So lassen sich Wolframstähle durch Molybdänstähle substituieren. In der Beleuchtungsindustrie ersetzen teilweise Kohlenstoff-Nanoröhrchen Wolfram, in der Rüstungsindustrie abgereichertes Uran oder Blei. |
Jahresproduktion von Wolfram 2016 weltweit | 86.400 Mio. Tonnen |
Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, US Geological Survey, International Tungsten Industry Association
*Reserven = aktuell bekannte, mit der vorhandenen Technologie rentabel ausbeutbare Vorkommen
**Ressourcen = aktuell bekannte, aber noch nicht rentabel ausbeutbare Vorkommen
Das sind die größten Rohstoffförderer der Welt

Platz 10: Norilsk Nickel - Josef Stalin beschloss 1935, ein Kombinat zu gründen, um auf der Taimyrhalbinsel in Sibirien Kupfer und Nickel abzubauen. Zwei Jahrzehnte schürften Gulag-Häftlinge die Rohstoffe. Heute setzt das ehemalige Kombinat über acht Milliarden US-Dollar um und ist der größte Rohstoffkonzern Russlands. Norilsk Nickel fördert zudem Metalle wie Palladium, Rhodium, Iridium und Kobalt sowie Gold, Silber und Platin. Minen in: Russland, Finnland, Südafrika. (Bild: Евгений Мирошниченко/AdobeStock)

Platz 8: Alcoa Corporation - Die US-amerikanische Alcoa Corporation betreibt sieben Bauxitminen sowie 14 Hütten und Raffinerien, in denen sie das Erz jedes Jahr zu rund 2,4 Millionen Tonnen Aluminium verarbeitet. Damit ist der Konzern der zweitgrößte Anbieter von Aluminium auf dem Weltmarkt nach der russischen RUSAL. Das fast 130 Jahre alte Unternehmen setzt jährlich gut neun Milliarden US-Dollar um. Minen in: Australien, Brasilien, Guinea, Surinam, Saudi Arabien. (Bild: Alcoa)

Platz 7: Anglo American - In den 100 Jahren seit seiner Gründung als Goldbergwerk hat sich Anglo American zu einem weltweit führenden Anbieter von Edel- und Sondermetallen wie Platin, Kupfer, Mangan oder Niobium entwickelt. Durch seine Mehrheitsbeteiligung an DeBeers ist der Konzern auch weltgrößter Anbieter von Diamanten. Mit diesen Rohstoffen sowie Eisenerz und Kohle erlöst das Unternehmen gut 23 Milliarden US-Dollar im Jahr. Minen in: Kanada, Kolumbien, Brasilien, Peru, Chile, Australien, Namibia, Südafrika, Botswana, Südafrika, Finland. (Bild: Pixabay)

Platz 6: China Shenhua Energy - Die China Shenhua Energy Company ist der größte Kohlekonzern Chinas. Neben Kohleminen und Eisenbahnlinien betreibt der Konzern zwei Häfen und elf Kohlekraftwerke mit einer Leistung von fast zwölf Gigawatt. Die Volksrepublik kann auf diesen Beitrag zu ihrer Energieversorgung nicht verzichten. Sie gewinnt fast zwei Drittel ihres Stroms mit klimaschädlichen Kohlekraftwerken. (Bild: Pixabay)

Platz 5: Vale - Vor zehn Jahren privatisierte der brasilianische Staat die 1942 gegründet Companhia Vale do Rio Doce. Die daraus entstandene Vale SA ist der größte Bergbaukonzern sowie eines der führenden Logistikunternehmen im rohstoffreichen Land am Zuckerhut. Mit Bergwerken, in denen Kohle, Kobalt, Kupfer, Mangan, Eisenerz, Nickel, Platin gefördert wird, einer Eisenbahnlinie, einer Reederei und diversen Hafenterminals setzt Vale rund 27,5 Milliarden US-Dollar im Jahr um. (Bild: Pixabay)

Platz 4: Rio Tinto - Im Jahr 1873 kauften britische Investoren die Kupferbergwerke Minas de Riotinto in Südspanien und gründeten die Rio Tinto plc. Heute setzt der Konzern mit Kupfer, Kohle, Eisenerz, Titan, Diamanten und Uran über 33 Milliarden US-Dollar im Jahr um. Seit der Übernahme des kanadischen Aluminiumproduzent, Alcan, 2007, ist Rio Tinto auch der weltweit drittgrößte Hersteller des Leichtmetalls. (Bild: Rio Tinto)

Platz 3: BHP Billiton - Im Jahr 2001 schlossen sich die britische Billiton und die bereits 1885 gegründete australische Broken Hill Proprietary Company, BHP, zum heute drittgrößten Rohstoffkonzern der Welt zusammen. Mit Eisenerz, Kohle, Kupfer, Zink, Nickel und Öl setzt das Unternehmen gut 38 Milliarden US-Dollar um. Der Name Billiton leitet sich von der zinnreichen indonesischen Insel Belitung ab. (Bild: BHP Billiton)

Platz 2: Coal India - Kein Unternehmen baut weltweit mehr Kohle ab als Coal India Ltd. Der Konzern entstand 1975, als die indische Regierung die Kohlebergwerke des Subkontinents verstaatlichte. Heute fördert Coal India den klimaschädlichen Rohstoff in Indien und Mosambik und setzte damit 2016 rund 114 Milliarden Euro um. (Bild: Pixabay)

Platz 1: Glencore - Die Global Energy Commodity and Resources, Glencore plc, mit Sitz im Schweizer Baar und St. Hellier im Steuerparadies Jersey ist mit einem Umsatz von knapp 153 Milliarden US-Dollar das größte Unternehmen der Schweiz und der größte Rohstoffkonzern der Welt. Glencore fördert, verhüttet und handelt unter anderem mit Kupfer, Zink, Nickel, Eisenerz, Kohle und Erdöl. (Bild: Anton/AdobeStock)
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