Krankenhausangestellte

Vernetzung kann es möglich machen, Untersuchungen und Befunde von jedem Gerät und jedem Standort im IT-Netzwerk der Kliniken einzusehen. (Bild: ipopba-adobestock.com)

Smart Hospitals tragen mit digitalen Prozessen, höherer Transparenz und stärkerer Vernetzung  dazu bei, Ressourcen effizienter zu nutzen und schaffen mehr Raum für die Kernaufgabe – Menschen zu heilen. Voraussetzung hierfür ist ein Einkauf, der diese Vorteile erkannt hat, seine Rolle als Digitalisierungs-Treiber annimmt und interdisziplinär mit allen Beteiligten eng zusammenarbeitet.

Besonders in den vergangenen beiden Jahre ist deutlich geworden, wie zeitkritisch das Handeln von ÄrztInnen und Pflegefachleuten in Arztpraxen und auch Krankenhäusern häufig ist, wie wichtig reibungslos funktionierende Lieferketten, Beschaffung  und Verwaltung sind und zugleich auch welche hohe Belastung und wirtschaftliche Zwänge dem gegenüber stehen.

Auf der einen Seite ist im Notfall lebensrettende Schnelligkeit gefragt, auf der anderen Seite stehen administrative Dinge und Routine-Checks, die besonders am Anfang wertvolle Zeit in Anspruch nehmen. Wer hier etwa Akten lang suchen oder Daten noch von Hand eingeben muss oder wie in der Pandemie häufig angeführt per Fax kommuniziert verschenkt die Unterstützung von digitalen und effizienten Strukturen bei der Arbeit.

Um einen Anreiz zur Digitalisierung und dem Weg zum Smart Hospital zu setzen hat die damalige Bundesregierung im ersten Pandemie-Herbst 2020 das Krankenhauszukunftsgesetz verabschiedet.

Investitionspaket des KHZG

Das Investitionspaket des KHZG (Krankenhauszukunftsgesetz, in Kraft getreten im Oktober 2020) bietet dem Gesundheitswesen die Chance, die Medizin mittels digitaler Vernetzung weiterzuentwickeln und zu verbessern.

Bund und Länder stellen hierfür bis zu 4,3 Milliarden Euro bereit für Investitionen in

  • technische und insbesondere die informationstechnische Ausstattung der Notaufnahmen,
  • eine bessere digitale Infrastruktur,
  • Maßnahmen zur IT-Sicherheit und
  • regionaler Versorgungsstrukturen, um die Versorgungsstrukturen sowohl im Normalbetrieb als auch in Krisenzeiten konzeptionell aufeinander abzustimmen.

Das Smart Hospital in der Zukunft soll ganzheitliche digitale Vernetzung von Informationsflüssen, Workflow Management und Patientenversorgung einschließen. Der KHZG-Gesetzestext führt unter §19 konkrete förderfähige Maßnahmen und Strukturen auf und gibt einen guten Einblick in die Zielsetzung des KHZG:

  • Patientenportale für ein digitales Aufnahme- und Entlassmanagement,
  • eine durchgehende, strukturierte elektronische Dokumentation von Pflege- und Behandlungsleistungen,
  • teil- oder vollautomatisierte klinische Entscheidungsunterstützungssysteme, die klinische Leistungserbringer mit dem Ziel der Steigerung der Versorgungsqualität bei Behandlungsentscheidungen durch automatisierte Hinweise und Empfehlungen unterstützen,
  • digitales Medikationsmanagement für mehr Arzneimitteltherapiesicherheit,
  • informationstechnische, kommunikationstechnischer und robotikbasierte Anlagen, Systeme oder Verfahren oder räumlicher Maßnahmen, die erforderlich sind, um ÄrztInnen bei der Behandlung von PatientInnen, insbesondere bei Operationen, zu unterstützen oder um telemedizinische Netzwerkstrukturen (Stichwort „Videosprechstunde“) zwischen Krankenhäusern oder zwischen Krankenhäusern und ambulanten Einrichtungen aufzubauen und den Einsatz telemedizinischer Verfahren in der stationären Versorgung zu ermöglichen.

Diese Auflistung verdeutlicht, dass auf dem Weg zum Smart Hospital ein ganzheitlicher Ansatz in der Digitalisierungsstrategie mit den drei Komponenten Hardware, Software und Datenanalyse wie auch regulatorische, rechtliche, technische und auch politische Expertise und interdisziplinäre Zusammenarbeit notwendig sind.

Interdisziplinärer Ansatz im Sana Klinikum Biberach

Vom PatientInnen über die Pflegekräfte bis zu den ÄrztInnen, Laborkräften, EinkäuferInnen und Verwaltungsfachleuten, müssen alle Beteiligten erkennen, wie wichtig digitale Vernetzung ist und diese aktiv unterstützen. Das Sana Klinikum Biberach, Zentralkrankenhaus für den oberschwäbischen Landkreis, hat dies erkannt und die erste Etappe auf dem Weg zum Smart Hospital bereits genommen. Hier arbeiten Ärzte gemeinsam mit Kollegen aus der IT Hand in Hand. „Wir befinden uns im Gesundheitssystem vor einem der größten Umbrüche, den man sich vorstellen kann. Daher kann ich mich heute als Mediziner entscheiden, frühzeitig diesen Weg mitzugehen – oder später der Entwicklung hinterherlaufen zu müssen“, sagt Dr. Dominic Varga. Varga ist Mitglied des digitalen Beirats am Klinikum und chefärztlicher Leiter der Geburtshilfe.

