Italiens Wirtschaft ist 2017 um 1,5 Prozent gewachsen. Das ist zwar der größte Zuwachs seit 2007. Dennoch muss sich die zweitgrößte Industrienation der EU damit allen anderen Mitgliedsstaaten der Gemeinschaft geschlagen geben. Selbst in Griechenland läuft die Wirtschaft besser. Die Republik erwirtschaftet daher heute noch immer weniger als zu Beginn der globalen Finanzkrise vor elf Jahren. Daran wird sich wohl auch im laufenden Jahr nichts ändern: 2018 soll die italienische Wirtschaft nur um 1,3 Prozent zulegen.
Schuld an der Misere sind die alles lähmende italienische Bürokratie, das miserable Bildungswesen sowie die politische Instabilität und der überbordende Schuldenberg des Landes. Italien steht bei Banken, Investoren und Anlegern mit insgesamt 131,6 Prozent der Wirtschaftsleistung eines Jahres in den Miesen. Das ist der vierthöchste Schuldenberg der Welt. Die Zinslast dafür beläuft sich jedes Jahr auf 70 Milliarden Euro – Geld, das fehlt, um die Infrastruktur auszubauen oder das Bildungswesen zu modernisieren. Außerdem sind die gewaltigen Finanzierungskosten eine Zeitbombe, die hochgehen könnte, sobald die Europäische Zentralbank die Leitzinsen wie angekündigt ab 2019 wieder erhöht.
Wirtschaftliche Fakten zur Beschaffung in Italien
Offizieller Name | Repubblica Italiana, Italienische Republik |
Hauptstadt | Rom |
Amtssprache | Italienisch, regional auch Ladinisch, Deutsch, Französisch, Slowenisch |
Bevölkerung | 60,5 Millionen |
Bruttoinlandsprodukt 2017 | 1.701 Milliarden US-Dollar |
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf | 28.086 Euro |
Wirtschaftswachstum 2016/2017/2018* | 1,5% /1,3% / 1,0% |
Inflationsrate 2017 / 2018* | 1,4% / 1,2% |
Importe 2016 | 365,6 Mrd. Euro |
Exporte 2016 | 417,1 Mrd. Euro |
Freihandelsabkommen | EU-Mitglied |
* geschätzt
Beschaffung in Italien: Die wichtigsten Ausfuhrgüter
Trotz des schwachen Wachstums der italienischen Wirtschaft ist vor allem der Norden des Landes bei deutschen Einkäufern eine beliebte Beschaffungsregion. Über gut ausgebaute Auto- und Eisenbahnverbindungen sind die Lombardei, das Veneto und die Po-Ebene von Deutschland aus schnell zu erreichen.
Italienische Zulieferer arbeiten meist schnell und zuverlässig und halten sich an Termine. Außerdem ist das Land der fünftgrößte Maschinenproduzent der Welt. Ganze 15 Prozent der italienischen Wirtschaftsleistung entstehen im Maschinenbau.
Zwischen Mailand, Genua und Turin finden Einkäufer aber auch in der Textil- und Stahl- sowie chemischen Industrie Zulieferer. Italiens Chemiebranche ist die drittgrößte der EU nach Deutschland und Frankreich.
Deutsche Importe aus Italien 2016 | 51,7 Mrd. Euro |
Deutsche Exporte nach Italien 2016 | 61,3 Mrd. Euro |
Deutsche Einfuhren aus Italien nach Warengruppen (in Prozent der gesamten Importe aus Italien) | · Maschinen (14,2%) · Kfz- und Teile (11,1%) · Nahrungsmittel (9,1%) · Eisen und Stahl (5,4%) · Arzneimittel (4,9%) · Sonstige (55,3%) |
Einkauf in Italien: Die wichtigsten Rohstoffe
Als Rohstofflieferant spielt Italien eine untergeordnete Rolle. Nennenswert ist lediglich der Marmorabbau. In durch Vulkanismus geprägten Regionen der Apenninhalbinsel findet sich außerdem Schwefel. In Regionen der italienischen Alpen wie den Dolomiten gibt es auch Natursteine wie Porphyr.
Rohstoffe in Südkorea im Überblick:
- Erdgas
- Rohöl
- Pyrit/Schwefel
- Feldspat
- Flussspat
- Bims
- Asbest, Marmor
- Pottasche
- Quecksilber
Produktivität, Qualität und Kosten im Beschaffungsland Italien
Die Produktivität italienischer Betriebe ist in den vergangenen sechs Jahren so gut wie nicht gewachsen. Das Land hat dadurch gegenüber anderen EU-Mitgliedern effektiv an Wettbewerbsfähigkeit verloren. Lag die Produktivität auf der Apenninhalbinsel 1970 noch lediglich zehn Prozent unter dem Durchschnitt Deutschlands, Frankreichs und Spaniens, so beträgt der Abstand heute 25 Prozent. Im Süden der Republik ist der Rückstand sogar noch größer. Dort bringen es Betriebe lediglich auf 40 Prozent der Produktivität von Unternehmen im Norden Italiens.
