Mit 262 Millionen Einwohnern ist Indonesien das viertgrößte Land der Erde. Innerhalb des Staatenverbundes Südostasiatischer Staaten, ASEAN, ist die Republik zudem das absolute ökonomische Schwergewicht. Ein Drittel der Wirtschaftsleistung der ASEAN geht auf das Konto des Inselstaates. In Kaufkraftparitäten gerechnet schlägt die indonesische Wirtschaft sogar die Großbritanniens oder Frankreichs.
Dennoch ist Indonesien abgesehen für die Einkäufer von Rohstoffen und landwirtschaftlichen Produkten ein eher unbedeutender Beschaffungsmarkt.
Der indonesische Maschinenbau zählt gerade mal 364 kleine und mittelständische Unternehmen. Diese können mit rund 60.000 Mitarbeitern aber nur relativ einfache Maschinen und Werkzeuge herstellen. Allerdings bauen derzeit chinesische, japanische und südkoreanische Elektronik- und Automobilkonzerne Fertigungsstätten in Indonesien auf. Toyota will seine Standorte zum zweiten Produktionshub für die ASEAN-Staaten neben Thailand ausbauen.
Neben Kfz- und Elektronikproduzenten nutzen auch die Hersteller von Textilien und Bekleidung sowie Möbeln das niedrige Lohnniveau in dem Inselstaat. Dennoch erwirtschaftet Indonesien nicht mal ein Fünftel seines Bruttoinlandsprodukts im Export. In den vergangenen fünf Jahren ging der indonesische Außenhandel Angaben von Germany Trade & Invest sogar um mehr als ein Viertel zurück. Die geringen Exporte ebenso wie die mäßige Wettbewerbsfähigkeit seiner Industrie setzen auch dem Wachstum der indonesischen Wirtschaft Grenzen. Obwohl diese Schätzungen der Asian Development Bank zufolge um rund sieben Prozent im Jahr zulegen könnte, gingen die Zuwachsraten in den vergangenen Jahren nicht über fünf Prozent hinaus.
Wirtschaftliche Fakten zur Beschaffung in Indonesien
Offizieller Name: | Republik Indonesia |
Hauptstadt: | Jakarta |
Amtssprache: | Bahasa Indonesia |
Bevölkerung: | 261,99 Millionen |
Bruttoinlandsprodukt 2017: | 1020,5 Milliarden US-Dollar |
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf: | 3.895 US-Dollar |
Wirtschaftswachstum 2016/2017/2018*: | 5,0% / 5,1% / 5,3% |
Inflationsrate 2017 / 2018*: | 4,5% /4,5% |
Importe 2016: | 135,7 Milliarden US-Dollar |
Exporte 2016: | 144,5 Milliarden US-Dollar |
Deutsche Importe aus den Philippinen 2016: | 3,8 Milliarden Euro |
Deutsche Exporte in die Philippinen 2016: | 2,4 Milliarden US-Dollar |
Freihandelsabkommen | Mitglied in ASEAN, AFTA, APEC und WTO, in Verhandlung: EU-Indonesien |
* geschätzt
Beschaffung in Indonesien: Deutsche Einfuhren aus Indonesien in Prozent der Importe
Ausfuhrgüter | Prozentualer Anteil |
---|---|
Textilien/Bekleidung | 17,5% |
Schuhe | 13,2% |
Natürliche Öle, Fette, Wachse | 11,1% |
Nahrungsmittel | 9,4% |
Elektronik | 8,4% |
Sonstige | 40,4% |
Die wichtigsten Rohstoffe in Indonesien
Auf Indonesiens Inseln finden sich Kohle, Zink, Zinn, Nickel, Bauxit, Kupfer und Silber im Überfluss. Die nachgewiesenen Goldreserven sind die umfangreichsten der Welt. Allerdings hat die Regierung der Inselrepublik die Ausfuhr von Erzen 2014 verboten.
So will sie Minengesellschaften dazu zwingen, mehr Metallschmelzen zu bauen und aus den Rohstoffen im eigenen Land mehr Wert zu schöpfen. Da kleine Minenbetreiber jedoch nicht genug Eigenkapital haben und kaum an Bankkredite kommen, um Schmelzen zu bauen, hat das Exportverbot bislang lediglich zu einem Einbruch der Umsätze in der indonesischen Bergbauindustrie geführt.
Die Inselrepublik verfügt außerdem über große Holzvorkommen und exportiert Palmöl, Kautschuk, Kakao, Tee, Kaffee und Tabak.
Produktivität, Qualität und Kosten im Beschaffungsland Indonesien
Indonesiens Arbeitskräfte sind wenig produktiv und meist nicht besser ausgebildet als Arbeitskräfte in vielen afrikanischen Ländern. In der Industrie ist deshalb lediglich eine Produktion mit einfacheren und angelernten Tätigkeiten möglich.
