Atomkraftwerk Gundremmingen

Atomkraftwerk Gundremmingen: Die Atomkraft erlebt in Deutschland kein Revival? Aber wer sind die größten Uranzulieferer weltweit? (Bild: JM Soedher - stock.adobe.com)

Die EU-Kommission hat Atomkraft in ihrer Taxonomieverordnung als grüne Energiequelle eingestuft, da sie im Betrieb CO₂-neutral ist. Damit werden automatisch Investitionen in entsprechende Anlagen als "grün" gelabelt. Zwar stößt die Verordnung vor allem in Deutschland und Österreich auf Widerstand. Andere Länder wie Frankreich oder Polen wollen neue Kernkraftwerke bauen, um sich aus Putins Gasabhängigkeit zu lösen.

Hinzu kommt: Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine kommt der Atomkraft in gewissen politischen Kreisen eine besondere Rolle als sogenannte "Freiheitsenergie" zu. Bekommt dadurch die Förderung von Uran wieder Aufwind?

Drei Länder spielen bei den Förderstätten von Uran die Hauptrollen: Kasachstan, Namibia und Kanada. Die Produktion in diesen Ländern macht laut World Nuclear Association zusammen mehr als zwei Drittel der Weltproduktion aus. Kasachstan hat die meisten und ergiebigsten Minen für das radioaktive Material. Hier wurden zeitweise mehr als 24.000 Tonnen Uran abgebaut. Im Jahr 2022 waren es jedoch nur noch 21.227 Tonnen, was aber immer noch mit Abstand die größte Produktion eines einzelnen Landes ist und nur etwas weniger als die Hälfte der weltweiten Uranförderung ausmacht.

Aus Namibia kamen 2022 rund 5.613 Tonnen, kanadische Minen trugen 7.351 Tonnen bei und schoben sich so auf den zweiten Platz. Aus Australien kamen 4.087 Tonnen. In Europa waren Tschechien und Rumänien bis 2016 noch in der Uranförderung aktiv, haben diese aber mittlerweile eingestellt.

Energie-Einkauf: Beschaffungsstrategien, Photovoltaik, Industriewärmepumpen

Precision Industrial Flow Meter: Advanced Liquid Measurement Technology for Accurate Control and Engineering Efficiency
(Bild: aicandy - stock.adobe.com)

Energiebeschaffung ist zur Herausforderung für Einkäufer geworden. Welche Strategien für den Einkauf von Strom und Gas gibt es und welche ist für welches Unternehmen geeignet? Welche Vor- und Nachteile die Eigenerzeugung von Strom mit Photovoltaik hat, und warum Wärmepumpen auch für die Industrie eine echte Alternative sind, erfahren Sie in unserem Schwerpunkt zur Energiebeschaffung.

 

Außerdem finden Sie Informationen zu Erdgas, dem nach wie vor wichtigsten Energieträger und Rohstoff der Industrie. Mindestens ebenso wichtig bei der Dekarbonisierung ist ein Energiemanagement, das den Verbrauch der beschafften Energie effizient gestaltet.

 

Hier liegen die größten Uran-Minen

Die großen Uranunternehmen sind in der Regel international unterwegs. Vor allem Orano ist auf ausländische Minen angewiesen, da es in Frankreich keine Uranförderung gibt. Eine Ausnahme ist das kasachische Unternehmen Kazatomprom. Dessen (größte) Minen liegen im eigenen Land.

Auf deutschem Gebiet gab es von 1946 bis 1190 mehrere Uranabbaugebiete. Zwischenzeitlich war die Wismut AG (ab 1954 SDAG Wismut) sogar der weltweit viertgrößte Produzent von Uran. Gefördert und aufbereitet wurde das uranhaltige Gestein in Sachsen und Thüringen. Es war für den Export in die damalige Sowjetunion bestimmt.

Das staatliche Nachfolgeunternehmen Wismut GmbH saniert und rekultiviert nun die ehemaligen Abbauregionen. Die Kosten dafür gibt das Bundesministerium für Wirtschaft mit insgesamt acht Milliarden Euro an. Die Kernsanierung soll bis 2028 an allen Standorten abgeschlossen sein, der Bergbausanierer rechnet jedoch in den kommenden 30 Jahren mit weiteren Kosten von rund 2,1 Milliarden Euro für die Altlasten. So müsse an fast allen Standorten noch jahrzehntelang belastetes Wasser gesammelt und gereinigt werden.

