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(Bild: Anschlagpunkte - Keller & Kalmbach)

Folgende Annahme: Sie arbeiten in einem Maschinenbauunternehmen und müssen ein neues Produkt zu Ihrem Kunden in Übersee transportieren. Haben Sie sich bereits im Rahmen der Konstruktionsphase mit Anschlagpunkten beschäftigt, wird Ihnen das Bewegen der Last sicher keine Probleme bereiten. Warum es im Einkauf so wichtig ist, bereits im Vorfeld die Experten aus Konstruktion, Produktion, Logistik, Supply-Chain-Management und einen Sicherheitsbeauftragten ins Boot zu holen, ist schnell verdeutlicht. Bei der Wahl des Anschlagpunktes wird der Grundstein für die Sicherheit bei der Bewegung von Lasten gelegt und die Flexibilität beim Transport entscheidend beeinflusst. Die Vermeidung von Sachschäden spielt eine wichtige Rolle. Zudem sorgt eine frühzeitige Auswahl der Anschlagpunkte für Prozesseffizienz, von der Herstellung bis zur Auslieferung an den Kunden. Das Wissen hierzu möchten wir Ihnen in diesem Einkaufsführer vermitteln.

Die richtige Wahl der Anschlagpunkte

Die Hebetechnik im Produktionsbereich wird in drei Bereiche unterteilt: Fördertechnik, Anschlagmittel und Anschlagpunkte. Die Fördertechnik umfasst Krane, Flurförderzeuge und Lastaufnahmemittel. Anschlagmittel kommen als Verbindung der Fördertechnik zur Last zum Einsatz. Diese werden durch die zu bewegende Last und die Möglichkeit, die diese zum Anheben bietet, bestimmt. Anschlagpunkte schließlich bezeichnen diejenigen Hebepunkte an der zu bewegenden Last, die bereits im Rahmen der Konstruktionsphase berücksichtigt werden sollten. Bei der richtigen Wahl der Anschlagpunkte gibt es eine Reihe von Kriterien, die beachtet werden müssen. Um die verschiedenen Arten von Anschlagpunkten zu verstehen, ist es wichtig, die Entwicklung des Produktes zu sehen.

Bild: Anschlagpunkte – Keller & Kalmbach

Vorläufer Ringschrauben mit vielen Unfällen

Jahrzehntelang wurden ausschließlich die Ringschrauben DIN 580/582 zum Heben von Lasten eingesetzt. Bis eine Untersuchung über häufige, tödliche Unfälle und Verletzungen mit schwersten Folgen ergab, dass diese Ereignisse hauptsächlich durch gebro­chene DIN 580-Ringschrauben verursacht wurden. Die Berufsgenossenschaft (BG) Bergbau verbot nach dieser aufrüttelnden Recherche unverzüglich sämtliche DIN 580-Ringschrauben im Untertageeinsatz und forderte für alle zukünftigen Varianten mindestens die 4-fache Sicherheit gegenüber Bruch in der negativsten Zugrichtung. Ringschrauben nach DIN 580 und ähnliche Produkte mit steifer Öse dienen seither nur noch als Montagehilfe, beispielsweise an Motoren und Getrieben.

Drei Güteklassen von Anschlagpunkten

Um den neuen Sicherheitsanforderungen gerecht zu werden, wurden Anschlagpunkte der Güteklasse 8, später dann 10 und 12 entwickelt. Um die Materialeigenschaften zu erreichen, müssen diese vergütet werden. Ab Güteklasse 8 (GK8) wurden die riesigen Nachteile der starren Ringschraube nach DIN 580 endgültig beseitigt – das Aufdrehen der Ringschraube bei seitlicher Belastung. Seit der GK 10-Entwicklung kann bei gleichem Gewindedurchmesser eine bis zu 5-fach höhere Tragfähigkeit angesetzt werden. Oder anders formuliert wird bei gleicher Tragfähigkeit nur ein halb so großer Gewindedurchmesser benötigt. Die neueste Entwicklung sind Anschlagpunkte in Güteklasse 12, die vor allem in extremen Temperaturbereichen noch hohe Tragfähigkeiten aufweisen. Die Tragfähigkeit wird aber nicht nur durch den Werkstoff der Anschlagpunkte bestimmt.

Tragfähigkeit

Anschlagpunkte sind so zu bemessen, dass sie je nach Anbaustellung, Positionierung und eingesetzter Anzahl unterschiedlichen Belastungen standhalten. Als WLL (=Working Load Limit) wird dann die Tragfähigkeit im ungünstigsten Belastungsfall angegeben. Neben der Tragfähigkeit, die in der Bedienungsanleitung eines jeden Anschlagpunktes zu finden ist, werden jedem Anschlagpunkt Prüfzeugnisse beigelegt.

