Atomkraftwerk Gundremmingen

Atomkraftwerk Gundremmingen: Die Atomkraft erlebt in Deutschland kein Revival? Aber wer sind die größten Uranzulieferer weltweit? (Bild: JM Soedher - stock.adobe.com)

Die EU-Kommission hat Atomkraft in ihrer Taxonomieverordnung als grüne Energiequelle eingestuft, da sie im Betrieb CO₂-neutral ist. Damit werden automatisch Investitionen in entsprechende Anlagen als "grün" gelabelt. Zwar stößt die Verordnung vor allem in Deutschland und Österreich auf Widerstand. Andere Länder wie Frankreich oder Polen bauen neue Kernkraftwerke, um sich aus Putins Gasabhängigkeit zu lösen.

Hinzu kommt: Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine kommt der Atomkraft in gewissen politischen Kreisen eine besondere Rolle als sogenannte "Freiheitsenergie" zu. Bekommt dadurch die Förderung von Uran wieder Aufwind?

Drei Länder spielen bei den Förderstätten von Uran die Hauptrollen: Kasachstan, Namibia und Kanada. Die Produktion in diesen Ländern macht laut World Nuclear Association zusammen mehr als zwei Drittel der Weltproduktion aus. Kasachstan hat die meisten und ergiebigsten Minen für das radioaktive Material. Hier werden bis zu 24.000 Tonnen Uran abgebaut. Aus Namibia kamen 2021 rund 5.753 Tonnen, kanadische Minen trugen 4.693 Tonnen bei und aus Australien kamen 4.192 Tonnen. In Europa waren Tschechien und Rumänien bis 2016 noch in der Uranförderung aktiv, haben das aber mittlerweile eingestellt.

Hier liegen die größten Uran-Minen

Die großen Uranunternehmen sind in der Regel international unterwegs. Vor allem Orano ist auf ausländische Minen angewiesen, da es in Frankreich keine Uranförderung gibt. Eine Ausnahme ist das kasachische Unternehmen Kazatomprom. Dessen (größte) Minen liegen im eigenen Land.

Auf deutschem Gebiet gab es von 1946 bis 1190 mehrere Uranabbaugebiete. Zwischenzeitlich war die Wismut AG (ab 1954 SDAG Wismut) sogar der weltweit viertgrößte Produzent von Uran. Gefördert und aufbereitet wurde das uranhaltige Gestein in Sachsen und Thüringen. Es war für den Export in die damalige Sowjetunion bestimmt.

Das staatliche Nachfolgeunternehmen Wismut GmbH saniert und rekultiviert nun die ehemaligen Abbauregionen. Die Kosten dafür gibt das Bundesministerium für Wirtschaft mit insgesamt acht Milliarden Euro an. Die Kernsanierung soll bis 2028 an allen Standorten abgeschlossen sein, der Bergbausanierer rechnet jedoch in den kommenden 30 Jahren mit weiteren Kosten von rund 2,1 Milliarden Euro für die Altlasten. So müsse an fast allen Standorten noch jahrzehntelang belastetes Wasser gesammelt und gereinigt werden.

Platz 10: BHP

Blick von einem Förderturm auf ein Werk
Auch BHP Billiton fördert Uran und liegt 2021 auf dem zehnten Platz unter den größten Uran-Unternehmen. (Bild: BHP)

Die BHP Group (kurz BHP, bis 2018 auch BHP Billiton) ist ein australisches Rohstoff- und Bergbauunternehmen mit Sitz in Melbourne. Es baut Industriemetalle, vor allem Eisenerz und Kupfer, ab und fördert Erdöl, Erdgas und Kohle. BHP ist der größte Industriekonzern Australiens und einer der größten Bergbaukonzerne der Welt. Das Unternehmen rutscht mit nur noch 1.922 Tonnen Uran auf den zehnten Platz der größten Uranförderer.

Das Unternehmen entstand ursprünglich aus der Fusion von BHP und Billiton im Jahr 2001. Seinen Ursprung hatte Billiton im Zinnabbau, expandierte aber später in den Bauxitabbau. Die ersten Minen entstanden auf der indonesischen INsel Belitung (Billiton).  BHP (Broken Hill Proprietary Company Limited) gründete sich 1883 für den Abbau von Silber, Blei und Zink in Australien.

