Ein volles Metalllager

Angesichts der längeren Rohstoffknappheit, sind volle Lager Gold wert. (Bild: seezer66 - stock.adobe.com)

Die Rohstoffknappheit in deutschen Industriebetrieben dürfte noch längere Zeit anhalten. Das hat der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) in einer Befragung seiner Mitglieder herausgefunden.

Danach erwarten mehr als 60 Prozent der befragten Einkäufer keine Entspannung in den aktuell knappen und hochpreisigen Rohstoffmärkten. 35 Prozent rechnen damit, dass sich die Lage binnen eines halben Jahres normalisieren könnte, die Mehrheit von 62 Prozent rechnet jedoch damit dass die Rohstoffknappheit ein bis zwei Jahre andauern könnte. Drei Prozent gehen sogar von mehr als drei Jahren aus.

Die industriellen Einkäufer müssten sich deshalb auf die Sicherstellung der Versorgung in ihren Unternehmen konzentrieren, so Gundula Ullah, Vorstandsvorsitzende des BME. Belastbare Forecasts sind hierfür nach BME-Einschätzung eine Kernvoraussetzung.

Daher werde für die meisten Unternehmen die Planungsphase für 2022 entscheidend sein. Sie wird darüber entscheiden, mit welchen verfügbaren Materialien Unternehmen rechnen können - und damit auch, wie erfolgreich sie aus der Corona-Krise hervorgehen.

Hier sind die Engpässe am gravierendsten

Der Erhebung zufolge macht sich die anhaltende Rohstoff-Knappheit vor allem bei Stahl, Halbleitern und Kunststoffen negativ bemerkbar. Damit sind fast alle Unternehmen – quer durch alle Branchen – direkt oder indirekt von den Engpässen betroffen.

Aber auch Container (12 Prozent) und Holz (12 Prozent) stehen auf der Liste der knappen Güter. Weniger stark sind Chemikalien (5 Prozent) und Metalle/Seltene Erden (5 Prozent) betroffen.

Auch bei Land-Transporten ist die Verfügbarkeit recht gut. Nur drei Prozent der Befragten klagen hier über Versorgungsprobleme. Allerdings erwartet der BME einen Bullwhip-Effekt, also Nachfrageschwankungen entlang mehrstufiger Lieferketten, sollte sich die Rohstoffverfügbarkeit wieder entspannen.

Nachhaltigkeit und Lieferkettengesetz auf der Agenda

Über 50 Prozent der befragten BME-Mitglieder erwarten zudem, dass das Thema „Nachhaltigkeit“ nach der Bundestagswahl weniger relevant wird als während des Wahlkampfs. Wobei immer noch mehr als ein Drittel (35 Prozent) nachhaltige Themen auch nach der Wahl weiterhin hoch priorisieren würden.

Den Einfluss auf ihre aktuelle Tätigkeit schätzen die befragten Einkäufer und Logistiker mehrheitlich als "mittel" ein (53 Prozent). Für ein Viertel ist er sogar "hoch". Ullah: „Hierauf muss sich der Einkauf vorbereiten.“

Bezüglich des Lieferkettengesetzes rechnen viele Befragte damit, dass sich die unternehmerischen Sorgfaltspflichten künftig stärker auf ihre Tätigkeiten auswirken wird. Das Thema betrifft aktuell nur etwa 53 Prozent der Befragten mittel bis hoch. Auf die zukünftigen Tätigkeiten wird das Lieferkettengesetz jedoch für fast 80 Prozent Auswirkungen haben.

Wichtig für die Befragten ist ebenfalls ein zukünftig EU-weit harmonisierter Ansatz des Lieferkettengesetzes. Fast 90 Prozent der Teilnehmer befürworten einen europaweiten Ansatz. Damit ließen sich Bürokratie und Aufwände zur Einhaltung der gesetzlichen Regelungen in einem überschaubaren Ausmaß halten. Nach Einschätzung der BME-Vorstandsvorsitzenden ist hier die Politik gefragt. Diese müsste unternehmensorientierte Lösungen anbieten.

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