Oldtimer Porsche 901 unrestauriert

901: Der Porsche-Oldie vor seiner Restaurierung. (Bild: Porsche)

Es war ein klassischer Scheunenfund, also im August 2014 der Trödeltrupp unter der Leitung von Otto Schulte den fast schon nicht mehr erkennbaren Wagen bei einer Entrümpelung in Brandenburg entdeckten. Das Wrack stellte sich als Porsche 901 heraus. Das rote Coupé wurde im Oktober 1964 als eines der ersten Serienmodelle der Sportwagenklassiker-Serie 911 noch unter der Typbezeichnung 901 gebaut. Nur 82 Porsches wurden mit dieser Bezeichnung gebaut, das gefundene Modell trug die Nummer 57.

Fast genau 50 Jahre später kaufte das Porsche Museum die zufällig gefundene Rarität nach einer Fernsehsendung zurück und versetzte sie wieder in den Originalzustand. Drei Jahre dauerte die Restaurierung des Ur-911ers mit der Baunummer 57. Sagenhafte 107.000 Euro lies sich der Autobauer den Scheunenfund kosten - hinzu kamen noch die Kosten für die Instandsetzung. Diese wird auf etwa 250.000 Euro beziffert. Das Schätzchen soll aber nicht nur im Museum stehen, sondern auch bei Klassiker-Rallyes als Porsche-Botschafter mitfahren.

Unsere Bildergalerie zeigt die Verwandlung von der Auto-Ruine zum hochglanzpolierten Oldie-Schmuckstück.

Was macht den Porsche 901 so besonders?

Porsche 901 war die ursprüngliche Verkaufsbezeichnung des Porsche 911 bei seiner Vorstellung auf der Frankfurter IAA 1963. Am 12. September wurde der neue Porsche 901 auf der Automesse vorgestellt. Im Oktober 1964 zeigte Porsche den 901er auch auf dem Pariser Automobilsalon. Dort wurde der französische Automobilhersteller Peugeot auf das Modell aufmerksam. Die Franzosen hatten sich jedoch seit den 1920er-Jahren die Rechte an allen dreistelligen Typbezeichnungen mit einer Null in der Mitte für Automobile schützen lassen. Es folgte ein Rechtsstreit, den Porsche aber schnell beilegte, indem er die Modellbezeichnung in Porsche 911 änderte.

Im Herbst des Jahres 1964 waren jedoch bereits 82 Exemplare gebaut und verkauft - mit einem 96 kW (130 PS) starken, luftgekühlten Sechszylinder-Boxermotor ausgestattet. Die Kosten betrugen damals in der Grundausstattung 21.900 D-Mark für das 901 Coupé.

Porsche-Rennwagen waren von der Peugeot-Regelung nicht betroffen

Die Namensregelung von Peugeot machte es allen anderen Automobilherstellern nahezu unmöglich, ihre Modelle mit einer dreistelligen Zahlenkombination zu bezeichnen, sofern in der Mitte eine Null stand. Sie betraf sinngemäß auch andere straßenzugelassene Sportwagen wie den Porsche 904, der als Carrera GTS verkauft wurde, und den Porsche 906, der den Namen Carrera 6 erhielt.

Die Porsche 907, Porsche 908, Porsche 909 waren als Rennwagen ohne Straßenzulassung jedoch nicht von der Verwechslungsgefahr mit Peugeot-Straßenwagen betroffen und durften daher auch unter diesen Bezeichnungen an Rennen teilnehmen. Der Sachsenring Trabant 601, der eindeutig auch unter diese Namensregelung gefallen wäre, wurde dennoch ab 1964 in der DDR gebaut.

Warum heißt es Porsche 901?

Porsche hatte den Nachfolger seines 356 ursprünglich unter der Typbezeichnung 901 entwickelt und vorgestellt. Nur wenige Wochen nach Produktionsbeginn musste das Coupé im Herbst 1964 wegen eines markenrechtlichen Einspruchs von Peugeot jedoch umbenannt werden.

Aufgrund der geschützten Peugeot-Nomenklatur mit der Null in der Mitte dreiziffriger Modellbezeichnungen bestand der französische Autohersteller darauf, dass Porsche seine Bezeichnung ändert. Und weil Porsche damals in Frankreich schon recht ordentliche Geschäfte machte, wurde die vorhandene 1 im Schriftzug kurzerhand gedoppelt - der Porsche 911 war geboren.

Alle bis dahin produzierten Fahrzeuge, 82 an der Zahl, waren also unter der Bezeichnung 901 gebaut, wurden aber als 911 verkauft. Für Porsche-Sammler ist ein solches Exemplar also wie ein Sechser im Lotto. Einer dieser Raritäten fehlte 50 Jahre lang in der Werkssammlung von Porsche.

Portrait Dörte Neitzel Redakteurin Technik+Einkauf
(Bild: mi connect)

Die Autorin: Dörte Neitzel

Dörte Neitzel ist Wissens- und Infografik-Junkie vom Dienst. Dinge und Zusammenhänge zu erklären ist ihr Ding, daher beschreibt sie sich selbst auch gern als Erklärbärin mit Hang zur Wirtschaft – was einem lange zurückliegenden VWL-Studium geschuldet ist. Nach einigen Stationen im Fachjournalismus lebt sie dieses Faible bevorzugt auf der Webseite der TECHNIK+EINKAUF aus und taucht besonders gern ab in die Themen Rohstoffe und erneuerbare Energien.

Privat ist Südfrankreich für sie zur zweiten Heimat geworden, alternativ ist sie in der heimischen Werkstatt beim Schleifen, Ölen und Malern alter Möbel zu finden oder in südbayerischen Berg-und-See-Gefilden mit Hund im Gepäck unterwegs.

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