Schweine werden fett, wenn sie Antimon fressen. Das fand einer Legende aus dem 16. Jahrhundert zufolge ein Mönch heraus. Um seinen Mitbrüdern nach der Fastenzeit etwas Gutes zu tun, mischte er das Schwermetall heimlich unter ihre Speisen. Die Brüder reagierten auf das Element jedoch anders als erhofft. Sie starben.
Der Name „Antimon“ leitet sich daher vom französischen „anti moine“ ab. Auf Neudeutsch: „Mönchskiller“. Diese Anekdote erzählt der britische Schriftsteller und Gelehrte Samuel Johnson in seinem A Dictionary of the English Language aus dem Jahr 1755 – dem ersten Wörterbuch der englischen Sprache.
Alchemisten erzeugten mit Antimon Gold
Lange bevor der Mönch seine Mitbrüder mit dem Schwermetall mit dem chemischen Symbol „Sb“ und der Ordnungszahl 51 vergiftete, schieden Alchemisten mit Hilfe von Antimon Gold von Silber. Sie mischten das silberweißglänzende Metall einer flüssigen Gold-Silber-Legierung bei. Am Boden des Tiegels bildete sich daraufhin ein Amalgam aus Gold und Antimon. Erhitzten sie dieses verbrannte das Antimon zu Antimontrioxid. Zurückblieb reines Gold. Die Alchemisten nannten Antimon daher den „letzten Richter“.
Unverzichtbarer Rohstoff für Streichholzhersteller
Antimon ist ein Halbmetall, das aufgrund seiner groben kristallinen Struktur leicht zerblättert. Weil es extrem spröde ist, lässt sich das Element weder walzen noch ausziehen oder prägen. Seine elektrische Leitfähig ist kaum vorhanden. Antimon korrodiert nicht, löst sich aber in heißen Mineralsäuren auf. Wie Bismut dehnt es sich aus, wenn es erstarrt.
Wird es durch Elektrolyse hergestellt, entsteht explosives Antimon. Dieses schlägt Funken und glüht explosionsartig auf, wenn es nur leicht angeritzt wird. Streichholzhersteller machen sich diese Eigenschaft in den roten Zündköpfen ihrer Produkte zu nutze.
Kein PC- und TV-Gehäuse ohne Antimon
Kaum zu glauben, dass die chemische Industrie mit anderen Aggregaten des gleichen Metalls aufgrund seiner geringen thermischen Leitfähigkeit Flammschutzmittel herstellt. Diese verarbeiten Automobilzulieferer in den Bezügen von Autositzen. Kunststoffhersteller mischen sie Werkstoffen bei, mit denen Gehäuse für Fernseher und Computer sowie die Ummantelungen elektrischer Kabel produziert werden. Etwa die Hälfte des weltweit angebotenen Antimons verarbeitet die chemische Industrie zu solchen Brandhemmern.
Jäger gehen mit Antimon auf die Pirsch
Daneben wird Antimon vor allem mit Blei und Zinn legiert. Die Legierungen sind härter als ihre Ausgangsstoffe und kommen in Blei-Säure-Batterien für Autos sowie Kabelummantelungen, Rohren und Blechen aber auch im Schrot für Jagdflinten zum Einsatz. Da sich das Metall ausdehnt, wenn es aushärtet stellen Gießereien mit ihm auch Formen für den Präzisionsguss her.
Die chemische Industrie verbessert mit Antimonoxid die Wärme- und Lichtstabilität von Polyvinylchlorid. Hersteller von Lacken und Farben steigern mit Natriumantimonat und Antimontrioxid die Deckkraft von Glasuren. Sie produzieren mit dem Rohstoff auch Tarnanstriche. Antimon absorbiert Infrarot-Strahlung.
Ohne Antimon kein Home Entertainment
Hersteller von LCD-Displays und Plasmabildschirmen setzen auf Antimon-Zinn-Oxid, da dieses gleichzeitig transparent und elektrisch leitfähig ist. In DVDs und Blue-Ray-Discs sorgen Verbindungen aus Antimon, Germanium und Tellur dafür, dass die Speichermedien sich wieder beschreiben lassen. Die Werkstoffe lassen sich dazu durch Laser-Pulse von einem amorphen in einen kristallinen Zustand schalten.
Ärzte bekämpfen mit antimonhaltigen Präparaten tropische Krankheiten wie Leishmaniose, Bilharziose und Schlafkrankheit.
China beherrscht den Weltmarkt für Antimon
Über 71 Prozent des für diese Zwecke verarbeiteten Antimons stammt aus China. Dieses lieferte dem US-Geological Survey (USGS) zufolge 2018 ganze 100.000 der auf dem Weltmarkt angebotenen 140.000 Tonnen des Rohstoffs. Größter Anbieter von Antimon sind dementsprechend die Staatsunternehmen der Volksrepublik.
Weitere je zehn Prozent des globalen Angebots steuern Russland und Tadschikistan bei. Die tadschikische Aznob Mining and Milling Inc. ist auf dem Weltmarkt der zweitgrößte Lieferant des Schwermetalls nach dem chinesischen Staat. In der tadschikischen Dzhizhikrutsky-Mine lagern mit 150.000 Tonnen zehn Prozent der globalen Antimonreserven. Australien steuert mit 3.100 Tonnen weitere 2,2 Prozent zum globalen Angebot an dem Halbmetall bei, Bolivien mit 2.700 Tonnen gut 1,9 Prozent. Damit belegen sie Platz vier und fünf unter den größten Förderstaaten.
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Vom Harz bis nach Bolivien – Antimon findet sich an vielen Orten
Trotz der großen Marktkonzentration finden sich Antimonlagerstätten überall auf der Welt. Über die bedeutendsten Vorkommen verfügt China. Dort lagern 480.000 Tonnen Antimon. Das entspricht laut USGS 32 Prozent der globalen Reserven in Höhe von 1,5 Millionen Tonnen. Russland kann auf 350.000 Tonnen oder 23 Prozent der weltweiten Reserven zugreifen.
In Bolivien lagern 310.000 Tonnen Antimon oder 20,6 Prozent der globalen Vorkommen. Tadjikistan steuert weitere zehn Prozent, Australien 9,3 Prozent zu den weltweiten Reserven des Rohstoffs bei. Antimon findet sich aber auch in Südafrika, Mexiko, Südtirol, dem Schwarz- und Oden- sowie Oberpfälzer Wald, im Fichtelgebirge sowie in Sankt Andreasberg im Harz und Bieber im Spessart.
Antimon ist knapp, aber nicht unersetzlich
Antimon lässt sich zwar außer aus den Legierungen in Blei-Säure-Batterien nicht recyceln. Allerdings können Verarbeiter das Metall in Brandschutzmitteln durch Aluminiumhydroxid ersetzen. Hersteller von Farben und Lacken können statt Antimon Chrom, Titan und Zink verwenden. Für die Legierungen in Blei-Säure-Batterien stehen Kalzium, Kupfer, Selen, Schwefel und Zinn als alternative Rohstoffe zur Verfügung.
Einkauf Rohstoff Antimon
Beschreibung |
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Verwendung |
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Größte Förderländer von Antimon | - |
Größte Antimon-fördernde Unternehmen | - |
Vorhandene Reserven | 1,5 Millionen Tonnen |
Globaler Abbau von Antimon im Jahr 2018 |
140.000 Tonnen |
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