Das Bild zeigt die Produktion des BMW 4er Gran Coupé im Münchner Werk.

Produktion des BMW 4er Gran Coupé im Münchner Werk. (Bild: BMW Group)

Die Universität St. Gallen und die Unternehmensberatung EY haben den aktuellen Global Family Business Index veröffentlicht. Im 2023er-Index der 500 größten Familienunternehmen finden sich wieder zahlreiche deutsche Unternehmen.

Europa mit Deutschland führt bei den Familienunternehmen

Europa hat eine starke Tradition von Familienunternehmen, angeführt von Deutschland, das den zweitgrößten Beitrag zum Index in Bezug auf die Anzahl der Unternehmen (78), den Gesamtumsatz von 1,13 Billionen US-Dollar und die Anzahl der Beschäftigten (3,35 Millionen) leistet. Deutschland ist weiterhin die Basis für fast ein Drittel (31 Prozent) der größten Familienunternehmen in Europa.

Das Durchschnittsalter der deutschen Unternehmen im Index liegt bei 109 Jahren, und in Deutschland befindet sich das älteste europäische Unternehmen im Index - das Wissenschafts- und Technologieunternehmen Merck KGaA. Eines der deutschen Unternehmen, das Einzelhandelsunternehmen Schwarz Gruppe, gehört zu den zehn größten Familienunternehmen weltweit.

Insgesamt haben mehr als die Hälfte (50,4 Prozent) der Unternehmen im Index ihren Sitz in Europa, dem Mittleren Osten, Indien und Afrika (EMEIA). Ihr Gesamtumsatz beträgt 3,46 Billionen US-Dollar - 43,2 Prozent des Gesamtwerts des Index. Europa allein steuert davon 3,05 Billionen US-Dollar bei und übertrifft damit zum ersten Mal die Marke von drei Billionen US-Dollar an gemeinsamen Einnahmen.

Die Literatur kennt keine einheitliche Definition des Begriffs Familienunternehmen. Häufig werden sie mit mittelständischen Unternehmen oder kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) gleichgesetzt. Zwar gibt es große Überschneidungen in diesen Gruppen, aber auch klare Unterschiede. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) gehören nur dann zu dieser Gruppe, wenn sie einen gewissen Umsatz oder eine bestimmte Anzahl an Beschäftigten nicht überschreiten. Diese Kriterien spielen für die Einordnung als Familienunternehmen keine Rolle.

Die Stiftung Familienunternehmen nennt vier Kriterien, die ein Familienunternehmen ausmachen:

  1. Es gibt eine oder mehrere Familien, die die die Mehrheit an den Stimmrechten und/oder am Kapital besitzen.
  2. Eine oder mehrere Familien üben einen maßgeblichen Einfluss auf das Unternehmen aus (z.B. durch eine Führungstätigkeit im Unternehmen und/oder Entscheidungs- und Kontrollrechte in Gremien.
  3. In einem Familienunternehmen werden bestimmte Werte gelebt; es herrscht eine bestimmte Unternehmenskultur, die von der/den Familie(n) geprägt wird.
  4. Es besteht ein Fortführungswille, das Unternehmen soll also an die nächste Generation in der/den Familie(n) weitergegeben werden
Tabelle mit den größten deutschen Familienunternehmen - Plätze 21 bis 40
Die größten deutschen Familienunternehmen - Plätze 21 bis 40 im Ranking. (Bild: TECHNIK+EINKAUF mit Daten von EY/Universität St. Gallen)

91 Prozent aller Unternehmen sind Familienunternehmen

In Deutschland gab es im Jahr 2017 nach laut Stiftung Familienunternehmen rund 2,95 Millionen familienkontrollierte Unternehmen. Als familienkontrollierte Unternehmen werden die Unternehmen bezeichnet, die sich mehrheitlich im Eigentum einer überschaubaren Anzahl von natürlichen Einzelpersonen befinden und somit von einer überschaubaren Anzahl von Personen kontrolliert werden.

