Jwaneng Diamenten-Mine in Botswana

Jwaneng Diamenten-Mine in Botswana. (Bild: Debswana)

Im vergangenen Jahr hat die Diamanten-Industrie rund 80 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Die Preise für die Edelsteine sind durch den Ukrainekrieg stark in die Höhe geschnellt. Das lag vor allem daran, dass viele Händler und Weiterverarbeiter Russland als Einkaufsmarkt gemieden haben und der russische Minenkonzern Alrosa zählt auch heute noch zu den größten Diamant-Förderern weltweit.

So kamen aus Russland im Jahr 2021 Diamanten von rund 15 Millionen Karat. 2020 waren es 14 Millionen. Dahinter lag die Demokratische Republik Kongo (Kinshasa) mit 11 Millionen Karat in 2021. Australien steuerte 8 Millionen Karat bei und Botswana 6 Millionen. Südafrika und Simbabwe kamen auf je 2 Millionen Karat. Insgesamt zählte die weltweite Minenproduktion 45 Millionen Karat Diamanten - sowohl in 2020 als auch in 2021. Zum Vergleich: Im Jahr 2006 wurden weltweit 176,9 Millionen Karat Naturdiamanten gefördert. Das markiert den Höchststand der Weltproduktion laut British Geological Survey.

Naturdiamanten werden stark in der Schmuckproduktion nachgefragt, aber auch die Industrie setzt auf das harte Material. Allerdings deckt die Förderung von Naturdiamanten bei weitem nicht den Bedarf der Industriebetriebe. Daher werden Diamanten verstärkt synthetisch hergestellt. Hier ist laut US Geological Survey China die Nummer eins, gefolgt von den USA, Russland, Irland und Südafrika. Diese fünf Länder produzierten 2021 rund 99 Prozent der synthetischen Diamanten. Insgesamt beläuft sich ihre Menge auf 14,7 Milliarden Karat. Für Industrieanwandungen kommen mittlweile zu 99 Prozent synthetische Diamanten zum Einsatz.

Die größten Diamant-Minen 2022 nach Produktion (Q1 bis Q3)

Jwaneng

Jwaneng bedeutet soviel wie "Ort der kleinen Steine". Diese Mine im Naledi Flusstal im Süden Botswanas gelegen, führt die Liste der größten Diamant-Minen an. 10,319 Millionen Karat. Sie wurde 1972 entdeckt und zehn Jahr später erschlossen. Die Jwaneng-Mine gehört zum Bergbaukonzern Anglo American, wird aber von Debswana betrieben, einem Gemeinschaftsunternehmen von De Beers und der Regierung Botswanas.

Orapa

Ebenfalls von Debswana betrieben wird die Mine Orapa, was soviel bedeutet wie "Ruheplatz für Löwen". Sie ist die weltgrößte Diamant-Mine, wenn es um erschlossene Quadratmeter geht. In Sachen Produktion in Karat liegt sie mit 8,033 Millionen Karat an zweiter Stelle. Orapa wurde 1967 von Geologen des Diamanten-Imperiums De Beers entdeckt. Seit 1971 ist sie voll erschlossen. Diamanten werden im Tagebau bis zu einer Tiefe von 305 Metern gefördert. Bis 2026 sollen weitere 45 Tiefenmeter hinzu kommen.

Udachny

Udachny ist die größte Diamant-Mine des russischen Bergbaukonzerns Alrosa. Mit 4,649 Millionen Karat kommt die Mine aus der Sakha-Region, nahe des Polarkreises, auf den dritten Platz. Sie wurde bereits 1955 entdeckt und bis 1976 im ersten Schritt erschlossen. Heute findet die Förderung bis in einer Tiefe von 630 Metern statt. Damit ist Udachny aktuell der dritttiefste Tagebau der Welt - nach der Bingham Canyon Mine und Chuquicamata. Seit 2014 gibt es aber auch einen Untertagebau, da der Tagebau langsam versiegt. Das zeigte sich an den Produktionszahlen: Bis 2011 lag die Produktion bei rund 10 Millionen Karat, bereits ein Jahr später fiel sie auf 5,6 Millionen und 2013 standen nur noch 2,8 Millionen Karat zu Buche.

Venetia

Diese Mine des Bergbaukonzerns Anglo American liegt in Südafrika. Sie produzierte in den ersten drei Quartalen 2022 rund 4,567 Millionen Karat. Konzipiert wurde Venetia als Tagebau, seit 2013 gibt es aber auch einen Untertagebau, der bis 2025 seine volle Kapazität erreichen soll. Der Betreiber geht davon aus, dass er die Mine bis 2046 betreiben kann.

Nyurba

Nyurba ist die zweitgrößte Diamant-Mine von Alrosa. Sie liegt im russischen Jakutien, 200 Kilometer vom Ort Nyurba entfernt. Sie schafft es mit einer Produktion von 3,616 Millionen Karat Diamanten auf den fünften Platz. Die Mine besteht aus drei Lagerstätten namens Nyurbinskaya, Botuobinskaya und Maiskoye. Zusammengenommen betrugen die Diamantreserven im Juli 2018 rund 132,75 Millionen Karat. Das Nyurbinskaya-Feld ist als Tagebau konzipiert, mit einer angepeilten Tiefe von 750 Metern. Seit dem Jahr 2000 wird hier gefördert. Botuobinskaya ist seit 2015 in Betrieb und Maiskoye wird seit 2022 als Tagebau erschlossen.