2015 gründetet BHP das Tochterunternehmen South32 für die Bereiche Aluminium, Silber, Blei Zink, Mangan und Nickel sowie Steinkohle. Das Kerngeschäft Eisenerz, Kohle, Edöl, Kali und Kupfer verblieb im Mutterunternehmen. Grund waren die damals geringen Rohstoffpreise. Seit 2017 heißt das Unternehmen BHP Group Limited.

Platz 9: General Atomics

Kampfdrohne
Mit General Atomics ist auch ein US-Unternehmen im Ranking der größten Uranproduzenten vertreten. (Bild: General Atomics)

Das US-amerikanische Energie- und Rüstungsunternehmen General Atomics hat seinen Sitz im kalifornischen San Diego. Es ist vor allem auf den Feldern Rüstung und Kernenergie aktiv. 2.241 Tonnen Uran produziert es selbst. Trotz der gestiegenen Produktion hält es einen konstanten neunten Platz im Ranking der größten Uranproduzenten.

Gegründet wurde General Atomics 1955 als Kernenergie-Sparte von General Dynamics. Zwischendurch war Shell an dem Unternehmen beteiligt. General Atomics hat Graphit-Hochtemperaturreaktoren entwickelt und heliumgekühlte Kernreaktoren.

Platz 8: ARMZ

Bohrvorrichtung
ARMZ liegt auf dem achten Platz unter den größten Uranproduzenten. (Bild: ARMZ)

Atomredmetzoloto ist ein russischer, staatlicher Uranbergbaukonzern. 1,1 Prozent des Unternehmens ist im direkten Besitz der Rosatom, 84,5 Prozent der Unternehmensanteile gehören Atomenergoprom, weitere 14,3 Prozent sind im Besitz von TWEL. 2.635 Tonnen Uran stellte das Unternehmen 2021 her.

Platz 7: Navoi

Tagebau aus der Vogelperspektive
Navoi aus Usbekistan liegt auf dem siebten Platz. (Bild: 169169 - adobe.stock.com)

Navoi Mining and Metallurgy Combinat (NMMC) ist ein staatliches Uran-Unternehmen in Usbekistan. Neben Uran (3.500 Tonnen in 2021) fördert und verarbeitet es Gold, Silber, Phosphorite. Die wichtigsten Erzlagerstätten des Unternehmens befinden sich in der Kyzyl-Kum-Wüste. Das Unternehmen will eine Eurobond-Anleihe aufnehmen und an die Börse gehen.

NMA wurde 1958 in Uchkuduk für den Uranabbau im Tagebau und im Untertagebau auf der Basis der Lagerstätte Uchkuduk gegründet. Die Haupttätigkeiten von NMA sind derzeit wie folgt:

  • Uranabbau und -verarbeitung durch In-situ-Laugung
  • Abbau und Verarbeitung von Golderz der Kokpatas-Lagerstätte
  • Herstellung von Schwefelsäure
  • Herstellung von Marmorwaren auf der Grundlage des Bergwerks "Novy"

Platz 6: CNNC

Tagebau aus der Vogelperspektive
CNNC, ebenfalls aus China, ist der sechstgrößte Uranförderer. (Bild: evgenii_v - adobe.stock.com)

Die China National Nuclear Corporation, der größte Betreiber von Kernkraftwerken in der Volksrepublik China und Förderer und Produzent von Uran. Im Jahr 2021 waren das 3.562 Tonnen. Mit der leicht gestiegenen Produktionsmenge bleibt CNNC auf dem sechsten Rang unter den größten Uranherstellern. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich im Pekinger Stadtbezirk Xicheng.

2003 wurden die CNNC zusammen mit anderen Staatsbetrieben in zentral verwaltete Unternehmen umgewandelt, die nicht mehr den zuständigen Ministerien, sondern der Kommission zur Kontrolle und Verwaltung des Staatsvermögens unterstellt waren. 2007 gab es eine eher marktwirtschaftliche Orientierung. Im Zuge dessen wurde CNNC in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt, eine ähnliche Rechtsform wie die deutsche GmbH. Das führte jedoch zu einem ernsthaften Korruptionsproblem.