Prüfzeugnisse

Standardmäßig wird für jede Lieferung von Anschlagpunkten ein Werkszeugnis 2.2 nach DIN EN 10204 Abschnitt 3.2 ausgestellt. Zusätzlich werden die Anschlagpunkte mit der Konformitätserklärung nach der Maschinenrichtlinie (2006/42/EG) Anhang II ausgeliefert. Herstellerzeugnisse, zum Beispiel ein 3.1 Zeugnis, können auch ausgestellt werden. Da dies aber nicht vorgeschrieben ist, entstehen hier im Regelfall Zusatzkosten, auch stellt sich die Frage, ob bei so gut kontrollierten und gekennzeichneten Produkten wie Anschlagpunkten dies überhaupt benötigt wird.

Angaben auf dem Anschlagpunkt

Auf dem Anschlagpunkt sind dauerhaft und leicht erkennbar das CE-Zeichen, der Hersteller und die Tragfähigkeit in Kilo (kg) oder Tonne (t) angegeben. Wenn an Anschlagpunkten eine von der Prüf- und Zertifizierungsstelle vergebene Kenn-Nummer des Herstellers in Verbindung mit der Güteklasse in Form eines Prüfstempels eingeprägt ist, bedeutet dies, dass der herstellende Betrieb nach der „Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV)“-Richtlinie GS-OA 15-05 zertifiziert ist und der Artikel ein gültiges BG Prüfzertifikat hat (Richtlinie GS-OA 15-04). Der Betrieb verfügt also über die erforderliche Prüftechnik und geeignete, sachkundige Mitarbeiter, um in der Lage zu sein, für alle Produkte nach den Prüfgrundsätzen der DGUV und den entsprechenden Produktnormen geforderte Prüfungen durchzuführen. Das Unternehmen muss zudem ein zertifiziertes QM-System nach DIN EN ISO 9001:2008 eingeführt haben und eine mindestens fünfjährige Praxis in Produktion und Prüfung von Ketten beziehungsweise Ketteneinzelteilen für Anschlagmittel nachweisen. Mit der Stempelung auf dem Produkt und den Angaben auf dem Prüfzeugnis dokumentiert der Hersteller, dass er die nach den entsprechenden Normen geforderten Fertigungsüberwachungsprüfungen durchgeführt hat, unter anderem Aufbringung der Prüfkraft, losweise Zerreißversuche und Prüfung auf Rissfreiheit. Die DGUV-Zertifizierung bedeutet auch, dass bei Belastung in alle Richtungen, also auch in Richtungen und Stellungen, die der Hersteller in der Betriebsanleitung ausschließt, die Höchstzugkraft von mindestens dem 4-fachen der Tragfähigkeit erreicht wird.

Hersteller oder Händler?

Prinzipiell haben Sie die Möglichkeit, Anschlagpunkte sowohl direkt beim Hersteller als auch in einem Handelshaus anzufragen. Beziehen Sie die Produkte direkt beim Hersteller, kann Ihnen dieser einen Preisvorteil bei sehr hohen Stückzahlen und Abnahmemengen einräumen, den Sie so bei einem Händler selten erreichen können. Zudem erhalten Sie eine detaillierte Beratung zum fir­men­eigenen Produktportfolio. Ein Handelshaus hingegen eröffnet Ihnen Zugang zu allen Innovationen im gesamten Markt und ist herstellerunabhängig. Auch preislich haben Sie in der Regel keinen Nachteil bei der Gesamtkostenbetrachtung, da die eigene Lagerhaltung entfällt und somit eine geringere Kapitalbindung besteht. Händler sind zudem unabhängiger von Produktionsschwankungen. Beachtet man teilweise Lieferzeiten von 3–4 Monaten ab Hersteller, so spielt dieser Punkt eventuell eine Rolle für Ihren Einkauf. Händler setzen zunehmend auf Spezialisten, um ein hohes Niveau bei der Beratung gewährleisten zu können. Auch werden neben dem reinen Produktangebot Logistik­systeme zur Integration von C-Teilen angeboten mit dem Ziel, schlanke Prozesse zu erreichen. So haben Sie die Möglichkeit, ein Logistiksystem für mehrere Produktbereiche zu nutzen und realisieren durch die Bündelung enorme Einsparpotenziale. Auch für spezielle Anforderungen kann sich der Gang zum Händler lohnen, da aus einem vorhandenen Lieferantenportfolio die Auswahl gemäß spezifischer Anforderungen und somit zielgerichtet erfolgen kann.

