
Seit Wochen sind Lieferketten weltweit von den Ausfällen durch die Corona-Krise betroffen. - (Bild: pixabay.com)
Der Ausbruch des Coronavirus und die Entwicklung zu einer weltweiten Pandemie hat den deutschen Industriesektor im März signifikant schrumpfen lassen. Die jüngsten Daten von IHS Markit und BME zum Einkaufsmanager-Index signalisieren dramatische Rückgänge bei Produktion und Auftragseingängen, was in großem Maße auf die schwache globale Nachfrage sowie die erheblichen Störungen der Lieferketten zurückgeführt werden kann.
Der saisonbereinigte IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) fiel im März auf 45,4 Punkte nach 48,0 im Februar (13-Monatshoch). Der Rückgang des Hauptindexes wurde dabei von einem markanten Anstieg der Lieferzeiten abgefedert. Doch das trügt in diesem Fall: Während eine Verlängerung der Lieferzeiten normalerweise eine höhere Auslastung signalisiert, war die Zunahme im März eindeutig eine Folge der massiven Unterbrechungen der Lieferketten in Folge der Coronavirus-Pandemie, teilte der englische Finanzdienstleister IHS Markit mit.
Wie geht es weiter? Das sagen Experten
„Die Coronakrise hat das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland schwer getroffen. Ein Ende dieser Talfahrt ist nicht in Sicht“, betont Silvius Grobosch, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME). Es könne vorerst nur gehofft werden, dass die eingeleiteten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie möglichst bald greifen.
„Eine Rezession in Deutschland ist unvermeidbar. In unserem Basisszenario erwarten wir für das Gesamtjahr 2020 einen Rückgang um drei Prozent. Entscheidend ist die Länge der Ausgangsbeschränkungen und Produktionsunterbrechungen“, kommentiert Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, die aktuellen EMI-Daten. Sollte China eine Blaupause sein, sei im Mai/Juni wieder mit einer allmählichen Normalisierung der wirtschaftlichen Aktivitäten zu rechnen. Dauere es hingegen deutlich länger, werde auch die Rezession tiefer und „grausamer“. „In unserem Negativszenario mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 30 Prozent erwarten wir dann einen BIP-Rückgang um sieben Prozent“, so die Helaba-Bankdirektorin hinzu.
„Die Auswirkungen des Coronavirus trifft die Breite der deutschen Wirtschaft. Viele Lieferketten geraten ins Stocken“, teilt Kevin Heidenreich, Referatsleiter Grundsatzfragen der Außenwirtschaft und Entwicklungspolitik des DIHK, mit. Notwendige Schutzmaßnahmen brächten die Geschäftstätigkeit in einigen Branchen gar vollständig zum Erliegen. Mit dem drastischen Rückgang von Aufträgen und Produktion über alle Branchen hinweg stehe „uns wohl die größte wirtschaftliche Herausforderung seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bevor. Laut aktueller Unternehmensbefragung des DIHK erwarten 80 Prozent der Betriebe Umsatzrückgänge, jedes vierte Unternehmen befürchtet sogar Rückgänge von mehr als 50 Prozent. In dieser dramatischen Geschäftslage ist die Nachfrage nach staatlichen Unterstützungsleistungen groß“, fügt Heidenreich hinzu.
Wie sind die Rohstoffe betroffen?
Zur jüngsten Entwicklung des EMI-Teilindex Einkaufspreise sagt Heinz-Jürgen Büchner, Managing Director Industrials, Automotive & Services der IKB Deutsche Industriebank AG: „Im Verlauf des März kam es zu einem Einbruch der Rohstoffpreise infolge der Coronakrise. Standen bisher geopolitischen Risiken im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, verlagerte sich diese nun auf die Länge der Schließung von Produktionseinrichtungen in Europa und eventuell den USA. V