Unterschied zwischen Naturdiamanten und synthetischen Diamanten

Diamanten werden entweder in Minen geschürft oder synthetisch im Labor hergestellt. Grundsätzlich haben die künstlichen Steine die gleichen chemischen, physischen und optischen Eigenschaften wie ihre natürlichen Pendants. Nur auf atomarer Ebene lassen sich natürliche von Labordiamanten unterscheiden.

Ein "echter" Diamant benötigt Millionen Jahre und besondere klimatische und geografische Umgebungsbedingungen für seine Entstehung. Er wächst unter hohem Druck und hoher Temperatur nach acht Seiten, daher auch seine natürliche Oktaeder-Form. Diese Naturdiamanten sind besonders wertvoll, auch, weil ihre Ressource endlich ist. Ein solcher Edelstein wird als solcher zertifiziert. Es gibt vier Arten:

  1. Typ 1a: Der eingeschlossene Stickstoff ist in Paaren oder als Aggregat vorhanden. Farben: farblos, gelblich, bräunlich, seltener pink, orange oder grün. 98 Prozent aller Naturdiamanten fallen in diesen Typus.
  2. Typ 1b: Der eingeschlossene Stickstoff ist nur einzeln vorhanden. Farben: sehr starkes Gelb, Braun oder Orange. Nur rund 0,1 Prozent aller Naturdiamanten haben diese Struktur.
  3. Typ 2a: Diamant ganz ohne Stickstoff. Farbe: meist farblos, pink, braun oder grün. Weniger als 2 Prozent aller Naturdiamanten wachsen auf diese Weise.
  4. Typ 2b: Hier ist Bor eingeschlossen, was eine graue oder blaue Farbe hervorruft. Nur 0,1 Prozent aller Diamanten fallen in diese Kategorie.

Synthetische Diamanten können mittels der Methoden HPHT (High Pressure High Temperatur) und CVD (Chemical Vapor Deposition) ohne Stickstoff (Typ 2a) oder mit Bor (Typ 2b) oder mit einzelnen Stickstoffatomen (Typ 1b) hergestellt werden. Diamanten nach dem Typ 1a schließt diese Art der Herstellung jedoch aus. Die meisten synthetischen Diamanten, die im HPHT-Verfahren hergestellt werden, sind vom Typ 1b, während das CVD-Verfahren hauptsächlich Diamanten vom Typ 2a produziert.

Um einen synthetischen Diamanten zu erkennen, bestimmt eine Infrarot-Spektroskopie die Atome und deren Zusammensetzung (Bor- oder Stickstoffgehalt). Auch die Wuchsrichtung ist ausschlaggebend, denn im Labor wachsen Diamanten mit der CVD-Methode beispielsweise nur in eine Richtung, nach oben. Der größte CVD-Diamant wurde 2022 in China gezüchtet und wiegt 16,41 Karat.

Die größten Diamant-Minen nach ihrem Wert

Jwaneng ist nicht nur die mengenmäßig größte Mine. Gemessen am durchschnittlichen Preis pro Karat in der Vergangenheit von 121,5 US-Dollar, ist sie auch die wertvollste mit einem geschätzten Ertrag von 1,25 Milliarden US-Dollar.

Orapa liegt mit 976 Millionen US-Dollar an zweiter Stelle und Venetia (Südafrika) kommt mit 425 Millionen US-Dollar auf den dritten Platz. Udachny schafft es auf den vierten Platz, wobei der durchschnittliche Preis pro Karat in der Vergangenheit von 87 US-Dollar bei der Berechnung herangezogen wird. Die kanadische Diavik-Mine von Rio Tinto wird mit 394 Millionen US-Dollar gelistet. Hier wird der durchschnittliche Karatpreis von 118,2 US-Dollar angenommen.

Portrait Dörte Neitzel Redakteurin Technik+Einkauf
(Bild: mi connect)

Die Autorin: Dörte Neitzel

Dörte Neitzel ist Wissens- und Infografik-Junkie vom Dienst. Dinge und Zusammenhänge zu erklären ist ihr Ding, daher beschreibt sie sich selbst auch gern als Erklärbärin mit Hang zur Wirtschaft – was einem lange zurückliegenden VWL-Studium geschuldet ist. Nach einigen Stationen im Fachjournalismus lebt sie dieses Faible bevorzugt auf der Webseite der TECHNIK+EINKAUF aus und taucht besonders gern ab in die Themen Rohstoffe und erneuerbare Energien.

Privat ist Südfrankreich für sie zur zweiten Heimat geworden, alternativ ist sie in der heimischen Werkstatt beim Schleifen, Ölen und Malern alter Möbel zu finden oder in südbayerischen Berg-und-See-Gefilden mit Hund im Gepäck unterwegs.

Die größten diamantenproduzierenden Unternehmen (in Mio. Karat)

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