
Lieferketten sind aufgrund vieler Faktoren fragiler geworden. (Bild: kasto - stock.adobe.com)
6.6.2023: Software-Lieferketten als Sicherheitsrisiko
(BlackBerry) Eine Studie von Juniper Research zeigt, dass Cyberangriffe auf Software-Lieferketten die Weltwirtschaft bis 2026 jährlich bis zu 80,6 Milliarden US-Dollar an kosten werden. Ein anschauliches Beispiel für das Dilemma durch unsichere Software liefert der Log4J-Angriff. Ende des Jahres 2022 wurde eine Sicherheitslücke in Log4J bekannt. Folgen waren eine Welle von Cyberangriffen und die weitreichende Verunsicherung der Investoren.
Die Krux daran: Für Unternehmen und Entwickler ist es kaum möglich, auf derlei Open Source-Bausteine zu verzichten. Denn zum einen sind sie tief in bestehenden Anwendungen verankert, zum anderen sind sie kaum zu ersetzten, da sie in viele oftmals unzugängliche Landschaften wie zum Beispiel IoT-Systeme integriert wurden. Nach einem Angriff auf die Softwarelieferkette berichteten 1.500 Befragte einer BlackBerry Studie von erheblichen Betriebsunterbrechungen (59 Prozent), Datenverlusten (58 Prozent) und negativen Folgen für die Reputation (52 Prozent), wobei neun von zehn Unternehmen (90 Prozent) bis zu einem Monat für die Wiederherstellung benötigten. Die Folgen eines Angriffs sind also nicht zu unterschätzen.
Einen möglichen Lösungsansatz bieten den Unternehmen sogenannte Software Bills of Material (SBOM). Eine SBOM funktioniert analog zur Stückliste bei physischen Produkten als formale, strukturierte Dokumentation, die die Komponenten eines Softwareprodukts und ihre Beziehungen innerhalb der Softwarelieferkette beschreibt. Insofern gibt sie Auskunft über die Pakete und Bibliotheken innerhalb einer Anwendung sowie über deren Beziehung untereinander und zu anderen Projekten – ein entscheidender Faktor im Fall von wiederverwendetem Code und von Open Source-Komponenten.
Der Hintergrund: Nur wenn sich Unternehmen intensiv mit ihren Lieferanten auseinandersetzen, können sie die gesamte Bandbreite ihrer Softwarelieferkette erfassen und die damit verbundenen Risiken erkennen. Empfehlenswert sind daher strenge Ausschreibungsverfahren für mehr SBOM-Transparenz, um die Konformität der Lieferanten sicherzustellen.
Ungeachtet der konkret eingesetzten Sicherheitslösung tun CSOs und andere Verantwortliche gut daran, innerhalb ihrer Unternehmen das Thema Cybersicherheit bekannt und zur täglichen Routine zu machen. Denn Softwareelemente in der Lieferkette können regelrecht „unter dem Radar fliegen“. Nur durch Bewusstseinsbildung und den Aufbau gesicherter Prozesse können die Sicherheitsanforderungen erfüllt werden. Ein Bereich, der oft vernachlässigt wird, ist die Sicherheit der Produktion. Dort nimmt die Zahl der Angriffe auf die OT-Infrastruktur in den vergangenen Jahren rasant zu. Entscheider sollten daher bei der Auswahl einer Cybersicherheitslösung darauf achten, dass diese den gesamten Produktlebenszyklus end-to-end abdeckt – im IoT-Kontext sowohl offline als auch online.
1.6.2023: Freightos Baltic Index: Globale Frachtraten im Sinkflug
(Freightos) Die weltweiten Frachtraten sind im Vergleich zum vergangenen Montat erneut gesunken. Der Freightos Baltic Index (FBX), der die globalen Frachtraten zusammenfasst, liegt Ende Mai 2023 bei 1.407 US-Dollar. Das ist ein Minus von drei Prozent im Vergleich zur Vorwoche. Zum Vergleich: Vor etwa einem Jahr lag der Index bei 7.200 US-Dollar (Anfang Juni 2022). Seitdem gingen die Frachtraten beständig runter.
