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(Bild: archy13/AdobeStock)

Wir schreiben das Jahr 2200. Intelligente Maschinen beherrschen die Erde. Die letzten Menschen haben sich vor der Diktatur der Algorithmen in unzugängliche Sumpfgebiete und Hochtäler geflüchtet.  Die künstliche Intelligenz (KI) ist ihrer Kontrolle entglitten.

Smarte Algorithmen sorgen für Wachstum

Ob es so kommt, mag dahin gestellt sein. Fest steht dagegen: KI ist längst keine Science Fiction mehr. Selbstlernende Algorithmen lassen das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland in den  kommenden zehn Jahren um zusätzliche 0,25 Prozentpunkte pro Jahr wachsen.

Deutsche Unternehmen erzielen 2030 dank der Technologie wenigstens 160 Milliarden Euro zusätzlich an Wertschöpfung, hat die Unternehmensberatung McKinsey in einer Studie errechnet.

Algorithmen auf der Schulbank: Was ist Künstliche Intelligenz?

Der Begriff „Künstliche Intelligenz“ beschreibt Software, die lernen kann, Entscheidungen von gleicher oder besserer Qualität zu treffen als der Mensch. Dazu speisen Entwickler die Algorithmen der Programme beim Machine Learning mit den Kriterien der idealen Lösung eines Problems und Daten aus einer Vielzahl von Situationen sowie den in ihnen getroffenen Entscheidungen.

Die digitalen Regelwerke leiten so aus dem Abgleich der idealen Antwort mit realen Entscheidungen Gesetzmäßigkeiten ab. Diese erlauben ihnen, Probleme selbst korrekt zu lösen. Beim Reinforcement Learning – einer weiteren Trainingsmethode für Algorithmen – erhalten die Regelwerke zudem eine positive Verstärkung, wenn sie richtige Entscheidungen treffen. So lernen sie wie Kinder, die für fleißige Hilfe im Haushalt mehr Taschengeld bekommen.

Betrugsbekämpfung und Logistik-Hilfe: Das kann KI

In vernetzten Fabriken optimieren KI-Plattformen bereits Fertigungsprozesse, reduzieren den Ausschuss und warnen Produktionsleiter bevor eine Maschine ausfällt, dass diese gewartet werden muss. In den USA bekämpfen Zahlungsdienste wie Paypal Betrüger mit smarten Algorithmen. In China revolutioniert die Technologie Lieferketten im E-Commerce.

In Shanghais Vorort Kunshan hat der zweitgrößte Online-Händler Chinas, JD.com, ein Paketzentrum eröffnet, in dem KI Roboter und selbstfahrende Flurförderfahrzeuge so steuert, dass sie ankommende Lastwagen selbständig be- und entladen, die gelieferten Artikel einlagern und nach Eingang einer Bestellung für den Versand an den Kunden verpacken und kommissionieren.

Das Logistikzentrum verarbeitet fast ohne menschliche Mitarbeiter bis zu 200.000 Bestellungen am Tag.

KI bedeutet Entlastung für den operativen Einkauf

Auch im Einkauf werden smarte Algorithmen Prozesse beschleunigen und deren Qualität verbessern. Davon sind zwei von drei Beschaffungsprofis überzeugt, die die Unternehmensberatung SopraSteria 2017 in einer Potenzialanalyse zu Künstlicher Intelligenz befragt hat.

Jeder zweite Einkäufer erwartet, dass KI operative Aufgaben übernehmen wird – etwa den Drei-Wege-Abgleich von Bestellungen, Lieferscheinen und Rechnungen. Das bestätigt auch eine Studie von Ivalua, einer Plattform für Prozesse in der Beschaffung.

KI-gesteuerte Chatbots werden zudem den Support von Lieferanten übernehmen oder unternehmensinterne Kunden des Einkaufs durch automatisierte Bestellprozesse führen.