Familienunternehmen sind aber nicht immer auch eigentümergeführt. Eigentümergeführte Unternehmen sind Unternehmen, bei denen darüber hinaus wenigstens einer der Eigentümer auch die Leitung des Unternehmens innehat. Die überwiegende Mehrheit der familienkontrollierten Unternehmen wird jedoch auch von der Familie geführt (ca. 2,83 Millionen).

Insgesamt machten Familienunternehmen mit 91 Prozent den überwiegenden Anteil an allen Unternehmen in Deutschland aus. Die Familienunternehmen, die die Rechtsform eines Einzelunternehmens haben, haben in den meisten Fällen weniger als zehn Beschäftigte, lediglich drei Prozent der Einzelunternehmen hatten mehr als 500 Beschäftigte.

Tabelle mit den größten deutschen Familienunternehmen - Plätze 41 bis 60
Die größten deutschen Familienunternehmen auf den Plätzen 41 bis 60. (Bild: TECHNIK+EINKAUF mit Daten von EY/Universität St. Gallen)

Was ist der Familiy Business Index?

Der Family Business Index 2023 von EY und der Universität St. Gallen zeigt, dass die 500 größten Familienunternehmen im vergangenen Jahr schneller wuchsen als die Weltwirtschaft (2022: 3,2 Prozent)- fast doppelt so schnell wie die fortgeschrittenen Volkswirtschaften und etwa 1,5-mal so schnell wie die Schwellen- und Entwicklungsländer. Sie erwirtschaften zusammen einen Umsatz von 8,02 Billionen US-Dollar (ein Plus von 10 Prozent gegenüber 2021) und beschäftigen weltweit 24,5 Millionen Menschen - ein Plus von 1,4 Prozent..

Fast die Hälfte aller im Index erfassten Unternehmen hat ihren Sitz in Europa. In Nordamerika sind 30 Prozent der Familienunternehmen ansässig, und im asiatisch-pazifischen Raum sind 16 Prozent der Familienunternehmen im Index vertreten. Die Zahl der Unternehmen aus dem asiatisch-pazifischen Raum ist seit der ersten Veröffentlichung des Index im Jahr 2015 stetig gestiegen, von 61 auf 79 Unternehmen in diesem Zeitraum. Der Konsumgütersektor ist nach wie vor der größte Sektor (37,4 Prozent), aber der die Anzahl der Unternehmen im Bereich "Advanced Manufacturing and Mobility" ist auf 28,6 Prozent gestiegen.

Neunzehn Prozent der Familienunternehmen haben ein Familienmitglied unter 40 Jahren im Vorstand, und 23 Prozent der Vorstandssitze sind mit Frauen besetzt. Sechsundsiebzig Prozent der Unternehmen im Index sind älter als 50 Jahre und fast ein Drittel (30,8 Prozent) ist über 100 Jahre alt.

Tabelle mit den größten deutschen Familienunternehmen - Plätze 61 bis 78
Die größten deutschen Familienunternehmen auf den Plätzen 61 bis 78. (Bild: TECHNIK+EINKAUF mit Daten von EY/Universität St. Gallen)
Portrait Dörte Neitzel Redakteurin Technik+Einkauf
(Bild: mi connect)

Die Autorin: Dörte Neitzel

Dörte Neitzel ist Wissens- und Infografik-Junkie vom Dienst. Dinge und Zusammenhänge zu erklären ist ihr Ding, daher beschreibt sie sich selbst auch gern als Erklärbärin mit Hang zur Wirtschaft – was einem lange zurückliegenden VWL-Studium geschuldet ist. Nach einigen Stationen im Fachjournalismus lebt sie dieses Faible bevorzugt auf der Webseite der TECHNIK+EINKAUF aus und taucht besonders gern ab in die Themen Rohstoffe und erneuerbare Energien.

Privat ist Südfrankreich für sie zur zweiten Heimat geworden, alternativ ist sie in der heimischen Werkstatt beim Schleifen, Ölen und Malern alter Möbel zu finden oder in südbayerischen Berg-und-See-Gefilden mit Hund im Gepäck unterwegs.

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