Eine der teuersten Routen ist nach wie vor die Verbindung China/Ostasien nach Nordamerika (Ostküste). Hier liegt der Preis bei 2.328 US-Dollar, gefolgt von der Route China/Ostasien nach Nordamerika (Westküste) mit 1.309 US-Dollar in KW21.
Die Route durch den Suezkanal China/Ostasien ins Mittelmeer ist mit 2.447 US-Dollar ähnlich teuer wie die Pazifikroute. Auf dem Atlantik schlägt die Route von Europa an die Südamerikanische Westküste mit 4.152 US-Dollar am stärksten zu Buche, gefolgt von Europa an die Ostküste Südamerikas (2.205 US-Dollar) und Nordeuropa an die nordamerikanische Ostküste (2.205 US-Dollar).
31.5.2023: Die global gehandelte Gütermenge in Containern steigt wieder
(Fleetmon, IfW) Im April 2023 ist die global gehandelte Gütermenge auf See wieder gestiegen. 13,75 Millionen TEU schipperten weltweit per Containerschiff um die Welt. Seit Oktober 2022 befindet sich der Wert wieder im Aufwind. Nach seinem Höhepunkt im Januar 2022 - noch vor Beginn des Ukrainekriegs - fiel das Containeraufkommen von 14,33 Millionen TEU auf 13,38 Millionen TEU im Oktober 2022. Der aktuelle Anstiegt schreibt den weltweiten Trend zu mehr Seefracht fort. Zum Vergleich: Im August 2015 wurden noch 10,72 Millionen Tonnen per See in Containern transportiert.
30.5.2023: VDMA drängt auf Einigung im Stahl- und Alustreit mit den USA
(VDMA) Der VDMA fordert die EU und die USA auf, den Handelskonflikt um Stahl und Aluminium noch vor dem Ablaufen der Frist im Oktober 2023 dauerhaft zu beenden. Eine weitere Eskalation von willkürlichen Stahl- und Aluminiumzöllen auf der amerikanischen Seite und damit einhergehenden Vergeltungszöllen seitens der EU würde den Maschinen- und Anlagenbau schwer belasten, so eine Mitteilung des Maschinenbauverbands. Der Trade and Technology Council (TTC) sollte die Zusammenarbeit zwischen den beiden Blöcken bei diesem Thema vertiefen. Der Stahl- und Aluminiumstreit müsse rasch beigelegt werden, damit die Ressourcen des Councils für die vielen wichtigeren geopolitischen und wirtschaftlichen Herausforderungen eingesetzt werden können, mit denen der Maschinenbau und die gesamte europäische Industrie konfrontiert sind.
Positiv wertet der VDMA die bisherigen Bemühungen des Gremiums zum Abbau von Barrieren bei Konformitätsbewertungen zwischen der EU und den USA für Maschinenprodukte. Fast zwei Jahre nach der Gründung des TTC sei es jetzt aber an der Zeit, sichtbare Fortschritte und konkrete Ergebnisse zu liefern. Die europäischen Maschinen- und Anlagenhersteller stoßen nach wie vor auf enorme Hemmnisse, wenn sie versuchen, ihre Produkte für den US-Markt zertifizieren zu lassen. Das gelte auch umgekehrt. Daran habe sich auch zwei Jahre nach dem Start des Councils nichts geändert. Der VDMA fordert daher, auf der anstehenden TTC-Sitzung in Schweden eine konkrete Strategie und einen Rahmen vorzulegen, wie beide Seiten bis Ende 2023 ein Abkommen über die gegenseitige Anerkennung von Zertifizierungen im Maschinenbausektor erreichen können.