Die größten Uranminen weltweit 2022

Tabelle mit den größten Minen, in denen Uran abgebaut wird
In welchen Minen wird das meiste Uran geschürft? (Bild: TECHNIK+EINKAUF mit Daten von WNA)

Wie wird Uran abgebaut?

Im Uranbergbau gibt es drei Methoden der Gewinnung:

  • In situ Auslaugung,
  • offener Tagebau und
  • Untertage-Minen.


Die In-situ-Methode ist mittlerweile führend mit 55 Prozent (26.400 Tonnen), gefolgt von Tagebau und Untergrund-Minen mit 38 Prozent (18.000 Tonnen). Nur ein kleiner Teil (3.300 Tonnen) wird als Beiprodukt beim Abbau anderer mineralischer Metalle wie Kupfer oder Phosphate.

Konventionelle Minen haben eine Mühle, die die Gesteinsbrocken zermahlt. Anschließend wird das Uranoxid mittels Schwefelsäure herausgelöst. In situ Leaching (ISL) ist eine Abbaumethode, bei der Rohstoffe durch Bohrlöcher gewonnen werden. Normalerweise feste Mineralien werden nicht mit Gesteinen an die Oberfläche gebracht und dort verarbeitet, sondern durch die Laugung aufgelöst. Die mineralhaltige Lösung wird dann wie im konventionellen Bergbau aufbereitet, das heißt, die Rohstoffe werden wieder separiert.

Unterschiedliche Länder nutzen unterschiedliche Lösungen: So ist in australischen ISL-Minen Wasserstoffperoxid neben Schwefelsäure als Lösung gang und gäbe. In kasachischen Minen bevorzugt man hohe Säurekonzentrationen und in den USA sind alkalische Lösungen bevorzugt. Abhängig ist die Wahl häufig auch vom vorhandenen Gestein.

In welchen Ländern wird das meiste Uran abgebaut?

Tabelle mit den Ländern mit der höchsten Uranproduktion in den Jahren 2020, 2021 und 2022
Das sind die Länder, in denen das meiste Uran gefördert wird. (Bild: TECHNIK+EINKAUF mit Daten von WNA)

Hohe Abhängigkeit beim Import von Uran

Oft heißt es - vor allem aus Frankreich - Atomkraft sei eine "Freiheitsenergie", die unabhängig von Putin mache. Doch dem ist nicht so: Deutschland und Europa sind auch bei der Kernkraft abhängig von Rohstoffimporten aus Russland und Kasachstan. Rund 40 Prozent des von der EU importieren Urans stammen aus den beiden Ländern. In Osteuropa sind 18 Atomkraftwerke zu 100 Prozent abhängig von russischen Lieferungen.

Aktuell ist das aufgrund der Sanktionen gegen Russland besonders kritisch. Denn auch, nachdem sich der Nuklearkonzern Rosatom das ukrainische Kernkraftwerk Saporischschja nun formal einverleibt hat, bleibt das ohne (Sanktions-)Konsequenzen. Die russische Atomindustrie exportiert also weiterhin Uran im Wert von rund 455 Millionen Euro pro Jahr in die EU. Weitere 245 Millionen Euro kommen durch Importe aus Kasachstan hinzu.

Bei dem aktuellen Sanktionspaket der EU stimmten unter anderem Deutschland, Irland, Lettland, Estland, Litauen und Polen für die Sanktionierung von Rosatom & Co. Während sich Frankreich und zahlreiche osteuropäische Staaten dagegen aussprachen. Besonders Bulgarien und Ungarn sperren sich gegen Atomsanktionen. „Den Atomhandel zu ignorieren, hinterlässt ein Loch in den EU-Sanktionen, das so groß ist, dass man einen Panzer hindurchfahren könnte“, zitiert der Tagesspiegel Ariadna Rodrigo von Greenpeace Europe.

Derweil haben einzelne Länder und Unternehmen aber bereits Projekte oder Lieferungen beendet. So gab der schwedische Energieversorger Vattenfall bekannt, dass er keinen russischen Kernbrennstoff mehr einsetzen werde. Auch Finnland erklärte ein gemeinsames Projekt mit Russland zum Bau eines Kraftwerks in Fennovoima für beendet.

Diagramme und Karten zum Uranabbau in Europa und weltweit
(Bild: Uranatlas 2022)

Länder mit den meisten Uranreserven

Donut-Diagramm der Länder mit den größten Uranreserven im Jahr 2022
In diesen Ländern liegen die meisten Uran-Reserven. (Bild: TECHNIK+EINKAUF mit Daten von WNA)

Wer hat die größten Uran-Reserven?

