
1. Preis: Schrägsitzventil „Typ 2000“ (Einsatz: Dampfanwendungen z.B. in der Textilindustrie)
Links Original: Bürkert Werke GmbH & Co. KG, Ingelfingen, Deutschland
Rechts Plagiat: Ningbo ACME Industrial Automation Co., Ltd., Ningbo, VR China
Der Nachahmer hat ein ganzes Produktprogramm kopiert. Er verletzt die international registrierte Bildmarke (4 Streifen) und das u.a. in China eingetragene Design. Bei der 1:1 Kopie des Ventils wurden alle Bürkert-typischen Designelemente, wie z.B. die Rahmen um die Zahlen beim Messingventilgehäuse, übernommen, so dass Verwechslungsgefahr besteht.

2. Preis - Spielzeugbagger „Liebherr Radlader“
Links Original: BRUDER Spielwaren GmbH + Co. KG, Fürth, Deutschland
Rechts Plagiat: Hersteller: Hengheng Toys Factory, Shantou, VR China
Vertrieb: Der deutsche Vertreiber des Plagiats hat eine Unterlassungserklärung unterschrieben und Schadenersatz gezahlt
Das Plagiat ist kleiner als das Original - Design, Technik und Proportionen wurden aber 1:1 übernommen. Die billigen Materialen (Gehäuse, Räder…) und die schlechte Verarbeitung (instabil, lose Kleinteile) spiegeln die minderwertige Qualität wider.

3. Preis - Gusseiserner Bräter „Staub Cocotte“
Links Original: ZWILLING J.A. Henckels AG, Solingen, Deutschland
Rechts Plagiat: Hersteller: Zhejiang Keland Electric Appliance Co., Ltd., Zhejiang, VR China
Vertrieb: diverse deutsche und europäische Händler haben strafbewehrte Unterlassungserklärungen abgegeben
Der Nachahmer hat alle charakteristischen Gestaltungsmerkmale des Originals 1:1 übernommen; allerdings ist das Plagiat nicht aus hochwertigem Gusseisen, sondern aus billigem Aluminium und kostet auch nur ein Zehntel des Originals. Dem Original-Bräter wurde wettbewerbliche Eigenart zuerkannt.

Auszeichnung - Busch-Präsenzmelder KNX
Links Original: Busch-Jaeger Elektro GmbH, Lüdenscheid, Deutschland
Rechts Plagiat: Hefei Ecolite Software Co., Ltd., Hefei, VR China
Design und Funktion wurden plump 1:1 kopiert, allerdings ist das Plagiat leistungsschwächer und hat einen kleineren Erfassungsbereich. Busch-Jaeger hat das Design u.a. in der EU und auch in China schützen lassen.

Auszeichnung - Handbrause „Croma Select S Multi“
Links Original: Hansgrohe SE, Schiltach, Deutschland
Mitte Fälschung: Cixi City Changhe Ainuohua Sanitary Ware Factory, Zhejiang, VR China
Rechts Plagiat: Cixi City Changhe Yihao Sanitary Factory, Zhejiang, VR China
Beide Nachahmer verletzen Designrechte von Hansgrohe in China. Für die Fälschung (Mitte) wird sogar „hansgrohe“ in chinesischen Schriftzeichen verwendet, wofür Markenrechte bestehen. Das Plagiat (rechts) wird über WeChat angeboten. Die Kopien kosten umgerechnet Euro 0,85 / 0,89 und sind entsprechend minderwertig in Material und Produktqualität.

Auszeichnung - Elektrische Kühlmittelpumpe „CWA 200“
Links Original: MS Motorservice International GmbH, Neuenstadt, Deutschland
Rechts Plagiat: Zhejiang Hongchen Auto Parts Co Manufacturing Co., Ltd., Zhejiang, VR China
Rheinmetall Automotive, zu der auch der Ersatzteilspezialist Motorservice gehört, hat den Plagiator in Deutschland erfolgreich wegen Patentverletzung und sklavischer Nachahmung verklagt. Untersuchungen haben ergeben, dass das Plagiat leistungsschwach und die Elektronik mangelhaft ist. Fällt die Pumpe aus, so überhitzt der Motor und es kann zu schwerwiegenden Folgeschäden kommen.