Verursacht hat das Problem der italienische Staat durch Korruption, seine Unfähigkeit, die Schattenwirtschaft einzudämmen, und vor allem die überbordende Bürokratie. Sie ist schuld daran, dass Italien im Ease-of-Doing-Business-Index der Weltbank auf dem 45. Platz hinter Weißrussland, Kasachstan und Armenien landet. Außerdem verhindern Italiens Staatsdiener durch ihre Vorgaben an Unternehmen, dass Firmen über eine bestimmte Schwelle hinaus wachsen.
Die Wirtschaft des Landes beherrschen deshalb unzählige Klein- und Kleinstunternehmen. Über 95 Prozent aller italienischen Firmen beschäftigen weniger als zehn Angestellte. Zugleich befinden sich 86 Prozent aller italienischen Unternehmen im Familieneigentum und werden von Familienmitgliedern geführt.
Firmen, die sich sowohl im Familienbesitz wie im Management der Familie befinden, tendieren jedoch zu geringerer Produktivität und niedrigeren Gewinnen. Das hat die betriebswirtschaftliche Forschung bewiesen. Außerdem sind sie anfälliger für Insolvenzen, investieren zurückhaltender in Forschung und Entwicklung sowie Innovationen.
In Italien setzen auch die hohen Lohnnebenkosten der Wettbewerbsfähigkeit dieser Unternehmen Grenzen. Aufgrund der Abgabenlast liegen die Arbeitskosten pro Stunde mit 28,1 Euro in Italien nur geringfügig unter den 32,2 Euro, die eine Arbeitsstunde in Deutschland kostet. In Italien rechtfertigt die Qualität der geleisteten Arbeit die hohen Kosten jedoch nicht immer. Während das Land zwar viele junge Akademiker ausbildet und italienische Ingenieure zielorientiert und kreativ arbeiten, fehlt es an gutausgebildeten Facharbeitern und Technikern.
Durchschnittlicher Monatslohn | 2.136 Euro |
Analphabetenquote | 1% |
Durchschnittliche Dauer des Schulbesuchs | 10,9 Jahre |
Anteil der Bevölkerung mit sekundärer Schulbildung | 82,3% |
Anteil der Bevölkerung mit Universitätsabschluss | 25,3% |
Human Development Index | Platz 26 von 188 |
Global Competitiveness Index | Platz 44 von 138 |
Offizielle Arbeitslosenquote 2017 | 11,3% |
Arbeitsproduktivität im EU-Vergleich (Durchschnitt der EU-28 = 100; Deutschland = 105,1) | 1% |
Beschaffung in Italien: Infrastruktur und Logistik
Der größte Hafen der Apenninhalbinsel, Gioia Tauro in Kalabrien, schlug 2016 knapp drei Millionen Standardcontainer (TEU) um. Damit landete er im innereuropäischen Vergleich auf Platz zehn. Italiens zweitgrößter Hafen, Genua, belegte mit einem Umschlag von 2,3 Millionen TEU Rang zwölf. Der größte Flughafen des Landes in Rom landet im innereuropäischen Ranking auf Platz zehn nach München und London, Gatwick.
Das italienische Eisenbahnnetz ist mit gut 20.000 Kilometern zwar nicht mal halb so lang wie das deutsche. Allerdings investiert die Republik trotz der hohen Staatsschulden mehr in ihr Streckennetz. Während Deutschland pro Einwohner nur 56 Euro für den Eisenbahnverkehr ausgibt, lässt sich Italien die Pflege und Erweiterung seiner Schienenstränge mit 72 Euro immerhin knapp 30 Prozent mehr kosten. Weit geschlagen geben muss sich dagegen das italienische Autobahnnetz. Mit gut 6.600 Kilometern ist es nur etwa halb so groß wie das deutsche.
Wichtigste Seehäfen | Gioia Tauro, Genua, Triest, Civitavecchia |
Wichtigste Flughäfen | Rom, Mailand, Bergamo, Venedig |
Autobahnnetz | 6.621 Kilometer |
Eisenbahnnetz | 20.255 Kilometer |
Risiken bei der Beschaffung in Italien
Italien liegt in einer seismisch sehr aktiven Zone. Daher bebt vor allem im Apennin immer wieder die Erde. Im Sommer kann es außerdem zu Busch- und Waldbränden kommen.
Quellen: gtai, Auswärtiges Amt, UNESCO, UNDP, WEF, Eurostat
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Autor: Gerd Meyring
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