Die Probleme mit den Lieferketten in Putins Einflussbereich werden auch nicht kleiner: Die größten Reserven, also Vorkommen, die mit heutigen Technologien wirtschaftlich ausbeutbar sind, liegen in Kasachstan. 344.000 Tonnen vermuten die Experten der BGR in dem asiatischen Land. Danach kommt Kanada mit 259 Kilotonnen und Südafrika mit 156 Kilotonnen.

Atomkraftwerke in der Ukraine

Atomkraftwerke in der Ukraine
Atomkraftwerke in der Ukraine. (Bild: World Nuclear Association)

Kritische Rohstoffe: Der große Überblick

Salzsee Salar de Uyuni -
Salar de Uyuni (Bild: Gerd Mischler)

Sie wollen alles zum Thema kritische Rohstoffe wissen? In unserem großen Überblick erfahren Sie, welche es gibt, warum sie kritisch sind und welche Industriebranchen sie einsetzen - und bei einem Mangel am stärksten betroffen sind. Plus: Rohstoff-Steckbriefe und ein aktueller Rohstoff-Ticker.

Hier kommen Sie zum großen Überblick "Kritische Rohstoffe"

Risiken im Uranabbau

Klassischer Bergbau: Wird Uran im herkömmlichen Tagebau oder unter Tage abgebaut, entstehen die bekannten Abraumhalden sowie Schlammbecken (Tailings). Sie sind - wie das Gestein - trotz der Extraktion des Urans noch immer stark radioaktiv. Der ebenfalls radioaktive Staub des Abraums wird über den Wind verbreitet. Schlagen die Tailings leck, sind Grundwasser und Flüsse in Gefahr.

Um ein Kilogramm Natururan zu gewinnen, benötigen Förderunternehmen etwa eine Tonne uranerzhaltiges Gestein (bei einem Urangehalt von 0,1 Prozent). Für ein Kilogramm Yellow Cake, den Ausgangsstoff für die Herstellung von Brennelementen, sind rund zwei Kilo Uran nötig. Um aus dem Natururan Yellow Cake zu gewinnen, wird das Uran mithilfe von Säuren abgetrennt. Zurück bleiben die Tailings.

In-Situ-Leaching (ISL): Der Uranabbau durch Bohrlöcher und Auslösung mittels unterschiedlicher Chemikalien produziert ebenfalls radioaktive Flüssigabfälle.

Militärisches Engagement zur Sicherung der Uranversorgung

Für Frankreich ist eine stetige Versorgung mit Uran besonders wichtig. Immerhin gewinnt das Land 70 Prozent seines Stroms durch Atomkraft. Daher war es auch nicht verwunderlich, dass im Jahr 2013 die französischen Forces Spéciales in den Niger abkommandiert wurden, um in der Nähe von Arlit drei Uranbergwerke vor Islamisten zu schützen. Im benachbarten Mali waren die Truppen ebenfalls lange aktiv.

Und die Bedrohung war durchaus real: 2010 wurden vier Franzosen von der Al-Kaida-Splittergruppe im Maghreb entführt - alle beschäftigt beim Staatskonzern Areva (jetzt Orano) und dem Baukonzern Vinci.

Im Juni 2021 beendete Präsident Emmanuel Macron die französische Militärpräsenz in der Sahelzone nach einem Putsch in Mali. Die 5.100 Soldaten sollen abgezogen werden. Eine neue Strategie sieht allerdings die Fortführung des Anti-Terror-Kampfs vor, nur in Kooperation mit anderen Ländern und Streitkräften.

Immer informiert mit den Newsletter von TECHNIK+EINKAUF

Hat Ihnen gefallen, was Sie gerade gelesen haben? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter. Zwei Mal pro Woche halten wir Sie auf dem Laufenden über Neuigkeiten, Trends und Wissen rund um den technischen Einkauf - kostenlos!

Newsletter hier bestellen!

Was macht der Uranpreis?

Bis zum Jahr 2007 kletterte der Preis für Uran auf ein Allzeithoch von 130 US-Dollar je Pfund. Nach der Immobilienkrise stürzte der allerdings auf bis zu 30 US-Dollar. Zwar erholte sich der Preis bis 2011 wieder auf etwas über 75 US-Dollar, aber dann kam der Atomunfall von Fukushima und damit der Atomausstieg Deutschlands und Japans. Seitdem pendelt der Preis zwischen 25 und 35 US-Dollar.