Auch die marode Infrastruktur, korrupte Beamte, Protektionismus und eine unberechenbare Wirtschaftspolitik beschränken die Wettbewerbsfähigkeit des Landes. Der landesweite Durchschnittslohn von 160 Euro im Monat entspricht zwar der geringen Produktivität indonesischer Arbeitskräfte, allerdings nur in den dünn besiedelten ländlichen Gebieten Mittel- und Ostjavas sowie Sumatras.
Im Großraum Jakarta sind die Löhne sechsmal höher wie im Rest Javas. Das Bruttoindlandsprodukt pro Kopf beträgt dort 11.000 US-Dollar.
Durchschnittlicher Monatslohn im verarbeitenden Gewerbe: | 160 Euro |
Analphabetenquote: | 6,1% |
Durchschnittliche Dauer des Schulbesuchs: | 7,9 Jahre |
Anteil der Bevölkerung mit sekundärer Schulbildung: | 47,3% |
Anteil der Bevölkerung mit Universitätsabschluss |
24,25% |
Human Development Index: | Platz 113 von 188 |
Global Competitiveness Index: |
Platz 41 von 138 |
Offizielle Arbeitslosenquote 2017: | 5,4% |
Produktivität – Wachstum des Produktionsindex in der Industrie (2016) | 4,8% |
Beschaffung in Indonesien: Infrastruktur und Logistik
Über nichts klagen ausländische Investoren in Indonesien so häufig wie über den schlechten Zustand der Infrastruktur. Berechnungen der Weltbank zufolge betragen die von der indonesischen Wirtschaft jedes Jahr zu schulternden Logistikkosten 27 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Kein Wunder, immerhin lassen sich Waren zwischen den 17.508 Eilanden der Inselrepublik nur per Schiff transportieren. Doch in den Häfen halten korrupte Zoll- und Hafenbeamte die Hand auf, bevor sie Container zur Verschiffung freigeben.
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Glücklicherweise erwirtschaften Unternehmer über 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf den zwei größten Inseln – Java und Sumatra. Hier will die indonesische Regierung in den kommenden zehn Jahren mehr als 26 Milliarden US-Dollar in den Bau einer die beiden Inseln umspannenden 3.700 Kilometer langen Autobahn investieren. Einzelne Abschnitte befinden sich bereits im Bau. Weitere 32 Milliarden US-Dollar will Präsident Joko Widodo bis 2030 für den Neu- und Ausbau von 24 Häfen ausgeben.
Fünf Häfen will Indonesien dabei zu internationalen Transshipment-Hubs ausbauen. Die übrigen 19 sollen zu Drehscheiben für den Verkehr zwischen den indonesischen Inseln erweitert werden. In Jakarta entstehen durch den Ausbau des bestehenden Containerhafens und den Neubau eines Hafens durch japanische Investoren Verladekapazitäten für insgesamt 27 Millionen TEU-Standard-Container. Damit könnte die indonesische Hauptstadt dem zweitgrößten Hafen der Welt im benachbarten Stadtstaat Singapur Konkurrenz machen. Der dortige Containerport schlägt 30 Millionen TEU im Jahr um.
Der Flughafen der Hauptstadt kann da nicht mithalten. Jakartas Soekarno-Hatta Airport belegt im Ranking der größten Flughäfen der Welt lediglich Rang 22.
Wichtigste Seehäfen: | Jakarta, Surabaya, Aceh, Makassar |
Wichtigste Flughäfen: | Jakarta, Surabaya, Denpasar, Makassar, Medan |
Autobahnnetz: | 1.710 Kilometer |
Eisenbahnnetz: | 8.200 Kilometer |
Risiken bei der Beschaffung in Indonesien
Der Großteil der 17.508 indonesischen Inseln liegt genau dort, wo die indisch-australische Erdplatte auf die eurasische Platte stößt. Durch die hohe seismische Aktivität kommt es immer wieder zu Erd- und Seebeben sowie Tsunamis. Auch die zahlreichen Vulkane des Landes sind noch immer aktiv und können jederzeit ausbrechen.
Während der Trockenzeit kommt es besonders auf den Inseln Sumatra und Kalimantan darüberhinaus zu Waldbränden. Der dadurch verursachte gesundheitsschädliche Smog bringt häufig das gesamte öffentliche Leben zum Stillstand.
Das gleiche Ziel verfolgen Anschläge radikal-muslimischer Terroristen. Die indonesischen Sicherheitskräfte gehen zwar entschieden gegen mögliche Terroristen vor. Dennoch können sie Anschläge nicht vollständig verhindern.
Mögliche Risiken im Überblick:
- Erd- und Seebeben
- Vulkanausbrüche
- Tsunamis
- Waldbrände
- Terrorismus
Quellen: gtai, IMF, Auswärtiges Amt, UNESCO, UNDP, WEF, ADB
Bild: Naruedom Yaempongsa/Shutterstock.com (Teaser)
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