Gold Bars

Gold ist wieder eine Sicherheitswährung geworden - das zeigt sich am Rekord-Goldpreis. (Bild: kenwnj - stock.adobe.com)

Der Goldpreis hat die Schallgrenze von 3.000 US-Dollar geknackt. Der Preis für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) kletterte an der Rohstoffbörse in London am 11. April 2025 zwischenzeitlich auf bis auf 3.362 US-Dollar an. Selbst der Schlusskurs blieb über 3.100 US-Dollar.

Damit jagt ein Rekord den nächsten. Gold hat sich in diesem Jahr bereits um ein Fünftel verteuert. "Die weltweit gestiegene Unsicherheit lässt den Goldpreis ein Rekordhoch nach dem anderen erklimmen", schrieben die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg.

Bislang galt die Grenze von 2.000 US-Dollar für den Goldpreis als gesetzt. Diese testete der Rohstoff in den Jahren 2020, 2022 und 2023 zwar immer mal wieder, allerdings nur kurz und fiel danach wieder. Doch seit dem 2024 sieht das anders aus: Bereits zu Jahresbeginn lag der Goldpreis konstant über 2.000 US-Dollar und seit Januar 2025 befindet er sich in einem ständigen Steigflug.

Wer sind die Treiber der 2025er-Goldpreisrallye?

Aktuell sind sind die Zinsentwicklung und die hohe Inflation als Belastungsfaktor etwas in den Hintergrund getreten - was nicht heißt, dass sie verschwunden sind. Allerdings sind andere Krisen drängender und eine neue ist hinzugekommen. Zu der Unsicherheit trug zum einen bei, dass die Folgen der zwischen US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin erzielten Vereinbarung im Ukraine-Krieg ungewiss sind. Aus Washington, Moskau und Kiew gab es unterschiedliche Interpretationen zum Inhalt der Abmachung und ihren Erfolgsaussichten. Sicher ist nur, dass es nicht zu der von Trump angestrebten Einigung auf eine vollständige Waffenruhe von 30 Tagen kam - und in der Ukraine wieder Luftalarm herrschte.

Die Goldrallye im April ist der Furcht der Anleger vor verheerenden Folgen der US-Zollpolitik geschuldet. Obwohl Trump zuletzt in seiner aggressiven Zollpolitik nach heftigen Turbulenzen an den Finanzmärkten in Teilen zurückgerudert ist, ging es mit dem Goldpreis in den vergangenen drei Handelstagen kräftig nach oben und das Edelmetall hat sich in dieser Zeit um etwa acht Prozent verteuert.

Darüber hinaus droht der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine Intensivierung der massiven Angriffe auf Stellungen der islamistischen Hamas im Gazastreifen an. "Von jetzt an werden Verhandlungen nur unter Feuer geführt", sagte Netanjahu in einer Videoübertragung.

Analysten wie die von Goldman Sachs sahen für den Goldpreis bislang eine Steigerung auf bis auf 3.100 US-Dollar bis Jahresende 2025, auch diese Marke ist damit bereits jetzt im April geknackt.

Damit ist Gold als vermeintlich sicherer Anlagehafen weiter gefragt, obwohl am Markt zuletzt Wetten auf eine weitere Lockerung der US-Geldpolitik in diesem Jahr zurückgefahren wurden - ein Szenario, das normalerweise das Edelmetall belasten würde, da es keine Zinsen abwirft. Das zeigt wieder einmal deutlich: Gold ist mehr als nur ein Rohstoff für die Industrie. Die Nachfrage nach dem Edelmetall, und damit der Preis, wird maßgeblich vom Sicherheitsbedürfnis der Käufer bestimmt.

Aktueller Goldpreis

Kurvendiagramm mit der Entwicklung des Goldpreises zwischen 2020 und 2025
Goldpreis bis 1.4.2025. (Bild: TECHNIK+EINKAUF mit Daten von Finanzen.net)

Mit Corona ging der Goldpreis an

Angesichts der ersten Pandemie-Welle 2020 und der damit verbundenen Schuldenaufnahmen war es nicht weiter verwunderlich, dass Experten im Juli 2020 davon ausgingen, dass die Marke von 1.800 US-Dollar für eine Feinunze Gold nicht das Ende der Fahnenstange war. "Wir denken, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Gold seinen Aufwärtstrend wieder aufnimmt", orakelte Daniel Briesemann von Commerzbank Research. "Das Investoreninteresse ist weiterhin groß", so der Rohstoff-Experte.