In Biberach kommen moderne Software und Medizintechnik zum Einsatz; in der Frauenklinik etwa setzen Varga und sein Team seit 2018 die Bild- und Befunddokumentationssoftware ViewPoint 6 von General Electric HealthCare mit Schnittstellen zu anderen Systemen wie Trium CTG Online1 und Tricefy2 ein (Stichwort Interoperabilität). Das ist die Basis für den digitalen Austausch von Daten, kollaboratives Arbeiten und Wissenstransfer – zum Wohl der Patienten und zur Entlastung des Klinikpersonals.

Von der Anamnese über medizinische Beratungsgespräche, Verlaufskontrollen sowie Brust- und Unterleibssonographien bis hin zu operativen Eingriffen liegt der Fokus in Biberach auf der Digitalisierung aller Workflows. Statt Bilder und Befunde auf Papier auszudrucken, werden Daten in Echtzeit übertragen. Für pränatale, gynäkologische und senologische Untersuchungen wird der Name der Patientin zum Beispiel per DICOM-Worklist an die genutzten Ultraschallsysteme – unerheblich welchen Herstellers und damit interoperabel – übertragen.

Der untersuchende KollegInnen sendet Bilder, Videosequenzen und Messdaten sowie DICOM 3D/4D-Rohdaten zurück ans System. Da die gesamte Anamnese, Informationen zu vorherigen Geburten, bestehende Erkrankungen oder Ängste der Patientin hinterlegt sind, unterstützt ViewPoint 6 auch in der Verlaufskontrolle der Schwangerschaft und erlaubt es dem Team, individuell und zielgerichtet auf die Bedürfnisse der Frauen einzugehen. „Die Zukunft muss einfach sein, dass die Patientin unabhängig davon, in welchem Krankenhaus sie sich bewegt, Zugriff auf ihre Daten hat, ganz ähnlich wie im Mutterpass, nur eben mit einer bildlichen Darstellung. ViewPoint 6 und Tricefy2 stellen somit für uns hervorragende Ergänzungen dar“, sagt Varga.

Potenziale bei Digitalisierung und Prozessoptimierung

Krankenhäuser haben den Stand ihrer Digitalisierung im Herbst 2021 bei  einer Online-Erhebung selbst eingeschätzt. Der DigitalRadar Krankenhaus zeigte bei der Veröffentlichung im Frühjahr noch Rückstände bei Interoperabilität und Patientenmitbestimmung. Das durchschnittliche Ergebnis des sogenannten DigitalRadar Score der deutschen Krankenhäuser lag bei 33,25 Punkten von maximal 100 – hier ist also noch viel Luft nach oben.

Für GE HealthCare ist dies das Ergebnis eines anfänglichen Adaptionsprozesses nach dem Anlaufen des KHZG-Investitionspakets. Als Anbieter von Medizintechnik und Software verzeichnet das Unternehmen derzeit einen starken Anstieg der Nachfrage und stellt eine Verschiebung des Fokus von abrechnungs- und administrationsgetriebenen Prozessen auf klinische Abläufe fest. Nachholbedarf gibt es laut DigitalRadar Score vor allem noch bei digitaler Dokumentation, der Weitergabe strukturierter Daten und Interoperabilität zwischen den vorherrschenden Softwarelösungen. Angesichts der zu erwartenden Vorteile von besserer Patientenversorgung und höherer Qualität bei gleichzeitiger Kostensenkung und geringerem Dokumentationsaufwand liegt es im ureigensten Interesse des Einkaufs, die Digitalisierung der Kliniken voranzutreiben. Hier sollten Einkäufer selbst eine Vorreiterrolle einnehmen.

Christian Bernhard, General Manager GE HealthCare DACH und Kooperationspartner des Sana Klinikums, betont: „Wir von GE Healthcare sind ein starker KHZG-Partner und decken mit unseren Lösungen zehn der elf Fördertatbestände ab – unter anderem Lösungen, die Pflegekräften ermöglichen, schnell und sichere Entscheidungen zu treffen. PatientInnensicherheit und Interoperabilität sind dabei zentral. Letzteres bedeutet, dass unsere Lösungen mit anderen kommunizieren. So stellen wir sicher, dass alle Daten zur richtigen Zeit und am richtigen Ort zur Verfügung stehen.“ Das papierlose Umfeld und die digitalen Workflows schaffen neben dem Zugang zur vollständigen Krankengeschichte der PatientInnen Vorteile an zahlreichen weiteren Stellen: etwa weniger doppelt angeforderte Untersuchungen und Analysen und damit reduzierte Kosten, eliminierte Transkriptionsfehler und damit genauere Diagnosen, digitale Archivierung und damit weniger Zeitaufwand fürs Reporting und für die Verwaltung.

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