iele Firmen prüfen derzeit Shutdown-Szenarien für ihre Produktion über die Dauer von zwei bis drei Monaten. Dies reduziert die Rohstoffnachfrage entsprechend. Bei börsennotierten Rohstoffen zog teilweise jedoch die investive Nachfrage schon wieder an. Allerdings zeigen sich auch Versorgungsengpässe, da etwa die italienischen Stahl- und Aluminiumanbieter nicht voll lieferfähig sind. Gleichwohl sehen wir im zweiten Quartal sinkende Stahlpreise, zumal ab etwa Juni auch mit Importdruck aus Asien zu rechnen ist.“
So sind die einzelnen Teile der Industrie betroffen
Industrieproduktion: Die weltweite Ausbreitung der Coronavirus-Krankheit mit ihren Auswirkungen auf Nachfrage, Lieferketten und Geschäftstätigkeit führte im März zum massivsten Rückgang der Produktion in Deutschlands Industrie seit April 2009. Hersteller von Investitionsgütern – einschließlich Fahrzeugbau und Maschinenbau – verzeichneten das größte Produktionsminus, gefolgt von den Produzenten von Vorleistungsgütern. Im Konsumgüterbereich wurde allerdings nur ein marginaler Rückgang verbucht.
Auftragseingang insgesamt/Export: Nachdem sich die Ordereingänge im Februar fast stabilisiert hatten, ließ die Coronavirus-Pandemie die Nachfrage – national wie international – praktisch einbrechen und führte zu einem signifikanten Rückgang der Neuaufträge Ende des ersten Quartals. Der saisonbereinigte Teilindex „Auftragseingang, insgesamt“ verzeichnete die zweitgrößte Abnahme im Vormonatsvergleich in der Umfragegeschichte (seit 1996) und signalisierte die kräftigste Schrumpfung in den Auftragsbüchern seit sechs Monaten. Einem moderaten Rückgang im Konsumgüterbereich standen kräftige Reduzierungen in den beiden anderen Teilbereichen gegenüber.
Der Rückgang der Exportaufträge bei den deutschen Herstellern beschleunigte sich im März den zweiten Monat in Folge. Einige Unternehmen meldeten eine anhaltende Nachfrageschwäche aus Asien (insbesondere China), während eine Vielzahl ein deutliches Orderminus aus Südeuropa (insbesondere Italien) und den USA verbuchten. Der saisonbereinigte Teilndex „Auftragseingang, Export“ notierte auf dem niedrigsten Stand seit fast elf Jahren, lag aber immer noch über dem Umfragetief von 23,8 im Dezember 2008.
Beschäftigung: Der geringere Bedarf in der Produktion sowie eine niedrigere Auslastung hatte bei vielen Firmen eine Reduzierung der Mitarbeiterzahl zur Folge. Umfrageteilnehmer, die einen Beschäftigungsrückgang registrierten, gaben an, die Anzahl der Leiharbeiter reduziert zu haben. Außerdem meldeten einige die Einführung von Kurzarbeit im Unternehmen. Damit hält der Stellenabbau bereits seit dreizehn Monaten an. Zudem beschleunigte sich die Rückgangsrate auf den höchsten Stand seit Oktober 2019.
Einkaufs-/Verkaufspreise: Die weltweit sinkende Nachfrage nach Rohstoffen in Verbindung mit dem jüngsten Preissturz beim Rohöl führte zur elften Verbilligung der Einkaufspreise in Folge. Zudem beschleunigte sich der Rückgang gegenüber dem Vormonat und war insgesamt kräftig. Die stärkste Abnahme verzeichneten die Produzenten von Investitionsgütern, gefolgt von den Herstellern von Vorleistungsgütern.
Die Verkaufspreise in der Industrie sanken im März mit beschleunigter Rate. Der entsprechende saisonbereinigte Teilindex sackte weiter unter die Referenzlinie von 50,0 Punkten und notierte auf dem niedrigsten Stand seit September 2009. Laut Umfrageteilnehmern war dafür vor allem der wachsende Konkurrenzdruck verantwortlich, der einige Hersteller, insbesondere im Investitionsgüterbereich, dazu veranlasste, ihren Kunden Rabatte anzubieten.
Jahresausblick: Die dramatische Ausbreitung des Coronavirus im März ließ die Geschäftsaussichten in der deutschen Industrie fast ins Bodenlose stürzen. Nicht nur, dass die Abnahme im Vergleich zum Vormonat rekordverdächtig ausfiel, der dazugehörige Teilindex rauschte sogar auf den tiefsten Stand seit Beginn der Aufzeichnung dieser Datenreihe im Juli 2012. Am pessimistischsten blickt die Investitionsgüterbranchein die Zukunft.
Allzweckwaffe für Transporte: 15 wichtige Container-Fakten