Mit dem Ukrainekrieg und angesichts der immer drängenderen Klimadebatte und der Diskussion um Atomkraft als "grüne" Energie, rechnen Experten mit einem steigenden Bedarf und damit weiter steigenden Preisen. Einer größeren Nachfrage steht jedoch ein geringer werdendes Angebot gegenüber, da in den vergangenen Jahren Investitionen in neue Minen nicht lukrativ waren. Zudem wurden während der Corona-Pandemie Minen immer wieder zeitweise geschlossen. Anfang 2024 hat der Uranpreis die Hürde von 100 US-Dollar pro Pfund gerissen - und für Analysten ist damit das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht.

Auch die aktuelle politische Situation in Kasachstan, einem der größten Abbaugebiete von Uran, sorgt für sprunghafte Preissteigerungen am Spotmarkt, obwohl die Lieferverträge in der Regel sehr langfristig sind. Weltweit benötigen die laufenden Reaktoren etwa 64.000 Tonnen Uran pro Jahr (Stand: 2019). Gefördert wurden 2020 jedoch nur 47.731 Tonnen. Die weltweit meisten Atomkraftwerke betreiben die USA mit 95 Stück, das Uran dafür wird zu 99 Prozent importiert, vor allem aus Russland, Kasachstan und Usbekistan. Dahinter folgen Frankreich (56) und China (47) gefolgt von Russland (38) und Japan (33).

Was kostet Uran?

Chart mit dem Preis von Uran pro Pfund in US-Dollar zwischen Januar 2020 und Januar 2024
Uran hat in den Monaten seit Beginn des Ukrainekriegs eine Preisrallye hintelegt. (Bild: TECHNIK+EINKAUF mit Daten von Finanzen.net)
Portrait Dörte Neitzel Redakteurin Technik+Einkauf
(Bild: mi connect)

Die Autorin: Dörte Neitzel

Dörte Neitzel ist Wissens- und Infografik-Junkie vom Dienst. Dinge und Zusammenhänge zu erklären ist ihr Ding, daher beschreibt sie sich selbst auch gern als Erklärbärin mit Hang zur Wirtschaft – was einem lange zurückliegenden VWL-Studium geschuldet ist. Nach einigen Stationen im Fachjournalismus lebt sie dieses Faible bevorzugt auf der Webseite der TECHNIK+EINKAUF aus und taucht besonders gern ab in die Themen Rohstoffe und erneuerbare Energien.

Privat ist Südfrankreich für sie zur zweiten Heimat geworden, alternativ ist sie in der heimischen Werkstatt beim Schleifen, Ölen und Malern alter Möbel zu finden oder in südbayerischen Berg-und-See-Gefilden mit Hund im Gepäck unterwegs.

Die größten Uranproduzenten 2020

  1. KazAtomProm: 13.000 Tonnen
  2. Orano: 4.453 Tonnen
  3. Uranium One: 4.276 Tonnen
  4. CGN: 3.671 Tonnen
  5. Navoi: 3.500 Tonnen
  6. CNNC: 3.333 Tonnen
  7. BHP Billiton: 3.062 Tonnen
  8. ARMZ: 2.846 Tonnen
  9. General Atomic/Quasar: 1.806 Tonnen
  10. b: 1.032 Tonnen

Quelle: World Nuclear Association

Die größten Uranlieferanten 2021

  1. Kazatomprom: 11.858 Tonnen
  2. Orano: 4.541 Tonnen
  3. Uranium One: 4.514 Tonnen
  4. Cameco: 4.397 Tonnen
  5. CGN: 4.112 Tonnen
  6. CNNC: 3.562 Tonnen
  7. Navoi: 3.500 Tonnen
  8. ARMZ: 2.635 Tonnen
  9. General Atomics/Quasar: 2.241 Tonnen
  10. BHP Billiton: 1.922 Tonnen
  11. Energy Asia: 900 Tonnen
  12. Sopamin: 809 Tonnen
  13. Vostgok: 455 Tonnen

Quelle: World Nuclear Association

Die größten Uranproduzenten weltweit 2022

  1. Kazatomprom: 11.373 Tonnen
  2. Cameco: 5.675 Tonnen
  3. Orano: 5.519 Tonnen
  4. CGN: 4.627 Tonnen
  5. Uranium One: 4.454 Tonnen
  6. Navoi: 3.300 Tonnen
  7. CNNC: 3.247 Tonnen
  8. BHP: 2.813 Tonnen
  9. ARMZ: 2.508 Tonnen
  10. General Atomics/Quasar: 1.740 Tonnen

Quelle: World Nuclear Association

Sie möchten gerne weiterlesen?