Platz 5: CGN

Vorstand von CGN auf einer Bühne
Das chinesische Unternehmen CGN liegt auf dem fünften Platz. (Bild: CGN)

Die China General Nuclear Power Group (CGN) ist ein chinesischer Kraftwerksbetreiber und der fünftgrößte Uranproduzent der Welt mit 4.112 Tonnen im Jahr 2021. Früher hieß das Unternehmen China Guangdong Nuclear Power Group. Der Namenswechsel wurde eingeleitet, um das Unternehmen auch außerhalb der Provinz Guangdong sichtbar zu machen. Seit Dezember 2014 ist CGN an der Börse Hongkong gelistet.

CGN betreibt die Kernkraftwerke Daya Wan, Ling’ao, Hongyanhe und Ningde. Fünf weitere Kraftwerke befinden sich im Bau, zwei weitere sind geplant. Daneben erzeugt der Betreiber auch Energie aus Windkraft, Solar und Wasserkraft. Im Dezember 2014 kündigte das Unternehmen an, drei Windparks in Großbritannien mit einer Gesamtkapazität von 73 MW von der französischen EdF für rund 100 Millionen britische Pfund zu kaufen.

Platz 4: Cameco

Yellow Cake vor der Verladung in einer Tonne
Cameco liegt auf dem vierten Platz unter den größten Uranherstellern. (Bild: Cameco)

Die Cameco Corp ist mit 4.397 Tonnen Uran der viertgrößte Förderer des radiokativen Rohstoffs.

Das kanadische Unternehmen mit Sitz in Saskatoon, Saskatchewan entstand 1988 aus der Fusion von Eldorado Mining and Refining Limited (später bekannt als Eldorado Nuclear) und der Saskatchewan Mining Development Corporation (SMDC). Cameco betreibt allein oder gemeinsam mit anderen Unternehmen mehrere Uranminen in Saskatchewan sowie eine Urananreicherungsraffinerie und eine Uranumwandlungsanlage in Ontario.

Platz 3: Uranium One

Mann mit Kamera vor einem See in einem früheren Tagebau
Uranium One liegt auf Platz drei unter den größten Uranproduzenten. (Bild: Pierre - adobe.stock.com)

Uranium One ist eine Uran- und Metallbergbaugesellschaft mit Sitz in Toronto, Kanada. Sie ist ein Tochterunternehmen der Uranium One Holding N.V. ist, die wiederum eine Tochtergesellschaft des russischen Staatskonzerns Rosatom ist. Letztendlich ist Uranium One mittlerweile also Russland-basiert. 4.276 Tonnen Uran sorgen für Platz drei im Ranking der größten Uranhersteller für Uranium One.

Uran baute das Unternehmen in Kanada, Südafrika, Australien, Kasachstan und den USA ab. Bis ins Jahr 2013 kontrollierte Uranium One sogar 20 Prozent des Uranabbaus in den USA. Zwischen 2009 und 2013 wurde das Bergbauunternehmen schrittweise vom russischen Staatsunternehmen Rosatom übernommen. Die Übernahme wurde durch das Committee on Foreign Investment in the United States (CFIUS) unter maßgeblicher Beteiligung des von Hillary Clinton geführten US-Außenministeriums und unter Federführung des Finanzministeriums genehmigt. Der Deal machte Rosatom zu einem der größten Uranproduzenten der Welt. In den USA wurde die Übernahme daher sehr kritisch als Ausverkauf der US-Uranförderung gesehen.

Das FBI stellte Untersuchungen an und wies im Zusammenhang mit der Übernahme ab 2009 Korruption nach. Bestechungsgelder in Höhe von rund zwei Millionen Dollar flossen mit dem Einverständnis hochrangiger Offizieller in Russland.