Auszeichnung - Fahrradkorb „Bikebasket“
Links Original: Reisenthel Accessoires GmbH & Co. KG, Gilching, Deutschland
Rechts Plagiat: Chinesische Fahrrad-Fabrik aus Hebei, VR China
Der Gesamteindruck von Original und Plagiat ist identisch, allerdings ist das Plagiat in Bezug auf Materialien und Verarbeitung minderwertig. Der deutsche Vertreiber des Plagiats hat eine Unterlassungserklärung unterschrieben.

Auszeichnung - Lenker Adapter „KLICKfix“
Links Original: Rixen & Kaul GmbH, Solingen, Deutschland
Rechts Plagiat: Hersteller: Tianjin Jiawei Hongfa Plastic Mold Co., Ltd., Tianjin, VR China
Vertrieb: u.a. über einen italienischen Hersteller von Fahrradkörben
Design, Funktion und Farben wurden 1:1 übernommen, so dass bewusste Verwechslungsgefahr mit dem Original besteht. Allerdings ist das Plagiat in Bezug auf Materialien und Verarbeitung extrem billig. Die italienische Firma bestreitet den Vertrieb des Plagiats trotz eindeutiger Beweise.

Auszeichnung - Silikonförmchen „ECLIPSE“ (für Lebensmittel)
Links Original: SILIKOMART S.r.l., Mellaredo di Pianiga, Italien
Rechts Plagiat: Hersteller: unbekannt, VR China
Das Produktdesign wurde 1:1 kopiert. Ebenso (nahezu) identisch - und damit irreführend - sind Verpackungsdesign, Firmenname und Produktname. Das minderwertige Silikon ist höchst wahrscheinlich nie ordnungsgemäß getempert (wärmebehandelt) worden, was aber vorgeschrieben ist für Produkte, die in Kontakt mit Lebensmitteln kommen.