KI macht große Datenmengen im Einkauf beherrschbar
Kl wird Einkäufer auch überall dort unterstützen, wo sie in der vernetzten Welt große Mengen an Informationen analysieren müssen, um Entscheidungen treffen zu können. Das ist beispielsweise im Risikomanagement und bei der Vorauswahl von Lieferanten der Fall.

Schon heute unterstützen den Einkauf dabei KI-gesteuerte Webcrawler. Sie suchen in sämtlichen verfügbaren Informationsquellen nach Hinweisen, dass es entlang der Transportroute einer Lieferung oder am Sitz eines Lieferanten zu Zwischenfällen kommt, die die Lieferkette unterbrechen könnten. Die Informationsquellen reichen von sozialen Netzwerken, über Nachrichtenagenturen und Zeitungen bis hin zu den Informationssystemen von Hafenbetreibern und Zollbehörden oder Wetterdatenbanken und Erdbebenwarten.

Intelligente Algorithmen werten die Nachrichtenlage daraufhin aus, wie groß das Risiko für bestimmte Warengruppen ist und alarmieren Einkäufer nur dann über ihre PCs, Smartphones oder Tablets, wenn Streiks oder Naturkatastrophen den Nachschub wirklich abschneiden.

Hilfe bei der globalen Vorauswahl von Lieferanten
Ähnlich arbeitet die KI auf Plattformen, die online verfügbare Informationsquellen, Angaben von Kunden und Lieferanten daraufhin untersuchen, welche Zulieferer weltweit am besten geeignet sind, um spezifizierte Teile oder Komponenten herzustellen.

Die Programme finden unter Tausenden von Anbietern binnen Stunden die Unternehmen, die einen Auftrag am schnellsten und günstigsten in bestmöglicher Qualität erfüllen können. So lässt sich die Vorauswahl von Lieferanten beschleunigen oder bei Störungen der Lieferkette schnell eine alternative Bezugsquelle finden.

Jeder zweite Beschaffer ist, laut der Sopra-Steria-Umfrage überzeugt, dass derartige KI-Lösungen nicht nur zu besseren Suchergebnissen gelangen, sondern auch die Prozesskosten in der Beschaffung sinken lassen.

Einkauf wird zur Datenzentrale
Diesen Beitrag können smarte Algorithmen aber nur leisten, wenn sie mit großen Mengen an Daten gespeist und angelernt wurden. Die Informationen müssen zudem vollständig und korrekt sein.

Nur wenn die KI weiß, in welchem Werk eines Lieferanten dieser bestellte Teile fertigt und ob das Werk noch über einer bei einer Überschwemmung erreichten Flutlinie liegt, oder darunter, können Einkäufer sicher sein, dass es sich bei der Hochwasserwarnung nicht um falschen Alarm handelt, die sie Nachts um drei Uhr aus dem Schlaf reißt.

Nur wenn KI die genauen Spezifikationen und Materialanforderungen kennt, die das im Überflutungsfall alternativ zu beschaffenden Teil erfüllen muss, ermittelt sie den passenden Ersatzlieferanten.

Diese Datenqualität jedoch fehlt jedoch in zwei von drei Beschaffungsabteilungen, fand Ivalua heraus. Bevor Einkäufer strategische und operative Prozesse mit KI automatisieren können, müssen sie daher ihre Stammdaten in Ordnung bringen und zentrale Lieferantendatensätze anlegen, die alle den Zulieferer betreffenden Angaben aus Verträgen, Bestellungen und Rechnungen enthalten.

KI macht den Einkauf zum Werttreiber im Unternehmen
Gelingt dies, können Beschaffer mit Hilfe von KI vor allem Prozesse im operativen Einkauf so weit automatisieren und beschleunigen, dass sie mehr Zeit für strategische Aufgaben haben.

Und nur wenn sie den Markt beobachten, Trends und Innovationen in ihrer Branche identifizieren, leisten sie den Beitrag zur Wertschöpfung ihres Unternehmens, den keine andere Abteilung leisten kann.

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