Es gibt auch gute Gründe, dass die Investoren weiter Gold kaufen: Die Schulden der Länder nehmen nicht ab, sondern zu. So haben sich die EU-Regierungschefs auf ein massives Hilfspaket geeinigt. Neben den 390 Milliarden Euro an Zuschüssen sollen 360 Milliarden Euro für weitere Kredite zur Verfügung stehen.

Briesemann weiß, was das bedeutet: "Weitere Schuldenberge und eine weitere Geldentwertung". Der Analyst geht daher von aus, dass Gold in seiner Eigenschaft als wertstabile Anlage davon "profitieren" werde. Für Rohstoffeinkäufer bedeutet das: steigende Preise.

Auch in den USA wird über weitere Finanzhilfen zur Bewältigung der Corona-Krise debattiert. Und diese sind nötig, denn die seit Wochen in die Höhe schnellenden Zahlen von Corona-Neuinfektionen hinterlassen bereits neue Spuren in der US-Wirtschaft: Das von der Universität Michigan erhobene Verbrauchervertrauen war im Juli 2020 deutlich gefallen. Erst im Oktober 2020 zeigten sich wieder erste vorsichtig optimistische Tendenzen.

Corona-Impfstoff lässt Goldpreis fallen

Wie stark Gold das Sicherheitsbedürfnis weltweit widerspiegelt, zeigte dann recht schnell der Preissturz als im November 2020 ein möglicher Durchbruch bei einem der Kandidaten für einen Corona-Impfstoff verkündet wurde. Der Preis für eine Feinunze fiel auf unter 1.900 Euro Dollar und wenig später sogar auf unter 1.800 Dollar.

Während an den Börsen ein Kursfeuerwerk zündete, sank der Goldpreis innerhalb weniger Stunden um 100 Dollar. Solche Preisschwankungen sind laut Commerzbank sehr ungewöhnlich für den Rohstoff. "Wir erachten in dem Preisrutsch bei Gold deshalb eher einen kurzzeitigen Rücksetzer als den Beginn einer länger anhaltenden Schwächephase", so Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch.

Damit sollte der Analyst vorerst auch Recht behalten, denn bis Januar 2021 kletterte der Goldpreis wieder über 1.900 Dollar. Mit der Übernahme von Biden im Weißen Haus änderten sich jedoch die Erwartungen an die neue US-Regierung. Hoffnungen auf einen starken Dollar und steigende Renditen von US-Anleihen ließen den Dollar stärker werden und den Goldpreis in den Keller rauschen.

Erst seit April 2020 gibt es eine Kehrtwende: Trotz guter Arbeitsmarkt- und Konjunkturdaten, die sich nicht auf den Dollar auswirkten, stieg der Goldpreis stetig. Denn die ultralockere Geldpolitik war bis Juni gesetzt. Erst mit der Ankündigung einer möglichen Zinsanhebung in den kommenden Jahren reagierte der Goldpreis wieder.

Schmuck, Investment, Industrie: Wer kauft das meiste Gold?

Weltweite Goldnachfrage nach Verwendung in den fünf Kategorien ETFs, Schmuck, Technologie, Zentralbanken und Münzen/Barren.
Weltweite Goldnachfrage nach Verwendung in den fünf Kategorien ETFs, Schmuck, Technologie, Zentralbanken und Münzen/Barren. (Bild: TECHNIK+EINKAUF mit Daten des WGC)

Wer fragt Gold nach?

Traditionell gibt es fünf Hauptnachfrager für Gold:

  • die Schmuckindustrie,
  • Käufer von Barren und Münzen,
  • Investoren (für goldbesicherte ETF und ETC),
  • Industrie und
  • Zentralbanken.

Nach aktuellen Zahlen der weltweiten Lobby-Organisation World Gold Council, stieg die Nachfrage nach Gold 2022 im Vergleich zum Vorjahr um fast zehn Prozent auf insgesamt 4.021 Tonnen Gold.