„Hyänen-Preis“ - Bewegungsmelder „IS 1“
Mitte Originale: Steinel GmbH, Herzebrock-Clarholz, Deutschland
Außen Plagiate: Herstellung: Diverse chinesische Firmen
Vertrieb: 1-4 in Polen, 5-7 in Deutschland, 8-9 in Ungarn, 10-11 in Spanien, 12 in Dänemark, 13 in Großbritannien, 14 in Litauen, 15 in Niederlande, 16 in Österreich, 17 in Portugal, 18 in Tschechien, 19 in der Türkei
Der Steinel-Bewegungsmelder IS 1 kam 2006 auf den Markt. Diverse chinesische Hersteller kopieren 1:1 das erfolgreiche (nicht technisch bedingte) Design, teils in billigster Qualität. Einer hat ein EU-Design für sein Plagiat eingetragen; dieses wurde gelöscht. Vertrieben werden die 19 gezeigten Plagiate in 12 europäischen Ländern; manche konnten wegen unlauteren Wettbewerbs aus dem Verkehr gezogen werden. Herausfordernd ist hier die schiere Masse der Nachahmungen.
Globalisierung, digitale Kommunikation, das Internet und leichtgläubige (Online-) Schnäppchenjäger begünstigen die explosionsartige Ausbreitung von Produkt- und Markenpiraterie. Der vom Designer Prof. Rido Busse ins Leben gerufene Negativ-Preis „Plagiarius“ wurde zum 43. Mal verliehen. Bereits seit 1977 vergibt die Aktion Plagiarius e.V. den gefürchteten Schmäh-Preis an Hersteller und Händler besonders dreister Plagiate und Fälschungen.
Ziel ist, die plumpen und skrupellosen Geschäftspraktiken von Produkt- und Markenpiraten ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und Industrie, Politik und Verbraucher für die Problematik zu sensibilisieren. Gleichzeitig hebt der Verein die Wichtigkeit und Wirksamkeit von gewerblichen Schutzrechten hervor. Und er steigert bei Konsumenten die Wertschätzung für kreative Leistungen, indem er ihnen vor Augen führt, dass die Entwicklung eines Produktes von der ersten Idee bis zur Marktreife viel Zeit, Geld, Know-how und Innovationskraft kostet.
Dafür steht auch die Trophäe des Negativ-Preises: Ein schwarzer Zwerg mit goldener Nase – Symbol für die immensen Profite, die ideenlose Nachahmer sprichwörtlich auf Kosten von Kreativen und der Industrie erwirtschaften.
Der Schein trügt: Sicherheitsrisiken bei Plagiaten hoch, aber nicht immer sichtbar
Original und Plagiat sind nur auf den ersten Blick täuschend ähnlich. Gleiches Aussehen bedeutet keineswegs zwangsläufig die gleiche Qualität, Leistungsfähigkeit und vor allem Sicherheit. Dieser Illusion sollten sich Verbraucher nicht blauäugig hingeben. Weder aus Unwissenheit, noch aus fehlendem Unrechtsbewusstsein oder mangelnder Wertschätzung für das Original und schon gar nicht auf der Jagd nach dem vermeintlich besten Schnäppchen oder Statussymbol. Märkte regeln sich über Angebot und Nachfrage. Somit liegt es in der Verantwortung jedes Verbrauchers sich bewusst gegen Ramsch mit Label von Kriminellen – und für die eigene Sicherheit – zu entscheiden.
Allein 2017 haben die europäischen Zollbehörden laut EU-Kommission an den EU-Außengrenzen mehr als 31 Millionen rechtsverletzende Produkte mit einem Gesamtwert von über 580 Millionen Euro beschlagnahmt – und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Alarmierend ist die Tatsache, dass der Anteil gefälschter, potenziell gefährlicher Waren zunimmt. Zoll und auch Interpol haben in den letzten Jahren u.a. bereits folgende Produkte aus dem Verkehr gezogenen: Verunreinigte Parfums und Kosmetika, technische Produkte mit mangelhafter Elektronik, gepanschte Lebensmittel, fehlerhaftes oder schadstoffreiches Kinderspielzeug, falsch oder gar nicht dosierte Medikamente uvm.
Der diesjährige Laudator, Prof. Arndt Sinn, Direktor des Zentrums für Europäische und Internationale Strafrechtsstudien an der Universität Osnabrück, fasste in seiner Rede die negativen Auswirkungen wie folgt zusammen: „Der illegale Handel mit gefälschten Produkten führt zu schädlichen Auswirkungen auch auf die Volkswirtschaften: Innovation und Einnahmen nehmen ab und das Steueraufkommen sowie die Beschäftigungsquoten sinken. Werden die illegalen Gewinne dann mittels Geldwäsche in den legalen Finanzkreislauf eingeschleust, werden die legalen Märkte unterminiert, was letztendlich von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung ist.“
China: Fälschernation, Werkbank des Westens
Die Zoll-Statistiken zeigen eindeutig, dass China nach wie vor mit großem Abstand das Hauptursprungsland gefälschter Waren ist. Vor diesem Hintergrund thematisieren Politiker aller Industrienationen bei jedem Treffen mit chinesischen Regierungsvertretern die Probleme westlicher Firmen in Bezug auf Produktpiraterie und unfaire Marktzugangsbarrieren.
Gleichzeitig aber verfolgt China seit Jahren mit Nachdruck und mit Investitionen in Milliardenhöhe seinen ehrgeizigen Zehnjahresplan „Made in China 2025“: Das Land will zu den technologisch führenden Industrieländern aufschließen. Weg von der verlängerten Werkbank des Westens hin zum ernsthaften Mitbewerber auf den Weltmärkten.
Diese Strategie Chinas beinhaltet auch die gezielte Übernahme westlicher Unternehmen, die zukunftsweisende Schlüsseltechnologien besetzen. Westliche Regierungen und Firmen realisieren langsam die Gefahr, die für die eigene Wettbewerbsfähigkeit auf den globalen Märkten von dieser Entwicklung ausgeht und fangen an gegenzusteuern.
Ein globales Problem mit vielen Profiteuren entlang der Wertschöpfungskette
Zoll-Statistiken berücksichtigen nur Waren, die aus Drittländern in das jeweilige Gebiet (z.B. EU oder U.S.A.) eingeführt werden sollten, sie erfassen keine Rechtsverletzungen innerhalb dieser Region. Fakt ist aber, unlautere Nachahmungen werden häufig auch in Industrieländern hergestellt, vertrieben oder sogar von dort in Auftrag gegeben. Oftmals von ideenarmen Mitbewerbern oder ehemaligen Produktions- bzw. Vertriebspartnern.
Sehr gezielt prüfen Mitbewerber die Existenz von gewerblichen Schutzrechten. Sind keine eingetragen, werden Anspruchsdenken und Skrupel über Bord geworfen und fremde Design- und Techniklösungen als eigene Leistung ausgegeben. Das belegen sowohl die Erfahrungen der Aktion Plagiarius als auch des Branchenverbandes VDMA. Im aktuellen VDMAProduktpiraterie-Bericht war China klar Ursprungsland Nr. 1 von Plagiaten. Gleichwohl folgen zum wiederholten Mal Deutschland mit 19% auf Platz 2 und Italien mit 18% auf Platz 3.
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