workers manufacturing industrial magnet parts

Magnetproduktion: China stoppt die Ausfuhr von wichtigen Seltenerdmetallen und Magneten weltweit. (Bild: SHELL - stock.adobe.com)

China setzt die Ausfuhr von bestimmten Seltenen Erden und Magneten aus. Der Export von Magneten, die für die Montage von Autos und Drohnen bis hin zu Robotern und Raketen unerlässlich sind, wurde in vielen chinesischen Häfen gestoppt, berichtet die New York Times. Damit könnte die Versorgung mit Komponenten für Automobilhersteller, Luft- und Raumfahrtunternehmen, Halbleiterfirmen und militärische Auftragnehmer weltweit unterbrochen werden.

Nach eigenen Angaben hat China die Ausfuhr komplett gestoppt, bis die Regierung ein neues Regulierungssystem entwickelt hat. Wann das sein wird, ist nicht bekannt. Aktuell betrifft der Lieferstopp Abnehmer in der ganzen Welt. Sobald das neue System in Kraft ist, sollen dagegen nicht nur bestimmte Länder, sondern auch einzelne Unternehmen, darunter beispielsweise US-Militärfirmen, von Lieferungen ausgenommen werden können.

Die Industrie befürchtet jedoch, dass China das Vorgehen in die Länge ziehen könnte und so Lagerbestände knapp werden könnten.

Zollstreit führt zu drastischen Exportkontrollen

Das aktuelle Vorgehen ist Teil der Vergeltungsmaßnahmen Chinas für die drastische Erhöhung der Zölle durch Donald Trump, vom 2. April 2025. Am 4. April ordnete die chinesische Regierung Beschränkungen für die Ausfuhr von sechs schweren Seltenerdmetallen an, die ausschließlich in China raffiniert werden, sowie für Seltenerdmagnete, die zu 90 Prozent in China hergestellt werden. Die Metalle und die daraus hergestellten Spezialmagnete dürfen nur noch mit speziellen Ausfuhrgenehmigungen aus China ausgeführt werden.

Aus den Exportkontrollen wurden jetzt Exportverbote und diese betreffen alle Länder, nicht nur die USA.

Welche Seltenen Erden sind betroffen?

Die meisten, aber nicht alle Seltenerdmagnete enthalten schwere Seltene Erden, die benötigt werden, um zu verhindern, dass Magnete bei hohen Temperaturen oder in bestimmten elektrischen Feldern ihren Magnetismus verlieren. Folgende Seltenerdmetalle fallen unter die aktuelle Exportsperre:

  • Samarium
  • Gadolinium
  • Terbium
  • Dysprosium
  • Lutetium
  • Scandium
  • Yttritum

Sie werden unter anderem in Magneten verwendet, die auch für viele andere Arten von Elektromotoren unerlässlich sind, etwa in Drohnen, Robotern, Raketen und Raumfahrzeugen. Auch benzinbetriebene Autos verwenden Elektromotoren mit Seltenerdmagneten beispielsweise für die Lenkung.

Die Metalle werden auch in den Chemikalien für die Herstellung von Düsentriebwerken, Lasern, Autoscheinwerfern und Zündkerzen verwendet. Darüber hinaus sind die Metalle wichtige Bestandteile von Kondensatoren, den elektrischen Komponenten von Computerchips, die Server für künstliche Intelligenz und Smartphones antreiben.

Einige Magnete werden nur aus leichten Seltenen Erden hergestellt und unterliegen nicht den Ausfuhrbeschränkungen. Die Zollbeamten einiger chinesischer Häfen tolerieren die Ausfuhr von Magneten, die nur Spuren von schweren Seltenerdmetallen enthalten und nicht in die Vereinigten Staaten gehen.

Größte Seltenerdvorkommen in Jiangxi

Die vom Exportstopp betroffenen schweren seltenen Erden werden in Magneten verwendet, die für viele Arten von Elektromotoren unerlässlich sind.

Die weltweit reichsten Vorkommen dieser schweren Seltenen Erden befinden sich in einem kleinen, bewaldeten Tal am Rande von Longnan in den roten Lehmhügeln der Provinz Jiangxi im südlichen Zentralchina. Und die meisten Raffinerien und Magnetfabriken Chinas befinden sich in oder in der Nähe von Longnan und Ganzhou, einer etwa 80 Meilen entfernten Stadt. Die Minen im Tal liefern das Erz an die Raffinerien in Longnan, die die Verunreinigungen entfernen und die Seltenen Erden an die Magnetfabriken in Ganzhou weiterleiten.