1.Durch das Coronavirus und dessen Auswirkungen, werden aktuell knapp 9 Prozent weniger Container weltweit bewegt. Zum Vergleich – während der Finanzkrise lag der Wert bei 11,7 Prozent. Im März und April wird mit einem Rückgang des Umschlags von 20 bis 30 Prozent an den deutschen Seehäfen gerechnet. - (Bild: Chuttersnap / Unsplash)

2. Mehr als 18 Millionen Bierkästen – oder 568.841.000 Klopapierrollen – finden auf den größten Containerschiffen der Welt (MSC Megamax-24) mit 23.500 Standardcontainern (20 Fuß lang) Platz. - (Bild: MSC - Mediterranean Shipping Agency AG)

3. Vor Krankenhäusern dienen Container als Anlaufstelle für Menschen mit Corona-Verdacht oder werden als mobiles Testzentrum genutzt. In Berlin plant die Charité im Rahmen des Pandemie-Plans mit 500 zusätzlichen Betten in Containern. - (Bild: Falco / Pixabay)

4. Container sind beladen bis zu 9-fach stapelbar. Das entspricht der Höhe von mehr als 16 Tesla Model S übereinander. - (Bild: Guillaume Bolduc / Unsplash)

5. Ein 20-Fuß-Standardcontainer hat ein Innenvolumen von ca. 33 Kubikmetern und kann damit bis zu 54.745 originalverpackte iPhone X fassen. - (Bild: Tom Fisk / Pexels)

6. 2017 wurden in allen Häfen weltweit mehr als 750 Millionen Seecontainer bewegt. Aneinandergereiht entspricht das mehr als 11-mal der Entfernung zwischen Mond und Erde. - (Bild: Tom Fisk / Pexels)

7. Jeder Seecontainer hat eine eigene, einzigartige Nummer, die genutzt werden kann, um ihn zu identifizieren und zu verfolgen. Die “Box Number” ist somit wie die DNA des Containers und macht in weltweit unverwechselbar. - (Bild: Daniel von Appen / Unsplash)

8. Auf hoher See verloren gegangene Container werden für die Wissenschaft zur Berechnung von Meeresströmungen genutzt. - (Bild: Kinsey / Unsplash)

9. Ein Großteil der auf See verloren gegangenen Container geht aufgrund von Katastrophen wie Havarien über Bord. Nur 568 Container gehen jedes Jahr durchschnittlich außerhalb von Katastrophen verloren. - (Bild: Chanaka / Pexels)

10. Von Bord gegangene Container sinken nicht immer, was man aufgrund des Materials annehmen könnte. Einige Container treiben wegen ihres Inhaltes knapp unter der Meeresoberfläche und werden so zur Gefahr für Schiffe. - (Bild: Julius Silver / Pexels)

11. Obwohl die Container aus massivem Stahl gebaut werden, ist das richtige Beladen der Container essenziell für die Stabilität. Wird ein Container nicht voll genug oder ungleichmäßig gepackt, kann die Bewegung während des Transports sogar zum Totalschaden führen. - (Bild: Mak / Unsplash)

12. Gebrauchte Container halten gut und gern mehr als 20 Jahre im Einsatz durch, wenn sie entsprechend gepflegt werden (u.a. regelmäßige Lackierung) und damit oftmals deutlich länger als ihr Inhalt. Ausrangierte Container können optimal recycelt werden. Aus den alten Containern werden somit im Nu wieder neue. - (Bild: Erwan Hesry / Unsplash)

13. Der Seecontainer wurde 1956 erfunden und damit z.B. erst nach der Erfindung von Industrierobotern oder Kernkraftwerken. - (Bild: Chuttersnap / Unsplash)

14. Seecontainer sind extrem wandelbar und werden für die unterschiedlichsten Zwecke wiederverwertet. Ob als Bürocontainer, Ferienhaus, mobile Sanitäranlage, mobiler Spielplatz oder Swimmingpool. Nichts scheint unmöglich beim Umbau bzw. der Wiederverwertung von Containern. - (Bild: Deutsche Industriebau Lippstadt + Geseke / Maschinensucher.de)
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