Anschlagpunkte und Industrie 4.0

Anschlagmittel wie Anschlagpunkte an Maschinenteilen aller Art, die beim täglichen Drehen und Wenden harten Anforderungen ausgesetzt sind, unterliegen verschiedenen Richtlinien. Sie müssen regelmäßig überprüft, die Prüfung protokolliert und dokumentiert werden. Dieser Prozess ist sehr zeitaufwändig, betrachtet man die häufig konventionelle Vorgehensweise mit Karteiblättern oder Excel-Tabellen. Die für die Industrie 4.0 notwendige Automatisierungstechnik soll auch durch die Einführung von Verfahren der Selbstoptimierung und Selbstdiagnose intelligenter werden und die Mitarbeiter bei ihrer zunehmend komplexen Arbeit besser unterstützen. Auf Radiowellen basierte RFID-Technologien (= radio-frequency identification) ermöglichen mittlerweile, prüfpflichtige Arbeitsmittel mit speziellen Transpondern zu versehen, um über eine cloudbasierte Prüfmanagement-Software die Informationen der Bauteile ohne Medienbruch zu übertragen. So kann die Inspektion und Dokumentation papierlos hinterlegt werden. Sämt­liche fertigungsrelevanten Daten des jeweiligen Arbeitsmittels, inklu­sive der einzelnen Prüfkriterien mit Prüfzeugnis und Konformitätserklärung, können abgerufen werden. Eine Erinnerungsfunktion per E-Mail erleichtert dem verantwortlichen Prüfer die Überwachung seiner Aufgaben.

Autoren: Dominik von Gaessler, Keller & Kalmbach GmbH, und Kathrin Irmer

 


Checkliste für den Einkauf von Anschlagpunkten

 

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Muss ein bestimmter Hersteller bzw. eine vordefinierte Marke verwendet werden, z.B. aufgrund von internen Richtlinien?

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Wie viele Anschlagpunkte werden pro Bauteil benötigt?

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Welche Tragfähigkeit muss der Anschlagpunkt (AP) mindestens haben und in welcher Belastungsrichtung (vgl. Tragfähigkeitstabelle)?

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Gibt es Konstruktionsmaße, die zu beachten sind (z.B. AP wird in Bohrung versenkt)?

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Braucht es eine Zulassung von der DGUV (wenn ja, Angabe des Herstellers oder der Bauteilzulassung)?

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Welche Zeugnisse werden benötigt?


Drei Fragen an Wolfgang Reinecke, Heinrich De Fries GmbH

In welchen Mengen kaufen Sie Anschlagpunkte und für welche Transporte benötigen Sie diese?

Als eines der führenden Unternehmen der Fördertechnik, besonders von individuellen Schwerlastanlagen, benötigen wir Anschlagpunkte vor allem für den Transport zum Kunden beziehungsweise Einsatzort. Je nach Auftragslage, Größe der Bestelllungen beziehungsweise Varianten unserer Anlagen beziehen wir 250–500 Anschlagpunkte im Jahr.

Arbeiten Sie bei der Erstellung der Anforderungen eng mit der Konstruktion zusammen?

Ohne die Konstruktion geht bei uns nichts. Um einen möglichst reibungslosen Prozess von der Herstellung der Anlagen bis zur Montage beim Kunden zu gewährleisten, ist eine Integration aller Beteiligten von Anfang an unerlässlich. Die Konstruktion entscheidet letztendlich immer, welche Möglichkeit des Anhebens machbar ist, da sie die Verantwortung für die Stabilität trägt.

Kaufen Sie über Hersteller oder Händler?

Wir kaufen Anschlagpunkte ausschließlich über den gut sortierten, technischen Fachhandel. Dabei ist es für uns besonders wichtig, dass unser Partner alle Produkte kurzfristig zur Verfügung hat und uns regelmäßig über technische Neuheiten sowie über Einsparungspotenziale informiert. Die automatische Bestellung und Belieferung über Logistiklösungen ist ein zusätzlicher, sehr wichtiger Service, den ein kompetenter technischer Händler anbieten muss. Diese Zusammenarbeit gibt uns die Möglichkeit, administrative Aufgaben abzugeben und unsere Konzentration auf das Wesentliche zu richten.


Einkaufsführer in Zusammenarbeit mit Keller & Kalmbach:

Keller & Kalmbach gehört zu den führenden Großhandelsunternehmen für Verbindungs- und Befestigungstechnik. Abgerundet wird das Portfolio durch ein umfassendes MRO-Artikelprogramm sowie Anschlagpunkte im Bereich der Hebetechnik. Mit innovativen Logistikkonzepten bietet das Unternehmen zudem maßgeschneiderte Lösungen für ein effizientes Management von C-Teilen. Anwendungstechnische Beratung und ein hohes Qualitätsniveau machen Keller & Kalmbach zu einem zuverlässigen Partner.

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