Chinas berühmteste Fabrik für diese Magnete wird von der JL Mag Rare-Earth Company betrieben, deren Hauptsitz sich in Ganzhou befindet. Die Fabrik beliefert die beiden größten Elektroautohersteller der Welt, Tesla und BYD, mit ihren Magneten. Laut BYD haben die Magnete von JL Mag eine 15-mal höhere Magnetkraft pro Kubikzoll Volumen als herkömmliche Eisenmagnete.

Lagerbestände an Magneten und Seltenen Erden bald leer?

Da die Unternehmen ihre Notvorräte für solche Fälle sehr unterschiedlich anlegen, lässt sich der Zeitpunkt von Produktionsunterbrechungen nur schwer vorhersagen. Einige japanische Unternehmen halten Vorräte an Seltenen Erden für mehr als ein Jahr, da sie 2010 betroffen waren, als China während eines Territorialstreits ein siebenwöchiges Embargo für die Ausfuhr Seltener Erden nach Japan verhängte.

Viele amerikanische Unternehmen halten jedoch nur geringe oder gar keine Lagerbestände, weil sie keine Barmittel in Lagerbeständen von teuren Materialien binden wollen. Eines der Metalle, das den neuen Kontrollen unterliegt, Dysprosiumoxid, wird in Schanghai für 204 Dollar pro Kilogramm gehandelt, außerhalb Chinas liegt der Preis deutlich höher.

Wann wird wieder geliefert?

Die New York Time zitiert Michael Silver, Vorsitzenden und Geschäftsführer von American Elements, einem in Los Angeles ansässigen Chemielieferanten, dem mitgeteilt wurde, dass es 45 Tage dauern würde, bis Ausfuhrlizenzen erteilt und die Ausfuhr von Seltenerdmetallen und Magneten wieder aufgenommen werden könne.

Doch auch wenn das neue System der Ausfuhrlizenzen in Kraft tritt, heißt das nicht, dass jedes Unternehmen wieder an die benötigten Seltenerdmetalle kommt. Denn das chinesische Handelsministerium, das die neuen Exportbeschränkungen gemeinsam mit der Allgemeinen Zollverwaltung erlässt, kann chinesischen Unternehmen jegliche Geschäfte mit amerikanischen Unternehmen, insbesondere militärischen Auftragnehmern, untersagen. Und sollte der Zollstreit weiter eskalieren, wird die Liste dieser US-Unternehmen immer länger.

China ist Monopolist bei Seltenen Erden

Bis 2023 produzierte China 99 Prozent des weltweiten Angebots an schweren Seltenerdmetallen. Eine kleine Produktion kam aus einer Raffinerie in Vietnam, doch diese ist seit einem Jahr wegen eines Steuerstreits geschlossen, so dass China ein Monopol hat.

China produziert auch 90 Prozent der weltweit fast 200.000 Tonnen Seltenerdmagnete pro Jahr. Diese sind viel leistungsfähiger als herkömmliche Eisenmagnete. Japan produziert den größten Teil des Rests und auch Deutschland produziert eine winzige Menge, ist aber beim Rohstoff-Input auf China angewiesen.

Portrait Dörte Neitzel Redakteurin Technik+Einkauf
(Bild: mi connect)

Die Autorin: Dörte Neitzel

Dörte Neitzel ist Wissens- und Infografik-Junkie vom Dienst. Dinge und Zusammenhänge zu erklären ist ihr Ding, daher beschreibt sie sich selbst auch gern als Erklärbärin mit Hang zur Wirtschaft – was einem lange zurückliegenden VWL-Studium geschuldet ist. Nach einigen Stationen im Fachjournalismus lebt sie dieses Faible bevorzugt auf der Webseite der TECHNIK+EINKAUF aus und taucht besonders gern ab in die Themen Rohstoffe und erneuerbare Energien.

Privat ist Südfrankreich für sie zur zweiten Heimat geworden, alternativ ist sie in der heimischen Werkstatt beim Schleifen, Ölen und Malern alter Möbel zu finden oder in südbayerischen Berg-und-See-Gefilden mit Hund im Gepäck unterwegs.

Immer informiert mit den Newsletter von TECHNIK+EINKAUF

Hat Ihnen gefallen, was Sie gerade gelesen haben? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter. Zwei Mal pro Woche halten wir Sie auf dem Laufenden über Neuigkeiten, Trends und Wissen rund um den technischen Einkauf - kostenlos!

Newsletter hier bestellen!

Sie möchten gerne weiterlesen?