Platz 2: Orano

Uranabbau in der Wüste
Orano ist die Nummer zwei unter den Uranförderunternehmen. (Bild: C.-Amankulov-Janarbek-Aman - Orano)

Die Orano-Gruppe mit Sitz in Paris ist ein staatlicher Industriekonzern, der in der Herstellung und dem Vertrieb von kerntechnischen Anlagen und Kernbrennstoffen tätig ist. Das Unternehmen ging aus der ehemals börsennotierten Areva-Gruppe hervor. Der Konzern befindet sich mehrheitlich im Besitz des französischen Staates. 4.541 Tonnen Uran förderte Orano 2021. Auch die Wiederaufbereitungsanlage La Hague ist unter der Ägide von Orano. Der Bergbau findet in Namibia, Niger und Südafrika statt.

Aufgrund hoher Verluste bei verschiedenen Projekten wurde der ehemalige Areva-Konzern ab 2017 restrukturiert und vom französischen Staat mit 2,5 Milliarden Euro subventioniert. Dabei übernahm Energies de France (EdF) zum Jahreswechsel ab 2018 75,5 Prozent des ehemaligen Reaktorgeschäfts, das zuvor unter dem Namen Areva NP ausgelagert worden war. Es firmiert unter dem Namen Framatome.

Die restlichen 25 Prozent wurden in eine neue Gesellschaft überführt, die seit Januar 2018 den Namen Orano unterwegs ist. Areva ist für die Abwicklung der verbliebenen Altprojekte zuständig.

Platz 1: KazAtomProm

Mann mit Maske neben Stahltonnen
Der größte Uranhersteller ist Kazatomprom (Bild: Kazatomprom)

Unangefochtene Nummer eins ist das kasachische Unternehmen Kazatomprom mit 11.858 Tonnen Uran. Im Jahr zuvor waren es sogar mehr als 13.000 Tonnen - das waren knapp ein Viertel der Weltproduktion des radioaktiven Rohstoffs. Neben Uran fördert das Unternehmen auch Tantal und Beryllium.

NAC Kazatomprom JSC ist der nationale Betreiber der Republik Kasachstan für die Ein- und Ausfuhr von Uran, seltenen Metallen und Kernbrennstoffen für Kernkraftwerke. Seit 2009 ist Kasachstan weltweit führend im Abbau von Natururan, und Kazatomprom hat vorrangige Rechte an den umfangreichen Reserven des Landes.

Der Umfang reicht von der geologischen Erkundung über den Uranabbau und die Produktion des Kernbrennstoffkreislaufs bis hin zur wissenschaftlichen Forschung und Entwicklung von Technologien.

Wie wird Uran abgebaut?

Im Uranbergbau gibt es drei Methoden der Gewinnung:

  • In situ Auslaugung,
  • offener Tagebau und
  • Untertage-Minen.


Die In-situ-Methode ist mittlerweile führend mit 55 Prozent (26.400 Tonnen), gefolgt von Tagebau und Untergrund-Minen mit 38 Prozent (18.000 Tonnen). Nur ein kleiner Teil (3.300 Tonnen) wird als Beiprodukt beim Abbau anderer mineralischer Metalle wie Kupfer oder Phosphate.

Konventionelle Minen haben eine Mühle, die die Gesteinsbrocken zermahlt. Anschließend wird das Uranoxid mittels Schwefelsäure herausgelöst. In situ Leaching (ISL) ist eine Abbaumethode, bei der Rohstoffe durch Bohrlöcher gewonnen werden. Normalerweise feste Mineralien werden nicht mit Gesteinen an die Oberfläche gebracht und dort verarbeitet, sondern durch die Laugung aufgelöst. Die mineralhaltige Lösung wird dann wie im konventionellen Bergbau aufbereitet, das heißt, die Rohstoffe werden wieder separiert.

Unterschiedliche Länder nutzen unterschiedliche Lösungen: So ist in australischen ISL-Minen Wasserstoffperoxid neben Schwefelsäure als Lösung gang und gäbe. In kasachischen Minen bevorzugt man hohe Säurekonzentrationen und in den USA sind alkalische Lösungen bevorzugt. Abhängig ist die Wahl häufig auch vom vorhandenen Gestein.

