
Chrom ist ein Stahlveredler der besonderen Sorte. (Bild: Kittiphan - stock.adobe.com)
Ein Mercedes-Stern in Grauguss? Unvorstellbar! Ähnlich undenkbar wäre es, wenn Jaguar über die Kühlergrills seiner Sportwägen eine springende Raubkatze in schwarzem Kunststoff statt verchromten Edelstahl montieren würde. Da Chrom auch Zierleisten und die Einfassungen von Armaturenbrettern in kühler Eleganz erstrahlen lässt, geben selbst Fahrer von Mittelklasse-Pkw oft vierstellige Beträge für Chrompakete als Sonderausstattung für ihre Fahrzeuge aus.
90 Prozent des Rohstoffs Chrom gehen in Legierungen
Nicht nur dekorative Funktion hat das Element dagegen in der Stahlindustrie. Diese verarbeitet nach Angaben der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover gut 90 Prozent des weltweit gewonnenen Chroms zu Legierungen, um höchst verschleißfeste und hitzebeständige Edelstähle herzustellen. Etwa ein Viertel dieser Stähle verarbeiten Maschinenbaubetriebe, 13 Prozent die Bauindustrie und zehn Prozent davon die Automobilproduzenten dann weiter.
Die Automobilindustrie nutzt Chrom jedoch auch direkt – etwa für die Hartverchromung von Aluminiumzylindern im Motorenbau, oder um in Katalysatoren chemische Prozesse zu beschleunigen. Geringe Mengen des Elements finden zudem in der chemischen Industrie Verwendung, die damit Farbpigmente herstellt, sowie in der Lederverarbeitung. Dort ist Chromgerbung das wichtigste Verfahren, um Häute haltbar zu machen.
Chrom als Rohstoff in der Stahlproduktion nicht zu ersetzen
In der Metallverarbeitung lässt sich Chrom durch keinen anderen Rohstoff ersetzen! Die Europäische Kommission hat das Element daher auf die Liste der für die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie bedeutendsten Rohstoffe gesetzt. Dabei sind es weniger die weltweiten Chromvorkommen, die Unternehmen in Europa Probleme bereiten könnten, als vielmehr die Konzentration dieser Lagerstätten auf einige wenige Staaten.
Insgesamt reichen die vorhandenen Chromvorkommen nach BGR-Berechnungen noch gut 440 Jahre. Vorausgesetzt, Minenbetreiber bleiben bei ihrer aktuellen Jahresförderung von rund 27 Millionen Tonnen Chrom im Jahr.
Genau das hält die BGR jedoch für fraglich, sollten Volkswirtschaften in Boomregionen wie Asien auch künftig mit den gleichen Wachstumsraten zulegen, wie bisher. Bis 2025 erwartet die BGR daher einen Anstieg des globalen Verbrauchs von Chrom um bis zu 66 Prozent.
Geringe Recycling-Quote des Rohstoffs Chrom
Da derzeit nur 13 Prozent des weltweit verarbeiteten Chroms durch Recycling von Eisen- und Stahlschrott gewonnen werden und Staaten wie Russland, Indien oder China die Ausfuhr des Schrotts einschränken, wird die Versorgung der Weltwirtschaft mit Chrom künftig noch mehr von der wirtschaftlichen und politischen Stabilität in jenen Ländern abhängen, in denen sich die größten Lagerstätten des Elements finden.
Die Anzahl dieser Staaten ist überschaubar: So verfügt Kasachstan nach Angaben der BGR über 46 Prozent der weltweiten Vorkommen. In Südafrika lagern weitere 42 Prozent des Rohstoffs Chrom, in Indien gut elf Prozent. Weitere kleinere Vorkommen finden sich in der Türkei, Finnland, Simbabwe, Pakistan, Oman, Brasilien und den USA. Auch am Südpol haben Geologen Chrom entdeckt. Die dortigen Lagerstätten, lassen sich aufgrund der extremen Witterung sowie der wochenlangen Dunkelheit im Winter bislang jedoch nicht rentabel ausbeuten.
Kritische Konzentration auf wenige Anbieter
Somit wird die marktbeherrschende Stellung Südafrikas, Kasachstans und Indiens sowie der Unternehmen, die dort Chrom gewinnen, wohl erhalten bleiben. Gut die Hälfte des Weltmarkts kontrollieren die sechs größten Anbieter des Elements, so die BGR. Allein die drei größten Chromförderer – die britische Eurasian Natural Ressources Corporation, die ebenfalls britische Kermas Group und Xstrata aus der Schweiz – bringen es auf 38,4 Prozent des Marktvolumens.
Deutsche Unternehmen dagegen spielen bei der weltweiten Chromförderung mit wenigen Ausnahmen kaum eine Rolle. So fördert die Cronimet Ferrolegierungen GmbH aus Karlsruhe in der Grube Thaba in Südafrika Chrom und ist in Indien mehrheitlich an dem Hersteller von Ferro-Chrom Ferro Alloys (India) Ltd. beteiligt. Die ELG Haniel Gruppe hat sich am viertgrößten Ferrochromproduzenten der Welt, der südafrikanischen Hernic Ferrochrome (Pty) beteiligt. Am Land am Kap betreibt schließlich auch der Kölner Chemiekonzern Lanxess in Rustenburg eine Chromgrube.
Zusammenfassung Rohstoff Chrom | |
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Beschreibung: | · chemisches Element ‚Cr‘ mit der Ordnungszahl 24 · silberweißes, korrosionsbeständiges, gut verformbares und trotzdem hartes, hochschmelzendes Metall |
Verwendung: | zu über 90 Prozent als Legierung zur Veredelung von Stählen, Farbenherstellung, Lederverarbeitung |
Größte Förderländer: | ·Süfafrika (55,5%) ·Kasachstan (14,1%) ·Indien (13%) |
Größte chromfördernde Unternehmen (mit Anteil an der weltweiten Chromförderung) | · Eurasian Natural Resources Corp Plc, Großbritannien (17,8%) · Kermas Group Ltd., Großbritannien (12,8%) · Xstrata Plc, Schweiz (7,8%) · Republik Indien, Indien (5%) · Tata Steel Ltd., Indien (3,4%) |
Vorhandene Reserven*: | 480 Mio. Tonnen |
Vorhandene Ressourcen**: | 12.000 Mio. Tonnen |
Statistische Reichweite der Reserven: | 18 Jahre |
Statistische Reichweite der Ressourcen: | 444 Jahre |
Recyclingquote: | 13% |
Substituierbarkeit: | Der Rohstoff Chrom ist nicht substituierbar. |
Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe
*Reserven = aktuell bekannte, mit der vorhandenen Technologie rentabel ausbeutbare Vorkommen
**Ressourcen = aktuell bekannte, aber noch nicht rentabel ausbeutbare Vorkommen
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