25.5.2023: Erneut Containerschiff im Suezkanal auf Grund gelaufen
Im Suezkanal in Ägypten ist ein Frachter auf Grund gelaufen. Das rief Erinnerungen an die tagelange Blockade durch die Ever Given im Jahr 2021 wach und so war die Sorge über eine weitreichende Störung des Welthandels auf einer der wichtigsten Handelsrouten erneut groß. Vier Schiffe warteten hinter der Xin Hai Tong 23, wie die Schifffahrtsgesellschaft Leth Agencies am Donnerstagmorgen mitteilt.
Der Frachter ist mit einer Größe von 190 Metern knapp halb so lang wie die Ever Given. Er war nicht mehr manövrierfähig, weshalb Schleppdampfer versuchten, ihn zu befreien. Laut Leth Agencies soll die Durchfahrt ab 9.30 Uhr aber wieder offen sein.
23.5.2023: Halbleiter-Lieferketten stabilisieren sich langsam
(Supplyframe) Die Elektronik-Lieferketten leiden aktuell unter der angespannten wirtschaftlichen Situation. Das ist das Ergebnis des aktuellen CIQ-Reports der Plattform Supplyframe. Der vierteljährliche Report veröffentlicht Analysen von mehr als zwei Milliarden Datenpunkten zum Stand der Elektronik-Lieferkette. Grund sei die schwache Nachfrage nach PCs, Smartphones und Rechenzentren. Besonders die Verbrauchermärkte seien zuletzt lethargisch gewesen, dagegen sei die Nachfrage aus der Automobilbranche und anderen Industrien stabil. Lieferzeiten und Preise sinken laut dem Report für die meisten Rohstoffe und Komponenten im zweiten Quartal weiter. Der ursprünglich für das zweite Quartal erwartete Bestandsabbau wird laut Bericht bis ins dritte Quartal 2023 anhalten.
23.5.2023: Auswirkungen der Flutkatastrophe in Norditalien auf die Lieferketten
(Projekt44) Die norditalienische Region Emilia-Romagna kämpft mit den Auswirkungen einer verheerenden Flutkatastrophe. In nur 36 Stunden verursachte am 16. und 17. Mai extremer Starkregen großflächige Überschwemmungen und Erdrutsche. Dabei wurden rund 500 Straßen zerstört. Der Plattformanbieter Project44 hat nun auf Basis eigener Daten mögliche Auswirkungen auf die internationalen Lieferketten untersucht.
Danach wirken sich die Überschwemmungen auf die sogenannte Truckload on-time performance aus, eine Metrik, die den Prozentsatz der Lkw-Ladungen angibt, die ihren Bestimmungsort zur ursprünglich geplanten Lieferzeit erreichen. Die Daten von Project44 zeigen für die Region einen Rückgang zwischen dem 16. und 17. Mai um 30 Prozent. Da die Region bekannt ist für Feinkost, Luxusmode und die Herstellung von Autoteilen, könnte die Flutkatastrophe sowohl die Produktion als auch den Transport dieser Güter beeinträchtigen. Es könnte zu Engpässen bei italienischen Produkten kommen, so die Analyse. Gleiches gelte für Rohstoffe aus der Region.
3.5.2023: Frachtpreise sinken laut Freightos
(Freightos) Die Frachtpreise für die Strecke Asien-US-Westküste (FBX01 Weekly) sanken um zwei Prozent auf 1.697 US-Dollar/FEU. Das sind 89 Prozent weniger als zur gleichen Zeit des letzten Jahres. Die Preise für Asien-US-Ostküste (FBX03 Weekly) lagen bei 2.516 US-Dollar/FEU und damit 85 Prozent niedriger als die Preise für diese Woche im vergangenen Jahr. Asien-Nord-Europa (FBX11 Weekly) sanken nur um 1 Prozent auf 1.399 US-Dollar/FEU und liegen damit 87 Prozent unter den Raten für diese Woche im vergangenen Jahr.
