Eine Fräse wird beim Arbeiten von einem Kühl-/Schmiermittel besprüht

Oftmals stellen Kühl-/Schmiermittel ein Gesundheitsrisiko da - gibt es eine Alternative? - (Bild: adode.stock/)

Kühl- und Schmierstoffe (KSS) sind gesundheitlich nicht unbedenklich. Seit Jahren stellen Hersteller alternative Formulierungen bereit, die bestimmte Chemikalien reduzieren oder auf diese verzichten. Grundsätzlich müssen Anwender regelmäßig im Einzelfall prüfen, ob sie im Einsatz befindliche Kühl-/Schmierstoffe gegen weniger bedenkliche austauschen können. Und: KSS schaden der Umwelt und dem Menschen vor allem dann, wenn sie falsch gehandhabt werden.

Aktuelle Experteneinschätzungen und Studien zeigen es: Der Markt für Industrieschmierstoffe wird schwieriger. Effizientere Produkte mit längerer Lebensdauer und nachhaltige sowie weniger bedenkliche Formulierungen liegen im Trend. Grund dafür sind unter anderem immer strenger werdende Normen, die die Forschung und Entwicklung biologisch abbaubarer und gesundheitsschonender Inhaltsstoffe vorantreiben. Denn aufgrund dieser Stoffedank Aerosolen, Dicyclohexamin, und anderenr Additiven und hohen pPH-Werten haben KSS bei ihrer Verträglichkeit oft zu Recht einen schlechten Ruf. Einige der möglichen Inhaltsstoffe sind in der Lage, Allergien auszulösen. Auch die Umwelt und die damit verbundenen Kosten für Abwasserbehandlung sollen mit den Neuentwicklungen geschont werden.

Experte warnt vor Verallgemeinerung

Der Verband Schmierstoff-Industrie e.V. (VSI) untersuchte gemeinsam mit einer Unternehmensberatung im Rahmen einer Studie den Schmierstoffmarkt und seine Trends bis zum Jahr 2025. Daraus geht hervor, dass die Tendenz hin zu effizienteren Schmierstoffen und höherer Nachhaltigkeit die Nachfrage nach Schmierstoffen, insbesondere in Europa, reduzieren wird. Gleichzeitig werde die eingekaufte Menge in Asien steigen. Um den negativen Mengeneffekt hierzulande auszugleichen, müssen sich Schmierstoffhersteller kontinuierlich anpassen und neue Chancen suchen. Dies setzt unter anderem eine aktivere Teilnahme an Produkt- und Systeminnovation, tiefere Integration in die Wertschöpfungskette der Kunden und globale Verfügbarkeit mit konstanter Qualität voraus.

Jens Manikowski, Aufsichtsperson bei der Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM), warnt vor Pauschalisierungen beim Thema KSS. „Welche Performance ein Kühl- und Schmiermittel bringt, wie sich Preis und Leistung verhalten, muss stets im konkreten Anwendungsfall beurteilt werden.“ Die pauschale Aussage, weniger bedenkliche KSS brächten weniger Performance oder seien teurer in der Anwendung, sei voreilig. „Natürlich hat der eine oder andere Anwender festgestellt, dass er verfahrenstechnische Anpassungen beim Einsatz einer geänderten Formulierung vornehmen musste. Andere Nutzer haben sich für weniger bedenkliche Stoffe entschieden, weil sie keine Einbußen bei der Performance festgestellt haben oder es sich sogar als verbessert herausgestellt hat. Auch Fälle, in denen der Versuch des Austauschs misslingt, kommen vor“, erläutert der promovierte Chemiker.

Leider kämen metallverarbeitende Betriebe nicht umhin, regelmäßig zu prüfen, ob modernere KSS eingesetzt werden können. „Eine Substitution muss man anwendungstechnisch vorbereiten, über einen gewissen Zeitraum testen und sich natürlich vom Lieferanten beraten lassen“, fasst der 54-Jährige zusammen. Schließlich gibt es beispielsweise bei den wassermischbaren Kühl- und Schmierstoffen eine sehr große Auswahl, vom Universalschmiermittel bis zum Stoff für Spezialanwendungen. Bei teilweise mehr als zehn Inhaltsstoffen, die je nach Anwendungserfordernis zusammengestellt sind, geht es nicht ohne Ausprobieren. „Der Spruch „never change a running system“, gilt vor dem Hintergrund des Gefahrstoffrechts nicht“, konstatiert Manikowski.

Gibt es eine Lösung?

Völlig unbedenklich seien Hydrauliköle, Metallbearbeitungsschmierstoffe, Getriebeöle und Schmierfette für die Industrie ohnehin nicht. Schon durch ihre Funktion sei oft der Einsatz verschiedener Additive wie Emulgatoren nötig und letztlich sei es auch bei den wassergemischten Kühlschmierstoffen der pH-Wert zwischen ca. 8 und 10, der die Haut bei direktem Kontakt angreift. „Hier kann man lediglich von Abstufungen der Bedenklichkeit sprechen, die bei einer Gefährdungsbeurteilung herausgearbeitet werden sollten. Höhere pH-Werte sind nie zuträglich für die Haut“, erläutert der Leiter der Themen KSS und Gefahrstoffe in der Metallbranche bei der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) im Fachbereich Holz und Metall.

Jedoch können die Risiken minimiert werden, wenn die Vorschriften für den Umgang mit und den Einsatz von wassermischbaren Kühlschmierstoffen eingehalten werden. Vor allem die entsprechenden TRGS (Technische Regeln für Gefahrstoffe), und die passende DGUV-Regel 109-003 „Tätigkeiten mit Kühlschmierstoffen“ geben wertvolle Hinweise.

Ein weiterer Trend auf dem KSS-Markt, der dem Schmierstoff-Hersteller wehtut, den Maschinenbetreiber aber freut, sind die immer sparsamer werdenden Maschinen und Anlagen. Der Schmierstoffbedarf in der Industrie sinkt mit verbesserter Technologie seit Jahren. Verstärkt wird diese Entwicklung durch die verbesserte Qualität der Kühl- und Schmierstoffe: Je besser das Produkt, desto weniger brauchen Produzenten davon.

Alternative zu KSS: Die trockene Bearbeitung

In manchen Fällen kann man übrigens auf Kühlschmiermittel auch vollständig verzichten. Moderne Schneidstoffe halten das ohne weiteres aus, zumindest bei geringeren Schnittgeschwindigkeiten wie etwa in der Schwerzerspanung, bei der konventionellen Bearbeitung und in der Ausbildung. Produktionsverantwortliche sollten prüfen, ob prozessbedingt in manchen Fällen auf KSS verzichtet werden kann. Ein weiterer Vorteil dieser Arbeitsweise ist, dass die Schneiden zwar wärmer werden, jedoch die schroffe Abkühlung beim Austritt aus dem Schnitt entfällt.

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