Hohe Abhängigkeit beim Import von Uran

Oft heißt es - vor allem aus Frankreich - Atomkraft sei eine "Freiheitsenergie", die unabhängig von Putin mache. Doch dem ist nicht so: Deutschland und Europa sind auch bei der Kernkraft abhängig von Rohstoffimporten aus Russland und Kasachstan. Rund 40 Prozent des von der EU importieren Urans stammen aus den beiden Ländern. In Osteuropa sind 18 Atomkraftwerke zu 100 Prozent abhängig von russischen Lieferungen.

Aktuell ist das aufgrund der Sanktionen gegen Russland besonders kritisch. Denn auch, nachdem sich der Nuklearkonzern Rosatom das ukrainische Kernkraftwerk Saporischschja nun formal einverleibt hat, bleibt das ohne (Sanktions-)Konsequenzen. Die russische Atomindustrie exportiert also weiterhin Uran im Wert von rund 455 Millionen Euro pro Jahr in die EU. Weitere 245 Millionen Euro kommen durch Importe aus Kasachstan hinzu.

Bei dem aktuellen Sanktionspaket der EU stimmten unter anderem Deutschland, Irland, Lettland, Estland, Litauen und Polen für die Sanktionierung von Rosatom & Co. Während sich Frankreich und zahlreiche osteuropäische Staaten dagegen aussprachen. Besonders Bulgarien und Ungarn sperren sich gegen Atomsanktionen. „Den Atomhandel zu ignorieren, hinterlässt ein Loch in den EU-Sanktionen, das so groß ist, dass man einen Panzer hindurchfahren könnte“, zitiert der Tagesspiegel Ariadna Rodrigo von Greenpeace Europe.

Derweil haben einzelne Länder und Unternehmen aber bereits Projekte oder Lieferungen beendet. So gab der schwedische Energieversorger Vattenfall bekannt, dass er keinen russischen Kernbrennstoff mehr einsetzen werde. Auch Finnland erklärte ein gemeinsames Projekt mit Russland zum Bau eines Kraftwerks in Fennovoima für beendet.

Diagramme und Karten zum Uranabbau in Europa und weltweit
(Bild: Uranatlas 2022)

Wer hat die größten Uran-Reserven?

Die Probleme mit den Lieferketten in Putins Einflussbereich werden auch nicht kleiner: Die größten Reserven, also Vorkommen, die mit heutigen Technologien wirtschaftlich ausbeutbar sind, liegen in Kasachstan. 344.000 Tonnen vermuten die Experten der BGR in dem asiatischen Land. Danach kommt Kanada mit 259 Kilotonnen und Südafrika mit 156 Kilotonnen.

Atomkraftwerke in der Ukraine

Atomkraftwerke in der Ukraine
Atomkraftwerke in der Ukraine. (Bild: World Nuclear Association)

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(Bild: Gerd Mischler)

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Risiken im Uranabbau

Klassischer Bergbau: Wird Uran im herkömmlichen Tagebau oder unter Tage abgebaut, entstehen die bekannten Abraumhalden sowie Schlammbecken (Tailings). Sie sind - wie das Gestein - trotz der Extraktion des Urans noch immer stark radioaktiv. Der ebenfalls radioaktive Staub des Abraums wird über den Wind verbreitet. Schlagen die Tailings leck, sind Grundwasser und Flüsse in Gefahr.

Um ein Kilogramm Natururan zu gewinnen, benötigen Förderunternehmen etwa eine Tonne uranerzhaltiges Gestein (bei einem Urangehalt von 0,1 Prozent). Für ein Kilogramm Yellow Cake, den Ausgangsstoff für die Herstellung von Brennelementen, sind rund zwei Kilo Uran nötig. Um aus dem Natururan Yellow Cake zu gewinnen, wird das Uran mithilfe von Säuren abgetrennt. Zurück bleiben die Tailings.

In-Situ-Leaching (ISL): Der Uranabbau durch Bohrlöcher und Auslösung mittels unterschiedlicher Chemikalien produziert ebenfalls radioaktive Flüssigabfälle.