Obwohl die transatlantischen Seefrachtraten in der vergangenen Woche weiter fielen, blieben die Preise auf den ex-asiatischen Routen laut Freightos insgesamt stabil. Diese Vertragsniveaus spiegeln die Zuversicht wider, dass der Spotmarkt nicht zu den extremen Tiefstständen von Anfang des Jahres zurückkehren wird, sei es aufgrund einer wieder anziehenden Nachfrage oder eines effektiven Kapazitätsmanagements der Spediteure.
Auch in der Luftfracht veranlasst das Nachfrageniveau Spediteure wie UPS dazu, die Zahl ihrer Flüge zu reduzieren, während einige (wenn auch sicher nicht alle) Spediteure immer noch mit einem saisonalen Anstieg der Nachfrage im weiteren Verlauf des Jahres rechnen.
19.4.2023: Streiks in Frankreich stören Lieferketten
(Timocom) Die flächendeckenden und anhaltenden Streiks in Frankreich haben dazu geführt, dass die Lieferketten der Unternehmen gestört sind, was zu Verzögerungen und Lieferengpässen führt. Auch der Kostendruck steigt, da die Spediteure gezwungen sind, alternative Routen und Transportmittel zu nutzen. Die blockierten Straßen und Grenzübergänge sowie die Niederlegung der Arbeit haben den Warenverkehr zwischen Frankreich und den Nachbarländern stark beeinträchtigt.
Auch Deutschland, als einer der wichtigsten Handelspartner Frankreichs, ist von den Auswirkungen der Streiks betroffen. So ist bei den Transporten von Deutschland (DE) nach Frankreich (FR) ein Minus von 55 Prozent und in umgekehrter Richtung ein Rückgang von 61 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu beobachten. Auch die Transporte innerhalb von Frankreich haben – wie zu erwarten – abgenommen. Profitieren konnte davon ein anderes Land: Im Gegensatz dazu stiegen die Transporte von Italien (I) nach Frankreich (FR) im Vergleich zum Vorjahr um 11 Prozent.
19.4.2023: Timocom Transportbarometer: Erste leichte Trendumkehr?
Das Transportbarometer von Timocom sieht eine leichte Trendumkehr bei der Nachfrage und dem Angebot von Frachten. Die ersten Monate des Jahres 2023 waren geprägt von hohen Energiepreisen, Konsumzurückhaltung, hohen Lagerbeständen und geringeren Auftragseingängen. Der Ausblick der Wirtschaft auf das laufende Jahr ist uneinheitlich und die Auswirkungen auf die Transportbranche mehr als ungewiss.
Nachdem in den ersten beiden Monaten dieses Jahres nochmal deutlich weniger Frachtangebote eingestellt wurden als im Vorquartal, ist die Anzahl im März mit einem Plus von 42 Prozent europaweit wieder spürbar angestiegen. Damit ist erstmals seit Herbst 2023 eine Trendumkehr beim Rückgang der Nachfrage an Laderaum zu erkennen. Das gesamte Quartal liegt aber immer noch um 25 Prozent unter dem Vorquartal.
24 Prozent mehr Laderaumangebote im ersten Quartal
Bei der Anzahl an Eingaben an freiem Laderaum ist im ersten Quartal 2023 ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Im Vergleich zum Vorjahresquartal um 16 Prozent – gegenüber dem vierten Quartal 2022 ist ein Anstieg um 24 Prozent zu erkennen. Dies ist aber eher eine Folge der geringeren Verfügbarkeit an Frachtangeboten und nicht etwa auf zusätzliche Kapazitäten am Markt zurückzuführen. Diese bleiben knapp, nicht zuletzt auch wegen des Fahrermangels und der wirtschaftlichen Gesamtsituation. Zudem bestätigt dies die steigende Tendenz aus dem Vorquartal, langfristige Verträge mit Dienstleistern abzuschließen und sich verfügbare Kapazitäten zu sichern.
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