Chipherstellung

Technologisches Verfahren zum Löten und Montieren von Chipkomponenten auf Leiterplatten. (Bild: viewfinder-stock.adobe.com)

Es gibt zwei Katastrophen im Leben eines Einkäufers:  #1 Der Kaffee ist alle. #2 Eine benötigte Komponente wird nicht mehr hergestellt.

Während der Kaffee-Notstand in der Regel leicht beseitig ist, kann eine fehlende Elektronik-Komponente erhebliche Einbußen für ein Unternehmen bedeuten. Auch wenn die Hauptsorge meistens den Prozessoren gilt, sind die Speicherkomponenten nicht weniger wichtig. Schließlich kommt nahezu kein elektronisches Gerät ohne eine Form von Speicher-Technologien aus.

Die aktuellen Lieferengpässe bei Speicher-Chips entspannen sich langsam wieder und da kommt die nächste Hiobsbotschaft: Einige Hersteller kündigen Komponenten ab, die besonders im industriellen Umfeld beliebt sind, wie beispielsweise eMMCs (embedded Multi Media Cards). Ist die Liste der Vorbestellungen entsprechend lang, kann es sein, dass Einkäufer nicht einmal mehr die Gelegenheit zu einer letztmaligen Bevorratung haben.

Damit guter Rat nicht teuer wird, hilft eine vorausschauende Planung anhand der folgenden Punkte:

1. Das Gleiche ist nicht Dasselbe

DRAM Speicher sind 55 Jahre alt, SRAM und NAND Flash-Speicher gibt es seit 35 Jahren. Auch wenn es neuere Generationen dieser Technologien gibt, werden sie nach wie vor eingesetzt. Die Technologien haben sich kontinuierlich weiterentwickelt, funktionieren aber nach wie vor nach dem gleichen Prinzip. Das zeigt sich auch in den Datenblättern der verschiedenen Hersteller – ihre Produkte unterscheiden sich nur in Nuancen. Bei der falschen Wahl können diese aber massive Auswirkungen haben. Für einen Spezialdistributor wie Memphis Electronic sind Speicherchips weit mehr als nur Teilenummer. Es sind spezifische Produkte mit bestimmten Stärken, Timing-Werten und Pin-Belegungen. Daher können die Mitarbeiter echten technischen Support liefern und objektiv Komponenten empfehlen, die genau den Anforderungen des jeweiligen Designs entsprechen. Schließlich gibt es mehr als die 5-6 Speicherhersteller, die ein Entwickler typischerweise kennt.

2. Zuverlässige Lieferung

Hardware-Entwickler folgen bei der Wahl des Speichers sehr häufig der Empfehlung von Prozessor-Herstellern. Doch diese Empfehlungen gelten in der Regel für Standardanwendungen im Konsumgüterumfeld und berücksichtigen erfahrungsgemäß nur Produkte der großen Speicherhersteller. Diese bringen in relativ kurzen Intervallen neue Produkte auf den Markt. Industriekunden nehmen aber vergleichsweise nur geringe Mengen ab und haben gerade in Zeiten von Allokationen schlechte Karten, denn da werden große Bestellungen priorisiert. Gerade bei einer langfristigen Zusammenarbeit lohnt es sich die Kräfteverhältnisse zu berücksichtigen und einen Lieferanten zu wählen, bei dem der eigene Auftrag nicht nur „Peanuts“ ist.

3. Langfristige Verfügbarkeit

Speicherherstellern schaffen immer schnellere Innovationssprünge, die mit höheren Preisen finanziert werden. Diese Bausteine sind daher für die meisten Industrie-Anwendungen uninteressant. Sie greifen zu älteren, bewährten Generationen. Doch mit jeder neuen Produktgeneration, werden unwirtschaftliche ältere Technologien ausgemustert, um Kapazitäten für neue Entwicklungen freizumachen. Diese Information ist in keinem Datenblatt ersichtlich. Spezialdistributoren erhalten Einblick in die Roadmaps der Hersteller und können Anhand dieser Informationen und der langjährigen Erfahrung in der Zusammenarbeit mit den Speicherherstellern genauere Einschätzungen abgeben, ob eine Komponente auch über die benötigte Lebensdauer des Board-Designs erhältlich sein wird. Doch auch wenn eine langfristige Verfügbarkeit gegeben ist, gilt die Devise: Vertrauen ist gut, ein Plan B ist besser.

4. Verfügbare Alternativen

Die letzten beiden Jahre haben gezeigt, dass das Unerwartete durchaus eintreffen kann. Daher empfehlen Speicherspezialisten, sich bei der Wahl der Speicher-Komponente oder des -Moduls nicht von nur einem Anbieter abhängig zu machen. Das gilt sowohl für Nischentechnologien, die noch nicht weit verbreitet sind als auch für Legacy-Technologien wie beispielsweise SRAM oder DDR1. Wenn es kompatible Speicherlösungen von mehreren Herstellern gibt, können Einkäufer bei dauerhaft schlechten Lieferzeiten oder Abkündigungen gegebenenfalls auf Alternativen umschwenken.  Aber auch Alternativen wollen geplant werden.

5. Aufwand und Nutzen

Es gibt einige Bereiche der Elektronik, in denen neue Designs einer strengen Qualifizierung unterliegen, um Fehlfunktionen auszuschließen und eine dauerhaften Qualitätssicherung zu gewährleisten. Gerade in der Medizintechnik oder in Automotive-Umfeld sind diese Qualifizierungen sehr aufwändig und kostenintensiv. Daher empfehlen Speicherspezialisten bei kritischen Applikationen gleich zwei bis drei unterschiedliche Speicheralternativen für kritische Designs zu qualifizieren. Ist ein Speicher nicht mehr lieferbar, kann das Produkt problemlos mit den Alternativen weiter produziert werden.

6. Die optimale Bevorratung

Die meisten produzierenden Unternehmen haben in den letzten Jahren eine eigene Teilelagerung aufgegeben, da diese zu viele Ressourcen bindet. In Zeiten von massiven Lieferengpässen, die laut Experten auch noch bis 2023 oder 2024 anhalten können, ist das für viele Hersteller eine schwierige Situation. Eine Lösung bieten Distributoren mit einer eigenen Lagerhaltung in der Region. Mit langfristigen Rahmenverträgen kann bei kritischen Anwendungen der Bedarf für ein ganzes Jahr oder mehr bevorratet werden. Bei weniger kritischen Produkten können kürzere Zeitspannen definiert werden, die einen Engpass beispielsweise bei einer Produktabkündigung abfedern bis beispielsweise eine passende Alternative gefunden oder geliefert werden kann.

7. Vorrausschauende Planung

Der Speichermarkt ist besonders volatil und auch wenn Abkündigungen oder Obsoleszenzen nicht unbedingt jedes Produkt treffen, wird früher oder später jeder Anwender damit konfrontiert. Daher ist es ratsam, sich gleich von Anfang an beim Design und der Qualifizierung so viele Optionen wie möglich offen zu halten.

Die Informationen in den Datenblättern greifen oft zu kurz und den Preis als alleiniges Kriterium anzulegen, ist verführerisch, aber kurzsichtig. Informationen zur Lieferbarkeit und Langlebigkeit des Bauteils sowie darüber, ob es baugleiche Produkte anderer Hersteller gibt, sind mindestens ebenso wichtig. Die umfassende Marktkenntnis von Spezialdistributoren ist dabei eine wertvolle Hilfe.

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