Das Corona-Virus scheint sein erstes Opfer gefunden zu haben: Der französische Automobilzulieferer Novares hat einen Insolvenzantrag gestellt. Das französische Unternehmen mit Sitz in Nanterre bei Paris beliefert Autohersteller mit Plastikkomponenten für ihre Fahrzeuge, etwa Armaturentafeln und Innenraumteilen aus Kunststoff.
Nach eigenen Angaben hat Novares im vergangenen Jahr einen Umsatz von 1,5 Milliarden Euro erzielt und rund 90.000 Tonnen Plastik in seinen 45 Produktionsstandorten in 23 Ländern verarbeitet. 40 Werke davon sind aufgrund der Corona-Pandemie derzeit geschlossen. Auch in Deutschland hat der Zulieferer einen Standort in Löhne. Dort werden vor allem Lüftungen und Zierleisten gefertigt. Weltweit beschäftigt Novares etwa 12.000 Mitarbeiter.
Noch 2019 Unternehmenskauf in den USA
Erst im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen den US-amerikanischen Kunststoffexperten Miniature Precision Components übernommen. MPC produziert Kunststoffkomponenten für die Automobilindustrie, unter anderem integrierte Module für Antriebssysteme. Das Unternehmen hat seine Zentrale in Walworth im US-Bundesstaat Wisconsin und verfügt über fünf Produktionsstandorte in den USA und ein Werk in Mexiko mit insgesamt knapp 1.600 Mitarbeitern. Zu seinen Kunden gehören Ford, General Motors, FCA, Nissan und Toyota. 2018 setzte MPC laut Novares rund 265 Millionen US-Dollar um.
Wie Kunststoffweb berichtet, hatte das Handelsgericht in Nanterre bei Paris den Fall bereits am 30. April eröffnet und eine Frist für Übernahme- oder Einstiegsangebote von Investoren bis Mitte Mai gesetzt. Unternehmensleiter Pierre Boulet schätzt den Kapitalbedarf auf ungefähr 115 Millionen Euro. Mehrheitlich gehören die Franzosen zu der Beteiligungsgesellschaft Equistone Partners Europe.
Sieben Interessenten für Novares
Wie mehrere Medien berichten, haben sich bis dato sieben Kandidaten beim Handelsgericht Nanterre für eine Übernahme des unter Gläubigerschutz stehenden Automobilzulieferers gemeldet. Zu den möglichen Investoren gehören nach französischen Medienberichten
- Apollo (Beteiligungsgesellschaft),
- Atlas (Beteiligungsgesellschaft),
- Quantum (Beteiligungsgesellschaft),
- OpenGate (Beteiligungsgesellschaft),
- Samvardhana Motherson (Noida, Uttar Pradesh / Indien).
Auch der französische Konkurrent Akwel gehört zu den Interessenten, hat aber bereits klar gemacht, dass er in der kurzen Zeit, die Forderungen der Behörden nicht erfüllen kann. Man wolle aber im Gespräch bleiben.
Zudem schossen die beiden größten Anteilseigner von Novares – der Investmentfonds Equistone und der staatliche französische Investmentfonds Bpifrance – 45 Millionen Euro Kapital zu. Damit sollen zunächst 13 der 19 europäischen Werke wieder in Betrieb genommen werden.