Militärisches Engagement zur Sicherung der Uranversorgung

Für Frankreich ist eine stetige Versorgung mit Uran besonders wichtig. Immerhin gewinnt das Land 70 Prozent seines Stroms durch Atomkraft. Daher war es auch nicht verwunderlich, dass im Jahr 2013 die französischen Forces Spéciales in den Niger abkommandiert wurden, um in der Nähe von Arlit drei Uranbergwerke vor Islamisten zu schützen. Im benachbarten Mali waren die Truppen ebenfalls lange aktiv.

Und die Bedrohung war durchaus real: 2010 wurden vier Franzosen von der Al-Kaida-Splittergruppe im Maghreb entführt - alle beschäftigt beim Staatskonzern Areva (jetzt Orano) und dem Baukonzern Vinci.

Im Juni 2021 beendete Präsident Emmanuel Macron die französische Militärpräsenz in der Sahelzone nach einem Putsch in Mali. Die 5.100 Soldaten sollen abgezogen werden. Eine neue Strategie sieht allerdings die Fortführung des Anti-Terror-Kampfs vor, nur in Kooperation mit anderen Ländern und Streitkräften.

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Was macht der Uranpreis?

Bis zum Jahr 2007 kletterte der Preis für Uran auf ein Allzeithoch von 130 US-Dollar je Pfund. Nach der Immobilienkrise stürzte der allerdings auf bis zu 30 US-Dollar. Zwar erholte sich der Preis bis 2011 wieder auf etwas über 75 US-Dollar, aber dann kam der Atomunfall von Fukushima und damit der Atomausstieg Deutschlands und Japans. Seitdem pendelt der Preis zwischen 25 und 35 US-Dollar.

Ende 2021 stieg der Preis kurzfristig über 50 US-Dollar, aktuell liegt er bei 45 US-Dollar (6. Januar 2022). Angesichts der immer drängenderen Klimadebatte und der Diskussion um Atomkraft als "grüne" Energie, rechnen Experten mit einem steigenden Bedarf und damit weiter steigenden Preisen. Einer größeren Nachfrage steht jedoch ein geringer werdendes Angebot gegenüber, da in den vergangenen Jahren Investitionen in neue Minen nicht lukrativ waren. Zudem wurden während der Corona-Pandemie Minen immer wieder zeitweise geschlossen.

Auch die aktuelle politische Situation in Kasachstan, einem der größten Abbaugebiete von Uran, sorgt für sprunghafte Preissteigerungen am Spotmarkt, obwohl die Lieferverträge in der Regel sehr langfristig sind. Weltweit benötigen die laufenden Reaktoren etwa 64.000 Tonnen Uran pro Jahr (Stand: 2019). Gefördert wurden 2020 jedoch nur 47.731 Tonnen. Die weltweit meisten Atomkraftwerke betreiben die USA mit 95 Stück, das Uran dafür wird zu 99 Prozent importiert, vor allem aus Russland, Kasachstan und Usbekistan. Dahinter folgen Frankreich (56) und China (47) gefolgt von Russland (38) und Japan (33).

Was kostet Uran?

Die größten Uranproduzenten 2020

  1. KazAtomProm: 13.000 Tonnen
  2. Orano: 4.453 Tonnen
  3. Uranium One: 4.276 Tonnen
  4. CGN: 3.671 Tonnen
  5. Navoi: 3.500 Tonnen
  6. CNNC: 3.333 Tonnen
  7. BHP Billiton: 3.062 Tonnen
  8. ARMZ: 2.846 Tonnen
  9. General Atomic/Quasar: 1.806 Tonnen
  10. Sopamin: 1.032 Tonnen

Quelle: World Nuclear Association

Die größten Uranlieferanten 2021

  1. Kazatomprom: 11.858 Tonnen
  2. Orano: 4.541 Tonnen
  3. Uranium One: 4.514 Tonnen
  4. Cameco: 4.397 Tonnen
  5. CGN: 4.112 Tonnen
  6. CNNC: 3.562 Tonnen
  7. Navoi: 3.500 Tonnen
  8. ARMZ: 2.635 Tonnen
  9. General Atomics/Quasar: 2.241 Tonnen
  10. BHP Billiton: 1.922 Tonnen
  11. Energy Asia: 900 Tonnen
  12. Sopamin: 809 Tonnen
  13. Vostgok: 455 Tonnen

Quelle: World Nuclear Association

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