Beispielsweise kauften Zentralbanken mit 463 Tonnen Gold 82 Prozent mehr Gold ein als noch im Jahr 2021. Auch stieg die Nachfrage nach Gold für die Schmuckindustrie wieder rasant um 67 Prozent an. 2.221 Tonnen kauften die Hersteller von Goldkettchen & Co.

Die Einkäufer von physische Goldbarren und -münzen ließen es ebenfalls ordentlich krachen. Ihr Einkaufsvolumen stieg um 31 Prozent auf 1.180 Tonnen im Vergleich zu 2020. Geschuldet ist das den Schnäppchenjägern sowie gestiegenen Inflationserwartungen.

Das Einkaufsvolumen der Industrie stieg durch den Produktionsaufschwung um 9 Prozent auf 463 Tonnen.

Investoren senken Goldpreis durch Verkäufe

Einen Ausverkauf erlebten stattdessen Gold-ETFs und ETCs. Das sind Wertpapiere, die den Goldkurs abbilden. Investoren kaufen sie, statt sich physische Goldbarren in den Tresor zu legen.  2021 wurden ETFs im Gegenwert von 173 Tonnen Gold mehr verkauft als gekauft.

Zum Vergleich: Bis zum dritten Quartal 2020 fragten Investoren mehr ETFs nach als sie verkauften. Befeuert wurde der Ansturm damals laut dem WGC vor allem in der Erwartung

  • eines weiterhin steigenden Goldpreises sowie
  • weiterhin niedrigen Zinsen.

Zudem galt es, mögliche Risiken durch die Sicherheitswährung auszugleichen.

Silberpreis bleibt hoch

Auch der Silberpreis war lange Zeit gemeinsam mit Gold im Aufwärtstrend. Mit knapp über 20 US-Dollar (Stand: 21. Juli 2020) war er von seinem Höchststand (50,35 US-Dollar) zwar weit entfernt. Doch seit dem Absturz im März 2020 (12 US-Dollar) wird das Edelmetall stetig beliebter. Seinen Höhepunkt erreichte Silber gemeinsam mit Gold im August 2020 bei knapp unter 30 US-Dollar pro Feinunze. Seitdem kratzt der Rohstoff zwar immer wieder an seinem Rekord-Hoch, konnte ihn jedoch nicht knacken. Seit den massiven Zinssteigerungen in den USA gibt aber auch hier der Preis - mit Ausschlägen nach oben sowie unten - nach. Er pendelt aktuell um die 20-Dollar-Marke.

Der Rohstoff wird in der Industrie beispielsweise in Spiegeln und Solarmodulen eingesetzt. In der Medizintechnologie ist er ebenfalls beliebt durch seine antiseptischen Eigenschaften. Gerade während der Corona-Pandemie wurde das zum Vorteil.

Silberpreis seit Januar 2019 bis Februar 2025

Silberpreis von Januar 2019 bis Februar 2025
Silberpreis von Januar 2019 bis Februar 2025. (Bild: TECHNIK+EINKAUF mit Daten von Finanzen.net)
Portrait Dörte Neitzel Redakteurin Technik+Einkauf
(Bild: mi connect)

Die Autorin: Dörte Neitzel

Dörte Neitzel ist Wissens- und Infografik-Junkie vom Dienst. Dinge und Zusammenhänge zu erklären ist ihr Ding, daher beschreibt sie sich selbst auch gern als Erklärbärin mit Hang zur Wirtschaft – was einem lange zurückliegenden VWL-Studium geschuldet ist. Nach einigen Stationen im Fachjournalismus lebt sie dieses Faible bevorzugt auf der Webseite der TECHNIK+EINKAUF aus und taucht besonders gern ab in die Themen Rohstoffe und erneuerbare Energien.

Privat ist Südfrankreich für sie zur zweiten Heimat geworden, alternativ ist sie in der heimischen Werkstatt beim Schleifen, Ölen und Malern alter Möbel zu finden oder in südbayerischen Berg-und-See-Gefilden mit Hund im Gepäck unterwegs.

Immer informiert mit den Newsletter von TECHNIK+EINKAUF

Hat Ihnen gefallen, was Sie gerade gelesen haben? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter. Zwei Mal pro Woche halten wir Sie auf dem Laufenden über Neuigkeiten, Trends und Wissen rund um den technischen Einkauf - kostenlos!

Newsletter hier bestellen!

Sie möchten gerne weiterlesen?